Immer wieder erreichen Erzbischof Marco Tin Win bedrückende Berichte über Luftangriffe, zerstörte Dörfer und hungernde Familien. Nur wenige Kilometer entfernt von seinem Bischofssitz tobt der Bürgerkrieg. Doch der 65-Jährige bleibt an der Seite der Menschen, hilft, so gut er kann, und macht Mut.
Seit 2019 leitet der Erzbischof die Erzdiözese Mandalay. Als Bischof in einem zerrissenen Land steht er täglich vor Herausforderungen: Gewalt, Hunger, Flucht und Naturkatastrophen. Besonders das verheerende Erdbeben im März 2025 hat tiefe Spuren hinterlassen. „Ich sah Menschen, die mit bloßen Händen in den Trümmern nach ihren Angehörigen gruben“, erzählt er. „Sie fragten: ‚Warum hat Gott uns das angetan?‘“ Er fühlt mit ihnen, mit ihrer Verzweiflung, dem Schmerz über den Verlust geliebter Menschen.
Solche Erfahrungen sind tief erschütternd. Diese Menschen sind
für mich bewunderswerte Vorbilder.
- Erzbischof Marco Tin Win
Gemeinsam mit Priestern, Ordensleuten und Freiwilligen organisiert Erzbischof Marco humanitäre Hilfe, Notunterkünfte und Bildungsangebote, besonders für junge Menschen, denen Perspektiven fehlen. Die Jugend liegt ihm besonders am Herzen. Dabei ist ihm wichtig, über religiöse Grenzen hinweg Brücken zu bauen. Der interreligiöse Dialog ist für ihn gelebter Alltag in einem Land, dessen spirituelles Erbe stark vom Buddhismus geprägt ist.
Gerade dieser kulturelle Reichtum bestärkt ihn in seinem nächsten Anliegen. In Zeiten von Krieg, Flucht und Naturkatastrophen wächst die Sehnsucht nach einem geschützten Ort der Heilung, des Schweigens und der inneren Erneuerung. „Solch ein Ort ist heute nötiger denn je“, erklärt Erzbischof Marco. „Daher möchte ich ein Meditationszentrum bauen, in dem verwundete Seelen Ruhe finden können und wo die Praxis der christlichen Meditation inmitten der Stürme des Lebens Frieden bieten kann.“
Was ihn zuversichtlich stimmt, ist der unerschütterliche Glaube seines Volkes. „Trotz aller Not bewahren sie ihre Würde. Sie teilen, beten, halten zusammen“, sagt Erzbischof Marco. „Es ist ein Geschenk, diesen Menschen als Hirte dienen zu dürfen.“
Bettina Tiburzy