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Kampf gegen Hexenverfolgung

Aberglaube ist ein weit verbreitetes Phänomen in Papua-Neuguinea. Frauen werden noch immer als Hexen verfolgt. Insbesondere wenn sie alleine leben, werden sie verdächtigt, an Missernten, Krankheiten und Tod schuldig zu sein. Die Gewaltverbrechen dieser Art breiten sich in Papua-Neuguinea immer weiter aus. Unschuldige Frauen werden als Hexen stigmatisiert und öffentlich gefoltert. Schwester Lorena kämpft gegen diese Menschenrechtsverletzungen und steht den Opfern zur Seite und versucht mit ihnen gemeinsam ihre Traumata zu bewältigen.

Christina (r.) mit ihrem Sohn Jonathan und ihrer Mutter Martha und Sr. Lorena. Foto: Bettina Flitner / missio
Christina (r.) mit ihrem Sohn Jonathan und ihrer Mutter Martha und Sr. Lorena. Sie ist Überlebende einer „Hexen”-Verbrennung 2012 in der Nähe von Mendi und wohnt nun weit entfernt in Kundiawa, Papua-Neuguinea.

Sie leistet mit anderen Unterstützerinnen und Unterstützern Aufklärungsarbeit, um auf allen gesellschaftlichen Ebenen gegen den Aberglauben zu arbeiten und diesen Praktiken Einhalt zu gebieten. Sie hofft, dass dadurch der Hexenglaube eines Tages in der Gesellschaft nicht mehr existiert. In einem Brief an missio berichtet sie von einigen Erfolgen aber auch neuen Gewalttaten:

In Semin haben wir vor drei Wochen unser erstes Haus der Hoffnung eingeweiht. Die Semin-Gemeinschaft – vor allem die Jugendlichen und die Frauen – haben einen großartigen Einsatz gezeigt. Das Haus der Hoffnung ist ein schönes Buschhaus mit einer Kochgelegenheit und einem Raum für Gespräche. Dieses erste einfache Haus der Hoffnung ist der Heiligen des Sudans Josephine Bakita geweiht. Sie fiel als Kind den Sklavenhändlern in die Hände und ist eine große Inspiration für Frauen, die um ihre Rechte, ihre Individualität, Selbstständigkeit und Integration kämpfen.

Hier in Semin sind alle Opfer des Hexenwahns - Sally, Geneva, Nancy, Jarina, Rose und Pauline, aber auch Zeuginnen, die diese Form von Ungerechtigkeit gesehen haben, und für die es sich zu kämpfen lohnt. Sally wünschte getauft zu werden und kümmert sich um das Haus mithilfe der Gemeinschaft. Gleichzeitig hat ihr die Dorfgemeinschaft als Zeichen der Versöhnung einen schönen Erdnussstrauch gepflanzt. Kleine Schritte, die zeigen wie Unmögliches möglich wird, wenn sich alle gemeinsam für Gerechtigkeit und Rechte einsetzen.

Auch Margrit wurde an Ostern getauft und hatte in der Osternacht unmittelbar vor ihrer Taufe eine neue dramatische Erfahrung. Mitten in der Nacht wollte jemand in ihr Haus einbrechen und schrie: „Du Hexe! Dir wollen wir‘s zeigen“. Unglaublich aber wahr. Ich hatte sie letzte Woche bei mir und versuche mit ihr eine Lösung zu finden. Freud und Leid sind immer wieder sehr nahe beieinander. Im Moment hat sie eine schwere Grippe und ist im Krankenhaus.

Ich kann leider von neuen schrecklichen Fällen berichten - einer ist schlimmer als der andere. Ein Mann wurde der Hexerei bezichtigt und man versuchte ihm, das Herz herauszureißen. Wie durch ein Wunder konnte er überleben. Josephine wurden während ihrer Folter die Hände verbrannt. Es wird noch lange dauern, bis sie wieder selbständig essen kann.  Der Wahnsinn nimmt einfach kein Ende.

Es war ein tolles Erlebnis Christina und Jonathan     für fast eine Woche bei uns zu haben. Nach ihren tragischen Erfahrungen hat Christina nun endlich in Kundiawa ein Stück eigenes Land. Wir versuchten am Kauf mit zu helfen und hoffen so bald wie möglich den Bau anzufangen.

Folgende Worte begleiten mich ständig während meiner Arbeit: „Der Geist des Herrn hat mich Bestimmt und Befähigt, Hoffnung gegen alle Hoffnung zu verkünden und wahr werden zu lassen.“ Nur so kann das Wunder der Liebe auch im Hexenwahn, egoistische Enge aufbrechen und ungerechtes, grausames Handeln, ans Licht bringen.

Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu.

GL 312, 2

Herzliche Grüße, dankbar im Gebet und Gedanken verbunden.
Sr. Lorena


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Anneliese Ising | 28. Juni 2020 | 11:03 Uhr

Gut, dass missio noch einmal auf dieses Thema aufmerksam macht!