(Aachen, 17.10.2024) Die katholische Hilfsorganisation missio in Aachen hat mit afrikanischen und deutschen Kooperationspartnern an Umweltministerin Steffi Lemke appelliert, die Initiative für eine Recycling-Wende und gegen Ausbeutung in der Einen Welt zu ergreifen. „Die weltweite Lawine von Elektroschrott vergrößert sich dramatisch“, erklärt missio-Vizepräsident Gregor von Fürstenberg während einer Reise in Ghana mit Verweis auf den aktuellen UN-Bericht „Gobal-E-Waste-Monitor“.
„Die Elektroschrotthalde Agbogbloshie in der Hauptstadt Accra symbolisiert wie kein anderer Ort der Welt die apokalyptische Flut von alten Handys, Computern und anderen Geräten.“ Nach eigenen Angaben hat missio dort zwischen Tonnen Elektroschrott unter anderem Computer-Tastaturen den deutschen Buchstaben “Ä” und “Ö”, unzählige defekte Smartphones und einen ausgeschlachteten PKW mit Londoner Kennzeichen entdeckt.
„Wertvolle Mineralien wie Gold und Coltan stammen nicht selten aus dem Bürgerkrieg im Kongo, um dann für unsere Handys verwertet zu werden. Wenn die Geräte dann einige Zeit benutzt und ausgemustert werden, landen sie im Müll oder in den Schränken“, kritisiert Gregor von Fürstenberg. „Weil sich in Deutschland so viel Elektroschrott ansammelt, der nicht recycelt wird, fördert dies illegale Müllexporte auch nach Afrika.“
Der Appell von missio und den Kooperationspartnern an die Umweltministerin konzentriert sich auf folgende Forderungen „Wir brauchen eine Recycling-Wende. Deswegen appellieren wir an Sie, Frau Lemke: Leiten Sie Maßnahmen ein, damit die EU-Quote für das Recyceln von Elektroschrott eingehalten wird. Machen Sie es möglich, dass die 6000 Kg Gold endlich aus den ausgemusterten 210 Millionen Smartphones in Deutschland herausgeholt werden und mehr Geräte wieder aufbereitet werden. Wir unterstützen gerne dabei, haben wir doch bislang über 500.000 Handys dem Recyceln und Wiederverwerten zuführen können.“
Afrikanische Kooperationspartnerinnen wie Schwester Mercy Benson und Schwester Angelina Gerharz weisen auf die dramatische Situation in Ghana hin. „Wir wollen nicht, dass Afrika zur Müllhalde der Welt wird“, erklären die Steyler Missionsschwestern. Sie leisten mit ihrem Team konkrete Hilfe und haben Dank Unterstützung von missio und der ZDF-Spendengala „Ein Herz für Kinder“ eine Kindertagesstätte eröffnet. Über 100 Mädchen und Jungen kommen von der Elektroschrotthalde weg und können an einem sauberen Ort spielen und lernen.
Seit seiner Kindheit arbeitet der heute 30jährige Mohammed Yaro Seidu auf der Elektroschrotthalde in Accra und unterstützt nebenbei die Hilfsmaßnahmen der Ordensfrauen. Er begrüßt den Appell für eine Recycling-Wende und bietet gleichzeitig seine Hilfe an. „Ich habe gehört, dass es Deutschland schwer fällt die vielen alten Elektrogeräte zu recyceln und die wertvollen Mineralien zu gewinnen. Hier in Agbogbloshie haben wir eine Recyclingquote von 100 Prozent. Ich kann gerne helfen und Tipps geben, wie effektiver mit Elektroschrott umgangen wird“, sagt der Ghanaer, der seit 20 Jahren alte Computer und Handys ausschlachtet.
Der Appell für eine Recycling-Wende wird unterstützt von kirchlichen Partnerinnen und Partnern in Ghana, der Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) , dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) .
Ebenso gehört die Handy-Aktion Baden-Württemberg zu den Unterstützern, die getragen wird von den evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg, Evangelisches Jugendwerk Württemberg, Aktion Hoffnung, Deutsches Institut für ärztliche Mission / difäm, Diakonisches Werk Württemberg, Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg und dem Entwicklungspädagogisches Informationszentrum / EPIZ. Die Handy-Aktion Baden-Württemberg hat bisher über 200 000 Handys gesammelt und einem geordneten Recycling und Wiederverwertung zugeführt.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Kampagnenseite:
www.missio-hilft.de/elektroschrott .