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David Cranz
Barby (Heinrich Detlef Ebers) und Leipzig (Weidmans Erben und Reich) 1765
[32 ungez. Bl.] + 1132 S. + [26 ungez. Bl.], zahlr. Kupferstiche, Karte
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-23-(32)
Die pietistische Brüdergemeine begann 1732 mit großer Energie ihre Missionstätigkeit in der Atlantischen Welt und gründete unter anderem in Grönland (1733), Georgia (1735), Suriname (1738) und Dänisch-Westindien (1738) Missionsstationen.(1) Im Gegensatz zu katholischen Orden sowie anglikanischen Missionsgesellschaften verzichtete sie zunächst jedoch bewusst auf jegliche Missionspublizistik.(2) Die Brüdergemeine wollte ihren zahlreichen Kritikern keine zusätzliche Angriffsfläche bieten, da sie sich in den 1740er Jahren mit massiven Sektenvorwürfen konfrontiert sah, die primär durch die (sexuellen) Ausschweifungen während der sogenannten Sichtungszeit ausgelöst worden waren.(3) Erst 1759 erörterte die Brüdergemeine den Plan, eine Geschichte der brüdereigenen Mission zu publizieren, wobei der erste Band Grönland gewidmet sein sollte.(4) Das charismatische Haupt der Brüdergemeine, Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760), schlug als Autor seinen ehemaligen Sekretär vor, David Cranz (1723-1777).(5)
Der 1723 in Naugard (Hinterpommern) geborene Cranz kam während seines Theologie-studiums in Halle mit der Brüdergemeine in Kontakt und wechselte 1740 in das theologische Seminar der Brüdergemeine in Herrnhaag.(6) Von 1747 bis 1755 stand er als persönlicher Sekretär im Dienst Zinzendorfs und begleitete den Grafen beispielsweise nach Großbritannien, wo die Brüdergemeine seit 1749 als Kirche offiziell anerkannt war.(7) Für publizistische Aufgaben empfahl er sich jedoch vor allem mit seinem 1757 verfassten Bericht über eine Reise durch Graubünden, den er Zinzendorf widmete.(8) Graf Zinzendorf verstarb indes überraschend am 9. Mai 1760 und erlebte somit die Abreise seines Protegés und ehemaligen Sekretärs nach Grönland nicht mehr. Cranz reiste im Frühjahr 1761 von der Ortsgemeinde Barby über Kopenhagen nach Grönland, wo er im August ankam. In den folgenden 14 Monaten erkundete er von der Missionsstation Neu-Herrnhut aus das Land und bemühte sich, die Sprache der Inuit zu lernen, ehe er im September 1762 die Rückreise antrat. Cranz schloss die Arbeit am Manuskript bereits im Frühjahr 1764 ab, woraufhin die Generalsynode der Brüdergemeine es penibel prüfte und letztlich für den Druck freigab.(9)
Die „Historie“ war bei ihrem Erscheinen im Jahr 1765 keinesfalls die erste, jedoch die umfangreichste und präziseste Beschreibung Grönlands.(10) Cranz thematisiert im ersten Drittel seines Werks unter anderem Klima, Flora und Fauna Grönlands sowie Lebensgewohnheiten und Sprache der Inuit (S.1-400). Die verbleibenden zwei Drittel widmet er der Geschichte der Herrnhutermission in Grönland sowie der Struktur der Missionsstationen (S. 401-1132). Cranzʼ Ausführungen zielten auf ein breites, heterogenes Publikum, weshalb er eine Sprache wählte, die Rezensenten als „verständlich und unterhaltend“ lobten.(11) Zugleich verzichtete Cranz als Theologe darauf, die zeitgenössischen Methoden der Naturwissenschaften, wie beispielsweise das Klassifikationssystem von Linné, anzuwenden. Zentrales Anliegen der Historie war es, einer breiten Öffentlichkeit die kostspielige Missionstätigkeit der Brüdergemeine als erfolgreiches Unternehmen zu präsentieren. Entsprechend legte Cranz darauf Wert, die Zahl der getauften Inuit sowie der Kommunikanten exakt zu benennen.(12)
Cranzʼ „Historie“ wurde im protestantischen Europa breit rezipiert. 1767 legte die brüdereigene, in London ansässige „Society for the Furtherance of the Gospel among the Heathen“ (SFG) eine englische Übersetzung vor, die durchweg positive Resonanz fand.(13) Zu den prominenten Lesern zählten Captain James Cook (1728-1779), der spätere Präsident der Royal Society Joseph Banks (1743-1820) sowie der Londoner Bischof Beilby Porteus (1731-1801). Letzterer betonte gegenüber dem Sekretär der SFG, Christian Ignatius LaTrobe (1758-1836), welch „pleasure he had felt in reading the Greenland History“.(14)
Im Jahr 1767 erschien außerdem eine niederländische Übersetzung der „Historie“, gefolgt von einer schwedischen Ausgabe 1769. Angesichts des großen Erfolgs forderten besonders die Herrnhuter in Großbritannien weitere Publikationen „after the manner of Crantze´s history of Greenland” und stießen bei den Leitungsgremien der Brüdergemeine auf offene Ohren.(15) 1777 veröffentlichte Christian G. A. Oldendorp seine „Historie der caribischen Inseln“(16), Georg Heinrich Loskiel legte 1789 eine „Geschichte der Mission der Evangelischen Brüder unter den Indianern in Nordamerika“ vor.(17) Cranz hingegen publizierte 1770 für den deutschsprachigen Markt eine zweite, um 360 Seiten erweiterte Auflage.
