Theologie und Seelsorge verbinden: Das ist das große Anliegen von Pfarrer Stanislaus Chinliankhup. Bei all seinen Aufgaben zählt für den Priester immer die Nähe zum Menschen. Sie hat den 43-Jährigen nicht nur bei seinem pastoralen Dienst in der Diözese Imphal geleitet, sondern ist auch Richtschnur für seine Lehrtätigkeit am Oriens Theological College von Shillong, einem regionalen Ausbildungszentrum für künftige Priester aus Diözesen und Ordensgemeinschaften. Chinliankhup unterrichtet seit Februar 2018 hier. Seine Studenten kommen aus ganz Nordostindien und stammen aus den unterschiedlichsten der mehr als 200 Volksgruppen in der Region. Die Wertschätzung für die indigenen Kulturen gehört ebenso zum Profil der Hochschule wie ihre ethnische Vielfalt. Doch der Theologiedozent weiß, dass dieser Reichtum auch Spannungen birgt.
Das Evangelium kann die Reichen veranlassen, mit den Armen zu teilen, und die Armen stark machen, damit sie sich aus der Unterdrückung befreien.
Pfarrer Stanislaus Chinliankhup
Er versteht sich als Brückenbauer und möchte zwischen den verschiedenen Ethnien vermitteln, deren Kampf um Ressourcen, Landrechte und politische Teilhabe immer wieder eskaliert. So engagiert er sich für friedensstiftende Initiativen und bietet am College ein Peacebuilding Seminar an, das helfen soll, die Ursachen der Konflikte sowie Denk- und Handlungsmuster der anderen zu verstehen. Chinliankhup will seine Studenten bestmöglich begleiten, damit sie Missionare werden, die die befreiende Kraft des Evangeliums in die Welt tragen, Nächstenliebe leben und sich für Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen. Dazu gehört für ihn auch, dass er die jungen Männer, die in Shillong oft fernab ihrer Familien leben und lernen, besucht und ihnen seelsorglich beisteht. Für Studenten aus armen Familien hat er mit Unterstützung aus Deutschland ein Hilfsprojekt initiiert.
Sooft er kann, geht Chinliankhup in die Dörfer und liest dort die heilige Messe. Er will nah bei den Menschen und für andere da sein. „Meine Arbeit ist zu trösten und zu helfen, wann immer ich kann.“ Denn das bedeutet für ihn Mission: „Den Armen zur Seite stehen, die Kranken besuchen, die Einsamen trösten, vergeben, Zuversicht stiften, dankbar sein, sich um Gemeinschaft und den Schutz der Umwelt kümmern.“
Beatrix Gramlich
Gast im Monat der Weltmission 2019