missio - glauben.leben.geben

„In 80 Büchern um die Welt”

Eine virtuelle Ausstellung kirchenhistorischer Bücher

Die Geschichte der Mission(en) muss heute stark interdisziplinär erforscht werden. Politische, ökonomische, kulturelle und soziale Phänomene spielen eine wichtige Rolle, aber auch die Entwicklungen der Theologie sind von Bedeutung. Nicht nur der Missionar und seine Arbeit sind Gegenstand der Erforschung, sondern auch die Missionierten und ihre Reaktionen sowie die Kommunikation zwischen dem Missionar und seiner Heimat. Freiwilligkeit und Zwang, Erfolg und Misserfolg, Schuld und Befreiung sind Aspekte der Mission, die historisch aufzuarbeiten sind.

Für den 1. bis 3. Juni 2020 war die Konferenz „Missionsgeschichte und außereuropäische Kirchengeschichte“ in Aachen geplant. Sie wollte Beiträge zur Erforschung dieser Themengebiete in ihrer ganzen zeitlichen, räumlichen und thematischen Bandbreite liefern. Die Konferenz sollte stattfinden in Kooperation zwischen der Arbeitsgemeinschaft der Kirchenhistoriker und Kirchenhistorikerinnen im deutschen Sprachraum (AGKG), dem Missionswissenschaftlichen Institut Missio (MWI), missio Aachen, dem Institut für Katholische Theologie der RWTH Aachen und der Missionsbibliothek und katholischen Dokumentationsstelle (mikado). Bedingt durch die Corona-Pandemie konnte die geplante Konferenz leider nicht durchgeführt werden.

Die parallel zur Tagung geplante Ausstellung eines Teils der historischen Buchbestände von mikado in einer Ausstellung zur Missionsgeschichte wird ebenfalls verschoben. Der Katalog zur Ausstellung wurde dennoch abgeschlossen. Ein großer Teil der ausgewählten Objekte wird in diesem Katalog von verschiedenen Autorinnen und Autoren beschrieben. Die beschriebenen Werke stellen die europäische Sicht der Mission seit dem 16. Jahrhundert dar. Werke, die die Sicht der Missionierten auf die Mission darstellen, werden in einem weiteren Katalog aufgezeigt werden.

Harald Suermann

Die Missionskarawane nach dem Okavango im Jahre 1902. Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
„Die Missionskarawane nach dem Okavango im Jahre 1902. Die Missionsfahrt forderte zwei Opfer: an den Ufern des Okavango ruht der hochw. P. Biegner und in Windhuk starb nach der Rückkehr der erw. Br. Reinhardt.” Aus: Deutsch-Südwestafrika in Wort und Bild, 1904 [oder später]. Signatur: G-13-(S)2

Inhaltsverzeichnis und Auszüge

Die Missionsbibliothek und katholische Dokumentationsstelle (mikado) von missio – Internationales Katholisches Missionswerk e.V. und dem Missionswissenschaftlichen Institut Missio e.V. ist die größte Spezialbibliothek zu Themen der Weltkirche im deutschsprachigen Raum und eine der größten Spezialbibliotheken mit diesem Sammelschwerpunkt in Europa. Ihre Interessensgebiete liegen in den Bereichen der Missionsgeschichte und Missionstheologie, der kontextuellen Theologien und der Geschichte und Situation der Ortskirchen in Afrika, Asien und Ozeanien, in geringerem Maße auch Lateinamerika. Der Bestand umfasst derzeit über 170.000 Bände. Dabei ist mikado durch die Übernahme mehrerer anderer Bibliotheken in den letzten 25 Jahren stark gewachsen.

Angeregt durch die katholische Missionsarbeit von Pauline Jaricot in Lyon gründete der Aachener Arzt Heinrich Hahn im Jahr 1832 die „Bruderschaft des Heiligen Franziskus-Xaverius zur Verbreitung des Glaubens“, die zehn Jahre später als „Franziskus Xaverius Missions-Verein“ auch kirchlich anerkannt wurde. Der FXMV ist der Vorläufer ist heutigen Missionswerkes missio. Eine Bibliothek wurde jedoch erst 1917 eingerichtet. Auch wenn dies recht spät zu sein scheint, füllte der FXMV mit der Bücherei eine Lücke. Eine gezielte Sammlung von Büchern und Zeitschriften zu allen Themen der Mission existierte bis dahin nicht; es gab nur einige dezentrale Bibliotheken in den katholischen Ordenshäusern oder den protestantischen Missionsgesellschaften. Der FXMV sah es daher als unbedingte Notwendigkeit an, eine Bibliothek zu gründen, die mit allen notwendigen Büchern und Periodika in den Bereichen Missionstheologie und Praktische Theologie in Missionskontexten ausgestattet sein sollte, angereichert auch mit landeskundlichen Werken. Die Zielgruppen waren dabei sowohl die Missionare selbst zur Vorbereitung ihrer Reise als auch – in noch stärkerem Maße – der Pfarrklerus, der durch die wissenschaftliche Beschäftigung zu Predigten und Spenden für die Mission und zur Werbung in den Gemeinden angeregt werden sollte.

In den Anfangsjahren bat man dann auch den Klerus, entweder Geld oder Bücher zu spenden, um mit der Bibliotheksarbeit beginnen zu können. Die Orden unterstützten das Projekt, indem sie ebenfalls Bücher und ihre hauseigenen Zeitschriften schickten. Innerhalb nur eines Jahres kamen bereits 2000 Bände zusammen.

Die Hauptfigur in der Entwicklung der Bibliothek war Franz Baeumker (1884-1975). Der Priester wurde 1920 als Vollzeitbibliothekar eingestellt, ging 1949 in den Ruhestand, wirke aber noch bis zu seinem Tod 1975 dort weiter. Baeumker kümmerte sich intensiv um den Ausbau der Sammlung mit Publikationen aus allen Bereichen der Missionswissenschaften, Missionstheologie, Geographie, Ethnologie und Kolonialwissenschaften, und er nahm auch einige protestantische Werke auf, was angesichts der konfessionellen Verhältnisse vor dem Zweiten Weltkrieg und Baeumkers persönlicher katholisch-konservativer Einstellung nicht selbstverständlich war. Baeumker war stolz darauf, dass ‚seine‘ Bibliothek auch eine große Zahl von Zeitschriften aus anderen Kontinenten sammelt. Bis heute ist dies ein herausragendes Merkmal von mikado. Als er 1949 in den Ruhestand eintrat, umfasste die Bibliothek etwa 10.000 Bände.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Sammlung weiter ausgebaut, auch durch die Übernahme mehrerer aufgelöster Bibliotheken von anderen Missionseinrichtungen. Die wertvollste unter ihnen, aus der auch die meisten hier präsentierten Bücher stammen, ist die Sammlung der Jesuiten aus Bonn als Dauerleihgabe. Schon 1860 war sie als Handbibliothek für die Redaktion von „Stimmen der Zeit“, später „Die katholischen Missionen“ eingerichtet und „Domus scriptorum“ bzw. „Bibliotheca Missionum“ genannt worden. Unter den etwa 38.000 Bänden, die 1998 nach Aachen übernommen wurden, befinden sich mehrere hundert Werke aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, das älteste Buch wurde im Jahr 1540 gedruckt.

Weiterhin hat mikado die meisten Bücher von missio München übernommen, die aus dem Institut für missionswissenschaftliche Grundlagenforschung (IMG) stammen, insgesamt etwa 2.000 Bände. Auch missio Österreich löste seine Bibliothek auf. Hiervon übernahm mikado eine kleine Sammlung älterer Bücher, die aus dem früheren Katechetischen Museum Wien stammen. Zwar sind dies nur 50 Bücher, einige davon sind jedoch in keiner anderen Bibliothek in Europa nachgewiesen. Daneben übernahm mikado einen Teil der früheren Bibliothek der Comboni-Missionare aus Ellwangen, vor allem Romane und Kinderbücher mit Missionsbezug. Der Nachlass des Missionswissenschaftlers Horst Bürkle und der Vorlass des Indologen Martin Kämpchen werden derzeit noch erschlossen.

Im Jahr 2019 wurde der Sammlungsbereich von mikado um Süd- und Mittelamerika und die Karibik erweitert, als die Bibliothek des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat aus Essen übernommen wurde. Hierbei handelt es sich um etwa 250 Regalmeter, deren Datenübernahme und Erschließung noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.

Aktuell hat mikado über 170.000 Bände und rund 400 laufende Zeitschriften aus der ganzen Welt. Die Buchausstellung anlässlich der missionsgeschichtlichen Konferenz in Aachen zeigt natürlich nur einen kleinen Ausschnitt historischer Werke. Die meisten ausgestellten Bücher stammen aus der Bonner Jesuitenbibliothek.

Thomas Richter

Michael Drummen

Dr. Heinrich Hahn, Gründer des Franziskus-Xaverius-Missionsvereins (1932) Foto: missio-Bildarchiv
Der Aachener Arzt Dr. Heinrich Hahn, Gründer des Franziskus-Xaverius-Missionsvereins (1932), aus dem das Internationale Katholiosche Missionswerk missio in Aachen entstand.

Der Grundstein des Bildarchivs wurde 1917 mit dem Beschluss zur Einrichtung einer „Lichtbilderei“ (Protokoll des Xaverius-Vereins vom 25. Juni 1917) gelegt, zeitgleich mit der Gründung der Bibliothek.

Anlass für die Schaffung einer solchen Lichtbilderei war die rege Nachfrage seitens Pfarrern und Vereinsleitern, die sich zur Unterstützung ihrer Arbeit „Missionslichtbilder“ wünschten. Der Xaverius-Verein sah diese neue Abteilung daher als eine weitere Stütze für ihr Bestreben, die Aachener Zentrale zu einem „Brennpunkt seiner gesamten Wirksamkeit“ zu machen. In der Ausgabe „Die Weltmission der katholischen Kirche” vom September 1917 ist zu lesen: „Als solche ist sie [die Zentrale] mit allen Einrichtungen ausgestattet, die der Größe und Bedeutung des Vereins entsprechen, sowie dem Aufschwung und der Entwicklung unserer großen Missionsorganisation förderlich sind.“ Als erster Etat wurden daher der Lichtbilderei großzügige 1.000 Mark angewiesen.

Es wurden Bildserien, die zwischen 60 und 90 Bilder umfassten, zusammen mit begleitenden Textheften gegen eine Gebühr verliehen. Diese illustrierten verschiedenste Themen missionarischer Arbeit, und das auf allen Kontinenten. Fast alle missionierenden  Orden Deutschlands waren an der Erstellung beteiligt. So entstanden ebenso Bildserien über die Orden und ihre Arbeit wie auch zu Themen wie „Frauenleben im Missionsland“„Der Missionar als Arzt“ oder „Die Mission in der Kunst“.

Die Lichtbildserien erfreuten sich großer Beliebtheit, und da die Kriegszeiten nicht die Erstellung einer großen Anzahl davon erlaubten, riet man den „hochwürdigen Herrn Pfarrern und Vereinsleitern dringend, sich die gewünschten Serien schon jetzt zu sichern.“ Bis in die 1940er Jahre hinein wurde dieser Dienst angeboten und erweitert.

Ab den 1950er Jahren verlagerte sich das Interesse auf Reportagebilder. Für die Missionen unternahmen Ordensleute und professionelle Fotografen Reisen durch die Missionsländer. So besitzt das Bildarchiv zum Beispiel aus den Jahren 1952/53 die Bilder des anerkannten Schweizer Fotoreporters Bernhard Moosbrugger, der im Auftrag der katholischen Missionen Indien bereiste.

Seit den frühen 60er Jahren entsandte das Päpstliche Werk für die Glaubensverbreitung (PWG) eigene Fotografen bzw. Fotojournalisten, die mehrmals pro Jahr Reportagereisen unternahmen, um die hauseigenen Publikationen zu bebildern. Dr. Kurt Vaessen, Hansjosef Theyssen und andere, allen voran aber der Fotograf Karl-Heinz Melters trugen seitdem und bis Ende der 90er Jahre den Bestand des Bildarchivs von ca. 100.000 Farbdias und etwa 220.000 Schwarzweiß-Fotos zusammen. Diese Fotos zeugen von der Arbeit der Missionare und Laien auf allen Kontinenten ebenso, wie sie Einblicke in den Alltag der Menschen bieten, unter denen die Mitarbeiter der Kirche lebten und wirkten.

In einer Zeit, in der die Länder der sogenannten „Dritten Welt“ durch die Medien oft eher negativ als bloße Krisengebiete dargestellt wurden, wollte das Bildarchiv mit seinen Beständen bewusst einen anderen Blickwinkel anbieten. Ohne die hässlichen Seiten der Realität auszublenden, zeigte sich durch das Objektiv von K. H. Melters eine Welt auch jenseits von Hunger, Krieg und Armut. Über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren ist sie festgehalten in seinen Aufnahmen, die offenkundig von Sympathie und ehrlichem Interesse für die Menschen reden, die ihm begegneten und die versuchen, dieselbe Offenheit und Neugier auch beim Betrachter zu wecken. Zeitweise auch über Agenturen vermarktet, halfen die Fotos des Bildarchivs so, nicht nur in den Publikationen des PWG/missios, sondern auch in Büchern, Zeitschriften und Tagespresse den Blick auf jene Länder ein wenig zurechtzurücken.

Der Jahrtausendwechsel war auch für das Bildarchiv eine Zeit der Umbrüche. Es gab erstmals keinen hauseigenen Fotografen mehr, und das Bildarchiv wurde von seiner langjährigen Anbindung an die Redaktion der missio-Zeitschrift „missio aktuell“ abgekoppelt. So kehrte es nach mehr als 80 Jahren zu der Bibliothek zurück, mit der es 1917 gemeinsam eingerichtet worden war. Heute ist das Bildarchiv Teil von mikado. Auch die Zeit von Farbdias und Schwarzweiß-Fotos, aus denen sich der Bestand bis dahin zusammengesetzt hatte, war mehr oder weniger vorbei, die digitale Fotografie hatte Einzug gehalten, und seither sind es die Aufnahmen selbstständiger Fotografen, die im Auftrag missios Reportagereisen machen, um die aktuelle Situation der Kirche weltweit einzufangen. Ihre Bilder der Gegenwart zeigt das Bildarchiv gemeinsam mit denen der Vergangenheit in einer Bild- und Mediendatenbank, die die Aufnahmen aus ca. sechs Jahrzehnten zusammenfasst.

Gabriele Zumbe

Fotograf Karl-Heinz Melters mit Kindern in der Elfenbeinküste Foto: missio-Bildarchiv
Fotograf Karl-Heinz Melters mit Kindern in der Elfenbeinküste

Das Archiv als Gedächtnisort ist unter den Kulturgut bewahrenden Einrichtungen im Hause missio Aachen die deutlich jüngste. Bibliothek und Bildarchiv schauten schon auf eine lange Geschichte zurück, als Ende der 1980er Jahre die Frage nach der Gründung eines Archivs aufkam.

Die Bischöfliche Kommission für Fragen der Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz hatte den Entwurf einer „Anordnung zur Sicherung und Nutzung der kirchlichen Archive“ bei der Bundeskonferenz der kirchlichen Archive in Auftrag gegeben. missio Aachen wurde 1988 zu der Vorstellung dieses Entwurfs von der Kommission eingeladen. Die Teilnahme an der Sitzung beförderte die Archivgründung.

Für die Umsetzung suchte missio Aachen fachlichen Rat bei kirchlichen Archiven. Mit Beratung, Möglichkeit zur Weiterbildung sowie dem „Gutachten zur Errichtung eines Archivs bei Missio – Internationales Katholisches Missionswerk e. V. … 1991“ begleitete das Historische Archiv des Erzbistums Köln intensiv die Bestrebungen von missio. Ziele waren die Überlieferungssicherung der eigenen Geschichte sowie „aus kirchengeschichtlichem Interesse für die Ortskirchen in Afrika, Asien und Ozeanien“, wie es der interne Entwurf zum „Aufbau eines Archives im Hause MISSIO“ 1989 beschrieb.(1)

Im Rahmen eines Volontariats wurde ab 1993 die konzeptionelle Aufbauarbeit für das Archiv vorangetrieben. Diese umfasste besonders die Einführung einer Erschließungssoftware als Modul der Bibliothekssoftware von mikado (Missionsbibliothek und katholische Dokumentationsstelle).(2)

Neben den allgemeinen kirchenrechtlichen Vorgaben regelt die Archivordnung von 1997 der beiden Archivträger, missio – Internationales Katholisches Missionswerk e.V. (missio Aachen) und Missionswissenschaftlichen Institut Missio e.V. (MWI), in Nachfolge der Archivordnung von 1995 die Aufgaben und das Arbeiten des Archivs. Dem MWI wurde organisatorisch das gemeinschaftlich mit missio Aachen betriebene mikado zugeordnet, dem auch das Archiv angehört.

Obwohl die Einrichtung des Archivs in den 1990er Jahren erfolgte, liegen die ersten Spuren archivischen Interesses deutlich weiter zurück. Das 1927 eingerichtete „Schrifttumsreferat“ baute ein Zeitschriftenausschnittsarchiv auf.(3)

Des Weiteren ist wenig bekannt, dass der langjährige Bibliothekar Dr. Franz Baeumker von 1920 bis 1949 (ehrenamtlich bis 1975) neben seinen umfangreichen und vielfältigen Aufgaben auch archivische Anfragen betreute.(4) Auf eine externe Anfrage für die Regestensammlung „Quellen zur Geschichte Afrikas südlich der Sahara in den Archiven der Bundesrepublik Deutschland“ konnte er 1964 auf eine Sammlung von 38 Briefen des Kölner Domkapitulars und Begründer des Afrikavereins deutscher Katholiken an den Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes Paul Kayser verweisen. Diese Briefsammlung hatte 1940 das Päpstliche Werk der Glaubensverbreitung (PWG), wie missio Aachen damals hieß, von dem Berliner Antiquar Karl von Hohenloher nach Vermittlung des Kölner Generalvikariats erworben, „damit er [der Briefwechsel, d. V.] für spätere Zeiten greifbar ist“, wie es in dem Brief vom 4. Juli 1940 an den Antiquar formuliert wurde. In einer weiteren Erwerbungskorrespondenz von 1942 wurde der Zweck des Ankaufs mit „für unser Archiv“ benannt.(5)

Heute ist die Arbeitsweise des Archivs durch die doppelte Trägerschaft geprägt. Die Provenienzen der Archivalien werden sowohl durch unterschiedliche Signaturenkreise als auch durch eine getrennte Aufstellung in der Kompaktusanlage sichergestellt.

Das Missionswissenschaftliche Institut missio e. V. wurde 1971 als Tochterinstitut von missio Aachen mit der Zielsetzung der Förderung der „Wissenschaft, Forschung und Lehre in der katholischen Missionsarbeit“(6) gegründet. Dank der frühzeitig begonnenen Überlieferungsbildung für das MWI kann seine knapp fünfzigjährige Geschichte gut nachvollzogen werden. Die Bestände beginnen mit dem Protokoll der Gründungsversammlung vom 3. November 1971 und der damaligen Satzung.(7) Sie umfassen Protokolle und Unterlagen zu den Gremien des MWI. Ebenso finden sich Archivalien zu den Kooperationen mit katholisch-universitären Bildungseinrichtungen in Afrika und Asien und über das Stipendiatenwesen des MWI. Weiterhin werden die Publikation mittels Archivalien und Belegexemplaren dokumentiert.

Von missio Aachen stammen die umfangreicheren Archivbestände. Die ältesten Archivalien gehen auf die Frühzeit des 1832 gegründeten Franziskus Xaverius Missions-Vereins (FXMV), aus dem missio Aachen hervorging, und seines Gründers Dr. Heinrich Hahn zurück. Unter dem Titel „Gründung und Aufbau des Franziskus-Xaverius-Vereins“ sind unterschiedliche Unterlagen aus der Zeit von 1834-1877 zur Gründung des Vereins, zu seiner staatlichen (1841) und zu seiner kirchlichen Anerkennung (1842) sowie die Vereinsstatuten von 1842 und 1895 zusammengefasst.(9) Das Archiv bewahrt eine Sammlung von 319 Briefen des Gründers an den Zentralrat in Lyon aus der Zeit von 1841 bis 1881. Diese sind restauriert und als bestandserhaltende Maßnahme digitalisiert. Auch existieren von den Briefen Transkriptionen.(10) Die Missionskartei des Bibliothekars Dr. Baeumker und die dazugehörige Entstehungsunterlagen aus der Zeit von 1948 bis 1973 werden im Archiv bewahrt.(11) Ebenfalls aus der Hand von Dr. Baeumker stammen die ca. 1940 geschriebenen zehnbändigen Annalen zur Geschichte des FXMV.(12)

Verschiedene Archivgutarten wie Akten, Belegexemplare der Publikationen und Produkte, Bild-, Film- und Tongut seit den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, maschinenlesbare Datenträger, Plakate und Urkunden dokumentieren das Wirken von missio Aachen für die Weltkirche. Auch wenn es Überlieferungslücken vor allem aus den ersten 150 Jahren gibt, so wächst die Überlieferungsdichte seit der Archivgründung.

Zum jetzigen Zeitpunkt (Juni 2020, d. Red.) umfasst das Archiv im Zwischenarchiv 864 Regalmeter Akten und im historischen Archiv 324 Regalmeter Archivalien. Für die Einrichtung eines elektronischen Langzeitarchivs werden Vorbereitungen getroffen.

Die Archivalien stehen unter der Beachtung der kirchlichen Schutzfristen nach Voranmeldung der Nutzung zur Verfügung.

Frieder Mari-Zeller


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(1) Vgl. missio Aachen – Archiv, Konzeption für ein missio-Archiv, Aktenkonvolut zu verschiedenen archivistischen Themen u. a. Archivgründung, Kassationsordnungen, lose Blattsammlung (1979-2007), missio Aachen - Archiv, B-63/1.

(2) Vgl. Oberst, Ursula: Datenbankentwurf für die Verzeichnung der Akten des Missio-Archivs unter Verwendung von STAR. Abschlußarbeit zum Jahreslehrgang 1994 am Potsdamer Institut für Information und Dokumentation (Kurs B). Lehrgebiet: Entwurf von Informationssystemen, Potsdam 1994; vgl. missio Aachen – Archiv, Konzeption für ein missio-Archiv (wie Anm. 1), B-63/1.

(3) Vgl. Schückler. Georg: Die Missionsbibliothek des Päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung (Zentrale Aachen). In: Euntes Docete 21 (1968), S. 363.

