Die Herausforderungen in seinem Bistum sind gewaltig. Der illegale Kohleabbau in den Jaintia-Bergen zerstört die Umwelt und fordert immer wieder Tote. Armut, Alkoholismus und Analphabetentum sind weit verbreitet. Mit großer Entschlossenheit geht Bischof Victor Lyngdoh, der das Bistum Jowai seit 2016 leitet, die Aufgaben an. Er möchte den Menschen helfen, für sich und ihre Kinder eine bessere Zukunft zu schaffen.
Rund 100.000 Katholiken leben in der Diözese Jowai im nordostindischen Bundesstaat Meghalaya. Bischof Victor kennt sich gut mit der Kultur der Menschen aus. Er selbst ist in den Jaintia-Bergen geboren und gehört zum Volk der Khasi. Diese indigene Volksgruppe folgt, wie auch andere Völker in der Region, der matrilinearen Erbfolge. Das bedeutet, Abstammung, Familienname und Besitz werden nur von der Mutter hergeleitet. Die jüngste Tochter erbt alles. Gesellschaftlich und politisch dominieren aber auch hier die Männer.
Es braucht Bildung, um Menschen eine ganzheitliche Entwicklung zu ermöglichen.
Bischof Victor Lyngdoh
Meghalaya ist reich an Bodenschätzen wie Kohle und Kalkstein. Tausende Menschen arbeiten in sogenannten Rattenloch-Kohleminen, um ihr Überleben zu sichern. Die Minen werden so genannt, weil sie extrem eng sind. Der Bundesstaat ist mit den Tunneln durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Die Arbeitsbedingungen in den oft mit einfachsten Mitteln gebauten Löchern sind lebensgefährlich. Die meisten Arbeiter, unter ihnen viele Migranten aus Nepal und Bangladesch, leben mit ihren Familien in einfachsten Hütten. Für viele Bergleute ist die Situation noch ernster geworden, seit der indische Umweltgerichtshof 2014 die unfachmännische Art des Kohleabbaus untersagt hat. Sie haben aufgrund des Verbots ihre Arbeit verloren. Vielerorts ging der Abbau jedoch heimlich weiter.
Bettina Tiburzy
Die Kirche versucht, den Menschen trotz der schwierigen Lage zu helfen. In entlegenen Regionen betreibt sie Schulen und Kindergärten. Auch für die medizinische Versorgung setzt sich die Kirche mit Gesundheitsstationen ein. Viele Arbeiter leiden unter Atemwegserkrankungen. Bischof Viktor möchte für die Menschen bessere Lebensperspektiven schaffen. „Mit unserer Evangelisierungsarbeit in den Bereichen Bildung und Gesundheit helfen wir vielen Menschen, ein besseres Leben führen zu können, spirituell und ökonomisch“, erklärt der 63-Jährige.
Gast im Monat der Weltmission 2019