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Muezzin-Ruf an Kölner Moschee auch Weckruf für Religionsfreiheit in der Türkei

Erster öffentlicher Gebetsaufruf von einer Moschee in Deutschland zeigt: Religionsfreiheit gilt überall. DITIB soll sich dafür auch in der Türkei einsetzen.

Das Bild zeigt die Zentralmoschee der DITIB in Köln.
Die Zentralmoschee der DITIB steht im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Hier rief am 14. Oktober 2022 in Deutschland erstmals öffentlich ein Muezzin zum Gebet.

Das katholische Hilfswerk missio Aachen sieht die heutige deutschlandweite Premiere eines öffentlichen Muezzins-Rufs zum Gebet an der Kölner Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union (DITIB) „als Zeichen von Normalität in einer offenen Gesellschaft, in der das Menschenrecht auf Religionsfreiheit für alle gleichermaßen gilt“, so missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener.  

„Weil das Recht auf Religionsfreiheit immer und überall gilt, erwächst für die DITIB gleichzeitig die politische Verantwortung, sich als Teil der türkischen Religionsbehörde für dieses Menschenrecht und die gesellschaftliche Akzeptanz von Christinnen und Christen und anderen religiösen Minderheiten in der Türkei einzusetzen“, fordert Pfarrer Bingener. „Hierzu hätte ich mir ein deutliches Zeichen an diesem Tag gewünscht“, so der missio-Präsident weiter.

„Christinnen und Christen fühlen sich in der Türkei oft als Bürger zweiter Klasse“

Beispielsweise sei das Recht christlicher Gemeinschaften auf die Ausbildung ihres theologischen Personals in der Türkei für die eigene Seelsorge stark eingeschränkt. Diese Ausbildung müsse im Ausland erfolgen. Es gebe keine christlichen theologischen Fakultäten. Zudem seien die Angehörigen religiöser Minderheiten in der Schule mit Blick auf den Religionsunterricht oder der Darstellung in Schulbüchern benachteiligt.

„Darunter leidet das kirchliche Leben. Christinnen und Christen fühlen sich im Alltag oft zurückgesetzt und als Bürger zweiter Klasse“, sagte Pfarrer Bingener. Aufgrund des gesellschaftlichen Klimas erlebten Angehörige von christlichen Gemeinschaften und anderer Minderheiten etwa in Sozialen Medien zunehmend Hassrede, die in der Realität zu gewalttätigen Übergriffen führten.

Trotz Verbesserungen können viele religiöse Minderheiten keine eigenen Kirchen oder Gebetsstätten bauen

Missio Aachen erkenne an, dass sich in Fragen der Rückgabe von kirchlichen Immobilien, des Baus oder Renovierung von Kirchen sowie des Erwerbs von Grundstücken in den vergangenen Jahren einiges zum Besseren verändert habe. „Aber das gilt nur für einzelne christliche Konfessionen und Minderheiten, andere stehen hier immer noch vor unüberwindbaren bürokratischen Hürden, die ihre Religionsfreiheit einschränken“, so Pfarrer Bingener.

„Wir hoffen, dass der erste öffentliche Ruf eines Muezzins an einer Moschee in Deutschland auch zum Weckruf für das umfassende Recht auf Religionsfreiheit von religiösen Minderheiten in der Türkei wird“, sagte Pfarrer Bingener.


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Johannes Seibel

Leiter der Stabsstelle Presse & Kommunikation
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