(4) Dr. Baeumker wird an anderer Stelle des Katalogs ausführlich gewürdigt.

(5) Vgl. missio Aachen – Archiv, A-907. Signatur der Briefsammlung, A-976. Der Brief von Prinz Arenberg findet sich in A-977.

(6) Missionswissenschaftliches Institut Missio e.V. / www.mwi-aachen.org    : Das MWI – MWI, https://www.mwi-aachen.org/mwi/     (Stand: 14.04.2020, letzter Zugriff: 14.04.2020); zur Gründung vgl. auch Suermann, Harald: Platz des Missionswissenschaftlichen Instituts missio e.V. als Lerngemeinschaft in der Weltkirche, in: Krämer, Klaus; Vellguth, Klaus (Hgg.): Weltkirche in Deutschland. Miteinander den Glauben leben (Theologie der Einen Welt 6 »), Freiburg 2014, S. 182-194, hier S. 182.

(7) Vgl. missio Aachen – Archiv, MWI-000.

(8) Vgl. missio Aachen – Archiv, MWI-001-73.

(9) Vgl. missio Aachen – Archiv, A-003.

(10) Vgl. missio Aachen – Archiv, A-230.

(11) Vgl. missio Aachen – Archiv, A-906.

(12) Vgl. missio Aachen – Archiv, A-237.

Franz Baeumker, I. Der XAVERIUS-Verein. 1882-1916/7 Foto: Gabriele Zumbe / missio
Franz Baeumker, I. Der XAVERIUS-Verein. 1882-1916/7, S. 89a, 89. Bd. 1 der zehnbändigen Annalen zum Franziskus Xaverius Missionsverein. Maschinenschriftliches Manuskript in Schraubenbindung mit Hardcover um 1940. Bemerkenswert sind seine zahlreichen handschriftlichen Anmerkungen, die in ihrer Gesamtheit eine weitere Überarbeitungsstufe darstellen. – Archiv, A-237/1.
Blick in das Archiv von missio in Aachen Foto: Gabriele Zumbe / missio
Blick in einen Seitengang der Kompaktusanlage im Magazinraum des historischen Archivs von missio Aachen / MWI.

Franz Baeumker (1884-1975) war über 50 Jahre lang die prägende Figur für die Bibliothek des PWG (heute mikado) – ein umtriebiger und arbeitsamer Mann. Neben der Akquise, Katalogisierung und Auswertung von Büchern, Zeitschriften und grauer Literatur korrespondierte er mit Pfarrern, Bischöfen und Ordensleuten (mehrere tausend Briefe sind erhalten) und dichtete etwa 10.000 Gedichte – wobei das nur jener Teil seines Nachlasses ist, der 1944 nicht verbrannt ist. Baeumker legte umfangreiche Verzeichnisse an. Dazu gehört auch die sogenannte Missionskartei. Sie enthält Karteikarten zu Missionspriestern, Missionsbrüdern und Missionsschwestern, zu jeder Person eine Karte. Sie sind alphabetisch sortiert, Männer und Frauen werden getrennt geführt. Die Karten enthalten Informationen zur Person und ihrer Herkunft, zum Leben im Orden und zu Stationen in der Mission. Dazu gehören unter anderem: neben dem Taufnamen auch der Ordensname; die Heimatdiözese; Geburtsdatum, Geburtsort und Taufpfarrei; falls bekannt die Namen der Eltern und deren Beruf; welchem Orden die Person angehörte (es sind nur ganz wenige Weltpriester dabei); Eintritts- und Professdatum; bei Männern außerdem das Datum der Priesterweihe (sofern es sich um Priester handelt); Sterbejahr und Sterbeort; das Datum oder zumindest Jahr der Aussendung in die Mission, also der Abreise (oder erstmaligen Abreise) aus Deutschland. In den meisten Fällen ist das große Freifeld „Wirkungsorte in der Mission“ von besonderem Interesse. Bei vielen Karten enthält es nicht nur die Gebiete, in denen die Person tätig war, sondern auch eine ganze Reihe von weitergehenden Informationen über einzelne Konvente, über Aufgaben in Kloster und Mission, Ämter (zum Beispiel Apostolischer Vikar, Bischof, Provinzobere), verfasste Schriften oder besondere Vorkommnisse. Auch eine erste Bewertung des Wirkens kommt hier teilweise vor. Außerdem enthält fast jede Karte Literaturhinweise, denn in aller Regel bezog Baeumker die Informationen, aus denen er die Karten zusammenstellte, aus der Literatur, die er auswertete. Manchmal sind überdies auch Totenzettel oder Nachrufe angeheftet.

Der Gesamtumfang der Missionskarte liegt bei etwa 12.000 Karten. Einbezogen werden Missionare und Missionsschwestern aus Deutschland. Darunter versteht Baeumker – selbst gebürtig aus Breslau – Deutschland im Sinne von 1871, also inklusive der Bistümer Straßburg, Metz, Breslau, Kulm, Schneidemühl, Ermland und Danzig. Allerdings kommt auch die damals schon deutliche Trennung zwischen missio Aachen und missio München zum Tragen, denn aus den bayerischen Diözesen gibt es nur sehr wenige Karten. Einschränkend muss freilich erwähnt werden, dass sich in Baeumkers Nachlass kein Hinweis fand, was seine Intention zur Anlage der Kartei war und nach welchen Prinzipien er anlegte. Daraus folgt die Frage nach der Vollständigkeit. Mit großer Wahrscheinlichkeit erfasst die Kartei nicht alle jemals aus Deutschland ausgereisten Missionarinnen und Missionare, sondern jene, die in Publikationen zumindest einmalig erwähnt werden. Hinsichtlich der Altersstruktur sind Frauen und Männer der Geburtsjahrgänge etwa zwischen 1860 und 1920 erfasst, wobei es auch einige frühere und spätere gibt.

Die Missionskarte ist ein enormer Wissensspeicher. Insbesondere beschränkt sie sich nicht auf Angehörige eines bestimmten Ordens, sondern erlaubt die Gesamtschau. Zwar ersetzt sie nicht die Durchsicht der Personalakte im jeweiligen Ordensarchiv. Sie ist aber Ausgangspunkt für Recherchen zu den individuellen Personen, vor allem wegen der peniblen Literaturangaben, die Baeumker auf jeder Karte notierte, einschließlich der Publikationen der verkarteten Person selbst. Auch gewähren sie Einblicke in das Tätigkeitsfeld, etwa in Schule oder Haushalt, sowie einen ersten Eindruck von Erfolg und Misserfolg von Missionsversuchen. Zahlreiche weitere Informationen ermöglichen eine Einschätzung der Mobilität der jeweiligen Person (mehrere Orte, teils auf verschiedenen Kontinenten), familiärer Verbindungen (Geschwister im gleichen Konvent), gesundheitlicher Einschränkungen (klimatische Verhältnisse in den Tropen), und von Konflikten mit der Obrigkeit (insbesondere in kolonialen Kriegskontexten und den kommunistischen Systemen). Außerdem werden besondere Todesumstände und Martyrien hervorgehoben. Die Karten wurden bis in die 1950er-Jahre, in wenigen Fällen bis Anfang der 1960er-Jahre fortlaufend von Baeumker ergänzt.

Bei mikado läuft derzeit (Mai 2020) ein Projekt zur Erfassung aller Karten einschließlich der Personendaten und Missionsorte. Diese Erschließung von tausenden „Mini-Personalakten“ wird genaueres Bild von der personellen Zusammensetzung der katholischen Missionen im 19. und 20. Jahrhundert liefern, das über Ordensgrenzen hinweg geht.

Thomas Richter, Aron Breckner

Prälat Franz Baeumker in der Bibliothek; Aufnahme vor 1949. Foto: missio-Bildarchiv
Prälat Franz Baeumker in der Bibliothek; Aufnahme vor 1949.

Katholischer Missionsatlas, enthaltend die gesamten Missionsgebiete des Erdkreises

Karl Streit SVD
Steyl / Kaldenkirchen (Verlag der Missionsdruckerei) 1906
38 S., 28 Kt.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-12f-(4a)

Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 und 1804.

Alexander von Humboldt; Aimé Bonplandt
6 Bde., Stuttgart/Tübingen (Cotta) 1815-1829
554, 495, 496, 755, 774, 314+226 S. [Bd. 6 in 2 Halbbd.]
Provenienz: G. Flor, stud., Dorpat 1852 > Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-136-(7)1-6

Katholische Missionäre als Naturforscher und Ärzte, als Vorläufer und Fahrtgenossen Alexander von Humboldts.

Gedenkschrift zur hundertsten Jährung der Reise Humboldts in die Äquinoctial-Gegenden des Neuen Continents

Ferdinand Franz X. Lebzelter
Wien (St. Norbertus) 1902
96 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-21-(2)

Norddeutscher Lloyd Bremen: Automobil Touren auf Ceylon

o. Verf.
Bremen 1910
48 S., Karte
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > Mikado
Signatur: M-103-(28)

Das 48 Seiten, 33 Fotos und 1 Karte umfassende Bändchen des Norddeutschen Lloyds Bremen nimmt sich als Reiseführer und Werbeträger zugleich aus und richtete sich an wohlhabende Bevölkerungsschichten des deutschen Kaiserreichs, die sich eine mehrmonatige Abwesenheit ebenso leisten konnten, wie den Transport des eigenen Fahrzeugs im Frachtraum der Schiffe. Es beginnt mit einer malerischen Schilderung der Insel, beschreibt die Anreise entlang der Schiffsverbindungen der großen bremischen Reederei und wirbt für eine touristische Erkundung der Insel mit dem Automobil. Die praktischen Informationen zu Straßenverhältnissen, Unterkünften, einheimischer Bevölkerung, Preisen, akzeptierten Zahlungsmitteln und empfohlener Reiseausstattung sind durch die über elf Seiten gehende, persönliche Schilderung einer „Krokodilsjagd mit dem Auto“ von H. Heiland ergänzt.

Interessant ist „Automobil-Touren auf Ceylon“ deshalb, weil es als Zeitdokument auf die Verflechtungen eines großen deutschen Unternehmens in der Kaiserzeit verweist. 1857 gegründet etablierte sich der Norddeutsche Lloyd nach schwierigen Anfangsjahren in der transatlantischen Linienschifffahrt. Nach der Reichsgründung 1871 setzte das Unternehmen seinen Expansionskurs mit dem Fracht- und Fahrgastdienst als Hauptgeschäft fort und gewann 1885 den Wettbewerb um den Betrieb der staatlich subventionierten Reichspostdampferlinien, darunter auch die im vorliegenden Bändchen erwähnte „ostasiatische“ und die „australische“ Linie. Die Regierung des Kaiserreichs versprach sich von diesen Subventionen Wachstumsimpulse für die deutsche Wirtschaft, insbesondere für die aufstrebende deutsche Industrie, die ihre Waren zuvor von der britischen oder französischen Konkurrenz hatte transportieren lassen. Bedeutend für den Handel waren Häfen in China und Australien. In der Südsee ging es dagegen vor allem um die wirtschaftliche Erschließung des gerade erworbenen Nordostteils der Insel Neuguinea, wofür die Einrichtung regelmäßiger Schiffsverbindungen unabdingbar erschien – später sicherte sich das Kaiserreich weitere Teile Melanesiens und Mikronesiens wie etwa die Karolinen- und Marianeninseln. Missionare spielten bei der kolonialen Durchdringung dieser Gebiete eine überaus wichtige Rolle. Neben wesleyanischen Methodisten waren unter anderem katholische Herz-Jesu-Missionare und Steyler Missionare in der Kolonie tätig. Sie betrieben nicht nur Schulen und Krankenhäuser, sondern zu ihrer eigenen Finanzierung auch Plantagen. Mitunter werden sie auf Schiffen der großen bremischen Reederei dorthin gereist sein.

Die Reichspostdampferlinien des Norddeutschen Lloyds verkehrten anfangs alle vier Wochen, nach der Vertragsverlängerung 1899 alle vierzehn Tage, erwiesen sich jedoch für das Unternehmen trotz bisweilen vorgenommener Anpassungen insgesamt als Verlustgeschäft.4 Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Reederei bemüht war, die Rentabilität ihrer Verbindungen nach Australien und Ostasien zu steigern, etwa durch ihre touristische Vermarktung. Davon zeugt das hier gezeigte Cover des Bändchens, das mit seiner Gestaltung und seinen Motiven deutlich koloniale Stereotypen widerspiegelt, mit denen der Lloyd auch seine Plakatwerbung für andere Destinationen in Afrika und Asien bespielte.5 Das Dampfschiff links im Hintergrund steht im Kontrast zu den einfachen Booten der autochthonen Bevölkerung um Ufer darunter. Die Exotik der Insel wird durch die dargestellte Vegetation ebenso wie durch die orientalisch anmutende Architektur des Gebäudes rechts im Hintergrund hervorgehoben. All diese Elemente bilden den Rahmen für das touristische Erlebnis der durch ihre Tropenkleidung als „Weiße“ erkenntlichen Insassen des in der Bildmitte platzierten Automobils.

Markus A. Scholz

Norddeutscher Lloyd Bremen: Automobil Touren auf Ceylon Grafik: N.N. | Repro: mikado
Norddeutscher Lloyd Bremen: Automobil Touren auf Ceylon
Norddeutscher Lloyd Bremen: Automobil Touren auf Ceylon Grafik: N.N. | Repro: mikado
Norddeutscher Lloyd Bremen: Automobil Touren auf Ceylon

Geschichte der katholischen Missionen seit Jesus Christus bis auf die neueste Zeit

Heinrich Hahn
5 Bde. Köln 1857-1863
XII, 454, 540, 540, 440, 712 S.
Provenienz: mikado
Signatur: 00-71-206/1 bis 206/5

Benedikt XVI. Licht der Welt. Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit.

Ein Gespräch mit Peter Seewald

Peter Seewald, Benedictus PP XVI. (Joseph Ratzinger)
Freiburg (Herder) 2010
256 S.
Provenienz: Nachlass Horst Bürkle > mikado
Signatur: derzeit noch keine

Peter Seewald (*1954) ist sicher einer der besten Kenner des deutschen Papstes und diesem ein vertrauensvoller Interviewpartner. Nach einer linken Vergangenheit wandte sich Seewald wieder stärker religiösen Fragestellungen zu. Im Jahr 1996 veröffentlichte er mit Salz der Erde sein erstes Buch mit Gesprächen mit Kardinal Ratzinger, das aus einem ausführlichen Interview entstand. Nach einem weiteren Gesprächsband (Gott und die Welt, 2000) war Seewald nach der Wahl Ratzingers zum Papst 2010 in Castel Gandolfo zu Gast, um ein drittes Buch vorzubereiten. Das Resultat der mehrtägigen Gespräche mit dem Papst ist der vorliegende Band Licht der Welt. Nach dem Rücktritt des Papstes hatte Seewald wiederum die Möglichkeit zu einer Unterhaltung, woraus Letzte Gespräche (2016) entstand.

Schon allein der hohen Auflage wegen wäre Licht der Welt kein ausstellenswertes Buch. Jedoch weist das Aachener Exemplar eine Besonderheit auf. Auf dem Vortitelblatt befindet sich eine persönliche Widmung des Papstes: „Für Prof. Bürkle / mit herzlichem Dank / und mit den besten Segenswünschen für’s neue Jahr / Benedictus PP XVI. / 3. I. 11“. Das Prägesiegel des päpstlichen Privatsekretariats ist ebenfalls eingedrückt.

Das Exemplar stammt aus dem Nachlass des Missionswissenschaftlers Horst Bürkle (1925-2015). Mikado übernahm seine Privatbibliothek 2013. Nach dem Abitur und der Verwundung an der Ostfront (1944) studierte Bürkle von 1945 bis 1952 evangelische Theologie in Bonn, Tübingen, Köln und New York. In Amerika verfasste er auch seine Abschlussarbeit zur Theologie Paul Tillichs. Anschließend ging Bürkle in den Pfarrdienst, war Vikar in Essen und wurde 1954 in Barmen ordiniert. In Hamburg promovierte er 1956, danach (1956-1959) war er Studentenpfarrer in Stuttgart. 1959 wurde er zum Leiter der Missionsakademie an der Universität Hamburg ernannt. In Hamburg habilitierte er sich 1964 im Fach Missions- und Religionswissenschaft. Es folgte ein Aufenthalt als Gastdozent in Kampala (Uganda) von 1965 bis 1968. Kaum zurück in Deutschland, wurde er von den Studentenunruhen der 68er-Bewegung erfasst. Im gleichen Jahr erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Missions- und Religionswissenschaft in der evangelisch-theologischen Fakultät der LMU München. Gastdozenturen nahm er in Seoul und Kyoto wahr, Vortragsreisen führten ihn in die ganze Welt, in München war er 1973-1975 Prorektor. Zwei seiner Bücher gelten bis heute als Standardwerke der interkulturellen Theologie und Wegbereiter der Frage nach dem angemessenen Artikulieren des Religiösen im Dialog. Horst Bürkle erregte Aufsehen, als er – evangelischer Pfarrer und Professor für evangelische Theologie – 1987 die Konfession wechselte und zur katholischen Kirche übertrat. Dies wurde neben den „kirchenpolitischen Turbulenzen“ (Krämer) auch dienstrechtlich zu einem Problem, die Fakultät reagierte „verstört“ (Maier), der Dialog zwischen evangelischer und katholischer Fakultät litt darunter. Deshalb lehrte Bürkle an der LMU ab 1989 bis zur Emeritierung (1991) als Professor am Seminar für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie, dem ‚Guardini-Lehrstuhl‘.(1)

Ein auffallender Korrespondenzpartner Bürkles über viele Jahre hinweg war Joseph Ratzinger. Beide scheinen sich noch aus dessen Zeit als Münchner Erzbischof gekannt zu haben. Bürkle und Ratzinger haben in engem Austausch miteinander gestanden, auch über die Emeritierung des einen und die Papstwahl des anderen hinaus. Das Buch mit der eigenhändigen Widmung des Papstes ist ein schöner Beleg dafür.

Thomas Richter

 

__________

(1) Bisher erschien keine Arbeit über Bürkles Schaffen, daher vgl. vorläufig die Nachrufe auf ihn: Maier, Hans: Missionar und Gelehrter – Zum Tod von Horst Bürkle. In: Communio 44 (2015), S. 339. Krämer, Klaus: Ein Zeuge im Dialog – Zum Tode von Horst Bürkle (1925-2015). In: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft 99 (2015), S. 331. Eine Übersicht seiner Schriften bis 1999 bei Müller, Hans-Peter: Bibliographie Horst Bürkle. In: Krämer, Klaus; Paus, Ansgar (Hgg.): Die Weite des Mysteriums. Christliche Identität im Dialog. Für Horst Bürkle. Freiburg 2000, 749-771. An dieser Festschrift beteiligte sich auch Kardinal Ratzinger mit einem Aufsatz.

Diaspora … ein Bischofsbild

Karl Faustmann
Mainz (Lehrlingshaus) o.J.
19 S.
Provenienz: Altbestand mikado
Signatur: X 416

Reise nach Peru

Johann Wolfgang Bayer SJ
Handschrift, undatiert [ca. 1769-1776]
490 S., [5 ungez. S.], Rücken beschädigt, vorderer Buchdeckel fehlt
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-146-(42)

Kurzer Führer durch das Missionsmuseum des Päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung, Zentrale Aachen

o. Verf.
Aachen (PWG) 1933
26 S.
Provenienz: mikado
Signatur: 00-78-14

Ein Führer durch das Aachener Missionsmuseum, Museum für Missions- und Völkerkunde

o. Verf.
Aachen (PWG) 1937
18 S.
Provenienz: mikado
Signatur: 00-78-13

Schon im Jahre 1917 gab es erste Pläne für die Einrichtung eines Missionsmuseums beim Franziskus-Xaverius-Missionsvereins. Diese Überlegungen fanden im Rahmen einer Professionalisierung an der Zentrale in Aachen statt, die auch die Gründung der Bibliothek im gleichen Jahre zur Folge hatte.

Es dauerte dann noch bis zum 21. April 1933, bis das Museum in den Räumen der Zentrale in Aachen, Hirschgraben 39, eröffnet werden konnte. Ziel war es, so Karl Breuer, der damalige Schatzmeister des nun Päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung (PWG) und Hauptinitiator der Museums, „ein Missionsmuseum zu schaffen, das, auf völkerkundlicher Grundlage aufgebaut, einen Einblick gewährt in die harte und steinige Arbeit der katholischen Missionare und in das Leben jener, denen ihr apostolisches Wirken gilt“ (Kurzer Führer durch das Missionsmuseum des Päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung, Zentrale Aachen, Hirschgraben 39, S. 25).

Die Ausstellung bestand vor allem aus Schenkungen. Breuer dankt dann auch „allen Missionaren und Missionsschwestern, allen Missionsoberen und Prokuratoren hier in der Heimat wie draußen auf den apostolischen Missionsfeldern für alles und jedes, was sie zu unserem Museum beisteuerten“ (ebd., S. 26).

Verantwortlich für die Umgestaltung der Räume im Hirschgraben 39 in ein modernes Museum war der Bühnenarchitekt Sepp Schüller. Schüller blieb dem Projekt treu und gestaltete mit Umzug der Zentrale in die Hermannstraße 14 im Jahre 1937 auch die neuen Räumlichkeiten des „Museums für Missions- und Völkerkunde“. Im „Führer durch das Aachener Missionsmuseum, Museum für Missions- und Völkerkunde“ von 1937 betont Schüller, dass mit dem Museum der positive Einfluss des Christentums auf die Kultur der Missionsgebiete aufzeigt werden soll. Mit den ausgestellten „religiöse[n] Eingeborenenarbeiten“ würde „ihre Entwicklung vom alten heidnischen zum neuen christlichen Ausdruck bewußt herausgestellt“ (Ein Führer durch das Aachener Missionsmuseum, S. 3). „Das Missionsmuseum erhält damit eine berechtigte Sonderstellung innerhalb der allgemeinen Völkerkunde-Museen“. (ebd.)

Die beiden kleinen Museumsführer verzichten leider ganz  auf Abbildungen. Im Bildarchiv von missio gibt es jedoch eine Fotosammlung, vor allem mit Fotos von Werner und Ali Koch. Einige dieser Fotos sind mit den beiden Führern in der Ausstellung zu sehen.

