Der Glaube an das Übernatürliche ist in der traditionsbewussten Gesellschaft von Papua-Neuguinea stark verwurzelt. Meist suchen die Menschen einen Sündenbock für Krankheiten, Todesfälle oder Missernten: Kinder, Männer und vor allem Frauen werden so beschuldigt, „Sanguma“ zu sein. Die so genannten „Hexen“ werden brutal mit glühenden Eisenstangen gefoltert, um das „Böse“ auszutreiben. Zwischen 300 und 500 Menschen schauen dabei zu – niemand schreitet ein.
Die Schweizer Ordensschwester Lorena Jenal arbeitet seit über 40 Jahren auf Papua-Neuguinea und kennt das Problem: „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so viel Leid und Gewalt erleben werde.“ Sie klärt unermüdlich auf, sorgt dafür, dass den Opfern medizinisch und emotional geholfen wird. Nun plant sie ein Zufluchtshaus für die Betroffenen und ihre Familien. Denn die erlebte Folter ist so schamverletzend, dass ein Weiterleben im eigenen Dorf nicht mehr möglich ist.
Impuls:
Bestürzt und schockiert hören und sehen wir die Berichte über das Leiden der Frauen, die in Papua-Neuguinea und in anderen Ländern als Hexen öffentlich gequält werden.
Sie und ihre Familien sind von der Gemeinschaft ausgegrenzt und allein.
Sie können nichts tun: absolute Ohnmacht und vollkommenes Ausgeliefertsein.
Der erste Gedanke: was für ein dumpfer Aberglaube, und das im 21ten Jahrhundert!
Wie ist das möglich? Warum tun sich Menschen so etwas an?
Bei näherer Betrachtung spüren wir:
Wir blicken in unsere eigenen Abgründe!
Wir alle spüren, wenn die kalte Angst uns ankriecht, wenn uns unerklärbare Krankheiten, Tod und Unglück heimsuchen.
Wir alle sind anfällig für die Versuchung, für unser Leiden anderen die Schuld zu geben, wo es doch keine Schuld gibt, sondern nur Unsicherheit und Frust. Wir suchen Sündenböcke.
Dann mündet die Angst um uns selbst in Gewalt, Intoleranz und Ausgrenzung, wie bei einem Ventil das den unerträglichen Druck lösen soll.
Gibt es Heilung für die psychischen und körperlichen Wunden?
Gibt es Befreiung und Erlösung?
Autor: Dr. Michael Becker / missio
Gott, du Grund alles Guten,
Schenke den betroffenen Frauen
und ihren Familien in Papua-Neuguinea
einen Ort und eine Zeit der Heilung
und des Angenommenseins.
Ermögliche ihnen einen Neuanfang und
lass sie die Kraft der Barmherzigkeit erfahren.
Schenke deinen Segen
Menschen wie Sr. Lorena,
die Schutzbedürftige liebevoll umarmt,
wo sonst nur Ablehnung und Unverständnis herrschen.
Schenke uns die Kraft des Mitleidens,
die die Macht der Angst
um uns selbst überwindet.
Befreie uns von der Sucht,
alles was anders ist zu bekämpfen.
Amen.