Kumba Kandeh, 28, lebt in Gambia. Sie gehört mit 30 anderen Frauen zu einer Gruppe von Imkerinnen, die Honig und Kosmetikprodukte herstellt und damit eigenes Geld verdient.
Wie sieht Ihr Tag normalerweise aus?
Tagsüber bin ich mit dem Haushalt beschäftigt. Ich koche, mache sauber und versorge meine beiden Kinder. Wenn die Sonne untergeht, treffe ich mich mit meinen Imkerkolleginnen, und wir gehen gemeinsam in den Wald zu den Bienen. Das machen wir aber nicht jeden Tag, sondern nur, wenn es dort etwas zu tun gibt. Wir kontrollieren die Bienenstöcke und prüfen, ob alles in Ordnung ist. Wenn die Stöcke leer sind, reinigen wir sie und sprühen etwas Parfüm hinein, um neue Bienen anzulocken. Wir überprüfen bei Neumond, weil die Tiere dann ruhiger sind, ob wir Honig ernten können, und entnehmen ihn vorsichtig.
Was mögen Sie an Ihrer Arbeit?
Ich bin froh, dass wir in einer Schulung des Musolula Gardino-Gemeinschaftspro- jekts so viel über den Umgang mit Bienen gelernt haben. Wir stellen Honig und aus Wachs Kosmetikprodukte wie Lippenpflege, Balsam oder Creme her. Die Imkerei hat uns Frauen näher zusammengebracht. Endlich verdiene ich eigenes Geld, was mich stolz macht.
Was tun Sie privat am liebsten?
Ich besuche gerne meine Verwandten in anderen Dörfern, besonders zu Festen wie Namenszeremonien oder Hochzeiten. Dann tanzen wir. Allerdings habe ich nicht viel Freizeit, da ich mit Familie, Haushalt, Garten und Imkerei sehr beschäftigt bin.
Wovon träumen Sie?
Ich wünsche mir, mehr Geld zu verdienen und mit meiner Familie in einem schönen Haus zu leben. Außerdem möchte ich, dass meine Kinder eine gute Bildung erhalten. Mein Traum ist eine Reise nach Mekka.
Haben Sie einen Lieblingsort?
Ja, das Haus meiner Eltern. Dort treffe ich mich gern mit meinen jüngeren Schwestern.
Was macht Sie glücklich?
Vieles! Vor allem, in Frieden mit meinen Mitmenschen zu leben. Meine Kinder sind meine größte Freude. Sie gesund und glücklich zu sehen, erfüllt mich mit Glück.
Wovor haben Sie Angst?
Ich habe Angst, weil es in unserem Land immer schwieriger wird, zu leben. Es gibt so wenige Möglichkeiten, Geld zu verdienen, und die Situation wird immer schlechter. Viele Menschen fliehen über das Meer nach Europa, und ich habe schon viele Freunde dabei verloren.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ich möchte glücklich sein und meine Kinder glücklich sehen. Sie sind meine Zukunft.
Wen oder was lieben Sie?
Meinen Mann, meine Kinder und meine Schwägerin.
Wenn Sie Präsidentin von Gambia wären, was würden Sie verändern?
Ich würde mehr Arbeitsmöglichkeiten schaffen und die gefährliche Flucht über das Meer nach Europa stoppen. Mein Ziel wäre es, unser Land lebenswerter zu machen. Deshalb würde ich auch die Lebensmittelkosten senken.
Interview: Bente Stachowske