Michael Drummen

Missionsmuseum Aachen, Hirschgraben 39, Afrika-Raum, undatiert [ca. 1933] Foto: Ali Koch, Werner Koch
Missionsmuseum Aachen, Hirschgraben 39, Afrika-Raum, undatiert [ca. 1933]
Zauberin der Zulus: Perlenbänder schmücken Arme, Kopf, Brust und Beine. Foto: Ali Koch, Werner Koch
Missionsmuseum Aachen, Hirschgraben 39, „Zauberin der Zulus“, undatiert [ca. 1933]: „In einer benachbarten Nische, die mit Matten verschiedener Art ausgeschlagen ist, sitzt eine Zauberin der Zulus. Perlenbänder schmücken Arme, Kopf, Brust und Beine. Die Schemel ihr zur Seite stehen bereit für ihre „Patienten“. Rechts neben ihr hängen an der Wand Zauberhorn, Zauberbesen und hinter ihr verschiedene Zauber- und Tanzstöcke.“ (Kurzer Führer, 1933, S. 6)

Führer durch die Missions-Ausstellung im Kaiser Karl-Gymnasium, Augustinerbach. Aachener Missions-Jubiläumswoche vom 3. bis 10. September 1922

o. Verf.
Aachen (Xaverius-Verlagsbuchhandlung) 1922
20 ungez. S.
Provenienz: Mikado
Signatur: 61-70-8/2

Uebersicht der Einnahmen des Xaverius-Vereins zur Unterstützung der katholischen Missionen während des Jahres 1875

Köln (DuMont-Schauberg) 1876
38 S., überw. Tabellen
Provenienz: Altbestand mikado
Signatur: XIV 541

Mes missions a colorier

Paul Lesourd (Text), Charles Plessard (Illustrationen), André Boucher (Vorwort)
Toulouse/Paris (Sirven) 1935
[35 ungez. S.]
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-5-(47)

Kleiner Deutscher Kolonialatlas

hg. v. der Deutschen Kolonialgesellschaft
Berlin (Reimer) 1899
[6 ungez. S.], 8 Karten
36 S., 8 Karten, XXII S. [Werbung]
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: G 13f (3)1

Deutscher Kolonialatlas mit Jahrbuch

hg. v. der Deutschen Kolonialgesellschaft
Berlin (Reimer) 1905
24 S., 8 Karten
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: G 13f (3)2

Deutscher Kolonialatlas mit illustriertem Jahrbuch

hg. v. der Deutschen Kolonialgesellschaft, bearb. v. Paul Sprigade und Max Moisel
Berlin (Reimer) 1910
36 S., 8 Karten, XXII S. [Werbung]
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: G 13f (3)3

Die katholischen Missionen in den deutschen Schutzgebieten.

Festgabe zum 25. Regierungsjubiläum Wilhelms II., Internationales Institut für missionswissenschaftliche Forschung Münster

Joseph Schmidlin
Münster (Aschendorff) 1913
XIV, 304 S., Illustrationen
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-13-(14)b

Ein verhalten üppiges Repräsentativwerk, dicht bebildert und mit einer Agenda, die auf ganz unterschiedliche Leser zielte, steht für den Höhepunkt der Verflechtung katholischen Selbstbewusstseins in der deutschen Kaiserzeit mit der kolonialen Expansion Deutschlands. Schmidlin (1876-1944), der Nestor der katholischen Missionswissenschaft im deutschsprachigen Raum, hatte erst 1911 das Münsteraner IIMF gegründet, das bis heute fortbesteht. Der ausgebildete Historiker und Kirchenhistoriker witterte im silbernen Thronjubiläum 1913 die taktische Gelegenheit, sowohl der Neugründung Publicity zu verschaffen als auch der antikatholischen Stimmung nicht nur in der  teils evangelisch geprägten, teils religiös indifferenten Kolonialverwaltung zu begegnen, indem er ein wohlwollendes Wort des für untertänige Gesten empfänglichen Kaisers provozierte (der sich seit je als Protektor des christlichen Abendlands in Szene setzte).

Das Buch gehört also in die schnelle Aufholjagd, mit der bürgerliche katholische Kreise und ein Teil des deutschen Klerus nach dem Ende des Kulturkampfes die Chance ergriffen, sich als loyaler Teil der wilhelminischen Gesellschaft zu inszenieren – durch die demonstrative Teilnahme an Kaiserkult, Militär- und Adelsbegeisterung, expansivem Nationalismus und kulturellem Sendungsbewusstsein. Pikant wurde die Mischung durch kräftig fortbestehende Ressentiments auf beiden Seiten und die weiterhin kollidierenden Ordnungsvorstellungen, nicht allein in Kirchenfragen. Als ‚Kontoauszug‘ (nicht lange vor dem unerwarteten Untergang des deutschen Kolonialreichs) steht Schmidlins Berichts- und Essayband für den Anspruch auf Gleichberechtigung und die späte, aber bereitwillige Eingliederung der katholischen Eliten in Denkweise und Sprache der autoritären Hohenzollernmonarchie. Bis zu seinem Tod nach schweren Misshandlungen in der NS-Lagerhaft hatte der Autor noch einen komplizierten Weg durch Demokratie und Diktatur vor sich.

Schon auf der Kopfzier von „Zur Einführung“ (XIII) prangt derselbe Hohenzollernadler wie im Deutschen Kolonialatlas; in der Widmungsformel des Präsidenten Aloys Fürst zu Löwenstein wiederholt sich das Wort „deutsch“ fast bis zur Absurdität, wird Wilhelm II. als Beschützer der „Heidenländer“ (V) – vor wem auch immer – für die Landnahme in Übersee legitimiert. Zu den nationalromantischen Tönen passen drei neonazarenische Bilder fast im Stil einer Schulbibel, die zwischen die einzelnen Abschnitte des Bandes gesetzt sind und um die Sendung der Apostel sowie die Germanenmission des Bonifatius kreisen – nicht zufällig wird durchweg als Parallele die kulturelle und religiösen Missionstätigkeit bei den mittelalterlichen „Wildlingen“ (52) im späteren Deutschland angeführt.

Mittelbar strahlt diese göttliche Autorisierung der Kirche auf das koloniale Projekt aus. Schmidlin kalkuliert anscheinend darauf, dass regierungsoffizielle Augen vor allem in die gut 50 Seiten Einleitung und den langen Essay „Prinzipienfragen: Mission und Kolonialwesen“ (259-294) blicken werden; hier konzentriert er seine Aussagen zur fast natürlichen Allianz beider Faktoren unter Wahrung ihrer jeweiligen Autonomie. So verbinde in den Kolonien „sich das nationale Interesse mit dem religiösen“ (1) und sei unverkennbar, „wie nach […] selbst gegnerischen Zeugnissen die katholische Mission den Eingeborenen mit dem Beten das Arbeiten lehrt“ (2). In der Erfüllung zweier notwendiger „Nebenaufgaben, kulturelle Erziehung und Wahrung der Subordination“ des Kolonisierten unter den Kolonialherrn, sei die katholische Mission „meisterhaft“ (40) mit ihrem Vermögen, „die Eingeborenen […] seelisch umzugestalten“ (277). „Die Mission ist es, die unsere Kolonien geistig erobert und innerlich assimiliert“ (278; Hervorhebungen im Orig.) Nur an einer einzigen Stelle wird ein „spezieller kosmopolitischer Beruf“ des Katholizismus reklamiert, der „nicht etwa aus politischen und kolonialpolitischen Motiven“ missioniere (9).

Ziemlich gewagt ist Schmidlins Konstrukt, die katholische Missionsbegeisterung des wilhelminischen Zeitalters sei aus einer kolonialistischen Allianz zwischen „Bismarck und Windhorst“ entstanden – als Frucht eines katholischen Sieges im Kulturkampf über die Liberalen und evangelischen Konservativen, wie angedeutet ist (2). Eine Art germanisierte Reichstheologie betont, die deutsche Kolonisation bewirke nunmehr der göttlichen Vorsehung gemäß eine weltweite Mission (2-4). Durchaus provokant weist Schmidlin darauf hin, die neuen Missionsorden in Deutschland ersetzten in den 1870ern aufgehobene Klöster – und es handle sich üblicherweise um deutsche Provinzen (ultramontaner) französischer Gründungen mit Hauptsitz in Rom! (13f.). Die Existenz und Missionstätigkeit der Jesuiten von deutschem Boden aus, ein potentielles Reizthema, ist gleichwohl diskret versteckt (20f.).

Loyales Selbstbewusstsein ist in diesen Partien die Devise. Ausführlich werden frühe Grundsatzschriften, Initiativen und Verlautbarungen zu Missionsfragen bis hin zum 59. Deutschen Katholikentag in Aachen 1912 referiert. Längere informative Passagen schildern die ‚Befehlskette‘ vom Papst über die Kongregationen zu den einzelnen Ordensgemeinschaften oder auch das Aufrücken von Einzelstationen zum fertigen Bistum (34); da die Forderung, Missionare sollten der Sprache und Kultur der Kolonialmacht entsprechen, „nach Möglichkeit Beachtung verdient“, sei man „nach Überwindung der mannigfachen Übergangsschwierigkeiten“ jetzt bald an diesem Ziel angekommen (13).

Verbaler Dauergegner sind die verschiedenen protestantischen Missionsinitiativen, denen mal kleine bis mittelgroße Bosheiten gelten, mal die Abwehr analoger Spitzen aus ihren Kreisen. Unausgesprochener Hauptpunkt ist dabei, wie affin zu den evangelischen Organisationen die preußisch dominierten Instanzen der Reichskolonialpolitik sind. Überlegene Ausbildung (21) und Benachteiligung bei den staatlichen Subventionen für Kolonialschulen, mehr Missionsspenden pro Stück Kirchenvolk (28f.) oder empörte Worte zur Süffisanz des führenden evangelischen Missionswissenschaftlers Warneck, dem Katholizismus „als besserer Fetischdienst“ erscheint (51) – nichts bleibt unkommentiert. So laviert der Anhang „Die protestantischen Missionen in den Kolonien“ (243-58) zwischen schmallippiger Anerkennung evangelischer Erfolge, Plädoyers für einen innerdeutschen Burgfrieden und neuer Polemik. Erst dadurch werden Kuriositäten sichtbar wie die 1906/09 zwischen Benediktinern und Berliner evangelischer Mission gezogene, von Rom widerrufene Demarkationslinie durch Ostafrika (122) oder der Vorwurf, Kinder mit Geschenken in die Missionsschulen in Ozeanien zu locken (202).

Dass der Katholizismus spät mit der Entwicklung einer Missionswissenschaft dran ist, räumt deren Wegbereiter Schmidlin ein (22), behauptet dafür aber unter leichter Korrektur der Tatsachen, erst tief im 19. Jh. sei nach Ablegung „der seit den Tagen Luthers zäh eingewurzelten Vorurteile“ (30) eine evangelische Mission in Gang gekommen. Den Kindheit-Jesu-Verein (heute Päpstliches Missionswerk der Kinder) nennt er stolz und etwas schief ein Beispiel für den „Kreuzzugsgeist unserer deutschen Kinderwelt und – dürfen wir wohl hinzufügen – unserer deutschen Lehrerschaft“ (27). Leicht widersprüchlich steht neben dem Vorwurf, „manche protestantische Missionsgesellschaften“ betrieben aus rein ökonomischen Motiven Erziehung „zur Arbeit“ (42), die Aussage, wonach zum Vorteil der Missionen der Staat „das Absatzgebiet für ihre Produkte und Arbeitskräfte“ kolonisierend ausdehne (267).

Der eigentliche Durchgang durch die Missionsgebiete folgt genau der Ordnung im Kolonialatlas (nach Erwerbsdatum), nicht etwa von Orden zu Orden. Erzählerisch gehaltene Gründungsberichte wechseln mit Tabellen und Statistiken (bis hin zur Zahl der verteilten Schulhefte); was praktisch ganz fehlt, sind die in der Missionsliteratur sonst obligaten Einzelszenen erfolgreicher Akkulturation oder noch zu überwindender Fremdheit. Schulkinder auf den Salomonen, die schon 1904 „Die Wacht am Rhein“ singen (194), sind die Ausnahme und dienen als Nachweis der Ablösung französischer Maristen durch die deutschen. Feste Punkte aller Kapitel sind Wissenschaftstätigkeit der Missionare, Bildungsimpulse, Gesundheitsvorsorge und Krankenpflege sowie (nicht ganz systematisch) die Caritas. Ein häufiger Programmpunkt ist der Verweis auf die hohe Sterblichkeit oder logistische Schwierigkeiten, die einem europäischen Publikum unvorstellbar waren. Reichhaltig für den Maßstab der Zeit ist die Ausstattung mit Fotografien und Karten, allerdings ohne Kunstdruckpapier – wilhelminische Prachtbände sehen anders aus.

Als roter Faden zieht sich durch den Band die Bewertung der missionierten Kulturen mit höchst verhaltener Nächstenliebe. Mit Ausnahme Chinas ist lediglich von „rohen“ oder „rassenfremden Barbaren“ die Rede (42; 53). die an „Trägheit“ und „Lügenhaftigkeit“ leiden (47). Eine Tatsache sei „die vielgenannte Rasseninferiorität“, aber Christen werden könnten auch die „ungebildeten Hottentotten“ (52). Im Togo mit seinem „relativ intelligenten Negerschlag“ (60) bedauert Schmidlin die „intellektuell, sittlich und religiös tief heruntergekommenen Bewohner“ (57). In Kamerun dominiert „der leichtfertige Charakter der Eingeborenen“ (80). Jene in Deutsch-Südwestafrika sind „im großen und ganzen unzuverlässig, träge, abergläubisch, fanatisch, vielfach durch böse Krankheiten verseucht“ (91) – und nach Schmidlins Schätzung seit der genozidalen Niederschlagung des Herero- und Nama-Aufstands auf ein Viertel dezimiert. Ostafrika sei ebenso abergläubisch, „wenn auch geistig tiefer stehend“ (109), die Menschen in Ozeanien durchweg „auf niedriger Kulturstufe“ (157), so die „im allgemeinen sanften, aber hinterlistigen und diebischen Bewohner“ der Marshallinseln (187). Die Salomonen zeigen „einen wilden, arbeitsscheuen, rauflustigen, sittlich verkommenen, dem Kannibalismus und der Polygamie ergebenen [...] Menschenschlag“ (188). Auf Samoa ist man „geweckt und kulturfähig, aber träge und vergnügungssüchtig.“ (192) Die Karolinen, Palau und die Marianen eint die „große Verkommenheit ihrer Bewohner“ (197) Wie sie nur so lange ganz ohne Weiße überlebt haben!

Gleichwohl kritisiert Schmidlin „die krasseste Herrenmoral“ Paul Rohrbachs (275) und grenzt sich damit von einem besonders markanten Rassisten der Zeit ab – dies insofern zu Recht, als er sein Überlegenheitsgefühl auf Kulturunterschiede statt Biologismen gründet. Im positiven Sinn atypisch für seine Zeit ist daher der Blick auf das in Zwangspacht genommene Kiautschou und die chinesische Bevölkerung der Umgebung: Anderswo seien  „Ländererwerb und Volksausnützung“ das Ziel, wie es unverblümt heißt, doch nicht in China mit seiner – wie mehrmals betont wird – hohen und alten Kultur (280), der das Etikett ‚Heidentum‘ erspart bleibt; Konfuzianismus und Christentum sieht Schmidlin als gut vereinbar an, auch „die chinesischen [Fünf?] Klassiker“ stehen, wie gründlich auch immer, auf den Schulplänen der Missionare (222).

Überall sonst bringen Missionsschulen „das deutsche Kulturlicht mit dem christlichen Glaubenslicht in diese dunklen Erdteile und unter diese wilden Völker“ (236). Eine wiederkehrende Maxime liegt in „der durch die verdorbenen Verhältnisse motivierten Forderung, die Jugend vom Verkehr mit den Alten abzusondern“, also Internate mit Besuchsverbot zu errichten (101; vgl. 169). Die typische Zukunftsvision für fertig ausgebildete Jugendliche liegt „im Dienst der Offiziere und Beamten“ (106), nur kommt dem „die Abneigung der ungebundenen Kanakenjugend gegen jeden Zwang“ (165) in den Weg. Für die „Gefahren der höheren Negerbildung“ (285) – allzu große Unabhängigkeit – erklärt sich Schmidlin durchaus sensibel, doch seien einheimische Priester langfristig wünschenswert; wegen der zitierten Charakterdefekte müssten aber einstweilen Auswärtige „den Negern und Kanaken die frohe Botschaft vom Weltheiland bringen“ (50).

Als wenig bedrohlich eingeschätzt werden die „innerlich wehrlosen heidnischen Religionen“ wie im östlichen Zentralafrika (50). Ein Leitmotiv des Bandes ist dagegen die beinahe schrille „Warnung vor der Mohammedanergefahr“ (113); der Islam besitze einige „unbezwingliche Festen“ (109), unterbiete die strikte christliche Sexualmoral (59f.) und werde durch die Rekrutierungspolitik von Regierungspersonal in Deutsch-Ostafrika noch gestärkt (134). Dringend empfiehlt der Münsteraner Theologe, die islamische Präsenz zwar nicht staatlich zu bekämpfen, aber mindestens indirekt zu benachteiligen (287-89). Schließlich habe man Afrika in einem „Kreuzzug gegen den Halbmond und die Bedrücker Afrikas“ betreten, womit Schmidlin Muslime und Sklavenhändler gleichsetzt (57).

Durchaus bewusst ist dem Autor bei aller kulturellen Herablassung das moralische Kernproblem am Kolonialismus: der Freiheitsverlust. Zu rechtfertigen sei er nur durch ein „Recht der Eingeborenen auf Schutz, Erziehung und Christianisierung“ (273). Die katholische Mission der Gegenwart habe immerhin „jeden physischen Beigeschmack“, sprich Glaubenszwang, abgelegt – „(die Anklagen bezüglich der belgischen Kongomission sind mindestens übertrieben)“ (40). Auch für das frühneuzeitliche Portugal sowie Spanien, die ‚guten‘ Kolonialmächte schlechthin, habe das schon gegolten, nur sei die gute Absicht gierigen Konquistadoren und Handelsgesellschaften zum Opfer gefallen. Dieser Teil der Darstellung kann auch nach damaligem Wissensstand nur als bewusste Verfälschung Schmidlins bezeichnet werden, der auf Bartolomé de Las Casas zu sprechen kommt, nicht aber auf dessen erfolgreiche Gegner. Die Umstände Billigung von Zwangsarbeit, Sklaverei und gewaltsamer Konversion in der Conquista (teils durch päpstliche Bullen) waren ein allzu verfängliches Thema für offene Worte. Außerdem stand die Zwangsfrage als Tagesfrage im Raum, wo es um Missionsschulen ging oder etwa die „patriarchalischen“ Methoden der Väter vom Heiligen Geist, Ehen unter Neuchristen zu arrangieren und die Paare zu Dorfgründungen abzukommandieren (134).

Unterbelichtet bleiben zwangsläufig die Reibereien zwischen Missionen und deutscher Kolonialverwaltung. Nachwehen des Kulturkampfes ahnt man in der Frage der Schulaufsicht oder in kleinen Tricks bei Gebietszuweisungen auf Neuguinea (172); ein Ex-Bezirkshauptmann erhebt Vorwürfe der Aufwiegelei gegen die Mission auf den Karolinen (198f.). Desto besser, dass man auf Tote in Aufständen – und gegen die Herero sogar auf Missionare als Feldgeistliche! – verweisen kann (94), so sehr der Autor die Rolle als Friedensvermittler bevorzugt. Mit einer schnellen Besserung des Verhältnisses oder gar Staatssubventionen rechnet er nicht; daher empfiehlt er moderates Entgegenkommen gegenüber dem Staat, auch wo man das gar nicht müsse, und hofft auf eine zumindest konfessionsneutrale Verwaltungslinie. Direkter müsse die Kirche das Problem angehen, mehr katholische Siedler in die Kolonien zu locken und die enttäuschenden vorhandenen Exemplare deutlich glaubenseifriger zu machen.

Für den Vertreter eines Katholizismus, der das gesamte Spektrum seiner sozialen Werte, Normen und Vorurteile ungleich stärker als heute mit dem überzeitlichen Kern von Kirche und Bekenntnis gleichzusetzen bereit war, wäre die Überraschung groß, wie sehr er sich aus Rückschau ins nichtkatholische Normalmaß sendungsbewusster wilhelminischer Imperialisten einreiht – wenn auch mit dem bezeichnenden Akzent einer daheim noch nicht restlos integrierten starken Religionsminderheit und einigen charakteristischen Sorgen. Leicht bedroht ist die Würde des Priesterstandes (kochen und waschen sollen Laienbrüder, aber nicht die Geweihten unter den Missionaren: 106) und in bereits stärker missionierten Gebieten sollen „die Eingeborenen an kirchliche Abgaben sich gewöhnen“ (112) – also darf man ihnen aus gebührenpädagogischen Gründen bloß keine Taufgeschenke machen. „Weiter voran für Gott, Kirche und Vaterland!“ (241)

Jörg Fündling

Titelblatt „Die katholischen Missionen in den deutschen Schutzgebieten. Festgabe zum 25. Regierungsjubiläum Wilhelms II., Internationales Institut für missionswissenschaftliche Forschung Münster” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Titelblatt „Die katholischen Missionen in den deutschen Schutzgebieten. Festgabe zum 25. Regierungsjubiläum Wilhelms II., Internationales Institut für missionswissenschaftliche Forschung Münster”
„Missionsschwester mit Schulmädchen beim Bügeln (Neupommern)” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
„Missionsschwester mit Schulmädchen beim Bügeln (Neupommern)”. Aus: Die katholischen Missionen in den deutschen Schutzgebieten.

