Das katholische Hilfswerk missio Aachen zeigt sich tief besorgt über die anhaltend kritische humanitäre Lage im Gazastreifen und Westjordanland. „Trotz der Waffenruhe kommt die humanitäre Hilfe nur schleppend voran. Auch die kleine christliche Gemeinschaft leidet unter Zerstörung, Vertreibung und Traumata“, sagt Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen. Er fasst aktuelle Berichte von Projektpartnern zusammen. „Viele Familien haben alles verloren – ihr Zuhause, ihre Arbeit, ihre Hoffnung. Ihr Leben ist weiter geprägt von Hunger, Erschöpfung und der Angst um die Zukunft ihrer Kinder“, ergänzt Bingener. Von den 200 Familien in Gaza konnten demnach nur acht Familien überhaupt noch Reste ihrer Häuser finden.
Humanitären Korridor nach Gaza offenhalten
Nach dem Waffenstillstandsabkommen, das die Freilassung israelischer Geiseln und ein weitgehendes Schweigen der Waffen brachte, fordert Bingener verstärkte Anstrengungen, um die Menschen in Palästina besser zu versorgen. Er appelliert an die Beteiligten des Abkommens, den humanitären Korridor über den Grenzübergang Rafah offen zu halten, damit mehr Hilfsgüter nach Gaza gelangen. Nach Angaben der missio-Partner erreichten seit Dienstag (14. Oktober 2025) nur rund 300 Lastwagen mit humanitärer Hilfe Gaza, obwohl Israel die Durchfahrt von 600 Lastwagen pro Tag zugesagt hatte.
Besonders dramatisch ist die Lage in Bethlehem
Besonders dramatisch ist die Lage in Bethlehem, wo der Tourismus fast vollständig zusammengebrochen ist. Auch im Westjordanland verschärft sich die Situation laut Berichten der missio-Partner. Neue Checkpoints und Absperrungen schränken die Bewegungsfreiheit ein. Zudem behindert zunehmende Gewalt durch Siedler die Olivenernte. „Viele Landwirte kommen nicht mehr zu ihren Feldern – das trifft Familien, die ohnehin ums Überleben kämpfen“, erklärt Bingener.
Neben der Sicherheitslage belasten die Folgen des Klimawandels die Menschen immer stärker: Hitze und Dürren führen zu Ernteausfällen. Viele Familien können kaum noch für Nahrung, Transport oder Schulgebühren aufkommen. Missio Aachen warnt vor einer weiteren Abwanderung junger Christen. Seit Kriegsbeginn verließen, so die missio-Partner, rund 160 christliche Familien das Westjordanland, hunderte weitere bereiten ihre Ausreise vor.
missio Aachen fördert Nothilfe und psychosoziale Begleitung
Das Hilfswerk unterstützt seine Partnerorganisationen neben der Nothilfe mit Programmen zur Resilienzbildung, psychosozialen Begleitung und spirituellen Stärkung der Christen in Gaza, dem Westjordanland und Bethlehem.