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Nigeria: Gewalt gegen Christen nach Blasphemievorwürfen neue Gefahr

missio Aachen fordert stärkere internationale Unterstützung bei Initiativen zur Abschaffung von Blasphemiegesetzen.

Im Bild steht ein Polizist im Uniform mit einem Einsatzhelm. Er trägt eine Waffe und hat einen ernsthaften Gesichtsausdruck, der Patrouille oder Sicherheit vermittelt. Der Hintergrund zeigt einen klaren, blauen Himmel und Stromleitungen, was auf eine städtische Umgebung hindeutet. Seine Körperhaltung und der feste Blick deuten auf Wachsamkeit und Einsatzbereitschaft hin. Die Uniform ist farblich abgestimmt und macht ihn leicht erkennbar. Die Szene strahlt Autorität und Pflichtbewusstsein aus und vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Ordnung in der Umgebung. Der Polizist wirkt entschlossen und bereit, seinen Dienst auszuführen.
Die Christen in Nigeria fühlen sich von der Polizei nicht genügend geschützt vor Übergriffen nach dem Vorwurf der Blasphemie.

Das katholische Hilfswerk missio Aachen fordert die Abschaffung der Blasphemiegesetze in Nigeria. „Diese Gesetze werden oft als Waffe gegen Christen, andere religiöse Minderheiten wie Sufis, Humanisten oder politische Gegner eingesetzt. Sie führen zu unkontrollierter Mob-Gewalt, die meist juristisch nicht geahndet wird. Unsere Partner fühlen sich dadurch zunehmend bedroht“, sagte Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen, nach Berichten von Projektpartnern aus Nigeria. 

„Politische Bemühungen zur Abschaffung der Blasphemiegesetze laufen. Es braucht aber weiter die Unterstützung seitens der internationalen Politik, damit sich wirklich etwas ändert“, so Pfarrer Bingener. Das Europäische Parlament verabschiedete 2023 eine entsprechende Resolution. Im April 2025 forderte der Gerichtshof der afrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS die Aufhebung oder Änderung der Blasphemiegesetze im nigerianischen Bundesstaat Kano. Im September 2025 begann der Oberste Gerichtshof Nigerias mit der Anhörung im Fall Yahaya Sharif-Aminu, einem Sufi, der wegen dem Inhalt einer WhatsApp-Nachricht zum Tode verurteilt wurde. Beobachter hoffen, dass dies den Anstoß zur Aufhebung aller Blasphemiegesetze geben könnte.

Christliche Studentin gesteinigt

Zwischen 1999 und 2002 führten zwölf Bundesstaaten mit überwiegend muslimischer Bevölkerung im Norden Nigerias die Sharia-Strafgerichtsbarkeit ein. Im Bundesstaat Kano droht bei Beleidigung des Propheten Mohammed oder des Korans sogar die Todesstrafe. Zu Anfang spielten Blasphemievorwürfe eine untergeordnete Rolle. Seit 2020 verzeichnen Menschenrechtsorganisationen aber eine Zunahme der Gewalt nach solchen Anklagen oder Verdächtigungen. Im Mai 2022 wurde etwa eine christliche Studentin im Bundesstaat Sokoto aufgrund von Blasphemievorwürfen von ihren Kommilitonen gesteinigt. Im Januar 2025 brannten Unbekannte das Haus eines christlichen Hochschullehrers in Katsina nieder, dem ebenfalls Blasphemie unterstellt wurde. 

Christen arbeiten mit Muslimen gegen Mob-Gewalt nach Blasphemievorwürfen zusammen

„Die Blasphemiegesetze in Nigeria diskriminieren systematisch Christen und führen zu willkürlichen Festnahmen. Besonders gefährlich ist die daraus resultierende, unkontrollierbare Mob-Gewalt“, sagt Pater Maurice Kwairanga, Direktor der Justice Development and Peace Commission (JDPC) der Diözese Yola, die eng mit missio Aachen zusammenarbeitet. Die Verantwortlichen der Diözese halten engen Kontakt mit muslimischen Autoritäten, um solche Gewalt zu verhindern. „Es gibt auch muslimische Nachbarn, die Christen in Gefahr helfen“, berichtet Pater Kwairanga. Neben diesem neueren Phänomen der Blasphemiegesetzen leiden Christen in Nigeria weiterhin auch unter der Gewalt islamistischer Terrorgruppen wie Boko Haram, Konflikten um Weideland zwischen mehrheitlich muslimischen Hirten und christlichen Bauern, Entführungen sowie dem fehlenden Schutz durch Militär und Polizei.


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Johannes Seibel

Leiter der Stabsstelle Presse & Kommunikation
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