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Militärputsch: Kirche in Madagaskar hofft auf Neuanfang des Landes

Warnung vor alten Machteliten. Internationale Gemeinschaft soll das bitterarme Land unterstützen. 2026 steht bei missio Aachen Madagaskar im Mittelpunkt.

Eine Gruppe von Menschen steht in einer trockenen Umgebung. Ein Mann schüttelt die Hand eines älteren Mannes, während Kinder um sie herum stehen. Der ältere Mann trägt traditionelle Kleidung und lächelt, während sie an einem Brunnen stehen.
In vielen Mica- und Saphirminen arbeitet die ganze Familie, um den Lebensunterhalt zu sichern.

 

Nach mehrwöchigen Demonstrationen der Generation Z in Madagaskar, dem sich vergangene Woche Teile des Militärs anschlossen, wurde gestern (17. Oktober 2025) der 51-jährige Oberst Michael Randrianirina als neuer Staatschef vereidigt. Gegenüber dem katholischen Hilfswerk missio Aachen werben Kirchenvertreter des Landes um internationale Unterstützung der neuen Regierung, warnen gleichzeitig aber vor der Rückkehr alter politischer Eliten. Von der neuen Regierung erwarten sie spürbare wirtschaftliche Verbesserungen. Bischof Luc Olivier Razafitsimialona aus der Diözese Tôlagnaro sagte gegenüber missio Aachen: „Die Zukunft bleibt ungewiss, da einige ehemalige Politiker, oft ,Dinosaurier‘ genannt, versuchen, wieder an die Macht zu gelangen, obwohl sie das Vertrauen der Bevölkerung längst verloren haben. “ 

Katholische Kirche: „Das ist kein einfacher Militärputsch“

Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, die aktuelle politische Lage richtig zu verstehen. „Es handelt sich nicht um einen einfachen Militärputsch, sondern um eine Neuausrichtung des Landes, die die Bevölkerung mit Unterstützung der Armee trägt“, erklärte er. Er hofft, dass es keine direkten Interventionen oder Sanktionen dritter Staaten gibt, die vor allem die Schwächsten treffen würden. Wichtig sei, dass in dem bitterarmen Land wichtige Infrastrukturprojekte fortgesetzt werden. In der Region der Diözese Tôlagnaro gehört dazu der Bau der Nationalstraße. 

Das Land leidet unter schlechter Verkehrsinfrastruktur, ständigen Stromausfällen, prekärer Wasserversorgung, hoher Arbeitslosigkeit, Korruption und einer schwachen Wirtschaft. Bischof Razafitsimialonas Forderung erfolgt vor dem Hintergrund, dass die Afrikanische Union nach Militärputschen üblicherweise die Mitgliedschaft des betreffenden Landes aussetzt und mit Sanktionen droht. Das gefährdet unter anderem die Finanzhilfe des Internationalen Währungsfonds, mit der auch staatliche Stromversorger saniert werden sollen. 

Katholische Kirche fordert Verzicht auf Gewalt 

Die katholische Kirche in Madagaskar will zudem alles tun, um Gewalt im aktuellen politischen Transformationsprozess zu verhindern. In Madagaskar ging ein Video viral, das zeigt, wie sich der Weihbischof der Diözese in der Hauptstadt Antananarivo, Mamiarisoa Modeste Randrianifahanana, Polizisten entgegenstellt, die anscheinend junge Demonstranten festnehmen wollten. Zu hören ist, wie er sagt: „Erschießen Sie mich, wenn es sein muss, nicht diese jungen Leute. “ 

Auch andere Projektpartner von missio Aachen hoffen auf einen politischen Neuanfang. „Es stimmt, dass die sozio-politische Lage immer schwieriger wird, aber ich ermutige meine Landsleute, dass wir uns sehr anstrengen müssen, um einen Weg zu finden, ehrlich und in Würde zu leben,“ schrieb Ordensschwester Sr. Claudine an missio Aachen. Sie forderte die internationale Gemeinschaft auf, die humanitäre Hilfe fortzusetzen. Rund 80 Prozent der Madagassen leben unter der Armutsgrenze. Fast zehn Millionen Menschen in Madagaskar benötigen humanitäre Unterstützung. Nach mehreren Dürren, Überschwemmungen und Zyklonen sind weite Teile des Südens von Hunger betroffen, über zwei Millionen Menschen haben nicht genug zu essen. 

Im Oktober 2026 lädt missio Aachen Vertreter der Kirche aus Madagaskar zum Monat der Weltmission nach Deutschland ein. Sie werden dann auf über 150 Veranstaltungen über die Lage in ihrem Land berichten.


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Johannes Seibel

Leiter der Stabsstelle Presse & Kommunikation
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