Katholische Kolonialmission

bearb. v. Richard Mai, hg. v. Emil Clemens Scherer
Berlin (Reichsverband für die katholischen Auslanddeutschen) 1936
95 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: G-13-(46)

Die Marshall-Insulaner. Leben und Sitte, Sinn und Religion eines Südsee-Volkes

August Erdland MSC
Münster 1914
XII, 376 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: A-13-(69)1

Auf den Marshall-Inseln (Deutsche Südsee). Land und Leute. Katholische Missionstätigkeit

Hubert Linckens MSC
Hiltrup 1911
112 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-164-(29a)

Deutsch-Südwestafrika in Wort und Bild

o. Verf., Vorwort von Augustinus Nachtwey OMI
Hünfeld (Maria Immaculata) o.J. [1904 oder später]
36 ungez. S., überwiegend illustriert
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: G-13-(S)2

Die Erschliessung Afrikas durch Eisenbahnen

Franz Baltzer; Nachwort von Wilhelm Solf
Berlin (Reimer) 1913
36 S., Karte
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > Mikado
Signatur: M-105-(10)

Bilder von grauen Rauchwolken über schwarzen Dampflokomotiven und Bilder von schweißgebadeten Arbeitern beim Gleisbau sind an sich nichts Besonderes – wären da nicht Palmen, Regenwälder oder Wüsten im Hintergrund zu sehen. Europa war am Vorabend des Ersten Weltkriegs bereits von einem dichten Netz von Eisenbahntrassen überzogen, der Zug war – keine dreißig Jahre nach der Erfindung des Automobils – das bei weitem wichtigste Verkehrsmittel für den Transport von Personen und Gütern. Dementsprechend wundert es nicht, dass die Kolonialmächte viel Geld investierten, um auch in ihren Kolonien ein Eisenbahnwesen nach europäischem Vorbild aufzubauen. Die Strecken dienten jedoch weniger dem Personenverkehr (maximal für Arbeitskräfte), sondern primär dem Transport von im Binnenland gewonnenen Rohstoffen an die Häfen, um sie von dort nach Europa verschiffen zu können. Gleichwohl waren Planung und Bau von Eisenbahnen für die koloniale Durchdringung des Hinterlandes von großer Bedeutung. Bis heute wird in der Forschung jedoch nur wenig wahrgenommen, wie die einheimische Bevölkerung auf die Bahn reagierte.(1)

„Die Erschließung Afrikas durch Eisenbahnen“ ist ein für den Druck überarbeiteter Vortrag Franz Baltzers, wobei nicht deutlich wird, wann und wo dieser Vortrag gehalten wurde. Die beim Vortrag gezeigten Bilder wurden nicht in das Büchlein aufgenommen.

Der Autor Franz Baltzer (1857-1927), Sohn eines Mathematikprofessors aus Gießen, war als Architekt und Ingenieur vornehmlich im Eisenbahnwesen tätig. Dabei war er in den früheren Jahren am Bau des Kölner Hauptbahnhofs beteiligt. Nach seiner Ernennung zum Regierungsbaumeister (1886) arbeitete er seit 1891 im preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten. Von 1898 bis 1903 war Baltzer als Berater des japanischen Eisenbahnbüros in Ostasien tätig und legte einen (nicht ausgewählten) Entwurf für den geplanten Tokioter Bahnhof vor. Wieder in Deutschland, wechselte er 1906 ins Reichskolonialamt. Auch hier lag sein Schwerpunkt im Bereich der Eisenbahn. Baltzer gehörte zu den maßgeblichen Vorantreibern des Ausbaus der Bahnen in den deutschen Kolonien. Ostafrika, Togo und Kamerun bereiste er persönlich.(2)

Baltzer verfasste zahlreiche Schriften zum Eisenbahnwesen in Afrika, wobei er – wenig verwunderlich – den Schwerpunkt auf die Kolonien des Deutschen Reiches legte. Seine mit Fotografien, Tabellen und Karten ausgestatteten Veröffentlichungen galten lange als Standardreferenzen.(3)

Baltzer hebt im Vortrag zwar die Situation der deutschen Kolonialbahnen hervor, jedoch kontextualisiert er sie in einem verhältnismäßig großen Überblick über den Bahnbau der anderen Kolonialmächte (England, Frankreich, Portugal, Belgien, Italien). Er geht die deutschen Kolonien nacheinander durch. Die Bahn in Südwestafrika diente vor allem dem Transport von Rohstoffen aus den Bergbaugebieten (Tsumeb) zu den Häfen in Lüderitz und Swakopmund (v.a. Otavibahn), zunächst in 600 mm Schmalspur, später in Kapspur. Hingegen sieht Baltzer bei der Usambarabahn in Ostafrika auch eine touristische Bedeutung: „Von ihrem Endpunkt […] gelangt man in einem Tage durch einen Maultierritt an den Fuß des Kilimandscharo in Höhen, die den Mont Blanc überragen. Die Bahn ist daher auch für Hochtouristen und Freunde des Bergsports besonders wertvoll“ (S. 28). In Kamerun bestand außerdem eine private Eisenbahn in Meterspur.

In die beigefügte farbige Karte, in der die deutschen Kolonien farblich hervorgehoben werden, sind alle zum Zeitpunkt des Erscheinens bestehenden und geplanten Eisenbahnlinien eingezeichnet. Abgesehen von den Bahnen entlang des Nils von Alexandria bis Khartum und el-Obeid verlaufen die meisten Trassen von der Küste ins Landesinnere.

Die Rede Baltzers wurde übrigens von der kolonial orientierten Presse sehr positiv gewürdigt.(4) Bemerkenswert ist überdies, dass das vierseitige Vorwort vom Leiter des Reichskolonialamtes Wilhelm Solf stammt. Wenn es auch inhaltlich weitgehend zu vernachlässigen ist, so ist es doch ein wichtiges Zeichen, dass gerade vom obersten Behördenleiter dieses Vorwort verfasst wurde. Dem Textduktus nach scheint Solf bei dem Vortrag Baltzers persönlich anwesend gewesen zu sein. Eigentlich studierter Indologe, wechselte Solf (1862-1936) bald nach dem Studium in den diplomatischen Dienst des Deutschen Reiches. Nach Stationen in Kalkutta und Dar-es-Salaam wurde er 1899/1900 Gouverneur der deutschen Kolonie Samoa. Im Vergleich etwa mit Carl Peters gilt Solf als moderater Kolonialverwalter. Seit 1911 war er als Staatssekretär im Außenministerium Chef des Reichskolonialamtes. Er bereiste die afrikanischen Kolonien und setzte sich insbesondere für einen Ausbau des Eisenbahnnetzes ein.(5)

Solf und Baltzer scheinen sich enger gekannt zu haben, denn auch in Baltzers umfangreichem Werk „Die Kolonialbahnen mit besonderer Berücksichtigung Afrikas“ steuerte Solf das Geleitwort bei.

Dem Vortrag Baltzers sind durch die Bibliothekare zwei weitere Hefte zum Eisenbahnwesen Afrikas beigebunden worden, die sich mit der Kongobahn und den Bahnen in Ostafrika befassen.

Thomas Richter

 

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(1) Allgemein zum Bahnwesen in den Kolonien des Kaiserreiches vgl. v.a. Schroeter, Helmut: Die Eisenbahnen der ehemaligen deutschen Schutzgebiete Afrikas und ihre Fahrzeuge. Frankfurt 1961, mit zahlreichen Fotografien, Fahrplänen, Gleisplänen, Karten und einem Typenverzeichnis der Lokomotiven und Waggons.

(2) Nach Verwundung in Flandern im Ersten Weltkrieg und der Schließung des Reichskolonialamtes ging Baltzer in den Ruhestand und wurde zum Honorarprofessor der TH Berlin ernannt. Zu Baltzers Biographie vgl. den noch zu seinen Lebzeiten erschienenen Lexikoneintrag Schnee, Heinrich: Art. Franz Baltzer. In: Deutsches Kolonial-Lexikon 1 (1920), S. 123-124. Vgl. außerdem die Nachrufe: Deutsche Bauzeitung 61 (1927), S. 704. Zentralblatt der Bauverwaltung 47 (1927), S. 545-546 (mit Portrait).

(3) Vgl. lediglich in Auswahl: Die neuen Eisenbahnen in den deutschen Schutzgebieten. Mit Benutzung amtlicher Quellen. Berlin 1908, S. 818-862.  Die Uganda-Eisenbahn in Britisch-Ostafrika. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 28 (1908), S. 97-103. Die Eisenbahnen in den deutschen Schutzgebieten. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 28 (1908), S. 597-603. Die Tarife der Deutschen Schutzgebietsbahnen. In: Archiv für Eisenbahnwesen 35 (1912), S. 1247-1264. Die Kolonialbahnen mit besonderer Berücksichtigung Afrikas, Berlin 1916 (462 S.). Kolonial- und Kleinbahnen, 2 Bde. Berlin/Leipzig 1920 (124, 139 S.). Daneben publizierte er auch Ergebnisse aus seinen Studien in Japan, darunter: Die Architektur der Kultbauten Japans. Berlin 1907 (354 S.).

(4) Vgl. Art. Zur kolonialen Eisenbahnfrage. In: Deutsche Kolonialzeitung, Sonderbeilage zu Nr. 8 vom 22. Februar 1913, S. 129-130. Weblink     (12.03.2020)

(5) Wenig bekannt ist, dass Wilhelm Solf in der Phase des Zusammenbruchs des Kaiserreiches unter Reichskanzler Max von Baden Ende 1918 noch kurzzeitig Reichsaußenminister war. In der Weimarer Republik – Solf war Mitglied der DDP – kehrte er in den diplomatischen Dienst zurück und war von 1920 bis 1929 Botschafter in Japan. Zu Solfs Biographie im Spiegel deutscher (Kolonial-)Geschichte vgl. neuerdings Hempenstall, Peter J.; Mochida, Paula Tanaka: The lost man. Wilhelm Heinrich Solf (1862-1936) in German History (Quellen und Forschungen zur Südsee B/2). Wiesbaden 2005. Solfs Witwe Hanna (1887-1954) initiierte nach dem Tod ihres Mannes einen Kreis zum regimekritischen Austausch, von dem nur wenige eine Mordaktion der Nationalsozialisten überlebten.

Die Erschliessung Afrikas durch Eisenbahnen: Karte von Ostafrika Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Ausschnitt aus der dem Buch „Die Erschliessung Afrikas durch Eisenbahnen” beiliegenden Karte (Eisenbahnstrecken in rot).

’s Weerelds Gods-Diensten of Vertoog van alle Religien en Ketteryen

Josua Sanderus
Amsterdam (Michiel de Groot) 3. Aufl. 1665
[24 ungez. S.], 733 S., [10 ungez. S.]
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > Mikado
Signatur: A-6-(12)

Religion und Zauberei auf dem mittleren Neu-Mecklenburg, Bismarck-Archipel, Südsee

Gerard Peekel MSC
Münster 1910
IV, 135 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: A-13-(68)3

Pater Gerard Peekel MSC verbrachte einen ungewöhnlich langen Teil seines Lebens in Namatanai, der zweitwichtigsten Siedlung auf der Neuguinea vorgelagerten Insel Neu-Mecklenburg (dem heutigen Neuirland/ Latangai). Solange Deutsch-Neuguinea bestand (1899-1814), war der Ort mit seinem mäßig geschützten Hafen Sitz des Verwaltungsbezirks Neumecklenburg-Süd. Seit etwa 1902 weiteten die Herz-Jesu-Missionare, die bis heute eine Schlüsselrolle in der katholischen Kirche Papua-Neuguineas spielen, ihre Präsenz von der ersten Niederlassung nahe Rabaul (1882) auf Neu-Mecklenburg und die nördlich vorgelagerten Inseln aus. Namatanai im Mittelbereich der langgezogenen Nordküste bildete dabei den verkehrstechnischen Angelpunkt. Die Verschleppung zahlreicher Einwohner auf die Plantagen der deutschen Neuguinea-Kompagnie in der kolonialen Frühphase (1884/86-99) und die gewaltsame Gegenwehr der Betroffenen hatten für gespannte Voraussetzuungen gesorgt.

Im Lauf der Jahrzehnte stellten sich dennoch beachtliche Missionserfolge ein. Pater Peekel, der frühzeitig auf Neu-Mecklenburg eintraf, engagierte sich auf zahlreichen Gebieten; stand seine Grammatik des in Namatanai gesprochenen Pala-Dialekts der Regionalsprache Patpatar (oder Gelik) von 1909 im Dienst der Verkündigung, so reihte er sich mit ausgiebigen Botanikstudien in einen Missionstrend des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts ein (noch 1984 erschien eine Überarbeitung seiner Beiträge zur Flora des Bismarck-Archipels) und vermittelte sogar den Transport lebender Tiere ins Münsterland, wo sie als Werbeträger für die Unterstützung der Hiltruper Missionare dienten. Bis mindestens in die frühen 1930er Jahre gab Peekel weitere ethnologisch-religionskundliche Studien in Druck. Als Deutsch-Neuguinea nach dem Ersten Weltkrieg als Treuhandgebiet an Australien fiel, wurde er weiter geduldet; so erlebte er auch die Landung japanischer Truppen im Januar 1942 in Namatanai und die Verwandlung des Orts in einen Militärstützpunkt. Nach Japans Kapitulation im September 1945 waren Pater Peekel und fünf Missionsschwestern unter den sieben überlebenden Europäer*innen von geschätzten 87, die vor der Invasion regional ansässig gewesen waren.

Die frühe Schrift widmet sich der Sammlung religiöser Vorstellungen, mündlicher mythischer Tradition und magischer Praktiken. Kombiniert mit den Ansichten des jungen Peekel zur „niederen Kulturstufe“ der von „Aberglauben und Zauberei“ (1) besessenen Inselbevölkerung (die er – in der sprachlich diversesten Region der Welt – ungeachtet seiner Sprachstudien zu einem homogenen Volk erklärt) ist die Anschlussfähigkeit der vom kulturellen Hintergrund sehr weitgehend isolierten Dokumente zwangsläufig begrenzt. Das Gros der Erzählungen und Aufzeichnungen scheint von Anwohnern der Missionsstation gewonnen zu sein; da die Überlieferung zur weltschaffenden Gründungsahnin bereits für die beiden lokalen Heiratsgruppen divergiert (3), da außerdem die Aussagefreude gegenüber dem Interviewer offenbar ihre Grenzen hatte (was Peekel mehrmals mit Einfalt gleichsetzt) und er nach dem Fehlen passgenauer Pendants für die Konzepte „Schöpfergott“ und „Sünde“ teilweise das Interesse verlor (vgl. 6; 10), läuft er hier vor den Augen des Lesers in diverse begriffliche Fallen. Die Vorstellung mächtig-bedrohlicher Geistwesen (tadar), die die Gestalt einzelner oder mehrerer Tiere annehmen können und zugleich mit markanten, unheimlichen Landschaftsmerkmalen assoziiert sind, ist für Peekel das Äquivalent des europäischen Gespensterglaubens (10-14); den gleitenden Übergang zu Auftreten und Aufenthalt der Geister Verstorbener (tabaran) registriert er zwar (16), interessiert sich aber wiederum vorwiegend für die Anschlussfähigkeit zu Missionszwecken und die Frage, ob tadar/ tabaran durch „Dämon/ Teufel“ übersetzbar sei, was Peekel verneint (38), später aber gelegentlich praktiziert (117). Für interessante mythische Gestalten und Motive hat er durchaus einen Blick, teilt sie aber lieber in Kategorien und Einzelfiguren oder -gattungen auf, statt sich gemeinsamen Zügen wie dem Changieren zwischen Beängstigendem und drastischem Humor zu widmen. (Von einem Ordensmann um 1910 wäre es allerdings viel verlangt gewesen, eine gelassene Beschäftigung mit dem Ursprungsmythos zu fordern, wonach mehrere Löcher in küstennahen Felsblöcken entweder durch intensive Masturbation der Anwohner oder aber durch deren Geburt aus dem Stein entstanden seien. Sehr wohl zeichnet er aber die Felsen ab … Vgl. 67f. mit Abb. nach S. 64.) Besonders hier registriert er, wie weit seine Zeugen von der West- und der Ostküste inhaltlich auseinanderliegen (55; 57), ohne deswegen eine kulturelle Trennlinie in Erwägung ziehen zu wollen.

Relativ leicht tut sich Peekel mit Zauberpraktiken, deren Wort- und Materialkomponenten gut 40 Seiten füllen, ergänzt um Versuche, von der aufgezeichneten magischen Formel auf ursprüngliche ganze Sätze zurückzuschließen. Wo zusätzliche Kulturkonzepte ins Spiel kommen – etwa die Vorstellung, dass nie Einzelpersonen krank werden können, sondern nur die ganze (auch temporäre) Hausgemeinschaft (74) – lautet die Erklärung dagegen „Aberglaube“, erst recht bei zwei Ritualgesellschaften, die durch den (für europäische Begriffe schockierenden) Konsum von Fleischresten und Verwesungsprodukten Verstorbener deren Ruhe im Grab sichern sollten und damals bereits im Verschwinden begriffen waren (78-80). Hier ist die Nähe zum Kannibalismus greifbar, „Die Menschenfresserei“ samt einer Opferliste erhält prompt einen eigenen Abschnitt (20-23), in dem es auffälligerweise weder um magische noch um religiöse Bezüge geht. Sein Motiv ist vermutlich schlicht, dass kannibalische Praktiken für das Ganz-Andere, kulturell ‚Primitive‘ und zutiefst Unchristliche stehen; sie dienen damit dem Zweck, in einer Arbeit mit wissenschaftlichem Anspruch frühzeitig die radikale Fremdheit der beschriebenen Menschen zu symbolisieren. „Ein langer, reger Verkehr mit den Eingeborenen“ (2) hatte Peekel an diesem Punkt seiner Entwicklung anscheinend noch nicht weit über die Konsterniertheit wegen ihrer „rohen Ansichten“ (1) hinausgeführt, doch in seinem Lernprozess stand ihm eine lange Zukunft bevor.

Jörg Fündling

Titelblatt „Religion und Zauberei auf dem mittleren Neu-Mecklenburg, Bismarck-Archipel, Südsee” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Titelblatt „Religion und Zauberei auf dem mittleren Neu-Mecklenburg, Bismarck-Archipel, Südsee”
Dugong Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Dugong, Bildtafel n. S. 56. Aus: „Religion und Zauberei auf dem mittleren Neu-Mecklenburg, Bismarck-Archipel, Südsee”

Die Dinka-Sprache in Central-Afrika

Johann Chrysostomus Mitterrutzner
Brixen 1866
XV, 307 S.
Provenienz: Missio Wien > mikado
Signatur: A-2019-0203

Thuɔŋjäŋ. Athör ë Kït. An alphabet book in Dinka

o. Verf.
Rumbek 1995
48 S., Illustrationen
Provenienz: Mikado
Signatur: A-2013-0928

Dinka ist eine nilosaharanische Sprache, die vornehmlich im Bereich des Südsudan vom gleichnamigen Volk gesprochen wird. Die Erforschung der Sprachen Dinka und Bari wurde vor allem von österreichischen Missionaren betrieben. Für beide Sprachen verfasste der Augustiner-Chorherr Mitterrutzner (1818-1903) linguistische Arbeiten.(1) Das Dinka-Buch ist klassisch gegliedert und befasst sich mit Phonologie, Deklination von Substantiven, Komparation von Adjektiven, Zahlwörtern, Pronomina, Tempora und Aspekten der Verben, Präpositionen und Konjugationen. Die Sprache der Dinka wird also nach europäischem Muster systematisiert. Es folgen mit einer Reihe von Sprichwörtern Beispiele aus einer grundlegenden Textgattung in allen afrikanischen Sprachen; die Redensarten sind ins Deutsche übersetzt. Es folgen „Artigkeits-Phrasen“ und ein (in der Frage der Fiktionalität oder Realität nicht aufzulösender) Dialog mit den Dinka. An das „National-Lied der Dinka“ schließen sich die Dinka-Fassungen von Vaterunser, Avemaria und Credo an (S. 1-60).

Im zweiten Teil des Buches wird die Dinka-Übersetzung des Lukasevangeliums vollständig sowie die Matthäus-Passion abgedruckt. Daran schließen sich die Evangeliumstexte aller Sonntage und hoher Feiertage im Kirchenjahr an (S. 61-179). Teil III ist schließlich ein dreisprachiges Wörterbuch Dinka-Deutsch-Italienisch (S. 181-307).

Das Handbuch Mitterrutzners ist ganz im Stil des 19. Jahrhunderts geschrieben. Es verbindet zugleich die wissenschaftlichen Erkenntnisse linguistischer Forschung mit dem Ziel der Verbreitung der Evangeliums. Die Ergebnisse sprachwissenschaftlicher Untersuchungen dienen primär dazu, das Wort Gottes in die Sprache der zu Missionierenden zu übersetzen.

Ganz anders hingegen geht das 130 Jahre später entstandene Bildwörterbuch vor. Abgesehen davon, dass die Reihenfolge der Buchstaben nicht dem europäischen Alphabet entspricht (wobei unklar bleibt, ob eine alphabetische Reihenfolge überhaupt intendiert ist), ist das Büchlein als Sprachlernbuch für jüngere Menschen gedacht. Frühere Ausgaben gab es, dem englischsprachigen Vorwort zufolge, bereits in den 1970er- und 80er-Jahren, herausgegeben vom Institut für Regionalsprachen im (damaligen) Sudan. Zum jeweiligen Buchstaben gibt es mehrere Beispielwörter mit dazugehörigen Abbildungen, meist Alltagsgegenstände oder Tiere. So heißt Schaf auf Dinka amääl und Giraffe miir.(2)

Thomas Richter

 

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(1) Zu Mitterrutzner vgl. Santifaller, L.: Art. Mitterrutzner, Johannes Chrysostomus (Josef). In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 6 (1975), S. 326f; N.N.: Art. Mitterrutzner, Johann Chrysostomus Josef. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich 18 (1868), S. 380-382. Menghin, Oswald: Johann Chrysostomus Mitterrutzner und die Zentralafrikanische Mission. In: Priester und Mission – Jahrbuch des Österreichischen Priestermissionsbundes 16 (1936), S. 19-28. Blasbichler, Karl: Johannes Chrysostomus Mitterrutzner 1818-1903, einer der bedeutendsten Augustiner Chorherren von Neustift. Unveröff. Dipl.-Arb. Innsbruck 1994; Romani, Domenico (Hg.): Due amici per l’Africa: il carteggio Nicola Mazza – Johannes Chrysostomus Mitterrutzner (1856-64) (Studi mazziani 6). Verona 2003.

(2) Vgl. auch Thomas Richter, Michael Drummen, Jutta Lenzen, Jörg Fündling: Der Bestand von missio Wien in der Missionsbibliothek und katholischen Dokumentationsstelle von missio Aachen (mikado) (Aachener Bibliothekskataloge 1). Aachen 2019, S. 66-67. Merx, Tim; Richter, Thomas: Publikationen in indigenen Sprachen Afrikas im Bestand von mikado Aachen. Ein Beitrag zum Jahr der indigenen Sprachen der Vereinten Nationen (Aachener Bibliothekskataloge 4). Aachen 2019, S. 34-35.

