Dominic Mang, 44, stammt aus Myanmar und hat in Malaysia eine Fortbildung zum Chefkoch gemacht. 2022 floh mit seiner Frau vor der Militärdiktatur nach Indien. Dort hat er gemeinsam mit zwei Partnern ein Restaurant eröffnet. Auch im Service arbeiten Flüchtlinge. Mit dem Gewinn, den sie erwirtschaften, unterstützen sie die Demokratiebewegung in Myanmar.
Wie sieht Ihr typischer Tag aus?
Ich stehe gegen halb sieben auf. Wenn ich zu Hause fertig bin, gehe ich direkt ins Restaurant. Dann kaufen wir auf dem Markt ein und bereiten das Obst und Gemüse vor. Ich bin zwölf Stunden im Lokal – meistens in der Küche.
Was tun Sie am liebsten?
Kochen! Für mich ist das eine Herausforderung. Egal, wohin du gehst – überall gibt es andere Kräuter, Gemüse- und Obstsorten. Und mit allem lassen sich neue Gerichte kreieren.
Was machen Sie, wenn Sie frei haben?
Ich reise gerne. Mich interessieren fremde Kulturen, Lebensmittel, was Menschen anderswo essen. Überall, wohin ich komme, gehe ich auf die Märkte. Ich kann Stunden dort verbringen.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Mein Traum war immer ein eigenes Restaurant. In Myanmar hatte ich eins. Aber ich will auch hier erfolgreich sein. Das neue Lokal heißt „HMS mit Mr. Hornbill“. Die Initialen stehen für den Vorbesitzer, der „Hornbill“ ist der Wappenvogel des Chin States, aus dem ich komme, und ein Symbol für Solidarität.
Haben Sie einen Lieblingsort?
Ja. Ein ruhiger Platz am Fluss, eine Viertelstunde mit dem Motorroller entfernt.
Was macht Sie glücklich?
Menschen machen mich glücklich. Es gibt überall gute Leute. Uns helfen hier viele. Das macht mein Leben wertvoll.
Wovor haben Sie Angst?
Meine Mutter ist 78 Jahre alt und lebt noch in meiner Heimatstadt Mindat. Ich habe Angst, dass sie stirbt, bevor wir uns wiedersehen können. Die Militärdiktatur in Myanmar ist ein Albtraum. Ich habe als Fundraiser für die Demokratiebewegung gearbeitet und hätte jederzeit verhaftet werden können. Wir sind mit dem Motorroller geflohen. Ein paar Kleidungsstücke waren alles, was wir mitnehmen konnten.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Versuche anderen zu helfen, so viel du kannst. Sei menschlich.
Wenn Sie Regierungschef von Myanmar wären, was würden Sie ändern?
Ich würde die Demokratie zurückbringen und den Menschen vermitteln, dass sie hart und ehrlich arbeiten müssen. Denn bevor man die Politik ändern kann, muss man die Einstellung der Menschen ändern. Viele sind faul und gehen den einfachsten Weg.
Haben Sie ein Vorbild oder einen Lieblingsheiligen?
Den heiligen Augustinus. Er war sehr gebildet und hat die Seiten gewechselt – von der schlechten zur guten.
Interview: Beatrix Gramlich