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missio unterstützt Initiative der Bischofskonferenz für verfolgte und bedrängte Christen in Sahelzone

Ich freue mich, dass ich heute die neue Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit zur Sahelzone     gemeinsam mit Erzbischof Dr. Ludwig Schick, dem Vorsitzenden der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, mit vorstellen konnte. Besonders freute ich mich, dass auch Erzbischof Edmond Djitangar aus der Diözese N’Djamena im Tschad anwesend war, mit dem missio in gutem Austausch ist. Seit fast 180 Jahren engagiert sich missio weltweit, um bedrängten und verfolgten Christen zu helfen – mit Kampagnen für die Gewährung der Religionsfreiheit, mit Länderberichten und durch die Förderung des interreligiösen Dialogs in unseren Partnerländern. Und so ist es missio auch ein besonderes Anliegen, die Initiativen der Deutschen Bischofskonferenz zur Förderung der Religionsfreiheit durch einen intensiven Austausch und nicht zuletzt durch unsere regelmäßige Mitarbeit bei der Erstellung der Arbeitshilfe „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“ zu unterstützen.

Mit der Sahelzone hat die Arbeitshilfe in diesem Jahr eine Schwerpunktregion gewählt, die vielfältig und gegensätzlich ist. Die Länder der Sahelzone sind reich an kulturellen Traditionen und zugleich überlagern sich dort jeweils unterschiedliche regionale Krisen. Im September vergangenen Jahres konnte eine Delegation von missio dies bei einer gemeinsam mit dem jesuitischen Fortbildungsinstitut CEFOD organisierten Konferenz im Tschad erleben, an der auch Erzbischof Djitangar mitgewirkt hat. Der Tschad sieht sich mit

  • religiösem Fundamentalismus,
  • Hunderttausenden Flüchtlingen
  • und der in der gesamten Sahelzone herrschenden Dürreperiode konfrontiert.

Das sind Herausforderungen, denen sich auch die Kirche im Land stellen muss. Für Christinnen und Christen stellt sich in diesem Kontext die Frage, wie sie ihr gesellschaftliches und soziales Engagement sowie ihren Glauben leben und den interreligiösen Dialog, Frieden und Verständigung fördern können.

Foto: Andy Spyra
Szene aus einem Gottesdienst im Tschad. Für Christen ist dort der Dialog mit den Angehörigen anderer Religionen wichtig.

Die katholische Kirche im Tschad ist eine der jüngsten in Afrika. Christen und Muslime leben dort Seite an Seite. Während des blutigen Bürgerkriegs in den 1980er Jahren war das Land quasi in einen mehrheitlich muslimischen Nord- und einen mehrheitlich christlichen Südteil gespalten. Immer noch herrscht ein unterschwelliges Misstrauen zwischen den verschiedenen Bevölkerungs- und Religionsgruppen. Dem Staat gelingt es heute nicht, seine Neutralität zu wahren, und Christinnen und Christen haben Angst vor einer schleichenden Islamisierung des Landes. Gleichzeitig leben uns Angehörige aller Religionen im Tschad vor, wie trotz aller Spannungen und Konflikte ein Dialog geführt wird, der es ermöglicht, gemeinsame Perspektiven zu entwickeln.

Es geht darum, dass Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und religiöser Überzeugung voneinander lernen und miteinander Visionen für ihr Land und für ihr Zusammenleben entwickeln.

Foto: Andy Spyra
missio unterstützt im Tschad Initiativen, die den christlich-muslimischen Dialog stärken.

Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und religiöser Überzeugung lernen voneinander

Besonders lebhaft hat uns das Schwester Aida Yazbeck vor Augen geführt, die das Kulturzentrum Al-Mouna in der tschadischen Hauptstadt N’Djamena leitet. Al-Mouna ist arabisch und bedeutet so viel wie „Wünsche“ oder „Sehnsüchte“. Wer mit Schwester Aida spricht und sich das von ihr geleitete Zentrum anschaut, der weiß, welche Sehnsüchte gemeint sind: Es geht darum, dass Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und religiöser Überzeugung voneinander lernen und miteinander Visionen für ihr Land und für ihr Zusammenleben entwickeln. Das Zentrum Al-Mouna ist ein Ort, an dem die Grundlage für den gemeinsamen Einsatz für Frieden und religiöse Freiheit gelegt wird, die darin besteht, dem anderen offen und angstfrei entgegenzutreten. In Seminaren und Publikationen wird Wissen über unterschiedliche Religionen und kulturelle Traditionen des Landes vermittelt. In Workshops erwerben Teilnehmende praktische Kompetenzen in Mediation und Konfliktlösung und wenden das Erlernte, begleitet von Fachkräften, in ihren gesellschaftlichen Kontexten an.

Nur gemeinsam können Angehörige aller Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften für eine Verteidigung der menschlichen Würde und für grundlegende Freiheitsrechte der Menschen eintreten.

Das, was im Zentrum Al-Mouna umgesetzt wird, entspricht der tiefen Überzeugung von missio: Nur gemeinsam können Angehörige aller Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften für eine Verteidigung der menschlichen Würde und für grundlegende Freiheitsrechte der Menschen eintreten. Die Bedeutung von Dialog und Verständigung für die Ausweitung des Menschenrechts auf Religionsfreiheit greift auch die aktuelle Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz auf. Sie gibt Einblick in die Situation in unterschiedlichen Ländern der Sahelzone und zeigt, dass spezifische Herausforderungen, aber auch Gemeinsamkeiten bestehen.

Foto: Andy Spyra
Christen im Tschad leben ihren Glauben offen. Aber sie fürchten, dass der stärker werdende politische und fundamentalistische Islamismus zu Problemen führen wird.

Alle Menschen haben das Recht auf Religionsfreiheit

Auch einige unserer Partnerinnen und Partner kommen dabei zu Wort. Sie leben uns vor, dass eine friedliche religiöse Koexistenz entschiedenen Einsatz verlangt, auch angesichts bitterer Rückschläge. Friedliche religiöse Koexistenz geht einher mit der Pflege interkultureller Kompetenz, der Entwicklung einer eigenen religiösen Identität sowie der Bereitschaft und Fähigkeit zum interreligiösen Dialog. Zu dieser friedlichen religiösen Koexistenz gehört schließlich auch die Freiheit des einzelnen Menschen, sich zu seinem Glauben zu bekennen, ihn zu praktizieren sowie ihn frei wählen zu können.

Alle Menschen – vollkommen unabhängig von Religion, ethnischer Zugehörigkeit oder Geschlecht – haben das Recht auf Religionsfreiheit. Es ist ein besonderes Anliegen von missio, Christen in Situationen der Bedrängnis zu stärken und die Kirche auch in diesen Regionen zu unterstützen. Christen aller Konfessionen sollten in den verschiedenen Ländern eine geeignete und würdevolle Heimat finden, eine Heimat, in der sie ihren Glauben in Freiheit bekennen können – ohne Angst vor Unterdrückung oder gar Verfolgung. In diesem Sinne freue ich mich, dass die Initiative der Deutschen Bischofskonferenz Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christendazu beiträgt, dass die Menschen in Deutschland auf die Situation bedrängter Christen in der Sahelzone und in anderen Ländern der Welt aufmerksam werden.

Stärken Sie die Präsenz der Kirche im Tschad


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