Die Steyler Missionsschwester Angelina Gerharz, die seit 1968 in Ghana lebt und arbeitet, berichtet im ZDF-Gottesdienst von ihren Erfahrungen in Agbobloshie – der größten Elektroschrotthalde der Welt, die sich in Ghanas Hauptstadt Accra befindet.
Der Elektroschrott, dessen Weg sich von der Demokratischen Republik Kongo über Europa bis nach Ghana zieht, ist für sie ein Zeichen der „modernen Sklaverei“. Sie erzählt: „Die wertvollen Mineralien wie Gold und Coltan kommen aus der DR Kongo, der Elektroschrott landet dann bei uns in Ghana. Dieser Teufelskreis der Armut ist eine Form der Versklavung. Wenn die Kinder und Jugendlichen nicht den Slums entkommen können, dann werden die meisten in der Drogenwelt und Kriminalität landen.“
Und weiter: „Diese Menschen auf der Halde leben und arbeiten dort nur, weil sie keine andere Möglichkeit haben. Das Sammeln und Recyceln von Müll ist für sie die einzige Beschäftigung zum Geldverdienen. Aber es macht die Menschen krank, und das geringe Einkommen reicht nicht aus für eine gesunde Ernährung oder den Schulbesuch der Kinder. Nur wenn die Menschen aus diesem verseuchten Gebiet und der Sklaverei herauskommen, können sie ein neues Leben beginnen. Dafür müsste der Elektroschrott in den Herkunftsländern wie Deutschland recycelt und wiederverwertet werden.“
In Agbogbloshie: Elektroschrott, wohin das Auge blickt, Schmutz, Feuer und schwarze, dichte Qualmwolken. Sam schuftet auf der Elektroschrotthalde in Ghanas Hauptstadt Accra für sein Überleben. Stundenlang zieht er einen Magneten über den mit Quecksilber verseuchten Boden und sucht Metall.
Wie die meisten Müllsammler auf der Halde von Agbogbloshie kommt Sams Familie vom Land. Dort, wo auf den Feldern kaum noch etwas wächst und die Menschen immer mehr hungern. Doch auch in der Hauptstadt haben sie kein Essen und kein Glück gefunden – nur die Hölle auf Erden. Die Familien haben nichts – nur Schwester Angelina, und das ist ein großes Glück.
Denn am Rande von Agbogbloshie entsteht ein Zentrum für Kinder, die bislang auf der Elektroschrotthalde schuften mussten. Spenden von missio und der ZDF-Gala „Ein Herz für Kinder“ finanzieren das Projekt. „Hier wird es Gebäude mit fließendem Wasser und sauberen Toiletten geben“, berichtet Schwester Angelina Gerharz. Die Mädchen und Jungen werden hier Lesen und Schreiben lernen und jeden Tag eine warme Mahlzeit bekommen. Beim ersten Spatenstich für das Zentrum strahlten die Augen der Kinder, als sie zum Spaß Bauhelme aufsetzen durften. Vielleicht werden sie selber einmal Bauarbeiter, Architektin oder Lehrer. Die Chancen für eine bessere Zukunft stehen ab jetzt gut.
ZDF-Fernsehgottesdienst am 29. Oktober um 9.30 Uhr mit missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener, Pfarrer Rainer Thoma und Schwester Angelina Gerharz