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PRESSEMITTEILUNG

"Schätze, Sie sind grandios gescheitert": Brief einer Ordensfrau an die Terroristen der Anschläge von Sri Lanka

Eine Ordensfrau aus Sri Lanka schreibt anonym einen Brief an die islamistischen Terroristen, die an Ostern mehrere Anschläge auf Christen mit rund 250 Toten verübten. Sie bescheinigt ihnen ein "grandioses Scheitern". Unsere Partner haben uns den Zeitungsartikel geschickt, weil er ihre eigene Stimmung ausdrückt. missio hat den Beitrag übersetzt.

Foto: missio
Eine Zeitung hat einen Beitrag einer Ordensfrau aus Sri Lanka veröffentlicht, die sich direkt an die Terroristen der Anschläge von Ostern 2019 gegen Christen in ihrer Heimat wendet.

Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, den Zeitpunkt unserer Ostermesse herauszufinden.

Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mehr über unsere Religion gelernt haben, um zu wissen, dass Sonntage die Tage sind, an denen wir in die Kirche gehen, um die Gemeindegebete und die Messe zu halten.

Aber ich schätze, es gab einige Dinge, die Sie leider nicht gelernt haben. Vielleicht wussten Sie nicht, dass das, was Sie getan haben, die Getöteten zu Märtyrern gemacht hat. Und wie Sie im Alleingang das Ansehen unserer Brüder und Schwestern vor den Augen unseres geliebten Jesus mit Ihren Taten erhöht haben. Und wie die Getöteten durch Ihre Handlungen als die rechtschaffensten und frömmsten Christen auferstehen werden.

Vielleicht wussten Sie nicht, dass das, was Sie getan haben, zu der Zeit und an dem Ort, den Sie gewählt haben, für die Getöteten bedeutete, dass die letzten Worte, die sie wahrscheinlich gesprochen haben, Worte des Gedächtnisses und Lobpreises von Jesus waren. Das ist ein würdiges Ende, von dem viele Christen nur träumen können. Vielleicht wissen Sie das nicht, aber das, was Sie getan haben, lässt die Getöteten vermutlich im Paradies erwachen.

Ich weiß es zu schätzen, dass Sie der Welt gezeigt haben, wie Christen auch Menschen wie Sie mit offenen Armen in unserer Kirche, die unsere zweite Heimat ist, willkommen heißen.

Ich weiß es zu schätzen, dass Sie gezeigt haben, dass unsere Kirchen keine verschlossenen Türen haben und unbewacht sind, weil jeder und jede bei uns willkommen ist.

Ich weiß es zu schätzen, dass Sie es der Weltöffentlichkeit ermöglicht haben, das kraftvolle Bild eines von Ihnen verletzten Mannes zu sehen, der mit hoch erhobenem Zeigefinger auf dem Rücken auf einer Trage liegt und so seinen Glauben und sein tiefstes Vertrauen in Jesus Christus bekennt.

Ich weiß es zu schätzen, wie Sie die Kirchen, die Regierung und die verschiedenen Ethnien und Gruppen in Sri Lanka vereinigt haben, um uns Christen an der Seite zu stehen.

Ich weiß es zu schätzen, dass Sie unzählige Bürgerinnen und Bürger Sri Lankas dazu gebracht haben, eine Kirche in ihrer Nachbarschaft mit Blumen und ermutigenden Botschaften von Frieden und Liebe zu besuchen.

Sie haben viele, viele Herzen gebrochen und die Welt zum Weinen gebracht. Sie haben einen riesigen Krater der emotionalen Leere in unser Land gerissen. Aber wie zielstrebig Sie ihre Morde auch ausgeführt haben, sie haben uns einander näher gebracht. Und es hat unseren Glauben und unsere Entschlossenheit gestärkt.

In den kommenden Wochen werden mehr Menschen in die Kirche gehen, einen Ort, den Sie so sehr hassen, der aber durch die Stärke in unserem Glauben gefestigt und von unseren gefallenen Brüdern und Schwestern inspiriert wird. Auch Menschen anderen Glaubens werden frische Blumen und gute Wünsche bringen, die gar nicht wussten, wo in ihrem Viertel es überhaupt eine Kirche gibt. Aber jetzt kommen Sie zu uns in die Kirche. Nur wegen Ihnen.

Sie haben vielleicht Ihr Ziel der Zerstörung erreicht, aber Sie scheiterten grandios, Hass, Angst und Verzweiflung in uns allen zu schüren.

Und obwohl ich verstehe, dass es Ihr Ziel gewesen sein mag, verzeihen Sie mir die Feststellung, dass Sie es nach all der aufwändigen Planung, den perversen und erbärmlichen Bemühungen Ihrerseits nicht geschafft haben, einen Keil zwischen Christen und Nichtchristen in der Welt zu treiben. 

Dass mir das Leid täte, das kann ich nun wirklich nicht sagen.


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Johannes Seibel

Leiter der Stabsstelle Presse & Kommunikation
Tel.: +49 (0)241 / 75 07 - 286
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