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Muttersprachliche Gottesdienste im multiethnischen Ghana

missio und Bistum Mainz auf Friedenssuchermission (Teil 4)

Ankommen in einem fremden Land, das passiert nicht in einem Schritt. Ich brauche dafür Zeit, mit jedem Tag komme ich ein bisschen mehr an. Auf unserer Reise durch Ghana haben wir das nächste Etappenziel erreicht: Tamale, eine Provinzhauptstadt rund 500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Accra. Manches fällt mir hier leichter: Das Aufhängen des Moskitonetzes, das mich am ersten Reisetag noch einige Nerven gekostet hatte, ging heute schon besser.

Vielleicht liegt es auch am Klima: Es ist heiss hier, mittags knapp unter 40 Grad, aber trocken. Das ist mir vertraut, aus Algerien etwa, wo ich oft war. Trotz der Hitze spielt sich viel mehr Leben auf der Straße ab als bei uns in Deutschland. In Werkstätten wird genäht, in Küchen gekocht, und die vielen Kinder spielen. Wenn ein zweijähriges Mädchen huckepack von seinem größeren Bruder von einem Fahrbahnrand auf den anderen getragen wird, zwischen passierenden Lastwagen und Motorrädern, stockt mir der Atem. Aber das Bild wiederholt sich ständig entlang der Hauptstraße, die Beteiligten scheinen also Übung zu haben.

Motorräder sind auch für die Kirche ein wichtiges Transportmittel

Überhaupt sind Motorräder hier als Verkehrsmittel viel wichtiger als in Deutschland. Angela Ott von missio hat mir unterwegs erzählt, dass missio oft Motorräder für Gemeinden finanziert: Weil die Gemeinden oft weit voneinander entfernt liegen und die Katecheten viele Dörfer besuchen müssen, Busse aber sehr lange brauchen, ist ein Motorrad das optimale Verkehrsmittel: Nicht so teuer wie ein Auto, aber genauso schnell.

Auch auf dem Hof der Holy Cross Parish stehen viele Motorräder. Die Pfarrgemeinde Heilig Kreuz, unsere erste Besuchsstation in Tamale, mahnt ihre Besucher aber: „No helmet, in entry“ – auf dem Gelände soll nur mit Helm gefahren werden.

Foto: missio / Johannes Seibel
Das Motorrad ist in Afrika eines der Hauptverkehrsmittel.

Gemeinde Holy Christ in Tamale mit rund 2000 Gläubigen und sechs Außenstellen

In der Gemeinde begrüßt uns Father Hillary. Er ist einer von drei Priestern der Gemeinde, zu der rund 2000 Gläubige gehören. In Tamale leben mehr als eine halbe Million Menschen, doch die Pfarrgemeinde liegt eher am Rand, und zu ihr gehören sechs Außenstellen. Im Gemeindezentrum ist einiges los. Am Morgen gab es schon eine Trauung, gerade läuft in der Kirche eine Doppelhochzeit.

Wir Besucher nehmen aber nicht daran teil, sondern treffen uns mit der Gruppe „St. Peter“, die uns mit einem Tanz begrüßt. Anschließend setzen wir uns in einem Saal zusammen und stellen uns vor. „St. Peter“ ist eine von acht muttersprachlichen Gruppen in der Pfarrgemeinde, und damit sind wir auch mitten drin in einem zentralen Thema von Kirche und Gesellschaft in Ghana. Die Verkehrssprache im ganzen Land ist Englisch, aber im täglichen Leben pflegen viel Ghanaer ihre Muttersprache. Damit muss die Kirche umgehen. Für einen gemeinsamen Gottesdienst braucht man eine gemeinsame Sprache – das ist Englisch. Aber auch die vielen Muttersprachen sollen zu ihrem Recht kommen. Darum gibt es die verschiedenen Gruppen, die alle nach Heiligen benannt sind und sich regelmässig treffen. Mit Liedern sind die Sprachen auch im Gottesdienst gegenwärtig.

Foto: missio / Angela Ott
Junge Gemeindemitglieder aus der Pfarrei Holy Cross in Tamale in Ghana freuen sich auf die Friedenssuchermission aus Deutschland. Father Hilary leitet die Gemeinde.

Habt Ihr in Deutschland auch so viele verschiedene Stämme?

Wir wissen noch nicht viel darüber, aber das Thema der sprachlichen und ethnischen Gruppen scheint die Menschen zu beschäftigen. Ein junger Lehrer fragt uns, ob es auch in Deutschland tribes, Stämme, und verschiedene Sprachen gibt. Wir verneinen das. „Da habt ihr es besser als wir“, seufzt er. Später fällt mir ein, dass man an der Stelle etwas über Deutschland als Einwanderungsgesellschaft hätte erklären können und über die Mühe, die es kostet dafür zu sorgen, dass alle die Landessprache lernen.

Aber unsere Gesprächspartner, übrigens alles junge Leute, auch die Frauen zumeist berufstätig, haben noch andere Themen. Unser missio-Reiseleiter Werner Meyer zum Farwig, der schon viele Begegnungsreisen geleitet hat, achtet darauf, dass in beide Richtungen gefragt und geantwortet wird: Eine Begegnung funktioniert nicht als Einbahnstraße. „Bei uns in Ghana haben Familien sieben oder acht Kinder“, sagt jemand. „Elf“, sagt eine Frau. Wir Gäste nennen kleinere Zahlen – zwei, drei, maximal vier. „Das ist wenig“, sagt einer mit Bedauern.

Der Eingang der Pfarrei Holy Christ in Tamale in Ghana. Hier erfahren die Friedenssucher von missio und Bistum Mainz mehr über den Alltag der katholischen Kirche in einem der Beispielländer beim kommenden Weltmissionssonntag, der für Deutschland in Mainz eröffnet wird. Foto: missio / Angela Ott
Der Eingang der Pfarrei Holy Christ in Tamale in Ghana. Hier erfahren die Friedenssucher von missio und Bistum Mainz mehr über den Alltag der katholischen Kirche in einem der Beispielländer beim kommenden Weltmissionssonntag, der für Deutschland in Mainz eröffnet wird.

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