Deutschland muss in der entwicklungspolitischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Pakistan den Schutz christlicher und anderer religiöser Minderheiten stärker thematisieren. „Deutschland ist innerhalb der Europäischen Union der größte Handelspartner Pakistans, nutzt diese Zusammenarbeit aber unzureichend, um den Schutz der christlichen Minderheit im Land einzufordern. Man kann nicht Handel treiben, ohne fundamentale Menschenrechtsfragen zu benennen“, so Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen, nach Gesprächen mit der pakistanischen Partnerorganisation CLAAS. Diese betreut Betroffene religiös motivierter Diskriminierung und Verfolgung in dem mehrheitlich muslimischen Land.
Pakistanische Partner: Gewalt durch radikalisierte islamistische Mobs großes Problem
CLAAS berichtete in Aachen von schwerer Gewalt gegen Christen in Pakistan durch radikalisierte islamistische Mobs. Anlass seien zumeist Vorwürfe der Blasphemie gegen Angehörige der Minderheiten. Die Polizei greife oft zu spät ein oder verfolge die Täter angesichts des islamistischen Drucks nicht energisch genug. Ihr fehle Ausbildung, ausreichende Ausstattung und genaue Instruktionen für das angemessene Verhalten zum Schutz der Minderheiten. Hier müssten die zuständigen Ministerien unbedingt aktiv werden, Vorschriften erlassen und diese auch durchsetzen. Das sei ein erster konkreter Schritt, um Christen und andere Minderheiten besser zu schützen.
Pfarrer Bingener: Was Gewalt mit Christen anrichtet, ist kaum zu beschreiben
Pfarrer Bingener schloss sich diesem Appell nach einer Reform der Polizeiarbeit in Pakistan an. „Die Bundesregierung muss bei Gesprächen mit Pakistan immer wieder die Frage der Gewalt gegen die christliche Gemeinschaft und andere Minderheiten auf die Tagesordnung setzen“, sagte Bingener. Er hatte im vergangenen Jahr das asiatische Land besucht. „Ich habe Opfer von Überfällen, Brandschatzung und Todesdrohungen getroffen. Was diese Gewalt mit Menschen anrichtet, ist kaum zu beschreiben. Sie brauchen endlich wirksamen Schutz“, sagte Pfarrer Bingener.
Kirchen niedergebrannt, christlicher Unternehmer erschlagen, Polizeistation überrannt
Wie wichtig das Anliegen ist, die Gewalt einzudämmen, verdeutlichen drei Ereignisse aus jüngster Zeit: Im August 2023 wurde die christliche Gemeinschaft in Jaranwala im Bezirk Faisalabad überfallen. 26 Kirchen und zahlreiche Häuser wurden niedergebrannt. Am 25. Mai dieses Jahres wurde Lazar Gill, ein christlicher Unternehmer, nach Blasphemievorwürfen auf offener Straße gesteinigt und verstarb im Krankenhaus. Im Juni überrannte ein islamistischer Mob eine Polizeistation. Die Menge erschoss und verbrannte einen Mann, dem Blasphemie unterstellt worden war.