Immer öfter gelingt es Pater Owen Chourappa und seinem Team, Kinder und Frauen aus den Fängen der Menschenhändler zu retten. Darauf ist der 44-Jährige stolz. Der Jesuit und Anwalt leitet in Nordostindien eine Menschenrechtsorganisation der katholischen Kirche, die Legal Cell for Human Rights (LCHR). Besonders auf den Teeplantagen in Assam leiden viele Arbeiter und Arbeiterinnen unter schlechten Arbeitsbedingungen und niedriger Bezahlung. Das macht die Adivasi-Gemeinschaften anfällig für Menschenhändler, die die Not der Familien skrupellos ausnutzen.
Pater Owen und sein Team haben sich erfolgreich für eine Erhöhung der Teearbeiterlöhne in Assam eingesetzt. Und die LCHR schult jugendliche Adivasi in rechtlichen Fragen. „Barfußanwälte“ nennen sich die Jugendlichen, die dann ihrerseits in ihren Dörfern über die Gefahren des Menschenhandels aufklären.
Wir alle sind gleich, ausgestattet mit den gleichen unveräußerlichen Rechten und Pflichten. Evangelisierung bedeutet für mich, genau das den Menschen zu vermitteln.
Pater Owen Chourappa
Immer wieder gelingt es den „Barfußanwälten“ auch, Kinder und Jugendliche zu befreien. Sie schalten die Polizei ein, wenn sie eine Gruppe Kinder auf einem Bahnhof entdecken, die von Menschenhändlern in eine Großstadt verfrachtet werden soll. 500 Barfußanwälte hat die LCHR bereits ausgebildet. Anfangs waren es nur Männer. Doch seit einem Jahr lassen sich auch rund 80 Frauen zu „Barfußanwältinnen“ ausbilden.
Die LCHR setzt sich auch für die Rechte anderer Volksgruppen in Nordostindien ein. Oft werden indigene Völker an den Rand gedrängt, diskriminiert und ausgebeutet. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie Rechte haben“, erklärt Pater Owen. „Oder sie haben Angst, ihre Rechte von Regierungen und Regierungsstellen einzufordern.“ Die LCHR vertritt Menschen vor Gericht, die ansonsten keine Fürsprecher haben. Viele können nicht einmal lesen oder schreiben. Und sie vernetzt mithilfe von missio die rund 400 katholischen Anwälte, die im Nordosten aktiv sind.
Für Pater Owen war schon in der Schulzeiten klar, dass er sich für andere einsetzen wollte. Nach seinem Eintritt in den Orden arbeitete er mit den Adivasi auf Teeplantagen. „Die Armut der Menschen in den Teegärten hat mich sehr berührt. Dagegen wollte ich etwas tun. Darum beschloss ich, Anwalt zu werden“, erzählt der Jesuit.
Bettina Tiburzy