Wie Kaskaden stürzen sich die prächtig blühenden Bougainvilleas von Hausfassaden, ranken an Balkonen und Torbögen. Sie sind eine farbenfrohe Augenweide und besonders häufig in subtropischen Gebieten und im Mittelmeerraum zu finden. Der Name der Pflanze geht zurück auf den französischen Seefahrer Louis Antoine de Bougainville, der sie von seiner Weltumseglung 1769 mit nach Europa brachte.
Was kaum jemand weiß: Nicht Bougainville selbst entdeckte die Pflanze, sondern mitreisende Forscher. Wie so oft in der Geschichte schmückt der Name eines Mannes Entdeckungen und Errungenschaften, obwohl eigentlich die Arbeit einer Frau dahintersteckt. Der Hamburger Professor Matthias Glaubrecht hat herausgefunden, dass höchstwahrscheinlich Jeanne Baret die Kletterpflanze in Brasilien ausfindig machte. Die Geliebte des Botanikers Philibert Commerson hatte sich als Mann verkleidet in das Expeditionsteam geschmuggelt, um ihm als Gehilfe bei der Weltreise nahe zu sein. Auf Tahiti flog ihre Tarnung auf, jedoch ohne schwerwiegende Konsequenzen. Bougainville nahm sie in Schutz, lobte ihre Stärke, ihren Mut und ihr botanisches Wissen.
Der Seefahrer und sein Team brachten nicht nur die heute sehr beliebte Zierpflanze von ihrer Reise mit, sondern auch Geschichten über das vermeintlich paradiesische Leben in der Südsee. Sie beschrieben die Einwohner der Inseln, die sie betraten, und loteten neue Einfluss- und Handelsmöglichkeiten für die Kolonialmacht Frankreich aus. Neben der Kletterpflanze ist auch die größte der Salomon-Inseln nach Bougainville benannt.
Von Eva-Maria Werner