missio - glauben.leben.geben

Mission ist eine Zukunftsaufgabe der Kirche

Foto: missio / Bettina Tiburzy
Giovanni Pietro Dal Toso (zweiter von links) ist Leiter der rund 120 Päpstlichen Missionswerke weltweit, zu denen auch missio Aachen zählt. Hier besucht er 2018 die Zentrale von missio Aachen.

Bis 1. Juni tagen in Rom die Nationaldirektoren von rund 120 Päpstlichen Missionswerken missio weltweit. Auch unser Präsident Prälat Klaus Krämer ist in Rom. Der Leiter aller Missionswerke – im Italienischen Pontificie Opere Missionarie (POM) – ist Giovanni Pietro Dal Toso. Hier ist seine leicht gekürzte Eröffnungsrede, aus dem Italienischen übersetzt von missio-Referent Johannes Duwe:

Sehr geehrte Nationaldirektoren,

mein erstes Wort ist ein Wort des Dankes an Sie alle, sowohl für den Dienst, den Sie oft zusammen mit weiteren Verpflichtungen in Ihren jeweiligen Ortskirchen ausüben, als auch für Ihre Teilnahme an der heutigen Generalversammlung. (…).

Außerordentlicher Monat der Weltmission

Das vergangene Jahr war für mich ein sehr wichtiges Jahr, weil ich zum ersten Mal im Detail die Tätigkeiten und Aktivitäten unserer Werke kennenlernen durfte. Deshalb war es zuallererst ein Jahr des Kennenlernens, sowohl der Direktoren, als auch der grundlegenden Arbeit der Werke. Ich muss sagen, dass ich wirklich erstaunt und froh bin über die umfangreiche Arbeit, die in ihrer Komplexität von den Nationaldirektoren geleistet wird, aber auch über den engagierten Einsatz. (…)

Im Folgenden möchte ich einige besonders wichtige Themen aufgreifen.
Die Priorität, die vor allem aus der vergangenen Generalversammlung hervorging, lag für mich besonders in der Weiterbildung der Nationaldirektoren und damit auch der Nationaldirektionen der Päpstlichen Missionswerke. (…) Die wichtigste Initiative waren in diesem Zusammenhang drei Seminare, die in englischer und französischer Sprache für die Nationaldirektoren angeboten wurden. Alle drei Seminare waren gut besucht und wurden sehr geschätzt. Deshalb möchte ich im nächsten Jahr dieses Angebot fortführen und diese drei Tage für die neuen Nationaldirektoren integrieren. Dies ermöglicht bei einem Wechsel der Direktoren die entsprechende Kontinuität. Auch denke ich, dass wir uns im kommenden Jahr mit Blick auf unsere Öffentlichkeitsarbeit noch mehr mit den Medien beschäftigen sollten. (…).
(…) In den ersten Monaten meines Dienstes habe ich noch eine weitere wichtige Anregung bekommen, die in der Stärkung der Beziehung zu den Bischöfen liegt. Darum habe ich in diesen Monaten versucht, die Bischöfe zu unterschiedlichen Gelegenheiten zu treffen (…).  Bei diesen Gelegenheiten habe ich immer wieder über die Päpstlichen Missionswerke gesprochen und ihre Bedeutung unterstrichen. Ich hatte auch zwei Treffen mit etwa 100 Bischöfen, die am Congreso Americano Misionero teilnahmen. Darüber hinaus habe ich die Bischofskonferenzen Italiens, Spaniens und Vietnams getroffen. Während der nächsten Monate kommen Kanada, Polen und Nigeria hinzu. Es ist besonders eine Arbeit des Sensibilisierens (…).
Jetzt blicke ich auf den außerordentlichen Monat der Weltmission im Oktober dieses Jahres. Die Vorbereitung dieser Feier forderte von uns sehr viel Energie und Einsatz. Aber das war es wert, weil die Rückmeldungen darauf sehr positiv sind. Das bedeutet, dass wir auf die missionarische Sensibilität eines beträchtlichen Teiles der Kirche zählen können. Es wird Möglichkeiten der Überlegungen über den „Außerordentlichen Monat der Weltmission” im Laufe dieser Versammlung geben. Aber ich möchte jetzt schon bitten, über eine langfristige Initiative nachzudenken, damit der Weltmissionsmonat nicht nur ein punktuelles Ereignis bleibt. (…).

Ich fühle mich verpflichtet, mit Ihnen auch meine Sorgen zu teilen. Es besteht die Notwendigkeit, unseren missionarischen Aktivitäten ein solides theologisches Fundament zu geben. Ich werde mich später noch auf diesen Aspekt beziehen, wenn ich im Detail auf die Themen dieser Generalversammlung zu sprechen komme.
Die zweite Sorge bezieht sich auf die Verfügbarkeit finanzieller Mittel. Der negative Trend setzt sich weiter fort. Wir hören immer öfter davon, dass die Krise des Glaubens besonders diejenigen mit dem größten Spendenaufkommen trifft, was Auswirkungen auf die finanzielle Ausstattung der Päpstlichen Missionswerke haben wird.