Titelblatt „Die Dinka-Sprache in Central-Afrika” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Titelblatt „Die Dinka-Sprache in Central-Afrika”
„Die Dinka-Sprache in Central-Afrika” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
„Die Dinka-Sprache in Central-Afrika”: S. 14 und 15

Mohammedis Filii Abdallae Pseudo-Prophetae Fides Islamitica i.e. Al-Coranus ex idiomate arabico […]

Christian Reineccius
Leipzig (Lankisch) 1721
[12 ungez. S.], 114, 558 S., [34 ungez. S.]
Provenienz: Jesuitenkonvent Trier > Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-55-(32)

Christian Reineccius (1668-1752) war evangelischer Theologe und Bibelwissenschaftler. Nach Studien in Rostock, Halle und Leipzig wurde er im Jahr 1700 Privatdozent an der Universität Leipzig. 1721 wechselte er als Rektor des Gymnasium illustre Augusteum nach Weißenfels. Dementsprechend widmete er seine hier besprochene Einleitung in den Koran Christian, dem Herzog von Sachsen-Weißenfels (1682-1736, reg. 1712-1736), einem ausgesprochenem Förderer von Wissenschaft und Künsten. Reineccius war in erster Linie Bibelwissenschaftler, bewandert im Hebräischen und im Griechischen. Seine Studien konzentrierten sich auf das Alte und Neue Testament und die Sprachen der Bibel. Er erarbeitete ein Wörterbuch für die hebräische Sprache des Alten Testaments (Ianua hebraeae linguae Veteris Testamenti    , Leipzig, 1704), gab eine viersprachige Ausgabe des Neuen Testaments heraus (Biblia Sacra quadrilinguia Novi Testamenti graeci cum versionibus syriaca, graeca vulgari, latina et germanica, Leipzig, 1713), besorgte eine hebräische Ausgabe des Alten Testaments (Biblia hebraica, Leipzig, 1725), sowie griechische Ausgaben der Septuaginta (Hē Palaia Diathēkē kata tous Hebdomēkonta i. e. Vetus Testamentum græcum ex versione Septuaginta interpretum, Leipzig, 1730) und des Neuen Testaments (Hē Kainē Diathēkē. Novum Testamentum Græcum, Leipzig, 1733). Außerdem legte er ein Wörterbuch (Lexicon Hebraeo-Chaldaicum Biblicum    , Leipzig, 1748) sowie eine Grammatik der hebräischen und aramäischen Sprache (Grammatica hebraeo-chaldaica, Leipzig, 1756) vor. Seine Werke erfuhren während des 18. Jahrhunderts zahlreiche Auflagen.(1)

Reineccius legt in seinem hier vorgestellten Werk die lateinische Übersetzung des Korans von Ludovico Marracci (1612-1700), Alcorani textus universus (Padua, 1698), erneut vor.(2) Marracci (1612-1700) gehörte dem Orden der Regularkleriker der Mutter Gottes („Leonardiner“) an und war Professor für arabische Sprache an der römischen Universität La Sapienza sowie am Collegio Urbano der Kongregation De Propaganda Fide.(3) Bereits 1691 war in der Typographia der Propaganda Marraccis Prodromus ad refutationem Alcorani als ausführliche Einleitung in das Leben des Propheten Muhammad (aus arabisch-islamischen Quellen, so Abū l-Fidā, gest. 1311) und in die Lehre des Koran mit einer gründlichen Widerlegung erschienen. Die Übersetzung des Korans selbst wollte man in Rom allerdings nicht drucken mit Hinweis auf den Index, der jede Publikation dieses Textes in welcher Form und Sprache auch immer verbot (Marracci selbst war consultor der Index-Kongregation). Marraccis Koranübersetzung wurde erst 1698 in der Typographie des Seminars von Padua gedruckt. Der Bischof von Padua, Kardinal Gregorio Barbarigo (1625-1697, heiliggesprochen von Papst Johannes XXIII. im Jahr 1960) hatte in seiner Diözese ein bedeutendes Zentrum für orientalische Sprachen zur Vorbereitung von Missionaren für den Orient und das Osmanische Reich aufgebaut. In Padua wurde 1698 nicht nur eine Neuausgabe des Prodromus gedruckt, sondern auch der zweite Band: Refutatio Alcorani in qua ad Mahumetanicae superstitionibus radicem securis apponitur; et Mahumetus ipse gladio suo jugulatur. Dieser enthielt eine philologisch bearbeitete Version des arabischen Textes des Korans, die lateinische Übersetzung zusammen mit einem Kommentar und der Widerlegung. Dabei machte Marracci ausführlich Gebrauch von klassischen islamischen Korankommentaren, darunter al-Zamaḫšarī (1075-1144) und Ǧalāl al-Dīn al-Suyūṭī (1445-1505). Marraccis lateinische Übersetzung des Korans blieb die grundlegende Ausgabe für zwei Generationen von europäischen Islamwissenschaftlern.(4)

So bildet die Koranübersetzung Marraccis auch die Grundlage für Reineccius' Einführung in den Koran. In der Tradition der europäischen Orientalistik der Renaissance und frühen Neuzeit versieht Reineccius die Koranedition mit einer ausführlichen Widerlegung. Dabei nutzt er die drucktechnischen Möglichkeiten seines Verlegers Lankisch in Leipzig(5), der nicht nur über griechische, sondern auch über hebräische und arabische Typen verfügt; keineswegs eine Selbstverständlichkeit im frühen 18. Jahrhundert. Gerade die arabischen Typen machten wegen der Verbindung der Buchstaben, unterschiedlicher Buchstabenformen je nach Stellung im Wort (Anfang, Mitte oder Ende) und zahlreicher Ligaturen Probleme.(6)

Im ersten Teil der Einleitung stellt Reineccius Entstehung und Form des Koran vor, geht kurz auf den Propheten Muhammad ein und schildert die Bedeutung des Koran für die muslimischen Gläubigen. Bereits hier wird deutlich, was Reineccius vom Koran hält: „Si Materiam, quæ in Alcorano continetur, porro penitius intuemur, undique illa corrasa est, & centonem conspicimus ἐπικατάρατον καθάρματος, quem vocat Hottingerus, farraginem fabularum ad nauseam usque repetitarum, rerum impiarum & absurdarum, S. Scripturæ, Naturæ & cultiorum gentium sensui contrarium. Quam sub arrepta prophetiæ, pietatis & divinitatis specie Concivibus suis venditavit, miscendo subinde vera falsis, & falsa veris, tum in dogmatibus, tum & præcipue in historiis Biblicis (Wenn wir den Stoff, der im Alcoran enthalten ist, später inwendiger betrachten, so ist er von überallher zusammengeklaubt und wir betrachten ihn als Flickwerk, ἐπικατάρατον καθάρματος (verfluchten Kehricht), den Hottinger ein Mischwerk aus bis zum Erbrechen wiederholten, unglaubwürdigen und absurden Fabeln nennt, im Widerspruch zur Heiligen Schrift, zur Natur und zum Verstand gebildeter Leute. Dies verkaufte er seinen Landsleuten als unter dem Einfluss der Prophetie, der Frömmigkeit und der Gottheit erlangt, wobei er dann Wahres mit Falschem und Falsches mit Wahrem mischte, sowohl in den Lehren als auch vornehmlich in den biblischen Erzählungen).“(7)

Im zweiten Teil der Einleitung stellt Reineccius die Religion des Islam dar, wobei die einzelnen Glaubensartikel jeweils aus dem Koran hergeleitet werden. Im dritten Teil widerlegt Reineccius ausführlich die Lehre des Koran. Die Darstellung folgt dabei reformatorischer Glaubenslehre und nicht islamischen Vorstellungen: Die Abweichungen werden dargestellt als solche in der Lehre 1. von der Heiligen Schrift, 2. von der Religion, 3. von Gott, 4. von der Schöpfung, 5. von den Engeln, 6. vom Menschen, 7. von der Vorsehung, 8. von der Sünde, 9. vom freien Willen, 10. von Christus, 11. vom Gesetz und dem Evangelium, 12. von der Konversion und Rechtfertigung, 13. von der Umkehr und Buße, 14. von den Sakramenten, 15. von der Ehe, 16. vom Jüngsten Gericht. Maßstab der Beurteilung ist die lutherische Orthodoxie. Dies wird nicht nur an Paragraphen wie de Lege & Evangelio, de Regeneratione & Justificatione, de Conversione & Pœnitentia deutlich, die bis in Einzelheiten lutherischer Dogmatik des frühen 18. Jahrhunderts folgen,(8) sondern auch daran, dass unter den Sakramenten (de sacramentis) nur die Taufe auftaucht, die Ehe dagegen in einem eigenen Paragraphen behandelt wird. Das Konzept der Sakramente ist dem Islam ohnehin fremd. Auch die Reihenfolge der Themen entspricht der klassischen Behandlung in der lutherischen Orthodoxie: Offenbarung (Heilige Schrift), Gott (mit dem Nebenthema Schöpfung), Mensch (mit den Abschnitten Prädestination, Sünde, freier Wille), Christus, Gesetz und Rechtfertigung, Sakramente, Endzeit.(9)

Reineccius benutzt zwar überwiegend den Koran als Quelle, er zieht aber bisweilen auch andere islamische Quellen heran, namentlich die von al-Buḫārī, (810-870; bei Reineccius: Abdalla Bocharensis, richtig wäre Abū ʿAbdallāh) veranstaltete Sammlung von Prophetentraditionen (Ṣaḥīḥ al-Buḫārī) und Werke al-Ġazālīs (1058-1111; bei Reineccius meist: Algazelus). Allerdings verwendet er nicht die Quellen selbst, sondern zitiert sie nach anderen Gelehrten (Ludovico Marracci und Abraham Ecchellensis(10)). Überhaupt sind Reineccius die grundlegenden Werke der frühen europäischen Koran- und Islamforschung bekannt. Er verweist mehrfach auf Nikolaus von Kues' Cribratio Alkorani (1460/61, zuerst gedruckt Straßburg, 1488), Johann Heinrich Hottingers Historia orientalis (Zürich, 1651, verbesserte Ausgabe 1660), Ludovicus Marraccius' Prodromus ad refutationem Alcorani (Rom, 1691) und Refutatio Alcorani (Padua, 1698), Edward Pocockes Linguarum orientalium in Academia Oxoniensi quondam professoris notae miscellaneae philologico-biblicae (Leipzig, 1705) sowie Adrian Relands De religione Mohammedica (Utrecht, 1704). Auffallend ist hingegen, dass er Barthélémy d'Herbelots Bibliothèque orientale (Paris, 1697), eine Enzyklopädie über den Islam zum großen Teil aus Originalquellen geschöpft, nicht zitiert.

Reineccius ist bei seiner Widerlegung durchaus bereit, koranische Lehren und islamische Vorstellungen, die mit dem christlichen Glauben übereinstimmen, als wahr anzuerkennen (vere, recte). Direkt im Anschluss werden aber in der Regel die Abweichungen aufgezählt und eindeutig als falsche Lehre (male, falsum) bezeichnet. Reineccius schreckt dabei auch nicht davor zurück, übertriebene Darstellungen zu zitieren, um die Absurdität mancher Glaubensvorstellungen und Praktiken zu demonstrieren. So gibt er ausführlich einen Artikel der Leipziger Post- und Ordinar-Zeitung(11) (Jahrgang 1697, 51. Woche, S. 816) wieder, in der die vom osmanischen Sultan angesichts der Niederlagen seines Heeres nach der Schlacht um Wien verordneten Bußen geschildert werden. Hier ein Auszug: „4) Sollen 3000 Spahi [Reitersoldaten] ohne Turband [Turban] mit hangenden Schnauz=Baerten des Propheten Mahomets Kiste mitten in dieser Procession herum tragen, wobey sich 300. Bassen [Gouverneure und hohe Offiziere(12)] finden sollen, so die Kiste mit offenen Augen ansehen, niederzuhauen, und die Coerper den Hunden vorzuwerffen; 5) Alle Meilweges soll man einen Christen=Sclaven, und einen Juden zu Boden hauen, selbige im Blut liegen und also sterben lassen; 6) Sollen 30. Baßen aus den Provinzen ohne Purpur mit ihren Turbaenden, so mit einfacher, schwarzer Leinwand, die vorher in Juden= und Esels=Blute eingetuncket erscheinen, und keinen Sebel, an dessen Stelle aber eine Hand auf den Ruecken gebunden haben, und in derselben einen Camel=Schweiff(13) halten, welcher ihnen auf der Erde nachschweiffen soll“.(14) Reineccius kommentiert dies: „O Cœcitatem! An hæc pœnitendi ratio cum Verbo Dei convenit? (O Blindheit! Stimmt diese Geisteshaltung des Büßers mit dem Wort Gottes überein?)“.(15)

Auf der anderen Seite macht es sich Reinecke zur Pflicht, Irrtümer, die dem Koran oder den Muslimen fälschlich zugeschrieben wurden, aufzudecken und den Islam davor in Schutz zu nehmen. Damit folgt er nach eigenen Worten Adrian Reland, der sich eine ähnliche Aufgabe gestellt hatte.(16) Reland schreibt selbst: „Die Wahrheit darff man wohl erforschen, sie sey auch wo sie wolle, Und duencket mir, daß die Muehe lobens=werth sey, wann man den Luegen ihren Lauff hemmet; und die Religion, die sich so weit ausgebreitet hat, einem jeden so vorstellet, nicht wie sie durch den Nebel der unwissenden und boßhafftigen Leute verdunckelt ist, sondern wie sie wuercklich in den Kirchen und Schulen der Mohammedaner gelehret wird; auf daß wir nicht gegen Schatten streiten, und Lufft=Streiche thun, sondern sie recht angreiffen, und wo nicht die Tuercken, doch uns selbst von deren Eitelkeit und Thorheit ueberzeugen koennen.“(17) Auch bei Reland ist aber die polemische Absicht wohl erkennbar, ebenso wie eine missionarische Zielsetzung. Ähnliches gilt für Reineccius, der als sein Ziel beschreibt: „Et dum Mohammed in suo Alcorano scripta V. & N. T. agnoscit divina, ex his aut divinitas Legationis Mohammedis & verborum ejus, ut a Christianis Christi inde probatur, probanda est, aut horum corruptio firmiter adstruenda est, quod utrumque Muhammedanis est impossibile, aut deferanda hypothesis de Divinitate Alcorani per has ipsas fabulas, & quæ supra adducta sunt. Deus excoecatæ & seductæ gentis misereatur, & qui non vult, ut ullus pereat, has myriades hominum ad agnitionem veritatis perducat per Jesum Christum, Amen. (Und weil Mohammed in seinem Koran die Schriften des A[lten] und N[euen] T[estaments] als göttlich anerkennt, so muss daraus entweder die Göttlichkeit der Sendung Mohammeds und seiner Worte bewiesen sein, wie von den Christen [die Göttlichkeit der Sendung] Christi erwiesen ist, oder deren Verderbnis deutlich festzustellen sein, denn beides zusammen ist den Muhammedanern unmöglich, oder die Hypothese von der Göttlichkeit des Korans ist durch seine eigenen Fabeln und durch das, was oben angeführt wurde, anzufechten. Gott erbarme sich der aufgestachelten und verführten Menschen, und [Gott], der nicht will, dass auch nur einer verlorengeht, führe diese Myriaden von Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit durch Jesus Christus, Amen.)“(18)

Matthias Vogt

 

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Vollständiger Titel: Mohammedis Filii Abdallæ Pseudo=Prophetæ Fides Islamitica, i.e. Al-Coranus ex idiomate Arabica, qui primum a Mohammade conscriptus est, latine versus per Ludovicum Marraccium e Congregatione Cleric. Reg. Matris Dei et Innocentii XI. Papæ Confessionarium, et ex ejusdem animadversionibus aliorumque observationibus illustratus et expositus, præmissa brevi introductione et totius religionis Mohammedicæ synopsi, ex ipso Alcorano, ubique Suris et Surarum versiculis adnotatis, congesta. Cura et opera M. Christiani Reineccii, SS. Theol. Bacc,

(1) Vgl. Siegfried, Carl Gustav Adolf: Art. Reineccius, Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd.  28 (1889), S. 15–17.

(2) Zu Marracci und seinem Werk vgl. Gabrieli, Giuseppe: Gli studi orientali e gli ordini religiosi in Italia. In: Il Pensiero missionario 3 (1931), S. 297-313; Levi Della Vida, Giorgio: Ludovico Marracci e la sua opera negli studi islamici. In: Aneddoti e svaghi arabi e non arabi, Mailand, Neapel (Ricciardi), 1959, S. 193-210; Pedani Fabris, Maria Pia: Ludovica Marracci: la vita e l'opera. In: Zatti, Giuliano (Hrsg.): Il Corano: traduzioni, traduttori e lettori in Italia, Mailand (IPL), 2000, S. 9-29; Poggi, Vincenzo: Grandezza e limiti di Ludovico Marracci attraverso la “sura della caverna”. In: Il Corano: traduzioni, traduttori e lettori in Italia, S. 31-79; Rizzardi, Giuseppe: Il modello controversistico di Ludovico Marracci. In: Il Corano: traduzioni, traduttori e lettori in Italia, S. 81-109; Borrmans, Maurice: Ludovico Marracci et sa traduction latine du Coran. In: Islamochristiana 28 (2002), S. 73-86; Rizzi, M: Le prime traduzioni del Corano in Italia: Contesto storico e attitudine de traduttori: Ludovico Marracci (1612-1700) e la letteratura critica del commentario coranico di al-Zamaḫšarī (1075-1144), Turin (L'Harmattan Italia), 2007.

(3) Vgl. Sarteschi, Friderico Nicolao: De scriptoribus Congregationis Clericorum Regularium Matris Dei, Rom, 1753, S. 150-151.

(4) Vgl. Pedani Fabris, Maria Pia: Ludovico Marracci, S. 24-25; Trentini, Andrea: Il libro arabo come strumento di proselitismo: fonti e orientamenti della produzione arabistica a Roma e in Italia nella prima metà moderna. In: di Nepi, Serna (Hrsg.): Storia intrecciate. Cristiani, ebrei e musulmani tra scritture, oggetti e narrazioni (Mediterraneo, secc. XVI-XIX), Rom (Edizioni di Storia e Letteratura), 2015, S. 17-41, hier: S. 35-36.

(5) Der Verlag war in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Friedrich Lankisch in der Universitätsstadt Leipzig gegründet worden. Vgl. Franck, Jakob: Art. Lankisch, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 17 (1883), S. 695-696.

(6) So werden die teilweise sehr ausführlichen arabischen Passagen in Hottingers Historia orientalis (Ausgabe von 1651) immer in hebräischer Quadratschrift wiedergegeben, weil die Züricher Druckerei von Johann Jakob Bodmer offenbar nicht über arabische Typen verfügte. Erst in der zweiten Ausgabe von 1660 ist arabische Schrift verwendet.

(7) S. 15-16

(8) Regeneratio (reformatorisch fast gleichbedeutend mit donatio fidei), conversio, poenitentia und iustificatio bilden die Stufen in der Lehre von der heilsaneignenden Gnade (gratia applicatrix bzw., so die Bezeichnung seit ca. 1700, ordo salutis). Diese Lehre der lutherischen Orthodoxie wurde ab dem 19. Jahrhunderts schrittweise aufgegeben. Vgl. Koepp, Wilhelm: Einführung in die Evangelische Dogmatik, Tübingen, 1934, S. 144.

(9) Hottinger war in seiner Historia orientalis (1651) dagegen einer eher islamischen Logik gefolgt: De deo, de providentia, de Alkorani, de Prophetia Mohammedis, de ultimo iudicio, de paradiso & inferno, de die resurrectionis, de purgatorio, de fide, de statu martyrum.

(10) Der Maronit Ibrāhīm al-Ḥāqilānī (latinisiert Abraham Ecchellensis), 1605 im Libanon geboren, kam 1620 ans maronitische Kolleg in Rom. Nach einem Intermezzo als Agent im Mittelmeerhandel (Saida, Tunis, Livorno) des drusischen Emir Faḫr al-Dīn, kam Ecchellensis 1636 nach Rom und begann eine Karriere als Professor für arabische und syrische Sprache sowie als Vermittler orientalischer Kultur in Europa. Professor an der Sapienza in Rom und am Collège Royal in Paris war er für Päpste, Kirchenfürsten, die Kongregation De Propaganda Fide und Kardinal Richelieu tätig. Er half André du Ryer bei der ersten Übersetzung des Koran ins Französische, schrieb selbst zahlreiche Werke und stellte Übersetzungen und Adaptationen von Werken aus dem Arabischen und Syrischen an. Er starb 1664 in Rom. Vgl. Heyberger, Bernard (Hrsg.): Orientalisme, science et controverse: Abraham Ecchellensis (1605-1664), Turnhout, 2010

(11) Diese meint Reineccius höchstwahrscheinlich mit dem latinisierten Titel Relationes Lipsienses.

(12) Von türkisch pāşā, latinisiert/italianisiert zu bassa. Im heutigen Deutsch: Pascha.

(13) Zu den Insignien des Pascha gehörten drei Rossschweife (türkisch: tuğ).

(14) S. 95-96

(15) S. 97

(16) Adrian Reland, geboren 1676 in Ryp (Nord-Holland), war Sohn eines protestantischen Predigers. Bereits während seines Schulbesuchs in Amsterdam widmete er sich der hebräischen, syrischen, „chaldäischen“ (=aramäischen) und arabischen Sprache. Er studierte in Utrecht „Weltweisheit“ (Philosophie) und „Gottesgelehrsamkeit“ (Theologie) und erwarb dort den Magistergrad. Nach weiteren Studien in Leiden wurde er 1699 Professor für Philosophie in Harderwyk, wechselte aber bereits ein Jahr später (1700) als Professor für orientalische Sprachen und kirchliche „Altertümer“ nach Utrecht. Er gehörte der „Gesellschaft zur Befoerderung der christlichen Religion“ und einer Gesellschaft „zur Ausbreitung des Evangelii in auswertigen Laendern“ an. Zu seinen wichtigsten Werken zählen De religione muhamedica (Utrecht 1704, erweiterte Ausgabe Utrecht 1717, Übersetzungen ins Deutsche, Niederländische, Französische und Englische), Palestina ex monumentis veteribus illustrata (Utrecht 1714) sowie Werke über das rabbinische Schrifttum und Ausgaben arabischer Texte. Vgl. Niceron, Joh. Pet.: Nachrichten von den Begebenheiten und Schriften beruehmter Gelehrten/ mit einigen Zusaetzen herausgegeben von Siegmund Jacob Baumgarten, Halle (Christoph Peter Francken), 1750, II, S. 157-167; Art. Reland (Adrian). In: Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten=Lexicon, darinne die Gelehrten aller Staende sowohl maenn= als auch weiblichen Geschlechts, welche vom Anfange der Welt bis auf ietzige Zeit gelebt, und sich der gelehrten Welt bekannt gemacht, Nach ihrer Geburt, Leben, merckwuerdigen Geschichten, Absterben und Schrifften aus den glaubwuerdigsten Scribenten in alphabetischer Ordnung beschrieben werden, Bd. 3, Leipzig: 1751, Sp. 2002-2004: Hoche, R.: Art. Reeland: Adrian. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 27, 1888, S. 544-545.

