Sierra Leone gehört zu den ärmsten und wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Der bis 2002 andauernde Bürgerkrieg forderte viele Opfer und erschütterte das Land massiv. Dann kam die Ebola-Krise und nun die Coronapandemie, die das fragile Gesundheitssystem belastet und Unsicherheiten verstärkt. Misstrauen und Angst prägen den Alltag. Viele Menschen sind bis heute schwer traumatisiert.
Die Rosenkranzschwestern in der Diözese Bo haben sich auf Trauma-Arbeit spezialisiert. Mit ihrer Hilfe verarbeiten die Menschen die schrecklichen Erlebnisse. In dem Beratungs- und Friedenszentrum der Diözese finden psychotherapeutische Behandlungen, Workshops, Einzel- und Gruppentherapien statt. Besonders wichtig ist den Rosenkranzschwestern auch, dass neben der Trauma-Heilung die Friedensarbeit sowie die Vertrauensbildung gefördert werden. Damit genügend Berater und Beraterinnen den Menschen zur Seite stehen können, werden jährlich 20 Personen ausgebildet. Die Ordensfrauen leisten mit ihrer professionellen Trauma-Arbeit einen wichtigen Beitrag, um das Land zu stabilisieren.
REFLEXION:
Gewalt und Krieg verursachen vielschichtige Traumata.
Sie entfalten ihre leidensvollen Erinnerungen auch viele Monate und Jahre, nachdem die Machthaber Waffenstillstandsvereinbarungen und Friedensverträge unterschrieben haben und zur Tagesordnung zurückgekehrt sind.
Wer hilft den Traumatisierten? Die Sieger und die besiegten Warlords gewiss nicht. Sie instrumentalisieren die Zivilbevölkerung für ihre Zwecke, kümmern sich aber in keinster Weise um die Folgen ihrer Handlungen und Unterlassungen.
Die Retter der Traumatisierten sind fast immer Menschen, die aus der Empathie ihre Lebensaufgabe gemacht haben. Die Rosenkranzschwestern in der Diözese Bo sind solche Menschen. Ihr Lebensinhalt ist es, für die Geschundenen, Traumatisierten, Verlierer da zu sein.
Gott segne die Arbeit der Rosenkranzschwestern!
Autor: Dr. Michael Becker / missio
Guter Gott,
wie so oft wiederholt sich
in Sierra Leone die Geschichte:
Machthaber und Gewalttäter
kommen und gehen.
Die Opfer aber bleiben traumatisiert zurück,
ihren Erinnerungen ausgeliefert.
Aber du, Gott, bist ein Gott,
der Hoffnung wider alle Hoffnung schenkt.
Darum danken wir dir
für die Rosenkranzschwestern.
Sie sind in ihrem beharrlichen Einsatz
für die Traumatisierten
wie ein sicherer Hafen im Meer des Leidens.
Für uns sind sie ein leuchtendes Vorbild
als Jüngerinnen von Jesus von Nazareth.
Bitte gib uns den Geist der Anteilnahme
und Solidarität, damit wir zeigen,
dass auch wir in dieser Nachfolge stehen.
Amen.