Schon als Kind erlebte Chris Anthony Ogbonna, wie Konflikte schnell in Gewalt umschlugen. Er sehnte sich nach Frieden. Ogbonna wuchs im Erzbistum Jos im Norden Nigerias auf. Die Knappheit von Land und Weideflächen führt dort häufig zu Streit zwischen einheimischen Bauern und Viehhirten. Die Bauern gehören der Volksgruppe der Berom an und sind überwiegend Christen, die Hirten wiederum gehören der Gruppe der Fulani an und sind Muslime. Dadurch lädt sich der Konflikt rasch ethnisch und religiös auf. Dies führt immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen.
Heute ist Ogbonna Programmleiter des Dialogue, Reconciliation and Peace Centre (DREP). Der 36-jährige Kommunikationswissenschaftler entwickelt bereits seit neun Jahren Programme zur Friedensförderung in Nordnigeria. Im Zentrum seiner Arbeit steht der interreligiöse Dialog. „Damit der interreligiöse Dialog erfolgreich ist, braucht es eine Plattform des Austauschs und gegenseitigen Verständnisses.“ Und genau das bietet das Friedenszentrum in Jos. Das DREP ist ein Forum, in dem verschiedene Gruppen zusammenkommen, um präventiv Gewalt zu verhindern. Es ist ein mühsamer Weg, der einen langen Atem erfordert. Aber es lohnt sich. Davon ist Ogbonna überzeugt.
„Damit der interreligiöse Dialog erfolgreich ist, braucht es eine Plattform des Austauschs und gegenseitigen Verständnisses.“
- Chris Anthony Ogbonna
Im DREP organisiert er Gesprächsrunden, hilft Vertriebenen bei der Wiedereingliederung und betreut traumatisierte Menschen, die Opfer von Gewalt geworden sind. Alle drei Monate findet zudem ein Treffen zwischen Führungspersonen der verschiedenen ethnischen und religiösen Gemeinschaften statt.
Auch Regierungsvertreter nehmen daran teil. Konflikte können so frühzeitig angesprochen werden, bevor es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt. „Frieden ist ein Zustand der Ganzheit, in dem sowohl jeder Einzelne als auch Gruppen die gleichen Chancen haben, ihr Potenzial auszuleben – unabhängig von ihrer religiösen, ethnischen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Zugehörigkeit.“ Der Dialog bildet hierfür die entscheidende Grundlage. Chris Anthony Ogbonna weiß, dass es harte Arbeit erfordert. Aber seine jahrelange Erfahrung zeigt: Versöhnung ist möglich. Selbst unter den schwierigsten Umständen.
- Maya Knodel
Gast im Monat der Weltmission 2021