(17) Reland, Adrian: Zwey Buecher von der Türckischen oder Mohammedischen Religion, Davon das erste ist ein kurtzer Begriff der Mohammedischen Theologie, Von ihm aus dem Arabischen uebersetzet, und mit seinen Anmerckungen erlaeutert; Im zweyten aber Viele Dinge untersuchet werden, die man bißher den Mohammedanern faelschlich beygemessen hat, Hanover (bey Nicolaus Foerstern), 1717, Vorrede § IV.

(18) S. 113-114

Titelblatt „Mohammedis Filii Abdallae Pseudo-Prophetae Fides Islamitica i.e. Al-Coranus ex idiomate arabico” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Titelblatt „Mohammedis Filii Abdallae Pseudo-Prophetae Fides Islamitica i.e. Al-Coranus ex idiomate arabico”
Einleitung S. 1: lateinische, hebräische und arabische Lettern. Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Einleitung S. 1: lateinische, hebräische und arabische Lettern. Aus: „Mohammedis Filii Abdallae Pseudo-Prophetae Fides Islamitica i.e. Al-Coranus ex idiomate arabico”

al-Iqtidā bi-l-Masīḥ huwa muštamil ʿalā arbaʿat asfār [Die Nachfolge Christi, umfassend vier Bücher]

Thomas von Kempen.
Beirut (Maṭbaʿat al-mursalīn al-yasūʿiyyīn) 1913
538 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-52B-(3)

Die hellstrahlenden Plejaden am arabischen poetischen Himmel, oder die sieben am Tempel zu Mekka aufgehangenen arabischen Gedichte.

Anton Theodor Hartmann [Übersetzer]
Münster (Peter Waldeck) 1802
XXIV, 216 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-52-(62)

Anton Theodor Hartmann (1774-1838) war evangelischer Theologe und Orientalist, nach dem Studium an der Universität Göttingen zunächst im Schuldienst (Prorektor in Herford), ab 1811 Professor für evangelische Theologie in Rostock.(1)

Seine Übersetzung der sieben klassischen altarabischen Dichtungen entstand noch während seiner Zeit im Schuldienst. In der Vorrede verweist Hartmann auf frühere Ausgaben und Übersetzungen in europäische Sprachen. Die Einleitung enthält eine kurze Darstellung des altarabischen Beduinenlebens und der Dichtkunst im Leben der alten Araber. Im weiteren kommentiert Hartmann einzelne Passagen der anschließend abgedruckten Übersetzung aus.

Übersetzt sind die sieben, in der arabischen Dichtkunst als kanonisch geltenden Gedichte der vorislamischen Zeit (muʿallaqāt). Ihren Namen tragen sie, weil sie – so das Zeugnis der islamischen Überlieferung – im altarabischen Pilgerzentrum, der Kaaba in Mekka, aufgehängt (muʿallaq) waren. Zusammengestellt wurden sie im 8. Jahrhundert im Irak vom Gedichtsammler Ḥammād al-Rāwiya. Hartmann übernimmt die Dichtungen und ihre Reihenfolge offenbar von William Jones (1746-1794), der 1782 eine englische Übersetzung der Gedichte in der Zusammenstellung des ägyptischen Gelehrten Ibn al-Naḥḥās (gest. 950) vorgelegt hatte.(2) Andere arabische Dichtungskritiker geben etwas andere Dichter an. Es handelt dabei sich um die Gedichte (qaṣīdas) von Imruʾ l-Qais (bei Hartmann: Amralkais), Ṭarafa ibn al-ʿAbd (Tarafa), Zuhair ibn Abī Sulmā (Zoheir), Labīd ibn Rabīʿa (Lebid), ʿAnṭara ibn Šaddād (Antara), ʿAmr ibn Kulṯūm (Amru Ben Kelzum) und al-Ḥāriṯ ibn Ḥillīza (Hareth).(3)

Hartmanns Übersetzung ins Deutsche ist eine der ältesten überhaupt. Friedrich Rückert veröffentlichte 1843 eine Nachdichtung der Ode von Imruʾ l-Qais unter dem Titel Amrilkais, der Dichter und König, sein Leben, dargestellt in seinen Liedern (Stuttgart, Tübingen: Cotta, 1843). Klassisch wurde Theodor Nöldekes Übersetzung „Fünf Moʿallaqât“ in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Berlin, CXL, CXLII, CXLIII (1899-1901).

Matthias Vogt

 

__________

(1) Vgl. Redslob, Gustav Moritz: Art. Hartmann, Anton Theodor. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 10 (1879), S. 680-681.

(2) Jones, William: The Moallakát: or seven Arabian poems, which were suspended on the temple at Mecca; with a translation, a preliminary discourse, and notes critical, philological, explanatory    , London (Nichols for Elmsly) 1782. J. W. Goethe kannte offenbar keine Übersetzung der muʿallaqāt, sondern nur die Beschreibung ihres Charakters von William Jones in der von Gottfried Eichhorn ins Lateinische übersetzten Ausgabe Poeseos Asiaticae commentariorum libri sex (Leipzig (Weidmann & Reich) 1777, S. 72-73). Er verwendete sie als Hintergrund für seinen West-Östlichen Diwan (erschienen 1819). Vgl. Goethes Werke, Hamburger Ausgabe, München (Beck) 151994, Bd. II, S. 129-130, 245-246 sowie den Kommentar S. 676. Goethe gibt im Diwan (Noten und Abhandlungen) keinen Hinweis darauf, dass er Hartmanns Übersetzung kannte.

(3) Klassische Darstellungen der muʿallaqāt in der modernen arabischen Literaturwissenschaft (Auswahl): Nicholson, Reynold A.: Literary history of the Arabs, Cambridge (Cambridge University Press) 21930 (Erstausgabe: 1907), S. 101-121, 128; Ḥusain, Ṭāhā: Fī l-adab al-ǧāhilī, Kairo, 1927; Brockelmann, Carl: Geschichte der arabischen Litteratur, Leiden (Brill) 1943, Bd. 1, S. 11-15, Suppl. 1, S. 43-50; Nallino, Carlo-Alfonso: La littérature arabe des origines à l'époque de la dynastie umayyade (Islam d'hier et d'aujourd'hui 6), Paris (G. P. Maisonneuve) 1950, S. 41-47; Gabrieli, Francesco: La letteratura araba, Florenz (Sansoni) 4 1967 (Erstausgabe: 1951), S. 34-42; Blachère, Régis: Histoire de la littérature arabe des origines à la fin du XVe siècle de J.-C., Bd. 1, Paris (A. Maisonneuve) 1980, S. 141-148; Lecomte, Gérard: Art. al-Muʿallaḳāt. In: Encyclopaedia of Islam, New Edition, Bd. VII, Leiden (Brill) 1993, S. 254a-255a.

Titelblatt „Die hellstrahlenden Plejaden am arabischen poetischen Himmel, oder die sieben am Tempel zu Mekka aufgehangenen arabischen Gedichte.” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Titelblatt „Die hellstrahlenden Plejaden am arabischen poetischen Himmel, oder die sieben am Tempel zu Mekka aufgehangenen arabischen Gedichte.”

Manuductio ad conversionem Mahumetanorum, in duas partes divisa. In prima veritas religionis Christianae Catholicae Romanae manifestis argumentis demonstratur. In secunda falsitas Mahumetanae sectae convincitur

Thyrsus Gonzales de Santalla SJ
Dillingen (Johann Caspar Bencard) 1689
[11], 352, 314 S., Illustrationen
Ledereinband, 205x155mm
Provenienz: Caspar Gereon Sinsteden (1776-1865) > Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-55-(74)

VII.1 Polarregionen

Historie von Grönland enthaltend Die Beschreibung des Landes und der Einwohner etc. insbesondere die Geschichte der dortigen Mission der Evangelischen Brüder zu Neu-Herrnhut und Lichtenfels.

David Cranz
Barby (Heinrich Detlef Ebers) und Leipzig (Weidmans Erben und Reich) 1765
[32 ungez. Bl.] + 1132 S. + [26 ungez. Bl.], zahlr. Kupferstiche, Karte
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-23-(32)

Die pietistische Brüdergemeine begann 1732 mit großer Energie ihre Missionstätigkeit in der Atlantischen Welt und gründete unter anderem in Grönland (1733), Georgia (1735), Suriname (1738) und Dänisch-Westindien (1738) Missionsstationen.(1) Im Gegensatz zu katholischen Orden sowie anglikanischen Missionsgesellschaften verzichtete sie zunächst jedoch bewusst auf jegliche Missionspublizistik.(2) Die Brüdergemeine wollte ihren zahlreichen Kritikern keine zusätzliche Angriffsfläche bieten, da sie sich in den 1740er Jahren mit massiven Sektenvorwürfen konfrontiert sah, die primär durch die (sexuellen) Ausschweifungen während der sogenannten Sichtungszeit ausgelöst worden waren.(3) Erst 1759 erörterte die Brüdergemeine den Plan, eine Geschichte der brüdereigenen Mission zu publizieren, wobei der erste Band Grönland gewidmet sein sollte.(4) Das charismatische Haupt der Brüdergemeine, Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760), schlug als Autor seinen ehemaligen Sekretär vor, David Cranz (1723-1777).(5)

Der 1723 in Naugard (Hinterpommern) geborene Cranz kam während seines Theologie-studiums in Halle mit der Brüdergemeine in Kontakt und wechselte 1740 in das theologische Seminar der Brüdergemeine in Herrnhaag.(6) Von 1747 bis 1755 stand er als persönlicher Sekretär im Dienst Zinzendorfs und begleitete den Grafen beispielsweise nach Großbritannien, wo die Brüdergemeine seit 1749 als Kirche offiziell anerkannt war.(7) Für publizistische Aufgaben empfahl er sich jedoch vor allem mit seinem 1757 verfassten Bericht über eine Reise durch Graubünden, den er Zinzendorf widmete.(8) Graf Zinzendorf verstarb indes überraschend am 9. Mai 1760 und erlebte somit die Abreise seines Protegés und ehemaligen Sekretärs nach Grönland nicht mehr. Cranz reiste im Frühjahr 1761 von der Ortsgemeinde Barby über Kopenhagen nach Grönland, wo er im August ankam. In den folgenden 14 Monaten erkundete er von der Missionsstation Neu-Herrnhut aus das Land und bemühte sich, die Sprache der Inuit zu lernen, ehe er im September 1762 die Rückreise antrat. Cranz schloss die Arbeit am Manuskript bereits im Frühjahr 1764 ab, woraufhin die Generalsynode der Brüdergemeine es penibel prüfte und letztlich für den Druck freigab.(9)

Die „Historie“ war bei ihrem Erscheinen im Jahr 1765 keinesfalls die erste, jedoch die umfangreichste und präziseste Beschreibung Grönlands.(10) Cranz thematisiert im ersten Drittel seines Werks unter anderem Klima, Flora und Fauna Grönlands sowie Lebensgewohnheiten und Sprache der Inuit (S.1-400). Die verbleibenden zwei Drittel widmet er der Geschichte der Herrnhutermission in Grönland sowie der Struktur der Missionsstationen (S. 401-1132). Cranzʼ Ausführungen zielten auf ein breites, heterogenes Publikum, weshalb er eine Sprache wählte, die Rezensenten als „verständlich und unterhaltend“ lobten.(11) Zugleich verzichtete Cranz als Theologe darauf, die zeitgenössischen Methoden der Naturwissenschaften, wie beispielsweise das Klassifikationssystem von Linné, anzuwenden.  Zentrales Anliegen der Historie war es, einer breiten Öffentlichkeit die kostspielige Missionstätigkeit der Brüdergemeine als erfolgreiches Unternehmen zu präsentieren. Entsprechend legte Cranz darauf Wert, die Zahl der getauften Inuit sowie der Kommunikanten exakt zu benennen.(12)

Cranzʼ „Historie“ wurde im protestantischen Europa breit rezipiert. 1767 legte die brüdereigene, in London ansässige „Society for the Furtherance of the Gospel among the Heathen“ (SFG) eine englische Übersetzung vor, die durchweg positive Resonanz fand.(13) Zu den prominenten Lesern zählten Captain James Cook (1728-1779), der spätere Präsident der Royal Society Joseph Banks (1743-1820) sowie der Londoner Bischof Beilby Porteus (1731-1801). Letzterer betonte gegenüber dem Sekretär der SFG, Christian Ignatius LaTrobe (1758-1836), welch „pleasure he had felt in reading the Greenland History“.(14)

 

Im Jahr 1767 erschien außerdem eine niederländische Übersetzung der „Historie“, gefolgt von einer schwedischen Ausgabe 1769. Angesichts des großen Erfolgs forderten besonders die Herrnhuter in Großbritannien weitere Publikationen „after the manner of Crantze´s history of Greenland” und stießen bei den Leitungsgremien der Brüdergemeine auf offene Ohren.(15) 1777 veröffentlichte Christian G. A. Oldendorp seine „Historie der caribischen Inseln“(16), Georg Heinrich Loskiel legte 1789 eine „Geschichte der Mission der Evangelischen Brüder unter den Indianern in Nordamerika“ vor.(17) Cranz hingegen publizierte 1770 für den deutschsprachigen Markt  eine zweite, um 360 Seiten erweiterte Auflage.

Cranz litt zeitlebens an einer chronischen Krankheit, die ihn jedoch nicht davon abhielt, zusätzlich zu seiner Arbeit an der erweiterten Zweitauflage der „Historie von Grönland“ andere Aufgaben zu übernehmen.(18) 1771 publizierte er eine voluminöse Darstellung der Geschichte der Brüdergemeine; den Auftrag zu diesem Werk hatte er bereits 1764, d.h. ein Jahr vor Erscheinen der „Historie von Grönland“, von der Generalsynode der Brüdergemeine erhalten.(19) Außerdem war Cranz seit 1766 seelsorgerisch tätig: zunächst fungierte er in Rixdorf bei Berlin als Prediger, seit 1771 im schlesischen Gnadenfrei. Cranz verstarb am 6. Juni 1777 im Alter von 54 Jahren während einer Reise. Er ist in Gnadenberg beigesetzt.(20)

Thomas Dorfner

 

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(1) Die Brüdergemeine als globale Gemeinschaft analysiert Mettele, Gisela: Weltbürgertum oder Gottesreich. Die Herrnhuter Brüdergemeine als globale Gemeinschaft 1727-1857 (Bürgertum. Neue Folge 4). Göttingen 2009.

(2) Zu den Bedenken der Brüdergemeine siehe Mettele, Gisela: Global Communication among the Moravian Brethren. The Circulation of Knowledge and its Structures and Logistics. In: Friedrich, Markus und Schunka, Alexander (Hgg.), Reporting Christian Missions in the Eighteenth Century. Communication, Culture of Knowledge and Regular Publication in a Cross-confessional Perspective (Jabloniana 8), Wiesbaden 2017, S. 149-168, hier S. 157f.

(3) Zur Fremdwahrnehmung der Brüdergemeine siehe Dorfner, Thomas: Von „bösen Sektierern“ zu „fleißigen Fabrikanten“. Zum Wahrnehmungswandel der Herrnhuter Brüdergemeine im Kontext kameralistischer Peuplierungspolitik (ca. 1750-1800). In: Zeitschrift für Historische Forschung 45/2 (2018), S. 283-313; die Sichtungszeit analysiert kenntnisreich Peucker, Paul: The Time of Sifting. Mystical Marriage and the Crisis of Moravian Piety in the Eighteenth Century. University Park, PA 2015.

(4) Jensz, Felicity: Overcoming Objections to Print. The Moravian „Periodical Accounts“ and the Pressure of Publishing in Eighteenth Century Britain. In: Journal of Moravian History 15 (2015), S. 1-28.

(5) Zu Zinzendorfs Leben siehe die Meyer, Dietrich: Zinzendorf und die Herrnhuter Brüdergemeine. 1700-2000, 2. Aufl., Göttingen 2009. S. 5-62.

(6) Zu Cranzʼ Vita siehe Noller, Matthias: Kirchliche Historiographie zwischen Wissenschaft und religiöser Sinnstiftung. David Cranz (1723-1777) als Geschichtsschreiber der Erneuerten Brüderunität (Jabloniana 6), Wiesbaden 2016, S. 23-42.

(7) Vgl. zur Brüdergemeine in Großbritannien Podmore, Colin: The Moravian Church in England, 1728-1760. Oxforn 1998.

(8) Cranz, David: Reise durch Graubünden im Jahre 1757. Ein Zeugnis aus der Geschichte der Herrnhuter in der Schweiz, hrsg. v. Holger Finze-Michaelsen, Zürich 1996.

(9) Noller: Kirchliche Historiographie, S. 48f.

(10) Vgl. beispielsweise Egede, Hans: Beschreibung der Natur-Geschichte von Grönland, Berlin 1763.

(11) Allgemeine deutsche Bibliothek 4 (1767), S. 213.

(12) Vgl. exemplarisch Cranz: Historie von Grönland, S. 1089.

(13) Zur Rezeption siehe Jensz, Felicity: The Publication and Reception of David Crantz´s History of Greenland. In: The Library 13 (2012), S. 457-472.

(14) Die Aussage ist im Tagebuch des Herrnhuters Christian Ignatius LaTrobe (1758-1836) überliefert. Christian Ignatius La Trobe journal, 15.5.1788. John Rylands Library Manchester, MS Eng. 1244, fol. 18r.

(15) Benjamin LaTrobe an die Unitätsältestenkonferenz, 7.3.1774 [Abschrift]. Moravian Archives Bethlehem, Missions & Other Provinces, MissLabr., 007160.

(16) Zu Oldendorps Werk siehe den Beitrag von Markus Alexander Scholz in diesem Band.

(17) Loskiel, Georg Heinrich: Geschichte der Mission der Evangelischen Brüder unter den Indianern in Nordamerika, Barby 1789.

(18) Vgl. Heinz, Daniel: Art. Cranz, David. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 16 (1999), Sp. 334-336.

(19) Cranz, David: Alte und neue Brüder-Historie oder kurz gefaßte Geschichte der Evangelischen Brüder-Unität, hg. v. Gerhard Meyer. Hildesheim/New York 1973.

(20) Zur seelsorgerischen Tätigkeit vgl. den Lexikonartikel von Heinz: Cranz, Sp. 334-336.

Aus: „Historie von Grönland enthaltend Die Beschreibung des Landes und der Einwohner etc. insbesondere die Geschichte der dortigen Mission der Evangelischen Brüder zu Neu-Herrnhut und Lichtenfels.” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Aus: „Historie von Grönland enthaltend Die Beschreibung des Landes und der Einwohner etc. insbesondere die Geschichte der dortigen Mission der Evangelischen Brüder zu Neu-Herrnhut und Lichtenfels.”

missio-Kunstkalender 1981: Die Botschaft kommt aus der Arktis

Agnes Nanogak (Malerin)
Aachen (missio) 1980
15 Blätter, Ringbindung
Provenienz: mikado
Signatur: 00-24-42/(1981)

VII.2 Asien

China monumentis qua Sacris quà Profanis, Nec non variis naturae & artis spectaculis, Aliarumque rerum memorabilium argumentis illustrata, auspiciis Leopoldi primi, Roman. Imper. semper augusti Munificentißimi Mecaenatis.

Athanasius Kircher SJ
Amsterdam (Jan Jansson van Waesberge & Elizeus Weyerstraet) 1667
[9 ungez. Bl.] + 237 S. + [11 ungez. S., v.a. Index], 82 Kupferstiche, davon 22 ganzseitig und 2 große Karten.
36,7 x 25 cm, Pergamenteinband des 17. Jhs.
Provenienz: Altbestand mikado
Signatur: 28-20-71

Die China illustrata Athanasius Kirchers ist fraglos das prachtvollste Werk, das auf dem europäischen Buchmarkt des 17. Jahrhunderts über China erschien. Es gilt heute als Anfang der westlichen Sinologie. Sein Entstehen wäre ohne die Forschungstätigkeit in und die zahlreichen Berichte aus den Missionen des Jesuitenordens nicht möglich gewesen, denn sein Autor hatte sich zwar 1630 für eine Verwendung in der Chinamission beworben, Europa aber zeitlebens nicht verlassen.

Athanasius Kircher (Geisa 1602 – 1680 Rom) trat der Gesellschaft Jesu 1618 bei und erhielt 1628 die Priesterweihe, bevor es ihn nach kurzer Lehrtätigkeit an verschiedenen Gymnasien in Deutschland in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs nach Avignon und Rom verschlug. 1634–1650 bekleidete er eine Professur für Mathematik, Physik und orientalische Sprachen am Collegio Romano, nach 1650 war er dort von allen Lehrverpflichtungen befreit und arbeitete an seinen wissenschaftlichen Werken, oft umfangreiche Enzyklopädien zu einem bestimmten Fachgebiet. Kircher galt als verlässliche Nachrichtenzentrale zum Sammeln, Bearbeiten und Weiterleiten von neuen Erkenntnissen; Neuigkeiten von Jesuiten aus allen Teilen der Welt liefen in der Ordenszentrale ein und standen ihm zur Verfügung.

Ein Originalwerk im eigentlichen Sinne ist die China illustrata allerdings nicht. Kircher ist über weite Strecken Kompilator, Editor, Kommentator und Interpret von Texten anderer, wobei die grundlegenden Theorien der einzelnen Kapitel jeweils von ihm an das Material herangetragen werden. Der Band enthält Beiträge von Johann Adam Schall von Bell (1591–1666), Martino Martini (1614–1661), Michael Boym (1612–1659), Giovanni Filippo Marini (1608–1682), Johannes Grueber (1623–1680) und Heinrich Roth (1620–1668), Jesuiten, die in China am Kaiserhof missionierten und wissenschaftliche Erfolge in der Astronomie oder Botanik vorzuweisen hatten oder die Weiten Innerasiens bereist und Dinge und Gegenden gesehen hatten, die noch kein Europäer zuvor sah.

