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Die Katastrophe von Tigray

Mit Äthiopien verbinden viele von uns Sicherheit, Stabilität, Frieden. Ein funktionierender Staat am Horn von Afrika, dessen Regierungschef sogar im Jahr 2018 für sein Handeln in der konfliktbetroffenen Region mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden ist. Dass seit Anfang November 2020 im Norden des Landes ein blutiger Krieg herrscht, der bereits viele unbeteiligte Menschenleben gefordert hat, ist vor diesem Hintergrund nur schwer zu verstehen. Bereits im November 2020 versuchten wir in diesem Blog » einige Hintergründe des Konflikts zu erklären.

Nachdem die Region Tigray wochenlang von der Außenwelt abgeschottet und kein Kontakt in die Region möglich war, melden sich derzeit immer mehr Partner und berichten von katastrophalen Zuständen: Aktuell gibt es in der Region kaum Zugang zu Nahrungsmitteln, denn die Märkte sind leer. Durch die Kämpfe konnten die Menschen ihre eh schon geringe Ernte durch die verheerende Heuschreckenplage des letzten Jahres nicht eintreiben. Geschlossene Banken und der damit eingeschränkte Zugriff auf Bargeld erschweren zudem den Kauf anderer Lebensmittel sowie die allgemeine Versorgung der Region. Die Folgen davon sind erschreckend: Kinder sterben an Mangelernährung und zudem bestimmen Plünderungen und gewalttätige Übergriffe (auch Vergewaltigungen von Frauen) den Alltag der Menschen. Auch die vielen Flüchtlingscamps an der Grenze zu Eritrea sind von den Konflikten betroffen. Nachdem die Versorgung in Richtung Tigray eingeschränkt wurde, fehlt es auch hier an Lebensmitteln, an Wasser und vor allem an Schutz vor Angriffen – an Schutz vor dem Corona-Virus ganz zu schweigen.

Viele der Menschen verbarrikadieren sich in diesen Wochen. Wer jedoch kann, flüchtet in den Sudan, der trotz seiner eigenen Instabilität für viele in diesen Tagen wie das Paradies erscheinen muss. Von Anfang November 2020 bis Mitte Januar 2021 wurden allein im Sudan fast 60.000 geflüchtete Menschen aus Äthiopien registriert. Insgesamt wird geschätzt, dass rund 4,5 Millionen Menschen von dem aktuellen Konflikt in der Tigray-Region betroffen sind und dringend humanitäre Hilfe benötigen.

Auch wenn vereinzelt von einer leichten Verbesserung der Situation gesprochen wird, ist bereits jetzt schon klar: Dieser Krieg wird Narben hinterlassen und die Menschen in der Region vor neue Herausforderungen stellen. Der äthiopischen Kirche, und damit unseren Partnerinnen und Partnern, fällt in dieser Situation eine wichtige Aufgabe zu. Denn ihre neutrale Position in diesem Konflikt ermöglicht ihnen, zwischen den Kriegsparteien zu vermitteln und den Friedensprozess durch Dialog und Versöhnung zu unterstützen.  
 

 

Foto: Caritas Äthiopien
Die Region Tigray im Norden Äthiopiens leidet unter einem schweren Konflikt zwischen der Zentralregierung und Rebellen.

Helfen Sie den Menschen in Tigray!


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