missio - glauben.leben.geben

PRESSEMITTEILUNG

Afghanistan-Desaster hat schwerwiegende Folgen für den Nahen Osten

Libanesischer Menschenrechtler Fadio Daou und katholisches Hilfswerk missio Aachen warnen

Foto: Andy Spyra / missio
Libanesischer Menschenrechtler Fadio Daou

Der libanesische Priester und Menschenrechtler Professor Fadi Daou und das katholische Hilfswerk missio Aachen warnen vor schwerwiegenden Folgen des Afghanistan-Desasters für den Nahen Osten. „Das Vertrauen in die USA, Europa und den politischen Westen ist nach den dramatischen Ereignissen in Afghanistan sehr stark geschwunden, das ist auch für die Christinnen und Christen im Nahen Osten gefährlich“, sagte Professor Daou, der die christlich-muslimische Adyan-Stiftung im Libanon leitet, bei einer missio-Veranstaltung. „Unsere Partnerinnen und Partner der christlichen Kirchen im Nahen Osten, die sich für Menschenrechte, den interreligiösen Dialog und eine funktionierende Zivilgesellschaft einsetzen, haben Angst, dass radikale islamistische Kräfte Afghanistan als Blaupause für eigene neue Gewaltinitiativen nutzen“, sagte missio-Vizepräsident Dr. Gregor von Fürstenberg ».

Professor Daou beobachtet besonders unter jungen Menschen im Nahen Osten, die sich für eine demokratische Entwicklung in ihren Heimatländern engagieren, eine „große Enttäuschung“ angesichts der Ereignisse in Afghanistan. „Die Meinung ist: Der politische Westen kann und will noch nicht einmal selbst die Werte der Demokratie verteidigen, wie sollen sie dann uns helfen“, berichtete Daou. So sei etwa von den USA am 9. und 10. Dezember ein weltweiter „Gipfel für Demokratie“ geplant und dazu auch sehr viele Organisationen aus dem Nahen Osten eingeladen. Die Vorbereitungen dazu laufen. „Wie ernst aber können wir dann einen solchen Gipfel noch nehmen, wenn wir jetzt sehen, was in Afghanistan passiert“, gab Daou die Fragen vieler junger Menschen wieder.

Auch innerhalb eines Teils der christlichen Hierarchien im Nahen Osten sei die Angst „extrem groß“, weil diese Hierarchien immer noch von den Erfahrungen des 19. Jahrhunderts geprägt seien und die früheren europäischen Kolonialmächte wie England oder Frankreich – und damit der politische Westen – weiterhin als „Schutzmächte“ angesehen würden, die jetzt ausfielen und auf die man sich nicht mehr verlassen könne, erklärte Daou. Die radikalen islamistischen Kräfte im Nahen Osten feierten dagegen Afghanistan unabhängig von ihrer Ausrichtung oder Konkurrenz „als großen Sieg und das ist extrem gefährlich“, so Daou weiter. „Sie verbreiten auf allen Kanälen die Nachricht, dass sie jetzt auch überall im Nahen Osten endlich islamische Emirate etablieren könnten“, sagte Daou.


Diese Mitteilung teilen:

Johannes Seibel

Leiter der Stabsstelle Presse & Kommunikation
Tel.: +49 (0)241 / 75 07 - 286
E-Mail senden