Das Buch ist in sechs Abschnitte unterteilt. Es beginnt mit einem Bericht über die Stele von Ch'ang-an (Sian), eine 1625 entdeckte Steininschrift in syrischer und chinesischer Sprache, die darüber Zeugnis ablegte, dass das Christentum bereits im 8. Jahrhundert in China Einzug gehalten hatte. Der zweite Abschnitt berichtet über Reisewege nach China mit Übernahmen aus Trigaults De Christiana expeditione apud Sinas, der dritte über die „Abgötterei“, wobei Kircher hier auch Heinrich Roths Ausführungen über das Sanskrit bringt. Der vierte Abschnitt behandelt die Wunder der Natur und der Kunst, der fünfte ist der Architektur Chinas gewidmet, während Kircher im letzten Abschnitt nochmals auf Sprache und Schrift der Chinesen zurückkommt und die Thesen vertritt, dass die chinesischen Schriftzeichen von den Hieroglyphen abzuleiten seien, wie überhaupt China nach der Sintflut von Ägypten aus besiedelt worden sei.

Erschienen ist die China illustrata 1667 in der lateinischen Erstausgabe bei Jan Jansson van Waesberge und Elizeus Weyerstraet in Amsterdam. Jansson hatte Kircher schon 1661 die Druckrechte an allen seinen noch folgenden Werken abgekauft und sorgte für deren hervorragende Ausstattung. Schon 1668 publizierte Jansson eine niederländische Übersetzung der China illustrata und 1670 die zweite lateinische Auflage. 1669 und 1673 erschien das Werk bei Ogilby in London in englischer, 1670 bei d'Alquiès in französischer Übersetzung. 1667 war ebenfalls eine (seltene) lateinische Ausgabe bei Jacobus van Meurs in Amsterdam erschienen, die in vielen Details von der Janssons abweicht. In ihr wird zudem eine (nicht nachgewiesene) römische Ausgabe erwähnt.

Unter den vielen Abbildungen des Bandes ist das Frontispiz von besonderem Interesse. Auf Wolken schweben, von Engeln begleitet, Ignatius von Loyola (1491–1556) als Gründer des Jesuitenordens und Franz Xaver (1502–1552) als erster Jesuitenmissionar in Asien. Als Heilige sind sie der irdischen Sphäre entrückt und genießen bereits das Licht der göttlichen Sonne, die, von Engelscharen umgeben, in der Mitte des oberen Randes aus den Wolken hervorbricht. Der Sonne einbeschrieben ist das Christussignet "IHS" in der Form, wie es in der Gesellschaft Jesu benutzt worden ist. Eine Ebene darunter steht die "zweite Generation" der Missionare, rechts Matteo Ricci (1552–1610), der Gründer der neuen Chinamission, und links, in der Tracht eines chinesischen Mandarins, Johann Adam Schall von Bell (1592–1666). Auch sie trifft noch ein Strahl des göttlichen Lichtes. Hinter der Karte Chinas, die sie gemeinsam hochhalten, öffnet sich der Blick in eine exotische Landschaft. Beide Figuren sind auf eine Terrasse gestellt, an deren Fuß rechts einige astronomische und mathematische Gerätschaften versammelt sind; hinter ihnen ragen die Säulen einer antik anmutenden Tempelarchitektur auf.

Bei Erscheinen des Bandes tobte in Europa bereits der "Ritenstreit", begonnen 1645, nach dem Tod Schall von Bells im Vorjahr sich verschärfend und ein gutes Jahrhundert andauernd. In diesem Streit ging es wesentlich um die jesuitische Missionsmethode der Akkomodation: Ist es statthaft, Glaubenswahrheiten in fremde Sprachen zu übersetzen und diese sogar als Liturgiesprachen einzusetzen? Durften konfuzianische Riten im Rahmen des Gottesdienstes geduldet werden? Durften Priester die Kleidung von ausländischen Würdenträgern tragen? Das Frontispiz betont gegen die Kritiker den völligen Einklang der jesuitischen Missionspraxis mit der Glaubenswahrheit: Schall von Bell und Ricci erhalten gleichsam von höherer Stelle Dispens für ihr Vorgehen.

Frank Pohle

 

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China Illustrata     (3.2.2020).

Beinlich, Horst u.a. (Hg.): Magie des Wissens. Athanasius Kircher 1602-1680. Universalgelehrter – Sammler – Visionär, Dettelbach 2002.

Diccionario histórico de la Compañia de Jésus, Madrid 2001, Bd. III, S. 2196-2198 (Kircher).

Fletcher, John (Hg.): Athanasius Kircher und seine Beziehungen zum gelehrten Europa seiner Zeit (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 17), Wiesbaden 1988.

Godwin, Joscelyn: Athanasius Kircher. A Renaissance Man and the Quest for Lost Knowledge, London 1979.

Gómez de Liaño, Ignacio: Athanasius Kircher. Itinerario del éxtasis o Las imágenes de un saber universal, Madrid 1986.

Hauschild, Rudolf: Die erste Publikation der indischen Nagari-Schriftzeichen in Europa durch Athanasius Kircher und Heinrich Roth. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, geschichtliche und sprachwissenschaftliche Reihe 5 (1955/56), S. 499-520.

Die Jesuiten in Passau. Schule und Bibliothek 1612–1773. 375 Jahre Gymnasium Leopoldinum und Staatliche Bibliothek Passau, Passau 1987, S. 404f., Nr. 137.

Koch, Ludwig: Jesuiten-Lexikon. Die Gesellschaft Jesu einst und jetzt, Paderborn 1934, Sp. 983f. (Kircher).

Krafft, Fritz: Art. Kircher. In: NDB 11 (1977), Sp. 641-645.

Reilly, Conor: Athanasius Kircher SJ, Master of a Hundred Arts (1602–1680) (Studia Kircheriana 1), Wiesbaden/Rom 1974.

Szczesniak, Baleslaw: Athanasius Kircher's China Illustrata. In: Osiris 10 (1952), S. 385-411.

Stadt Rastatt (Hg.): Universale Bildung im Barock. Der Gelehrte Athanasius Kircher. Eine Ausstellung der Stadt Rastatt in Zusammenarbeit mit der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, Rastatt; Karlsruhe 1981.

Walravens, Hartmut: China illustrata. Das europäische Chinaverständnis im Spiegel des 16.–18. Jahrhunderts. Ausst.-Kat. Wolfenbüttel 1987 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek 55), Weinheim 1987, S. 94-97, Nrn. 18/19.

Titelblatt „China monumentis qua Sacris quà Profanis [...]„ Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Titelblatt „China monumentis qua Sacris quà Profanis [...]„
Aus: „China monumentis qua Sacris quà Profanis [...]„ Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Aus: „China monumentis qua Sacris quà Profanis [...]„

Actus Appellationis, illustrissimi, et reverendissimi Domini Fr. Alvari Venavente, Episcopi Ascalonensis, Vicarii Apostolici in Regno Sinarum, die 13 Aprilis 1707, à Decreto, & Executione Decreti, de quo infra, ad Sanctam Apostolicam Sedem

Álvaro de Benavente
o.O. o.J. [ca. 1707-1710]
[16 ungez. S.]
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-85-(4)

De Christiana expeditione apud Sinas suscepta ab Societate Iesu, ex P. Matthaei Riccii eiusdem Societatis Commentarijs Libri V. ad S. D. N. Paulum V. [...]

in quibus sinensis regni mores, leges, atque instituta, & novae illius Ecclesiae difficillissima primordia accurate & summa fide describuntur. Editio recens ab eodem Auctore multis in locis aucta & recognita. Permissu Superiorum & Consensu Authoris.

Nicolas Trigault SJ
Köln (Bernhard Gualterus) 1617
[16 ungez. S.] + 712 S. + [22 ungez. Indexseiten] 176 S., IHS-Vignette auf dem Titelblatt, sonst keine Abbildungen; Kupfertitel fehlt.
Ledereinband des 17. Jhs., IHS-Signet in ovalem Strahlenkranz, hinten Maria auf der Mondsichel, beide in ovalem Strahlenkranz, aufwendiger Goldschnitt
Provenienz: Jesuitenkolleg Münster >Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-84-(7)

Tratados historicos, politicos, ethicos, y religiosos de la monarchia de China.

Domingo Fernández de Navarrete
Madrid (Imprenta Real) 1676
[22 ungez. S.], 518 S., [26 ungez. S.]
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-85-(43)

Histoire d’une dame Chrétienne de la Chine, ou par Occasion les Usages de ces Peuples, l’établissement de la Religion, les manieres des Missionnaires, & les Exercices de Pieté des nouveaux Chrétiens sont expliquéz

[Philippe Couplet SJ]
Paris (Étienne Michallet) 1688
153 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-84-(84)

Bischofsweihe Yenki

o. Verf.
o.O. o.J. [1937 oder 1938]
11 S., zahlr. Abb., Karte
Provenienz: Altbestand mikado
Signatur: X 434

Schicksal in Korea – Deutsche Missionäre berichten

o. Verf.
2. Aufl. St. Ottilien 1974
129 S., Abb.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-77-(39)b

De novis Christianae Religionis progressibus et certaminibus in Iaponia, Anno M.DC.XXII., in Regno Sinarum M.DC.XXI et M.DC.XXII Litterae, Ad Reverendum in Christo Patrem Mutium Vitellescum praepositum generalem Societatis Iesu.

Münster (Michael Dalius) 1627
[2 ungez. Bl.] + 177 S. + [2 ungez. S.] 

Theatrum D. N. IESV CHRISTI Atrociorum cruciatuum C. Lectori Spectatori propositum. operâ R.P.D. Caroli Stengely Abbatis Anhusani.

Karl Stengel OSB
[Augsburg] 1658
[4 ungez. Bl.] + 153 S. + [10 ungez. S.], zwölf ganzseitige Kupferstiche und ein Holzschnitt
20,3 x 15,7 cm, Ledereinband
Provenienz: Conrad Thinen, Schüler des Gymnasiums der Benediktiner in (Mönchen-)Gladbach; Fr. Bruno Lanis OSB, Lehrer der Syntaxklasse am Gymnasium der Benediktiner in (Mönchen-)Gladbach; J. A. Hornungs (1817) > Bibliotheca Missionum SJ > mikado. – Bemerkung auf der Innenseite des Deckels: „Zwei Werke, beide sehr selten“.
Signatur: M-75-(154)

Thesaurus rerum indicarum. In quo christianae catholicae religionis tam in India Orientali quam alijs regionibus Lusitanorum opere nuper detectis. [...]

Ortus, progressus, incrementa & maxime quae a PP. Soc. Iesu ibidem in dictae fidei plantatione ac propagatione ad annum usque M.D.C. gesta atque exantlata sunt non minus vere quam eleganter recensentur. Additae sunt paßim earundem regionum et eorum quae ad eas pertinent tam chronographicae quam historicae descriptiones. Opus nunc primum a M. Martino Martinez e gallico in latinum sermonem translatum.

Pierre du Jarric SJ
4 Bde. Köln (Peter Henning) 1615
[3 ungez. Bl.] + 794 S. + [21 ungez. Bl.]; 808 S. + 12 ungez. Bl.]; [9 ungez. Bl.] + 653 S. + [2 ungez. Bl.]; 611 S. + [8 ungez. Bl.], Titelkupfer.
17 x 11,2 cm, Ledereinband
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M 46 (2)1-4

Beschreibung einer weiten unnd gefährlichen Raiß so ein Priester der SocietIESV P. Antonius de Andrade genant auß der mission beym grossen Mogor in Asia in ersuchung deß grossen Cataio und der Königreich Tibet, [...]

den Christlichen Glauben in denselben bißher unbekantden Landen zuverkünden einen anfang zu machen mit unglaublicher Mühe und Arbeit im 1624. Jahre verrichtet. Den guthertzigen Gottes Ehr und Christlichen Glaubens außbraitung eyferig liebenden Teutschen zugefallen. Auß Spanischer Sprach in die Teutsche ubergesetzt

[António Freire de Andrade SJ]
Augsburg (Aperger) 1627
[28 ungez. S.]
Provenienz: Jesuitenkonvent Blyenbeck > Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-46-(12)

Inquisition von Goa. Auß dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzt und mit schönen Kupfern gezieret

Charles Dellon
o.O. 1688
[8 ungez. S.], 182 S., einige Illustrationen
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-100-(19)

Das Buch „Inquisition von Goa. Auß dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzt und mit schönen Kupfern gezieret“ des französischen Arztes Charles Dellon (um 1648-1709), das auf den ersten Blick etwas unscheinbar wirkt, ist ein wahrer Schatz für die Untersuchung der portugiesischen Inquisition in Indien. Das Buch ist ein 182 Seiten umfassender Reisebericht, der 1687 in Leiden durch Daniel Gaasbeek mit dem Originaltitel Relation de L’Inquisition de Goa zum ersten Mal veröffentlicht wurde.(1) Bereits ein Jahr später erschien er in deutscher, englischer und niederländischer Übersetzung und wurde das gesamte 18. Jahrhundert hindurch immer wieder in neuer Bearbeitung herausgegeben.(2) Die deutsche Ausgabe von 1688, die in der Ausstellung gezeigt wird, enthält keinen Hinweis auf den Herausgeber, Übersetzer oder Ort des Erscheinens, eine französische Ausgabe war jedoch im selben Jahr durch Christoph Salfelden, den Buchdrucker des Kurfürsten von Brandenburg, im Reich in Umlauf gebracht worden.(3)

Das Buch hatte durchschlagenden Erfolg und faszinierte Leserinnen und Leser derart, dass es zu Neuauflagen Anlass gab. Selbst im 19. und 20. Jahrhundert fand das Buch immer wieder Interesse und erschien in Neuauflagen, mit wissenschaftlicher Kommentierung, wie zuletzt durch Charles Amiel und Anne Lima 1997.(4)

Der Grund für den anhaltenden Erfolg des Buches ist zweifellos sein Inhalt. Neben Beschreibungen seiner Reise und verschiedener, vor allem indischer Regionen, die Charles Dellon besuchte, beschreibt er den Inquisitionsprozess, den die portugiesische Inquisition gegen ihn durchführte. Dieser Bericht ist von großer Relevanz, da er explizit die Ungerechtigkeit, Willkür und Brutalität der portugiesischen Inquisition hervorhebt. Detailliert schildert Dellon seine Verhaftung und Anklage 1674 durch Manuel Furtado de Mendonça, den Gouverneur von Daman, und beschreibt in Kapitel X wie persönliche Motive bei seiner Verhaftung eine wichtige Rolle spielten.(5) Die Verbrechen, die ihm zur Last gelegt wurden, waren das Leugnen der Wirksamkeit der Taufe, Blasphemie und Kritik an der Inquisition. Er wurde exkommuniziert, sein Besitz konfisziert und er zu fünf Jahren Haft, teilweise auf Galeeren, verurteilt.(6) Nach seiner Befreiung konnte Dellon seine Studien in Frankreich beenden und trat bald in den Dienst des Prinzen von Conti ein.(7)

Der Bericht Dellons ist packend geschrieben, mit sehr genauen Beschreibungen der Orte, an denen er sich aufhielt, und der Mitgefangenen, denen er oft mit Empathie begegnete. Durchgehend ist die Kritik an der Inquisition zu vernehmen, beispielsweise, wenn er darauf verweist, dass viele, die auf Galeeren schuften mussten, durch die Inquisition verurteilt waren.(8) Die Schilderungen Dellons sind nicht unumstritten, so wurde der Verdacht geäußert, dass sein Bericht zumindest teilweise erfunden sei, was jedoch den Erfolg des Werkes nicht schmälerte.(9)

Das hier ausgestellte Exemplar verfügt über sechs Abbildungen, jedoch scheinen ursprünglich mehr vorhanden gewesen zu sein, so wurde zwischen den Seiten 118 und 119 eine Abbildung herausgeschnitten. Ein besonders beeindruckendes Bild ist zwischen den Seiten 122 und 123 platziert. Darauf sind die verurteilten Häretiker abgebildet, die der weltlichen Gerichtsbarkeit überantwortet und verbrannt werden. Die Bebilderung lässt Dellons Schilderungen plastischer erscheinen und unterstützt seinen Inhalt und seine Kritik an der Inquisition.

Die Ungerechtigkeit der Inquisition, die ein System von Denunziationen und falschen Beschuldigungen begünstigte, ist das dominierende Thema des Berichtes. Kein Wunder, dass er vor allem in den protestantischen Ländern und Regionen eine rege Nachfrage erfuhr. Die rasche Übersetzung des Berichtes ins Englische, Deutsche und Niederländische muss sicherlich im Kontext einer publizistischen Propaganda gegen die katholische Kirche und die Inquisition gesehen werden. Im Gegenzug landete der Bericht 1690 auf dem Index des Vatikans für verbotene Bücher, was zeigt, dass er als gefährlich eingestuft wurde.(10) Das verhinderte jedoch nicht seine Ausbreitung. So diente der Bericht später wohl als Inspiration für die 1759 erschienene Satire Voltaires Candide.(11)

Julia Exarchos

 

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(1) Vgl. Amiel, Charles/Lima, Anne: L’Inquisition de Goa. La relation de Charles Dellon (1687). Étude, édition & notes, Paris 1997, S. 13-14; Charles Dellon hatte bereits 1685 einen Bericht über seine Reise veröffentlicht: Dellon, Charles: Relation d'un voyage des Indes orientales et Traité des maladies particulières aux pays orientaux, Paris 1685.

(2) Siehe dazu als Überblick: Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa, S. 11-23.

(3) Vgl. Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa, S. 19-21.

(4) Vgl. Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa.

(5) Vgl. Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa, S. 39-43.

(6) Siehe dazu: Vangipurapu, Ira: Charles Dellon’s Relation de l’Inquisition de Goa as a Site of Conflict between a Theocentric and an Anthropocentric World, in: Arellano, Ignacio/ Mata, Carlos (Hgg.):  St Francis Xavier and the Jesuit Missionary Enterprise. Assimilations between Cultures / San Francisco Javier y la empresa misionera jesuita. Asimilaciones entre culturas, Pamplona 2012, S. 295-303, hier S. 299-301.

(7) Zum Leben Charles Dellons siehe Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa, S. 41-60.

(8) Vgl. Dellon, Charles: Inquisition von Goa. Auß dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzt und mit schönen Kupfern gezieret, 1688, S. 166.

(9) Siehe dazu: Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa, S. 75-92.

(10) Vgl. Vangipurapu, Charles Dellon’s Relation de l’Inquisition, S. 299.

(11) Vgl. Voltaire, Candide and Related Texts, hg. v. David Wotton, Indianapolis/Cambridge 2000, S. 13.

Aus: „Inquisition von Goa. Auß dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzt und mit schönen Kupfern gezieret” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Aus: „Inquisition von Goa. Auß dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzt und mit schönen Kupfern gezieret”

VII.3 Naher Osten und Nordafrika

Les six voyages de Jean Baptiste Tavernier, Ecuyer Baron d’Aubonne, en Turquie, en Perse, et aux Indes. Pendant l’espace de quarante ans, & par toutes les routes que l’on peut tenir : accompagnez d’observations particuliers sur la qualité, [...]

la religion, le gouvernement, les coûtumes & le commerce de chaque païs, avec les figures, les poids, & la valeur des monnoyes qui y ont cours. Premiere Partie, où il n’est parlé que de la Turquie & de la Perse.

Jean Baptiste Tavernier
Paris 1679
782 S., zahlreiche Illustrationen, Karte
Provenienz: Johann Adolph Sinsteden (1729-1820) > Bibliotheca Missionum SJ > Mikado
Signatur: M-60-(12a)

L’Évangile présenté aux pauvres du Sahara. Petite Introduction au Catéchisme.

Charles de Foucauld
Rabat (Imprimerie Foch) 1938
150 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-110-(28)

VII.4 Afrika

Maji-Maji. Blut für Afrika. Auf den Spuren des 1905 in Ostafrika ermordeten Missionsbischofs Cassian Spiss OSB

Hubert Gundolf
St. Ottilien (EOS) 1984
210 S., Ill.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-116-(115)

Eine gefahrvolle Reise im heidnischen Süden der Apostol. Präfektur Süd-Sansibar zur Erforschung neuer Gebiete für Missionsklöster O.S.B.

Maurus Hartmann OSB
St. Ottilien 1894
24 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-116-(11)

Historische Beschreibung Der In dem untern Occidentalischen Mohrenland ligenden drey Königreichen Congo, Matamba, und Angola, Und Der jenigen Apostolischen Missionen so von denen PP. Capucinern daselbst verrichtet worden

Johannes Antonius Cavazzi OFMCap
München (Johann Jäcklin) 1694
1030 S., 11 ungez. Bll.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-120-(2)

Für einige Länder Afrikas war die mit der Kolonisierung des 19. Jahrhunderts einhergehende Missionierung nicht die erste Begegnung mit dem Christentum. So gab es bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein großes christliches Königreich im Herzen Afrikas, dessen Herrscher, der Mwani (= König) Kongo als Christ den Namen Afonso trug und ebenbürtigen Kontakt mit dem Päpstlichen Stuhl und der portugiesischen Krone suchte. Der erste Kontakt entstand durch den portugiesischen Seefahrer Diogo Cão, der 1482 von Portugal zur Umrundung des afrikanischen Kontinents aufbrach, die Kongomündung und nach einem weiteren Abstecher ins Landesinnere den prächtigen Königshof des Mwani Kongo „entdeckte“ und nach der Rückkehr von seiner Reise voll Staunen darüber in der Heimat berichtete. Auf seiner zweiten Reise 1491 nahm er katholische Missionare mit – und in der Folge wurde aus der Stadt des Mwani Kongo, im heutigen nördlichen Angola gelegen, „São Salvador“.

