Die christliche Gemeinschaft im Libanon steht durch die aktuellen intensiven Luftkämpfe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz unter Schock und hohem humanitärem Druck. „Wir wissen nicht, ob sich der Konflikt zu einem Krieg mit allen Mitteln ausweitet, oder ob es einen Waffenstillstand geben wird. Diese Ungewissheit macht den Menschen in den christlichen Dörfern und Stadtteilen große Angst“, sagte Michel Constantin am heutigen Dienstag gegenüber der katholischen Hilfsorganisation missio Aachen. Er leitet die Partnerorganisation CNEWA in Beirut, eine christliche Hilfsorganisation. Mehr als ein Drittel der Menschen im Libanon gehören christlichen Konfessionen an.
Lage für christliche Schulen ist katastrophal
Besonders betroffen von Luftschlägen sind der Süden des Libanons, die nördliche Bekaa-Ebene und der Süden der Hauptstadt Beirut. Christliche Diözesen, Pfarreien, Schulen und Klöster leisten dort schon umfangreiche Hilfen für Menschen in Not, wie Constantin weiter berichtet. „Sie nehmen Geflüchtete auf, verteilen Essen, Getränke und leisten medizinische Erstversorgung, auch wenn sie sich selbst in einer gefährlichen Lage befinden“, schilderte Constantin. „Vor allem für die Schülerinnen und Schüler der christlichen Schulen ist die Lage katastrophal, sie können zum Teil schon längere Zeit nicht unterrichtet werden“, wies Constantin auf ein weiteres Problem hin. Die christliche Gemeinschaft hofft, dass die Gespräche am gestrigen Dienstag zwischen Unterhändlern aus Katar, Ägypten, der Türkei und Frankreich Erfolg haben. „Deshalb hatte das Bombardement auch ein wenig nachgelassen, wie wir vermuten“, sagte Constantin. Er hoffe insbesondere, dass sich Luftangriffe nicht noch stärker auf die Gebirgskette des Mount Libanon ausweiten, in der sehr viele Christinnen und Christen leben.
Ordensschwestern aus der Bekaa-Ebene bitten um Gebet für den Libanon
Wie in der südlichen Grenzregion liegen auch in der Bekaa-Ebene mehrheitlich christliche Dörfer oft neben mehrheitlich schiitischen Dörfern, in denen die Hisbollah-Miliz präsent ist. So sind auch Christinnen und Christen von Angriffen betroffen. Dort helfen beispielsweise die Ordensschwestern und missio-Partner der maronitischen Kongregation der „Sisters of the Forsaken Jesus“. Schwester Sr. Jovanna Abillama versicherte heute im Gespräch mit missio Aachen, dass sie weiter an der Seite der Menschen bleiben und dort helfen, wo sie gebraucht werden. „Es ist schwer, die Angst in den Augen der Menschen und Kinder zu sehen und auszuhalten. Es ist eine große Herausforderung, ihnen Hoffnung und die Aussicht auf Frieden zu vermitteln, während gleichzeitig das Geräusch explodierender Bomben und Raketen ihren gesamten Tag, ihren Schlaf, und selbst ihr Atmen durchdringt“, sagte Sr. Jovanna. Die missio-Projektpartnerin bittet „insbesondere um das Gebet für den Libanon und wir werden darauf vertrauen, dass Gott uns letzten Endes Frieden schenken wird. Das ist meine Botschaft an die Menschen in Deutschland.“
Pfarrer Dirk Bingener: „Wir sind tief betroffen von den Ereignissen im Libanon“
„Wir sind tief betroffen von den Ereignissen im Libanon und hoffen, dass es nicht zu einem zweiten Gaza kommt. Der Mut unserer Partnerinnen und Partner, von denen wir viele seit langen Jahren kennen, verdient höchsten Respekt. Wir werden gemeinsam mit unseren Unterstützerinnen und Unterstützern weiterhin solidarisch sein“, erklärte Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen.