Während der Feier, zu der die Missionsärztlichen Schwestern (MMS) anlässlich ihres 100. Jubiläums nach Würzburg eingeladen hatten, kamen Schwestern aus aller Welt, Assoziierte, Weggefährten und Vertreter aus deutschen Diözesen zu Wort. Dabei ging es um die besondere Spiritualität der MMS und wie sie ihre Präsenz in einer verwundeten Welt verstehen.
Den Heilsauftrag Jesu ernst nehmen
Michael Kuhnert, Direktor von medmissio (ehemals Missionsärztliches Institut) Würzburg nahm in seiner Ansprache Bezug auf das Motto des Festtages „Verwundete Heilerinnen in einer verwundeten Welt“. Er machte deutlich, dass die Schwestern verwundet seien, weil ihnen die Lage der Armen nahe gehe. Weil sie die „Globalisierung der Gleichgültigkeit, dass irrsinnige Artensterben, den immer bedrohlicheren Temperaturanstieg und das hirnverbrannte Weiterwursteln wie bisher“ nicht aushielten. „Wer sich den Heilungsauftrag Jesu zu Herzen nimmt, der schläft wenig, hat Ringe unter den Augen, Risse im Herzen und zitternde Hände“, sagte Kuhnert.
Eine kranke Welt
Der Theologe nannte erschütternde Zahlen, die beispielhaft illustrieren, wie krank die Welt bereits 2019 – vor der Corona-Pandemie – war: 1,4 Millionen Menschen starben an Tuberkulose, 409 000 an Malaria. 2,4 Millionen Neugeborene und weitere 2,8 Millionen Kinder verstarben aufgrund des Mangels an medizinischer Grundversorgung. 202 000 Menschen infizierten sich neu an Lepra. 2,1 Milliarden Menschen hatten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 4,3 Milliarden konnten keine Sanitäranlagen nutzen. Nach der Pandemie und der Kürzung der USAID-Hilfen habe sich die Lage noch einmal dramatisch verschlimmert.
Eine verbeulte Kirche
„Angesichts dieser Zahlen und dem damit verbundenen menschlichen Leid gilt es sich einzugestehen, dass viel zu wenig in die globale Gesundheit investiert wird“, sagte Kuhnert. „Die Schwestern tun unspektakulär das, was anderen nicht im Traum einfällt und harren dort aus, wo andere sich längst weggeduckt haben. Sie laden die Ausgeschlossenen und Unglücklichen ein, in ihrer verbeulten Kirche in der ersten Reihe zu sitzen. Denn in ihr muss Platz sein für jeden mit seinem mühevollen Leben.“ Die ganze Rede von Michael Kuhnert gibt es im Internet unter: https://tiny.cc/hktm001
Eva-Maria Werner