KNA-Redakteur Harald Oppitz besuchte die Elektroschrotthalde Agbogbloshie im Herbst 2024 und lernte dort Yaro kennen, der um seine Zukunft und die seiner Familie kämpft. Er will raus – und hat einen Plan.
Kinder spielen zwischen brennenden Kabeln, Männer schlagen Motoren auseinander, giftiger Rauch hängt über dem Viertel. Agbogbloshie, ein Stadtteil von Ghanas Hauptstadt Accra, ist zu einem Symbol dafür geworden, wohin unser Elektroschrott führt. Hier werden alte Computer, Fernseher und Kühlschränke aus Europa zerlegt – per Hand, ohne Schutz, unter der Sonne Afrikas.
Barfuß durch schwarzen Schlamm
Als ich die Halde betrete, dröhnt das Hämmern von Metall in meinen Ohren. Überall liegt Schrott – in der Luft mischt sich der Geruch von Altöl, Plastik und verbranntem Kupfer. Dazwischen kocht eine Frau Suppe aus Hühnchenresten, Kinder waten barfuß durch schwarzen Schlamm. Es ist schwer, hier den Überblick zu behalten – alles bewegt sich, alles lärmt, alles riecht nach Verfall.
Yaro - einer, der nicht aufgibt
In diesem Chaos begegnete ich Yaro. Ein stiller, aufrechter Mann mit wachem Blick. Er führte uns sicher durch das Gelände, zeigte uns, wo der Rauch besonders giftig ist, wo man treten kann, ohne im Morast zu versinken. Früher hatte er es geschafft, diesem Ort zu entkommen. Mit seiner Frau und seinen Kindern zog er in den Norden, fand Arbeit in einer Recyclingfirma. Doch die Firma musste schließen, und so blieb ihm nur die Rückkehr in den Schrott.
Yaro weiß, dass er hier keine Zukunft hat. Trotzdem arbeitet er Tag für Tag, weil ihm nichts anderes bleibt. Wenn er Glück hat, verdient er an einem guten Tag fünf Euro – genug, um seine Tochter in der Schule zu halten, aber zu wenig, um etwas aufzubauen. Seine Hände sind vernarbt vom Metall, seine Stimme ruhig, fast gelassen, wenn er davon erzählt.
Ein Ort für Kinder – und ein letzter Rest Hoffnung
Am Rand der Halde betreiben Steyler Missionarinnen das Kinderschutzzentrum "City of God". Hier können Kinder tagsüber lernen, spielen und einfach Kind sein – für viele ist es der einzige Ort ohne Rauch und Gefahr. Yaros jüngste Tochter könnte hier einen Platz finden. Doch er sagt, er wolle, dass sie nicht in der Nähe des Schrotts aufwächst, sondern in seiner Heimatstadt Tamale eine Zukunft hat.
Yaro kämpft auf der Elektroschrotthalde in Accra um seine Zukunft und die seiner Familie.
Er träumt davon, in Tamale ein kleines Recyclinggeschäft zu gründen – fernab vom Müll, mit einem sicheren Einkommen und einer Perspektive für seine Familie. Dafür braucht er ein Lastenmotorrad, um Materialien zu transportieren. Es kostet rund 1.500 Euro, eine unvorstellbare Summe für jemanden, der vom Kupferbrennen lebt.
Eine Chance für ein neues Leben
Wenn man ihn sieht, wie er sich durch den Rauch bewegt, dann spürt man: Yaro will kein Mitleid, er will eine Chance.
Yaro ist überzeugt, wenn er ein solches Lastenmotorrad hätte, könnte er sein eigenes kleines Business im Norden des Landes gründen.
Yaro will kein Mitleid, er will eine Chance.
Ein Lastenmotorrad für Yaro
Harald Oppitz hat eine Spendenaktion gestartet, um die 1.500 € für ein Lastenmotorrad für Yaro zusammen zu bekommen.