Studien zeigen, dass sich viele Menschen einsam fühlen, nicht nur ältere. Martin Rietschel und Petra Knittel sprechen darüber, wie sie Einsamkeit erleben – privat und in der Gesellschaft.
Das Gespräch unter Moderation von kontinente-Redakteurin Pia Scheiblhuber können Sie in der kontinente-Ausgabe 2/2025 komplett lesen. Bestellen Sie hier Ihr kostenloses Probeexemplar .
Petra Knittel, 61, war Heimerzieherin, Theaterpädagogin und arbeitet seit 15 Jahren als Lehrerin an einer Förderschule in Aachen. Sie sagt:
"Ich sehe zwei Tendenzen. Auf der einen Seite gibt es Megaevents, bei denen viele Menschen in der Menge baden: auf Riesenkonzerten oder bei Fußballspielen. Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die alleine wohnen. Familienstrukturen lösen sich auf, junge Leute ziehen weiter weg von ihren Eltern. Das trägt bestimmt zur Einsamkeit bei.”
“Es fällt schwer, über Einsamkeit zu sprechen, weil man dabei eine soziale Kompetenz infrage stellt: das Kontakteknüpfen.”
"Ich bemerke auch, dass die Jungen nicht mehr auf Wissen der Alten zurückgreifen. Um herauszufinden, wie man Sträucher schneidet, schauen sie sich Youtube-Videos an. Das ist das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass die Alten nicht mehr ihre Erfahrung als Schatz weitergeben. Ich kann mir vorstellen, dass das auch zu Einsamkeit führt. Die Lebenserfahrung der Alten verpufft, das ist schade.”
Martin Rietschel, 33, hat Soziale Arbeit studiert und leitet das Referat Ehrenamt im Caritasverband Aachen. Er ist mit Knittels Sohn befreundet. Er sagt:
"Megaevents geben einem das Gefühl, dass man Teil von etwas Großem ist, dass man viel unter Leuten ist. Das mag am Wochenende so sein. Aber wie sieht der Alltag der Leute aus?"
“Der Medienkonsum hat sich seit meiner Jugend stark verändert. Obwohl Jugendliche ständig vernetzt sind, erleben sie weniger physische Gemeinschaft.”
"Ich glaube nicht, dass man Einsamkeit komplett staatlich steuern kann. Wenn wir uns das Thema Wohnen anschauen: Da können intergenerationelle Wohngemeinschaften eine Lösung sein. Ich glaube aber auch, dass ein Ehrenamt eine Riesenhilfe sein kann. Dass man durch eine Aufgabe Gemeinschaft bildet und so Einsamkeit auflöst."