Nach der Machtübernahme der Militärs in Madagaskar rufen Vertreter der katholischen Kirche in dem Inselstaat die internationale Gemeinschaft auf, auf zivile und militärische Führer in Madagaskar einzuwirken. Ziel muss es sein, humanitäre Hilfe zu sichern, Gewalt zu vermeiden und die demokratische Verfassung des Staates zu wahren. Dies erklärte Bischof Marie Fabien Raharilamboniaina, Vorsitzender der Bischofskonferenz Madagaskars, gestern Abend (14. Oktober 2025) gegenüber dem katholischen Hilfswerk missio Aachen.
Nach monatelangen Protesten, vor allem junger Menschen gegen die Regierung wegen der katastrophalen Versorgungslage, floh Präsident Andry Nirina Rajoelina am vergangenen Wochenende ins Ausland. Gestern verkündete der Chef einer militärischen Sondereinheit, Michael Randrianirina, vor dem Präsidentenpalast in Antananarivo die Machtübernahme. Seitdem herrscht Unklarheit.
Bischof Raharilamboniaina würdigte gegenüber missio Aachen das Militär, das sich auf die Seite der Demonstranten stelle und deren Versammlungs- und Meinungsfreiheit schütze. Doch die Menschen in dem bitterarmen Land fragten sich, ob weitere Machtkämpfe drohten und ob das Militär dauerhaft regieren wolle. Gestern sei nach Einschätzung von Bischof Raharilamboniaina und weiterer missio-Partner die Lage verhältnismäßig ruhig gewesen und es seien keine Schießereien bekannt geworden.
Pfarrer Bingener: „Demokratische, freie und faire Wahlen müssen das Ziel sein“
Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen, unterstützt den Appell des Bischofs. „Die jungen Menschen in Madagaskar protestierten gegen Korruption und für eine bessere Zukunft und die Bewahrung der Demokratie. Sie dürfen jetzt nicht enttäuscht werden. Demokratische, freie und faire Wahlen müssen das Ziel sein, damit alle Madagassen ihr Land mitgestalten können“, sagte Pfarrer Bingener heute. „Die Europäische Union und Deutschland sollten diesen Prozess unterstützen“, fügte er hinzu.
Das katholische Hilfswerk missio Aachen hilft der Kirche in Madagaskar, die ärmsten, vor allem die beim Rohstoffabbau ausgebeuteten Menschen zu unterstützen. Insbesondere der Rohstoff Mica, der unter anderem für die Produktion von Kosmetik weltweit gefragt ist, spielt hier eine wichtige Rolle. Im nächsten Monat der Weltmission 2026 des katholischen Hilfswerkes wird Madagaskar im Mittelpunkt der Aktionen in Deutschland stehen. „Wir hoffen, dass die internationale Gemeinschaft nun die Lage der Armen in unserem Land beachtet, die erneut die ersten Opfer der Krise zu werden drohen“, schrieb Bischof Raharilamboniaina weiter an missio Aachen.