Die WM im Emirat Katar lenkte den Blick auf die Situation von tausenden Arbeitsmigrantinnen und -migranten in dem kleinen Wüstenstaat. Viel diskutiert wurden dabei die unerträglichen Arbeitsbedingungen der Zehntausenden Bauarbeiter, die die Stadien der teuersten Fußball-WM aller Zeiten errichteten.
Doch auch Arbeitsmigrantinnen und andere Frauen müssen in Katar besser geschützt werden, denn sie sind sogar doppelt gefährdet: Sie müssen nicht nur für einen Hungerlohn bis zu 20 Stunden am Tag arbeiten, sondern werden oft auch Opfer sexueller Gewalt. Zeigen sie ihre Peiniger an, riskieren sie selbst eine Anklage wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen Peitschenhiebe und eine Gefängnisstrafe.
„Dieses Gesetz ist grausam für die Opfer. Stoppt diese Rechtsprechung! Hebt dieses Gesetz auf“, fordert missio-Projektpartnerin Schwester Mary John Mananzan.
... fordert die philippinische Ordensschwester Mary John Mananzan OSB.
Dafür engagiert sich missio mit der Petition „Frauen schützen in Katar“ . Wir fordern die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock auf, sich beim Emir von Katar dafür einzusetzen, diese frauenfeindliche Rechtsprechung zu beenden!
Wir bleiben auch am Ball, wenn die Kameras weiterziehen. Deshalb verlängern wir die Laufzeit der Petition: Ein Jahr nach der WM werden wir im November und Dezember 2023 öffentlichkeitswirksam dir aktuelle Situation in Katar beleuchten. Im Frühjahr 2024 übergeben wir alle Petitionsunterschriften an Annalena Baerbock.
Die Filipina Jeannie Dizon ließ sich als eine von rund 173.000 ausländischen Haushaltshilfen in Katar anwerben. Doch statt ein Kleinkind zu betreuen, musste sie bis zu 15 Stunden am Tag für eine achtköpfige Familie kochen, waschen und putzen – für einen Stundenlohn von umgerechnet einen Euro am Tag. Ihre Nächte in einer fensterlosen Abstellkammer waren kurz, weil ihr Arbeitstag oft um 4 Uhr morgens begann. Als der Hausherr sie sexuell belästigte, floh sie aus dem Haus. Die philippinische Arbeitsvermittlung in der katarischen Hauptstadt Doha gestattete ihr die Heimkehr in die Philippinen erst, als sie eine Schweigeerklärung unterschrieb.
Hilfe fand Jeannie Dizon bei der Steyler Missionarin Schwester Sophia Cinches und ihrem Kollegen Toby Marvic vom St.-John-Neumann-Migranten-Zentrum in Manila. Über das Internet kommen die beiden in Kontakt zu den Frauen in Not. Schwester Sophia hört den oft schwer traumatisierten Frauen zu und hilft mit Zuwendung, Gebet und praktischen Übungen. „Teilweise sind es mehr als 400 Frauen, die wir pro Jahr betreuen“, berichtet sie.
Gefährdet sind aber auch Frauen aus anderen Ländern: Die Mexikanerin Paola Schietekat arbeitete beim WM-Organisationskomitee in Katar. Als sie sexuell missbraucht wurde und den Täter anzeigte, wurde sie gemäß dem islamischen Recht, das Grundlage der katarischen Gesetzgebung ist, wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs angeklagt. Ihr Anwalt empfahl ihr, ihren Peiniger zu heiraten, um der Auspeitschung und einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Nur mit viel Glück und dank internationaler Proteste konnte sie in ihre Heimat zurückkehren.
Auch jetzt warnt das deutsche Auswärtige Amt vor dieser juristischen Praxis.
„Es darf nicht sein, dass die Opfer von Vergewaltigungen vor Gericht gestellt werden und ihnen zynisch »außerehelicher Geschlechtsverkehr« vorgeworfen wird. Das ist perverse Männerjustiz und hat mit den hehren Grundsätzen des Islam nichts zu tun“, kritisiert die ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (1998-2002).
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Gerne sind Jörg Nowak und Alexandra Götzenich für Sie da.