Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Pfarrer Dirk Bingener, Präsident des katholischen Hilfswerks missio Aachen, haben am Freitagabend (31. Mai 2024) auf dem Katholikentag in Erfurt zu verstärktem Einsatz gegen moderne Sklaverei aufgerufen. Davon sind laut Vereinten Nationen rund 50 Millionen Menschen betroffen. Die neue Lieferkettenrichtlinie der Europäischen Union und ein Lieferkettengesetz in Deutschland könnten dazu einen guten Beitrag leisten. „Dafür braucht unsere Politik den Rückenwind der Zivilgesellschaft”, plädierte Pfarrer Bingener.
Arbeitsminister Heil lobte den Einsatz der Kirchen, die ein breites Bündnis, auch mit den Gewerkschaften, eingegangen seien, um einen Durchbruch bei der globalen Unternehmensverantwortung zu erreichen. „Ohne dieses große Engagement hätten wir keine EU-Lieferkettenrichtlinie. Ich bin froh, Teil dieses Bündnisses für Menschenrechte und gute Arbeit weltweit zu sein”, so Heil.
Ausmaß von Kinder- und Zwangsarbeit ist bedrückend
„Das Ausmaß von Kinder- und Zwangsarbeit in der Welt ist bedrückend. Wir dürfen uns damit nicht abfinden: Wer global Profite macht, muss auch global Verantwortung übernehmen. Das ist nicht zuletzt eine Frage des christlichen Menschenbildes”, plädierte Arbeitsminister Heil. „Wir können es nicht hinnehmen, dass Menschen, die fast nichts haben, von anderen Menschen mit viel Fantasie auch noch das Allerletzte genommen wird”, sagte Pfarrer Bingener. Christinnen und Christen im globalen Süden bräuchten weiter die Solidarität der Weltkirche, um sich gegen die Folgen moderner Sklaverei einsetzen zu können.
Heil äußerte sich bei dem Podium „Menschlich handeln statt Menschenhandel”, das missio Aachen auf dem Katholikentag veranstaltete. Dort berichtete unter anderem missio-Projektpartnerin Sr. Rose Paite MSMHC über moderne Sklaverei auf Teeplantagen in Assam und ihre Programme, die Menschen davor zu bewahren. Sie forderte die Europäische Union und die Bundesregierung, Druck auf Indien zu machen, dass dort die Arbeitsgesetze verbessert werden. Pfarrer Peter Kossen prangerte Formen moderner Sklaverei in Deutschland an. Die Europaparlamentarierin Anna Cavazzini, Vorsitzende des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz, war maßgeblich an der EU-Lieferkettenrichtlinie beteiligt.