In seiner Missionsenzyklika, die auch als „Magna Carta eines modernen Missionverständnisses“ bezeichnet wurde, prangerte Benedikt XV. Kolonialismus und Nationalismus an. Vor allem aber sprach er sich für die Bildung eigenständiger Kirchen sowie eines einheimischen Klerus aus. Mit Blick auf die pastoralen Herausforderungen in der Mission forderte Benedikt XV. eine bessere Vorbereitung der Missionare und die Berücksichtigung kultureller und nationaler Eigenheiten der Völker.
Anlässlich des Jubiläums der Missionsenzyklika hatte Papst Franziskus für den zurückliegenden Oktober 2019 einen „Außerordentlichen Monat der Weltmission“ ausgerufen, der von missio in Deutschland mit missionarischen Impulsen gestaltet wurde. Es war Papst Franziskus ein wichtiges Anliegen, das Jubiläum der Missionsenzyklika zum Anlass für weltweite missionarische Aktivitäten zu nehmen. Darüber hinaus fand in der vergangenen Woche an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom die Tagung "Von Maximum illud bis Evangelii gaudium" ("Dalla Maximum illud alla Evangelii gaudium") statt, bei der auch missio vertreten war.
Papst Franziskus ermutigt die Christinnen und Christen ebenso wie die Ortskirchen auf allen Kontinenten seit dem Beginn seines Pontifikats zu einem missionarischen Aufbruch. Sein Aufruf erreicht die Kirche in Deutschland in einer schwierigen Situation, in der weltkirchliche Impulse heilsam sein können. Auf die Bedeutung einer weltkirchlichen Öffnung von Theologie und Kirche in Deutschland wies vor wenigen Wochen Stefan Kiechle hin, als er in der Monatszeitschrift „Stimmen der Zeit“ schrieb: „In Deutschland ging die Kirche bisher – so der Eindruck – oft mit großer Selbstgewissheit und mit gefühlter Überlegenheit ihren Weg, der in vielem doch recht anders ist als der Weg der Kirchen anderer Länder. Die derzeitige Krise verunsichert, auf lange Sicht hoffentlich heilsam. Spirituell kann die deutsche Kirche von Christen in anderen Ländern und Kulturen sehr viel lernen. […]. Ein vertiefter weltweiter und interkultureller Austausch würde das spirituelle Leben enorm bereichern.“
Auch Papst Franziskus ermutigt die Kirche in Deutschland, einen spirituellen Aufbruch zu wagen. Er warnt vor einer Fixierung auf Strukturen und kurzfristige, oberflächliche Erfolge und mahnt an, den an diesem Wochenende beginnenden Synodalen Weg als ein spirituelles Ereignis zu gestalten. In seinem im Juni 2019 veröffentlichten Brief an die Christen in Deutschland schreibt er:
„Es handelt sich im Kern um einen synodos, einen gemeinsamen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes. Das aber bedeutet, sich gemeinsam auf den Weg zu begeben mit der ganzen Kirche unter dem Licht des Heiligen Geistes, unter seiner Führung und seinem Aufrütteln, um das Hinhören zu lernen und den immer neuen Horizont zu erkennen, den er uns schenken möchte. Denn die Synodalität setzt die Einwirkung des Heiligen Geistes voraus und bedarf ihrer.“
Kommentar schreiben
Kommentarfunktion deaktiviert