Ihr Haus in Khartum wurde zerbombt und geplündert. Mit nichts, als was sie am Leib trugen, flohen die Sacred Heart Schwestern ins Nachbarland Südsudan. Dort kümmert sich die Gemeinschaft um andere Geflüchtete.
Seit fast drei Jahren tobt im Sudan ein blutiger Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen Rapit Support Forces (RSF). 14 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes, vier Millionen ins Ausland geflohen – auch die Sacred Heart Schwestern.
Als das Haus ihrer Ordensprovinz in Khartum zerbombt wurde, haben sie nicht lange gezögert und sich auf die gefährliche Flucht begeben. Im Südsudan nahmen Mitschwestern in Juba sie auf.
Jüngstes Land der Welt
Der Weiße Nil ist die Wasserader von Juba, der Hauptstadt Südsudans. Das 2011 nach Jahrzehnten Bürgerkrieg gegründete Land ist das jüngste der Welt und bitterarm. 80 Prozent der Bevölkerung leben von weniger als umgerechnet 1,60 Euro am Tag, die Müttersterblichkeit ist die höchste der Welt, drei von vier Kindern gehen nicht zur Schule.
Hauptstadt des Südsudans
Juba, kaum mehr als eine Ansammlung von Hütten, beherbergt neben seinen 600.000 Einwohnern unzählige Flüchtlinge – und täglich kommen neue aus dem Sudan dazu.
In Khartum hatten wir ein großes Haus. Es wurde zerbombt und geplündert. Wir haben alles verloren – Möbel, Autos, Bettzeug, Kleidung. Wir 13 Schwestern sind nur mit dem, was wir am Leib trugen, geflohen. Wir haben den Bus bis zur Grenze genommen, dann sind wir mit einem Auto weiter. Mit dem Wagen hatten wir einen schweren Unfall. In Juba haben sie uns alle direkt ins Krankenhaus gebracht. Aber Gott liebt uns. Sonst hätten wir nicht überlebt.
Schwester Carmela Diakon Bolo, 57, Provinzobere
Flucht und Vertreibung
Flucht und Vertreibung begleiten die Sacred Heart Schwestern von Anfang an. Die 1954 in Juba, damals noch im Sudan, gegründete Gemeinschaft war gerade zehn Jahre alt, als die islamische Regierung in Khartum alle ausländischen christlichen Missionare des Landes verwies. Die Schwestern gingen ins Nachbarland Uganda und fingen von vorne an.
Sie unterrichteten an Schulen, kümmerten sich um Waisen, zeigten den Menschen Wege aus der Armut – bis sie vor der brutalen Gewaltherrschaft Idi Amis zurück in den Sudan flüchteten. Jetzt hat sie der Krieg dort wieder vertrieben.
Zum Schutz Ihrer persönlichen Daten wurde Ihre Verbindung zu MapBox blockiert. Klicken Sie auf „Karte anzeigen“, um MapBox zu entsperren. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzrichtlinie von MapBox .
Hier in Juba ist es nicht einfach. Der Konvent stammt aus den 1970er-Jahren. Die Decke bröckelt, die Wände haben Risse. Und wir haben nicht genug Platz. In der ersten Zeit haben wir draußen im Schuppen geschlafen. Jetzt teilen sich zehn Schwestern sechs Zimmer. Wenn Besuch kommt, schlafe ich im Büro auf dem Boden.
Schwester Carmela Diakon Bolo, 57, Provinzobere
Wir leben mit dem Krieg, seit unser Orden besteht. Im Bürgerkrieg in den 1990er-Jahren waren wir eine von drei Kongregationen, die geblieben ist. Im Sudan sind unsere vier Mitschwestern jetzt die einzigen.
Schwester Evelyn Awor, 53
Ich war gerade in den Orden eingetreten, als wir vor Idi Amin fliehen mussten. Wir Sacred Heart Schwestern haben alle ein Trauma. Wir verdrängen es. Aber es macht uns auch stark – weil wir die Erfahrungen der Menschen teilen.
Schwester Pasqua Binen Anena, 62
Mahandi-Flüchtlingscamp
Im Herzen von Juba, nur wenige Straßen von der Kathedrale entfernt, liegt das Mahandi-Flüchtlingscamp. Bis zu den Ufern des Nils reihen sich aus Ästen und alten Plastikplanen notdürftig zusammengeschusterte Hütten aneinander: 16.000 Menschen leben hier auf engstem Raum. Schwester Pasqua will die Kinder aus dieser Misere holen.
Ort der Hoffnung
Im Gesundheitszentrum der Sacred Heart Schwestern direkt neben der Kathedrale hat Schwester Pasqua einen Ort geschaffen, an dem die Jungen und Mädchen aus dem Camp Essen bekommen, spielen, lernen, sich waschen können. Wer krank ist, wird behandelt. Kein Kind soll mehr von seiner Familie zum Betteln auf die Straße geschickt werden.
Schon Dreijährige werden von ihren Müttern und Großmüttern zum Betteln auf die Straße geschickt. Das ist Kindesmissbrauch.
Schwester Pasqua Binen Anena, 62
Hilfe für Mütter in Not
Auch den Frauen im Camp wollen die Schwestern helfen. „Solange das Welternährungsprogramm Lebensmittel verteilt hat, konnte ich etwas davon verkaufen. Mit dem Erlös habe ich die Schulgebühren für meine Kinder bezahlt“, erzählt Mary Karieo.
Jetzt kämpft sie täglich ums Überleben. Schwester Pasqua überlegt, ob sie ihr und den anderen Müttern zeigen kann, wie man Seife herstellt. Mit dem Verkauf könnten die Frauen ein bisschen Geld verdienen.
Lernen für ein besseres Leben
„Wir müssen ihre Fähigkeiten ausbauen!“, erklärt Schwester Mary Atimango, 51. Jeden Samstag steht die Lehrerin in einer Armensiedlung am Rand von Juba unter den ausladenden Ästen eines Regenschirmbaums und unterrichtet: Backen, Catering, das kleine Einmaleins der Marktwirtschaft.
Wissen statt Almosen
Keine einfache Aufgabe. Denn die meisten Frauen hier sind Analphabetinnen und haben nie rechnen gelernt. Aber Schwester Mary ist überzeugt: „Entwicklung funktioniert nicht durch Almosen, sondern wenn Du Wissen vermittelst.“
Frauen stärken sich gegenseitig
Die Frauen sind das beste Beispiel: Eine berichtet, wie sie jetzt kalkuliert und vom Verkauf ihres Gemüses Schulgebühren und Medikamente für ihre Kinder bezahlt. Eine andere, wie sie schneidern gelernt hat und damit die Familie durchbringt.
Unterdessen backt ein wenig abseits auf offenem Feuer ein Napfkuchen. Drei Frauen haben den anderen gezeigt, wie man den Teig zubereitet. Jetzt tarieren sie Ober- und Unterhitze geschickt mit der glühenden Holzkohle aus, die sie auf und unter die geschlossene Form schieben. Das Ergebnis ist perfekt!
Die Frauen lernen, einen Napfkuchen in einem geschlossenen Kessel zu backen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: goldgelb und wohlgeformt.
Afrikatag 2026
Mit Ihrer Spende zum Afrikatag fördern Sie die Ausbildung und Stärkung einheimischer Ordensgemeinschaften in Afrika wie die der mutigen Schwestern im Südsudan.