Aachen (30. März 2025). Prominente katholische Bischöfe aus Afrika und dem Nahen Osten appellieren gemeinsam mit dem katholischen Hilfswerk missio Aachen an Union und SPD, in einer künftigen Bundesregierung das Amt des Beauftragten für Religionsfreiheit fortzuführen, gut auszustatten und unabhängig arbeiten zu lassen. Daneben warnen die Bischöfe und missio-Projektpartner aus dem globalen Süden vor einem Rückfahren der Entwicklungszusammenarbeit.
„Unsere Partner leben in Regionen, in denen interreligiöser Dialog Menschenleben rettet. Sie setzen sich dort für den Schutz von Christen und Angehöriger anderer Religionen ein. Dafür brauchen sie weiter die uneingeschränkte Solidarität der Bundesregierung“, unterstrich Pfarrer Dirk Bingener , Präsident von missio Aachen, das Anliegen der Projektpartner des Hilfswerkes.
Bischof Berardi, Nördliches Arabien: „Wir zählen auf eine starke Stimme, die das Recht auf Religionsfreiheit verteidigt“
So meinte etwa Antoine Audo SJ, Bischof von Aleppo der Chaldäisch-katholischen Kirche in Syrien, dass „eine Schwächung des Beauftragten für Religionsfreiheit ein Rückschritt in der internationalen Zusammenarbeit auf der Grundlage der Menschenrechte wäre“. Ebenso meldete sich Bischof Aldo Berardi OSsT, Apostolischer Vikar im Nördlichen Arabien, zu Wort: „Wir unterstützen die Existenz des Bundesbeauftragten für Religions- und Weltanschauungsfreiheit von ganzem Herzen. In einer unruhigen Welt ist die Einschränkung der Freiheit sehr ernst. Wir zählen auf eine starke Stimme, die das Recht auf Religionsfreiheit und Überzeugung verteidigt.“
Erzbischof Kaigama, Nigeria: Friedensstiftendes Potenzial deutscher Politik nicht gefährden
„Ich besuchte zweimal mit dem muslimischen Emir von Wase Deutschland und führte dabei auch Gespräche im Entwicklungsministerium und dem Büro des Beauftragten für Religionsfreiheit. Das waren für uns herzliche und für unsere Arbeit vor allem nützliche Kontakte“, weist Erzbischof Ignatius Kaigama, der die nigerianische Hauptstadtdiözese Abuja leitet, auf das friedensstiftende Potenzial bisheriger deutscher Politik hin. Dieser Einsatz dürfe nicht geschwächt werden.
Bischof Mamza, Nigeria: „Es ist ein moralischer Imperativ, Menschen in Not zu helfen“
Bischof Steven Dami Mamza aus der Diözese Yola im Nordosten Nigerias sähe im weniger effektiven Einsatz der deutschen Politik für Religionsfreiheit und Entwicklungszusammenarbeit nicht allein „einen Rückschritt im gemeinsamen Engagement für die Geltung der Menschenrechte weltweit“, sondern damit würde Deutschland auch den Herausforderungen weit verbreiteter Armut, Ungleichheit und humanitärer Krisen wie etwa im Nordosten Nigerias nicht gerecht. Union und SPD schreibt er ins Koalitionsbuch: „Es ist ein moralischer Imperativ, Menschen in Not in den verletzlichsten Regionen der Welt mit einer nachhaltigen Entwicklungspolitik zu unterstützen. Als Bischof bin ich oft genug Augenzeuge davon, wie diese Entwicklungshilfe den ärmsten Menschen ein besseres Leben ermöglicht.“
missio-Präsident Pfarrer Bingener: Wer für Religionsfreiheit weltweit etwas erreichen will, braucht Beinfreiheit
Hintergrund der Debatte ist, dass bei Union und SPD die Weiterführung des Amtes eines Bundesbeauftragten für Religionsfreiheit offenbar durchaus gewünscht ist, aber in das Auswärtige Amt integriert werden könnte. Gleichzeitig droht das Entwicklungsministerium, an dem das Amt zuletzt angegliedert war, seine Eigenständigkeit zu verlieren. „Wer für die Religionsfreiheit weltweit etwas erreichen will, braucht Beinfreiheit. Diese genoss der Bundesbeauftragte bisher im Entwicklungsministerium“, sagte Pfarrer Bingener. Im Auswärtigen Amt dagegen müsse er wesentlich mehr auf diplomatische Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Das gelte etwa gegenüber Ländern, in denen die Religionsfreiheit in schwerer Weise verletzt werde, die aber etwa wie Indien, China oder Pakistan für die politischen und wirtschaftlichen Interessen Deutschlands bedeutsam seien.
Abschließend betont Pfarrer Bingener: „Das Amt braucht ausreichend Personal, Ressourcen und eine verbesserte Einbindung in das Regierungshandeln. Denn unsere internationalen Partner zählen hier auf Deutschland“, sagte Pfarrer Bingener.