Wenn Sr. Felix Aung ein abgelegenes Dorf erreicht, sind die Spuren des Konflikts oft sofort sichtbar: beschädigte Häuser, traumatisierte Menschen, erschöpfte Gesichter. Die Ordensfrau der Schwestern vom Guten Hirten geht dorthin, wohin kaum Hilfe gelangt. Sie besucht geflüchtete Familien in provisorischen Lagern, bleibt bei ihnen, hört zu und fragt nach dem, was sie am dringendsten brauchen.
Und sie macht den Menschen immer wieder Mut. In der schwer vom Bürgerkrieg gezeichneten Diözese Loikaw im Osten Myanmars arbeitet Sr. Felix mit lokalen Organisationen und kirchlichen Gruppen zusammen. Sie verteilt Lebensmittel, Kleidung und Medikamente, organisiert Schlafplätze. Aber genauso wichtig ist es, immer ein offenes Ohr zu haben. „Zuhören kann heilen“, sagt die 47-Jährige.
Als im März ein schweres Erdbeben Zentralmyanmar erschüttert, ist Sr. Felix sofort zur Stelle. Gemeinsam mit ihrer Gemeinschaft in Mandalay stellt sie Hilfsteams auf, organisiert Notunterkünfte und versorgt Verletzte. Sie beschafft Lebensmittel, Medikamente und Kleidung – oft unter schwierigen Bedingungen. Die Straßen sind in schlechtem Zustand, viele Orte nur schwer erreichbar, die Lage bleibt angespannt. Doch Sr. Felix bleibt, weil die Menschen sie brauchen.
Wir spenden Trost, hören zu und geben Hoffnung.
- Schwester Felix Chaw Su Su Aung
Die Herausforderungen sind riesengroß: Viele Kinder haben keinen Zugang zu Bildung, junge Frauen brauchen Schutz und Perspektiven. Sr. Felix begegnet ihnen mit Zuversicht, immer getragen von ihrem Glauben. „Gottes Nähe zeigt sich oft in kleinen Gesten“, sagt sie. „Wenn ein Kind wieder spielt, wenn eine Familie sagt: ‚Ihr Besuch hat uns neuen Mut gegeben.‘“
Ihre Kraft schöpft die Ordensfrau aus dem Vertrauen, dass Gott auch im Leid gegenwärtig ist. „Diese Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen“, sagt sie, und meint damit kein Vertrösten, sondern eine Haltung: füreinander da sein, teilen, mittragen. Genau das erlebt sie, wenn Menschen in den Lagern ihr letztes Brot teilen oder eine Mutter sagt: „Danke, dass Sie uns nicht vergessen haben.“
Bettina Tiburzy