Mit großer Bestürzung hat heute das Internationale Katholische Missionswerk missio Aachen die Nachricht vom Tod des indischen Jesuiten und Menschenrechtsaktivisten Pater Stan Swamy SJ erfahren. „Wir trauern um einen außergewöhnlichen Menschen, der im lebenslangen Einsatz für sozial ausgegrenzte und indigene Bevölkerungsgruppen in Indien gestorben ist. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und auch allen Christinnen und Christen in Indien, die einen starken Glaubenszeugen verlieren“, so Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen. „Verantwortlich für seinen Tod ist staatliche Willkür. Das dürfen wir nicht vergessen“, fügte Pfarrer Bingener an.
Pater Stan Swamy SJ engagierte sich insbesondere für die sogenannten Adivasi, die indigene Bevölkerung Indiens, und die sogenannten Dalits, die von der indischen Gesellschaft als vermeintlich „Unberührbare“ ausgegrenzt werden. Häufig sind Adivasi und Dalits Angehörige christlicher Konfessionen. Father Stan wurde am 8. Oktober 2020 unter dem Vorwurf der Verbreitung maoistisch-terroristischer Propaganda verhaftet. Unter anderem wurden ihm Verbindungen zu Ausschreitungen im westindischen Bundesstaat Maharashtra an Silvester 2017 vorgeworfen, in deren Folge schon zuvor weitere indische Menschenrechtsaktivisten inhaftiert worden waren. Father Stan wies eine Beteiligung an diesen Ausschreitungen und den Vorwurf der Propaganda oder der Sympathie für den Maoismus entschieden zurück. Der Vorwurf der maoistisch-terroristischen Propaganda ist ein oft eingesetzter Vorwand der hindu-nationalistischen Politik in Indien, um Regierungskritikerinnen und Kritiker mundtot zu machen.
missio Aachen hatte mit anderen Organisationen zusammen eine Petition für Pater Stan Swamy gestartet. Trotz zahlreicher internationaler Proteste sind Anhörungen des gesundheitlich angeschlagenen Jesuiten immer wieder verzögert oder verschoben worden. Bis zuletzt war nicht klar, ob und wann Pater Stan Swamy von den vorgeschobenen und ungerechtfertigten Vorwürfen der Unterstützung maoistisch-terroristischer Propaganda freigesprochen werden würde. Eine weitere Anhörung war einen Tag vor seinem Tod angesetzt worden.