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Eine Person in traditioneller Kleidung steht vor einem großen, bunten Schild mit der Aufschrift "AFGHANISTAN". Im Hintergrund sind Bäume und ein Flugzeugmodell sichtbar. Der Himmel ist klar und blau.
Die Fotografin Bente Stachowske ist für einen Foto-Workshop nach Afghanistan gereist.

Die Fotografin Bente Stachowske, die für missio bereits in mehreren Ländern Afrikas im Einsatz war, reiste nach Afghanistan, um dort einen Foto-Workshop für Mitarbeitende von Caritas International und deren lokale Partnerorganisationen durchzuführen.

Ziel des Workshops war es, die Teilnehmenden darin zu stärken, ihre Projektarbeit selbst sichtbar zu machen – nicht nur gegenüber Geldgebern, sondern auch für sich selbst. Durch Fotografie sollen Veränderungen dokumentiert, Fotostorys bebildert und Erfolge bewusst wahrgenommen werden. So können sie mit Stolz auf das Erreichte blicken.

 

Wie kam es zu dem Foto-Workshop in Kabul?

Das Fotografieren im öffentlichen Raum ist derzeit stark eingeschränkt und in vielen Fällen mit Genehmigungen verbunden. Im Workshop ging es darum, wie NGO-Mitarbeitende mit dem Handy aussagekräftige Bilder aufnehmen können, um ihre Projekte unter Berücksichtigung der geltenden Vorschriften professionell zu dokumentieren.

18 Männer und zwei Frauen haben daran teilgenommen. Wir haben im Innenraum einer NGO und im Hof geübt. Die Projektarbeit darf fotografiert werden, möglichst ohne erkennbar abgebildete Personen, insbesondere Frauen, da Fotos mit Frauen aus kulturellen und sicherheitsbezogenen Gründen besonders sensibel gehandhabt werden. Die Organisationen gehen sehr vorsichtig mit der Veröffentlichung von Fotos um, um den geltenden Vorgaben zu entsprechen. Dabei ist es besonders wichtig, dass einheimische NGO-Mitarbeitende fotografieren, denn ausländische Fotograf:innen sind im öffentlichen Raum meist deutlich auffälliger.
 

Waren Sie zum ersten Mal in Afghanistan?

Ja, es war mein erster Aufenthalt in Afghanistan. Als ich die Anfrage erhielt, war ich zunächst zögerlich. Doch nachdem mir die Mitarbeitenden von Caritas Afghanistan das Sicherheitskonzept ausführlich erklärt hatten und ich wusste, wie ich mich vor Ort verhalten sollte, konnte ich die Reise mit einem guten Gefühl antreten. Natürlich beschäftigt man sich im Vorfeld intensiv mit der Sicherheitslage, aber die professionelle Vorbereitung und Begleitung haben mir viel Vertrauen gegeben. Mein Aufenthalt beschränkte sich auf einen Stadtteil von Kabul.

 

Wie haben Sie sich vor Ort gefühlt?

Ich habe mich sicher gefühlt. Als ausländische Frau wurde ich natürlich anders wahrgenommen als einheimische Frauen. Alle Menschen, mit denen ich in Kontakt kam, waren sehr freundlich und zuvorkommend.

Ich hatte erwartet, in Kabul sichtbare Spuren vergangener Konflikte zu sehen, doch das war nicht der Fall. Die Sicherheitslage wirkte auf mich ruhig, und ich habe mich während meines Aufenthalts sicher gefühlt.

Im öffentlichen Raum gelten strenge gesellschaftliche Kleidungsnormen; Frauen kleiden sich sehr zurückhaltend; auch Männer orientieren sich an traditionellen Vorgaben. Viele Menschen verhalten sich daher sehr vorsichtig.

Im Alltag habe ich gespürt, dass viele Menschen achtsam mit ihrer Umgebung und den geltenden Regeln umgehen. Für Frauen ist es nicht immer leicht, beruflich aktiv zu sein. Einige berichteten mir, dass es zunehmend herausfordernd wird, bestehende Arbeitsplätze zu sichern oder neue zu finden.

Insgesamt habe ich sehr eindrückliche Begegnungen erlebt und gespürt, mit wie viel Stärke, Anpassungsfähigkeit und Durchhaltevermögen die Menschen ihren Alltag bewältigen.

 

Wie haben Sie die Begegnungen mit Frauen erlebt?

Wir haben sehr gute Gespräche geführt. In so vielem waren wir uns ähnlich, obwohl wir aus ganz unterschiedlichen Ländern und Kulturen kommen. Zu erleben, unter welchen Einschränkungen Frauen in Afghanistan ihren Alltag bewältigen, hat mir die Lebensrealitäten dort auf eindrucksvolle Weise vor Augen geführt. Auch nach dem Workshop tauschen wir uns weiterhin online aus, etwa über NGO-Fotografie und ethische Fragen. Ich bin immer wieder beeindruckt von den Ideen und dem Engagement der Kolleginnen.

Interview: Eva-Maria Werner