Dieses Buch beschreibt im Jahr 1694, also knapp zweihundert Jahre später, aus der Sicht eines italienischen Kapuzinermissionars die zuvor zum Einflussgebiet des Mwani Kongo gehörenden, nunmehr eigenständigen Königreiche Congo, Matamba und Angola, und zwar in allen Details – im ersten Kapitel mit genauer geographischer Verortung sowie Beschreibung der klimatischen, botanischen, zoologischen und kulturell-religiösen Gegebenheiten. Im zweiten Kapitel erfolgt ein historischer Rückblick auf das Königreich des Mwani Kongo, das in den davor liegenden zwei Jahrhunderten (16. und 17. Jahrhundert) immer schwächer geworden und schließlich in verschiedene Königreiche zerfallen war. Hier werden die Königsgenealogien, das Leben am Hof und die verschiedenen militärischen Auseinandersetzungen beschrieben. Eines dieser Königreiche war Matamba, das von einer Reihe von Königinnen (die berühmteste war Königin Nzinga) beherrscht und erst Ende des 19. Jahrhunderts in die portugiesische Kolonie – dem heutigen Angola – einverleibt wurde. Im dritten Kapitel berichtet der Autor über die Ankunft der ersten Kapuziner in Sogno (in Congo) und Loanda (in Angola). Die Zeit ist geprägt von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Seefahrergroßmächten Portugal und Holland, welches letztlich unterliegt. Die weiteren Kapitel vier bis sieben des Buches sind den verschiedenen Missionsaktivitäten der Kapuziner im zentralen Afrika, ihren Erfolgen und ihrem Scheitern gewidmet. In der Tat verschwinden die christlichen Missionen bis zum beginnenden 19. Jahrhundert aus der Region, so dass sich die Europäer am Ende des 19. Jahrhunderts für die ersten „Entdecker“ und die ersten Missionare des Kongogebiets hielten.

Neben den ausführlichen Beschreibungen und Berichten enthält das Buch circa 50 kunstvolle Kupferstiche, etwa von Pflanzen und seltsamen Tieren, von Landschaften, aber auch von Bestattungszeremonien und Opferriten, Szenen vom Königshof und Alltagsszenen, Bilder von Missionsaktivitäten wie Predigt und Taufen. Weiterhin finden sich in dem Buch ein „Register deren denckwürdigen Sachen“ – ein Sach- und Personenverzeichnis – sowie ein Register „etlicher sonderbahren Geschichten“ wie Berichte über Wunder, Heilungen, wunderbare Missionserfolge und Siege, aber auch über Krankheiten, Scheitern und das Martyrium von Missionaren. Vorangestellt ist eine Landkarte der beschriebenen Königreiche, bei der die eingezeichneten Flüsse erkennen lassen, das zu Ende des 17. Jahrhunderts das Rätsel über die Quellen des Nils noch nicht gelöst war.

Das Buch ist ein bemerkenswertes historisches Dokument, das aus Sicht eines europäischen Missionars sowohl Aufschluss gibt über das zentrale Afrika des 16. und 17. Jahrhunderts als auch über das damalige Selbstverständnis und die Sichtweise der Kapuziner auf ihre Mission und ihre afrikanischen Adressaten.

Marco Moerschbacher

Titelblatt „Historische Beschreibung Der In dem untern Occidentalischen Mohrenland ligenden drey Königreichen Congo, Matamba, und Angola [...]” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Titelblatt „Historische Beschreibung Der In dem untern Occidentalischen Mohrenland ligenden drey Königreichen Congo, Matamba, und Angola [...]”
Hinweistafel für den Buchbinder, an welchen Stellen die beigefügten Kupferstiche einzubinden sind. Diese Anleitung wurde wohl versehentlich mit eingebunden. Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Hinweistafel für den Buchbinder, an welchen Stellen die beigefügten Kupferstiche einzubinden sind. Diese Anleitung wurde wohl versehentlich mit eingebunden. Aus: „Historische Beschreibung Der In dem untern Occidentalischen Mohrenland ligenden drey Königreichen Congo, Matamba, und Angola [...]”
Aus: „Historische Beschreibung Der In dem untern Occidentalischen Mohrenland ligenden drey Königreichen Congo, Matamba, und Angola [...]” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Aus: „Historische Beschreibung Der In dem untern Occidentalischen Mohrenland ligenden drey Königreichen Congo, Matamba, und Angola [...]”

Vita patris Gonzali Sylveriae, Societatis Iesu Sacerdotis, in vrbe Monomotapa Martyrium paßi. Cum permissu superiorum

Nicolão Godinho SJ
Köln (Johannes Kinckius) 1616
176 S., IHS-Vignette auf dem Titelblatt, sonst keine Abbildungen
15,4 x 10,6 cm, Pappeinband des 19. Jhs.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M 118 (1)

A Handbook of Igbo Christian Names

Stephen Nweke Ezeanya
Port Harcourt 1967
48 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-122-(71)

Atlas pour servier au voyage du Sénégal

Jean-Baptiste-Léonard Durand
Paris (Henri Agasse), Jahr 10 [1802]
VIII, 67 S., Illustrationen, Karten 
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-121-(1)

VII.5 Nordamerika

Prayers in the Crow Indian Language. Composed by the missionaries of the Society of Jesus

o. Verf.
Idaho (De Smet) 1891
10 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-125B-(2)

Alasotmamgeoel. Le Paroissien Micmac. Prayer Book in Micmac

P. Pacifique OFMCap
Nouvelle Edition, Ste. Anne de Ristigouche 1912
665 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-125B-(10)

Sapeoig Oitgatigen tan tetli Gômgoetjoigasigel Alasotmaganel, Ginamatineoel ag Getapegiemgeoel. Manuel de Prières, instructions et chants sacrés en Hierglyphes Micmacs. Manual of Prayers, Instructions Psalms & Hymns in Micmac Ideograms

[P. Kauder]
New Edition, Ristigouche (The Micmac Messenger) 1921
456 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-125B-(12)

Recueil de Prières, catéchisme et cantiques. A l’usage des Sauvages de la Baie d’Hudson

o. Verf.
Montréal (Beauchemin) 1907
110 S.
Provenienz: wohl eine Bibliothek der OMI > Missio Wien > mikado
Signatur: A-2019-0170

Wer an Mission denkt, denkt in der Regel an Afrika, Indien, weit entfernte Inseln in Südostasien und im Pazifik, vielleicht auch an Südamerika. Im kulturellen Gedächtnis des deutschsprachigen Raumes spielt die (katholische) Missionstätigkeit bei den indigenen Völkern Nordamerikas – den „Indianern“ – jedoch kaum eine Rolle. Ob dies an der Dominanz des American Dream, der Wildwestromane und –filme liegt, oder gar an der Konstruktion von Karl Mays Winnetou als Christ(1), sei dahingestellt. Jedenfalls gilt es in der Forschung, zukünftig die Missionsarbeit der katholischen Orden unter den indigenen Volksgruppen in den heutigen Vereinigten Staaten und unter den First Nations Kanadas wieder verstärkt in den Blick zu nehmen. Beispielhaft wurden hier für die Ausstellung die Stämme der Crow, Mi‘kmaq und Cree herausgegriffen.

Die Crow lebten vornehmlich in den heutigen US-Bundesstaaten North Dakota, Montana, Idaho und Wyoming, ihr heutiges Reservat liegt in Montana. Bei Karl May werden sie, ihrer englischen und französischen Fremdbezeichnung folgend, als Krähenindianer bezeichnet, ihre Eigenbezeichnung ist Absarokee oder Absáalooke. Der Stamm wurde 1804 von der Lewis-and-Clark-Expedition ‚entdeckt‘. Um 1900 betrug die Zahl der Stammesmitglieder jedoch nur noch etwa 2000 Personen. Die Absarokee sprechen die ebenfalls als Crow bezeichnete Sprache, die zur Familie der Dakota- oder Sioux-Sprachen gehört. Christianisiert wurden sie erst im 19. Jahrhundert.(2)

Zu den Mi‘kmaq kamen die Missionare hingegen bereits im 17. Jahrhundert. Sie leben in den östlichen Landesteilen Kanadas (Nova Scotia, New Brunswick, Prince Edward Island, nordöstlichstes Québec) zwischen dem Atlantik und dem St.-Lorenz-Golf. Die frühere Bezeichnung Micmac wird heute als kolonialistisch angesehen. Ihre Sprache – früher ebenfalls Micmac, heute Mikmaw – gehört zur großen Familie der Algonkin-Sprachen. Im Gegensatz zu vielen Völkern Nordamerikas, die die lateinische Schrift von den Weißen übernahmen, verwenden die Mi’kmaq auch eine Hieroglyphenschrift, die aber – genau wie die lateinischen Buchstaben – von weißen Missionaren in die eigentlich schriftlose Kultur eingeführt wurde, dies jedoch bereits im 17. Jahrhundert. Diese Schrift verwendete P. Pacifique auch für die Übersetzung von Bibel, Gebeten und Gesängen.(3)

Das Siedlungsgebiet der Cree (Kri, Cris, Ayisiniwok), die zu den größten indigenen Volksgruppen Nordamerikas gehören, erstreckt sich südlich der Hudson Bay von Labrador bis Alberta, zu einem kleinen Teil auch in den heutigen USA. Der großen Verbreitung entsprechend, weist ihre ebenfalls als Cree bezeichnete Sprache, die wie das Mikmaw zu den Algonkin-Sprachen zählt, ein breites Dialektkontinuum auf. Die Cree-Sprache mit etwa 100.000 Sprechern wird zumeist in der Cree-Silbenschrift geschrieben. Bei den Cree missionierten vornehmlich die Oblaten der Unbefleckten Jungfrau (OMI), die auch deren Sprache und Schrift lernten und Gebetbücher, Katechismen und Bibeln in Cree-Schrift publizierten.(4)

Neben Wörterbüchern finden sich in den Beständen von Mikado aufschlussreiche Dokumente der Missionsarbeit der Orden in Nordamerika im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Hier stehen die christlichen Basistexte im Vordergrund: Katechismen, Volksbibeln, Messbücher (‚Schott‘), Gebetbücher und Liederbücher. Die Missionare übersetzten sie in die Sprachen der jeweiligen Volksstämme und machten die Texte auf diese Weise zugänglich. Die Mission folgte hier also, den Büchern zufolge, dem klassischen Schema.

Die hier ausgestellten Bücher zeigen aber auch zwei grundsätzliche Richtungen bei der Verbreitung von Büchern auf. Einerseits erfolgte die Übersetzung in ‚normaler‘ lateinischer Schrift (Prayers in Crow Indian Language, Prayer Book in Micmac). Andererseits fand aber auch eine Transkription der Gebets- und Liedtexte in die Schriften der jeweiligen Völker statt (Manual in Micmac Ideograms, Receuil in Cree-Schrift). Für Texte in Mikmaw konnten sowohl Hierglyphen als auch lateinische Buchstaben verwendet werden. Die Bücher bieten also Einblicke in Sprach- und Schriftkultur der First Nations Nordamerikas zur Zeit ihrer Missionierung – wenngleich die gedruckten Bücher noch keine Auskunft über den Alphabetisierungsgrad geben. Mit dem Erlernen der teils komplexen Schriftsysteme waren die Missionare jedenfalls noch näher an der Lebenswelt der Menschen und konnten die Botschaft des Evangeliums auf diese Weise noch weiter verbreiten. Die Cree-Schrift findet im Übrigen auch heute noch Verwendung. Die Zahl derer, die sie lesen können, ist in Europa freilich verschwindend gering.(5)

Thomas Richter

 

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(1) „…und mit der letzten Anstrengung der schwindenden Kräfte flüsterte er: ‚Scharlih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Leb wohl!‘“, May, Karl: Winnetou, Dritter Band, hg. v. Schmid, Euchar Albrecht (Karl May’s Gesammelte Werke 9). Bamberg 1951. Die Frage nach der Rolle der Religion in Mays Werken war vielfach Gegenstand der Forschung, so bereits bei dem in Hohenstein-Ernstthal wirkenden Rietzsch, Kurt: Die christliche Gedankenwelt bei Karl May. In: Sächsisches Kirchenblatt 85 (1935), Nr. 31, Sp. 478-482; vgl. auch Ehrhardt, Heiko: „Winnetou ist ein Christ“. Überlegungen zum Christlichen im Werk Karl Mays. In: Ehrhardt, Heiko; Eißler, Friedmann (Hgg.): „Winnetou ist ein Christ“ – Karl May und die Religion (EZW-Texte 220). Berlin 2012, S. 22-41; Lorenz, Christoph F. (Hg.): Zwischen Himmel und Hölle – Karl May und die Religion. 2. Aufl. Bamberg 2013.

(2) Vgl. u.a. Hoxie, Frederick E.: Parading through history. The making of the Crow nation in America, 1805-1935 (Cambridge Studies in North American Indian History). Cambridge/Mass. 1995, dort zur Missionsgeschichte S. 195-225.

(3) Vgl. u.a. Prins, Harald E.L.: The Mi’kmaq. Resistance, Accomodation, and Cultural Survival (Case Studies in Cultural Anthropology). Fort Worth (u.a.) 1996, dort zur christlichen Mission S. 71-87 und 170-174, eine Fotografie von Pater Pacifique mit Mi’kmaq S. 173. Das Vaterunser ist dort auf S. 171 sowohl in Mikmaw-Hieroglyphen als auch in lateinischer Umschrift sowie englischer Interlinearübersetzung abgedruckt.

(4) Für die Cree-Sprache gibt es als Sprachlernbuch z.B. Wolfart, H. Christoph; Carroll, Janet F.: Meet Cree. A guide to the Cree language. 2. Aufl. Edmonton 1981, jedoch wird hier nur die lateinische Umschrift verwendet. Zur Mission rund um die Hudson-Bucht vgl. u.a. Choque, Charles: 75 anniversary of the first Catholic mission to the Hudson Bay Inuit, Chesterfield Inlet 1912-1987 Igluligaarjuk. o.O. 1987, im Übrigen gestaltet als Wendebuch in lateinischer und Cree-Schrift.

(5) Zu dem hier ausgestellten Gebetbuch in Cree vgl. auch Richter, Thomas et al.: Der Bestand von missio Wien in der Missionsbibliothek und katholischen Dokumentationsstelle von missio Aachen (Aachener Bibliothekskataloge 1), Aachen 2019, S. 27-29, zu zwei weiteren Cree-Büchern vgl. S. 47-49.

Vaterunser in Crow Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Vaterunser in Crow. Aus: „Prayers in the Crow Indian Language. Composed by the missionaries of the Society of Jesus”
Frontispiz mit Herz-Jesu-Darstellung Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Frontispiz mit Herz-Jesu-Darstellung. Aus: „Alasotmamgeoel. Le Paroissien Micmac. Prayer Book in Micmac”
Vaterunser und Avemaria in Mikmaw Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Vaterunser und Avemaria in Mikmaw. Aus: „Sapeoig Oitgatigen tan tetli Gômgoetjoigasigel Alasotmaganel [...]”
Halleluja in Cree Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Halleluja in Cree. Aus: „Recueil de Prières, catéchisme et cantiques. A l’usage des Sauvages de la Baie d’Hudson”

VII.6 Lateinamerika und Karibik

C.G.A. Oldendorps Geschichte der Mission der evangelischen Brüder auf den caraibischen Inseln S. Thomas, S. Croix und S. Jan, herausgegeben durch Johann Jakob Bossart

C.G.A. Oldendorp / Johann Jakob Bossart (Hg.)
Barby 1777
1068 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-142-(27)

La organización eclesiástica en el Perú y en Chile durante el pontificado de Santo Toribio Alfonso de Mogrovejo (1581-1606). Fragmento de la tésis presentada para el doctorado de derecho canónico en la Pontificia Universidad Gregoriana.

Arturo Oyarzun
Rom (Macioce & Pisani) 1935
X, 35 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-135-(86)

RR. PP. Antonii Sepp, und Antonii Böhm, Der Societät JESU Priestern Teutscher Nation, deren der erste aus Tyrol an der Etsch, der ander aus Bayrn bürtig, Reißbeschreibung, Wie dieselbe aus Hispanien in Paraquariam kommen; [...]

Und Kurtzer Bericht der denckwürdigsten Sachen selbiger Landschafft, Völckern und Arbeitung der sich alldort befindenden PP. Missionariorum, gezogen Aus denen durch R. P. Sepp, Soc. Jesu mit eigener Hand geschriebenen Briefen, zu mehrern Nutzen Von Gabriel Sepp, von und zu Rechegg, leiblichen Brudern, in Druck gegeben. Mit Erlaubnuß der Obern.

Anton Sepp von Reinegg SJ
Nürnberg (Johann Hoffmann) 1698
333 S., keine Abbildungen
13 x 7,5 cm, schadhafter Halbledereinband des frühen 18. Jhs.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-153-(5)

Colegio del Salvador

Leporello, undatiert [spätes 19. Jh.]
7 Bilder, Inhaltstafel
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > Mikado
Signatur: M-151-(46)

Die Zisterzienser in Bolivien: Gründungsgeschichte der Zisterzienser-Niederlassung in Bolivien

Amadeus Reisinger OCist
Wilhering 1933
64 S., 16 ungez. Bildtafeln
Provenienz: Altbestand mikado
Signatur: XIV 167

Glocken am Kururu. Das Abenteuer einer Indianermission

Arthur J. Burks
Graz (Styria) 1955
207 S., Abbildungen, Karte
Provenienz: Mikado
Signatur: A-2013-0483

Cabi-ä. Pequeno Catecismo no idioma mundurucú

Hugo Mense OFM
Bahia (S. Francisco) 1924
56 S., Abbildungen
Provenienz: mikado
Signatur: A-2013-0897

Burks beschreibt in seinem Buch das Wirken von Hugo Mense. Der deutsche Franziskanerpater war über Jahrzehnte in einer Missionsstation tätig, die am Rio Cururu (einem Nebenfluss des Rio Tapajós, der in den Amazonasstrom mündet) im Bundesstaat Pará in Nord-Brasilien liegt. Die Bezeichnung Kururu ist heute auch im Deutschen nicht mehr gebräuchlich.

Das englischsprachige Original „Bells above the Amazon“ erschien 1951 in New York, die deutsche Übersetzung besorgte Gregor Gebken OFM. Dem eigentlichen Text vorgeschaltet ist ein kleines Glossar mit Namen von Gewässern, Siedlungen, Stämmen, Tieren, Pflanzen, Gegenständen und dem Namen der obersten Gottheit des Stammes, um den es hier geht. Der Text selbst ist erzählend, teils mit eingeschobener wörtlicher Rede geschrieben.

Johannes Mense (1878-1944) trat 1896 in den Franziskanerorden ein und erhielt den Ordensnamen Hugo. Bereits als 16-jähriger reiste er, noch Schüler, nach Brasilien, deshalb vollzog er den Ordenseintritt 1896 in Bahia, nicht in Europa. Fünf Jahre später empfing er in Petrópolis bei Rio de Janeiro die Priesterweihe. 1911 begann er die Mission bei den Munduruku im Amazonasgebiet. Mense studierte die Sprache der Ethnie und machte sich daher auch als Übersetzer und Autor einen Namen. 1928 erschien erstmals ein Wörterbuch „Portugiesisch – Mundurucú“, danach auch eines in „Deutsch – Mundurucú“. Mense übersetzte den Katechismus, die ‚Biblische Geschichte‘ Eckers sowie Gebet- und Gesangbücher. Für portugiesischsprachige Kreise übersetzte er religiöse Literatur von Bernhard Bartmann und Paul Wilhelm von Keppler sowie ein Buch über die Geologie des Amazonasgebiets. Nach der Überlieferung Franz Baeumkers konnte Mense problemlos auf Italienisch, Portugiesisch und Munduruku predigen.(1)

Aus Menses Feder erschien 1924 das erste in Munduruku-Sprache gedruckte Buch: Cabi-ä. Pequeno Catecismo no idioma mundurucú. Dabei handelt es sich um den ‚Kleinen Katechismus‘, der bis auf das portugiesische Vorwort durchweg einsprachig gehalten ist. Das Exemplar im Bestand von mikado stammt direkt aus der Franziskanermission am Rio Cururu, der sog. „Missão de São Francisco do Cururú”.

Hugo Mense muss ein sehr enges und von großem Vertrauen geprägtes Verhältnis zu den Munduruku gehabt haben. Nur so lässt sich ein Bericht deuten, dass Mense durch die bereits 100 Jahre alte Munduruku-Führungspersönlichkeit, dem sog. Cacique Cudjäu, als Fremder in das indigene Volk aufgenommen wurde. Der Cacique gab Mense dabei den Namen „Hacaibiuräbö“.(2)

Regina Reinart

Thomas Richter

 

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(1) Zu Mense vgl. Flaskamp, Franz: Art. Mense, Hugo. In: LThK 7 (1962), Sp. 301-302 [in der dritten Auflage nicht mehr enthalten]. Umfassende Bibliographie von und über Mense auf der Karteikarte Baeumkers zu Mense.

(2) Vgl. Cleven, Stanislaus: Brasilien, Prälatur Santarem: Ehrung zweier Indianermissionare. In: Die katholischen Missionen 59 (1931), S. 86.

Portraitbild von Johannes Mense (1878-1944) Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Portraitbild von Johannes Mense (1878-1944). In: O cinquentenário da prelazia de Santarém 1903-1953. Apontamentos publicados pela Cúria Prelatícia, em colaboração com os PP. Franciscanos de Santarém. Santarém (Pará) 1953, S. 147.
Titelblatt „Cabi-ä. Pequeno Catecismo no idioma mundurucú” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
Titelblatt „Cabi-ä. Pequeno Catecismo no idioma mundurucú”
In: „Cabi-ä. Pequeno Catecismo no idioma mundurucú” Fotoscan: missio-Bibliothek 'mikado'
In: „Cabi-ä. Pequeno Catecismo no idioma mundurucú”

Karentaren i Kiribati. Sacred Heart Mission

o. Verf.
o.O. (Tem Taketi, Teg Kopaua, Teg Kimaua) 1909
76 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-163B-(1)

Tusi Pese – Kolisi Telosia Moamoa / Hymn Book – Moamoa Theological College

o. Verf.
Apia o.J.
90, 88  S.
Provenienz: mikado
Signatur: 32-60-20

Lontar

Palmblatthandschrift
Herkunft und Alter unbekannt
Provenienz: mikado
Signatur: keine

Mexikanische Bilderhandschrift

Faksimile des Codex Vaticanus 3773
Rom (Danesi) 1896
Provenienz: mikado
Signatur: keine

Mexikanische Bilderhandschrift | Faksimile des Codex Vaticanus 3773 Foto: missio-Bibliothek 'mikado'
Mexikanische Bilderhandschrift | Faksimile des Codex Vaticanus 3773 | Rom (Danesi) 1896

Chinesische Bücher auf Xuanpapier

Drucke auf Xuanpapier, Kartonhülle
China, Alter unbekannt
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-81cf-(1)1-7

Chinesische Bücher auf Xuanpapier Foto: missio-Bibliothek 'mikado'
Chinesische Bücher auf Xuanpapier | Drucke auf Xuanpapier, Kartonhülle | China, Alter unbekannt

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