Sicher, wir sind in den Händen Gottes und häufig stelle ich mir die Frage, was er von uns will, besonders im Hinblick auf unsere Aufgaben in diesem Bereich. (…) Ich bitte alle darum, sich ernsthaft Gedanken über neue Methoden des Spendensammelns (…) zu machen. Auf diesem Feld gibt es sicher bereits gute Beispiele und ich bitte euch um die nötige Fantasie, unseren Dienst auch weiterhin zu gewährleisten. (…)

Wir befinden uns auf dem Weg in eine Zeit großer missionarischer Intensität.

Schließlich möchte ich noch eine Reflexion über die Zukunft der Päpstlichen Missionswerke geben. Unser Charisma ist ein Charisma, welches die Kirche immer benötigt. In der Tat wird die Kirche immer missionarisch sein und es wird daher immer die Notwendigkeit geben, dass das ganze Volk Gottes die Mission der Kirche unterstützt. Aber die Zeiten ändern sich und wir müssen individuelle Formen unserer Präsenz finden, entsprechend der Bedürfnisse und Herausforderungen, die es gegenwärtig gibt. Wie gut das Pontifikat von Papst Franziskus das bereits vorausgesehen hat, nämlich dass wir uns auf dem Weg in eine Zeit großer missionarischer Intensität und der missionarischen Notwendigkeit befinden - ob im klassischen Feld der Mission (ad gentes) oder in den Ländern mit einer sehr alten christlichen Tradition. Vielleicht hat jemand von Ihnen kürzlich die Studie der Universität Freiburg gelesen, die prognostiziert, dass die Zahl der Christen in Deutschland sich in vierzig Jahren halbieren und bei etwa 22 Millionen liegen wird. Bei einem Teil der Gläubigen ist dies sicher in der Abwendung von der Kirche begründet - aber es fällt auch die Tatsache ins Gewicht, dass die Generation der 25- bis 40-Jährigen nicht mehr länger ihre Kinder taufen lässt. Und daher ist Mission ad gentes auch in den Ländern des Westens zunehmend wichtig. Die Rolle der Päpstlichen Missionswerke verringert sich daher nicht, sondern vergrößert sich. Deshalb müssen wir den missionarischen Geist am Leben halten, den die Kirche ganz dringend braucht. Um an die Generalversammlung des letzten Jahres anzuknüpfen, habe ich gefragt, ob es in den kontinentalen Vereinigungen Überlegungen zur Zukunft der Päpstlichen Missionswerke gibt und ob mir diese in schriftlicher Form zukommen gelassen werden können. Bis Anfang des kommenden Monats Juli habe ich eine kleine Arbeitsgruppe, in der jeder Kontinent repräsentiert ist, in Rom einberufen, um erste Überlegungen unserer Zukunft zu geben. In der kleinen Versammlung im November möchte ich dann die Ergebnisse präsentieren.

Das theologische Fundament der Mission ist notwendig

(…) Das theologische Fundament ist notwendig, weil wir fähig sein müssen auf die Frage zu antworten: Warum gibt es Mission? Gilt die Mission insbesondere beziehungsweise allein dem gegenwärtigen Kontext des interreligiösen Dialogs? Welcher Unterschied besteht zwischen Mission und Fundamentalismus? Wie gehen wir mit der Religionsfreiheit um? Warum bzw. inwiefern ist die Kirche das universale Heilssakrament? Welchen Unterschied gibt es in der Mission zwischen Verkündigung und Sakrament? Wie lässt sich die normale (Gemeinde-)Pastoral mit der missionarischen Pastoral verbinden? Die Schwäche des missionarischen Sinnes resultiert auch aus der Schwäche, auf diese Fragen zu antworten. (…) Später wird uns Fabrice Hadjadj, ein französischer Philosoph und zum Katholizismus konvertierter Jude, helfen, das Thema aus Sicht der Anthropologie zu lesen, während morgen Pater Eloy Bueno von der Fakultät in Burgos uns in das Thema aus Sicht der Theologie einführen wird. Es geht um die Forderung, dass wir uns auch persönlich formen lassen müssen. In diesem Sinne bin ich dankbar, dass der Leitfaden für den Außerordentlichen Monat der Weltmission im Oktober 2019 auch einen theologischen Teil enthält, der einen wichtiger Beitrag zu unserer persönlichen Bildung liefert. (…).


Diesen Beitrag teilen:


Schreibe einen Kommentar


Pflichtfelder sind mit einem Stern (*) gekennzeichnet.

Der Kommentar muss noch freigegeben werden, bevor er im Artikel erscheint.