Cranz litt zeitlebens an einer chronischen Krankheit, die ihn jedoch nicht davon abhielt, zusätzlich zu seiner Arbeit an der erweiterten Zweitauflage der „Historie von Grönland“ andere Aufgaben zu übernehmen.(18) 1771 publizierte er eine voluminöse Darstellung der Geschichte der Brüdergemeine; den Auftrag zu diesem Werk hatte er bereits 1764, d.h. ein Jahr vor Erscheinen der „Historie von Grönland“, von der Generalsynode der Brüdergemeine erhalten.(19) Außerdem war Cranz seit 1766 seelsorgerisch tätig: zunächst fungierte er in Rixdorf bei Berlin als Prediger, seit 1771 im schlesischen Gnadenfrei. Cranz verstarb am 6. Juni 1777 im Alter von 54 Jahren während einer Reise. Er ist in Gnadenberg beigesetzt.(20)
Thomas Dorfner
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(1) Die Brüdergemeine als globale Gemeinschaft analysiert Mettele, Gisela: Weltbürgertum oder Gottesreich. Die Herrnhuter Brüdergemeine als globale Gemeinschaft 1727-1857 (Bürgertum. Neue Folge 4). Göttingen 2009.
(2) Zu den Bedenken der Brüdergemeine siehe Mettele, Gisela: Global Communication among the Moravian Brethren. The Circulation of Knowledge and its Structures and Logistics. In: Friedrich, Markus und Schunka, Alexander (Hgg.), Reporting Christian Missions in the Eighteenth Century. Communication, Culture of Knowledge and Regular Publication in a Cross-confessional Perspective (Jabloniana 8), Wiesbaden 2017, S. 149-168, hier S. 157f.
(3) Zur Fremdwahrnehmung der Brüdergemeine siehe Dorfner, Thomas: Von „bösen Sektierern“ zu „fleißigen Fabrikanten“. Zum Wahrnehmungswandel der Herrnhuter Brüdergemeine im Kontext kameralistischer Peuplierungspolitik (ca. 1750-1800). In: Zeitschrift für Historische Forschung 45/2 (2018), S. 283-313; die Sichtungszeit analysiert kenntnisreich Peucker, Paul: The Time of Sifting. Mystical Marriage and the Crisis of Moravian Piety in the Eighteenth Century. University Park, PA 2015.
(4) Jensz, Felicity: Overcoming Objections to Print. The Moravian „Periodical Accounts“ and the Pressure of Publishing in Eighteenth Century Britain. In: Journal of Moravian History 15 (2015), S. 1-28.
(5) Zu Zinzendorfs Leben siehe die Meyer, Dietrich: Zinzendorf und die Herrnhuter Brüdergemeine. 1700-2000, 2. Aufl., Göttingen 2009. S. 5-62.
(6) Zu Cranzʼ Vita siehe Noller, Matthias: Kirchliche Historiographie zwischen Wissenschaft und religiöser Sinnstiftung. David Cranz (1723-1777) als Geschichtsschreiber der Erneuerten Brüderunität (Jabloniana 6), Wiesbaden 2016, S. 23-42.
(7) Vgl. zur Brüdergemeine in Großbritannien Podmore, Colin: The Moravian Church in England, 1728-1760. Oxforn 1998.
(8) Cranz, David: Reise durch Graubünden im Jahre 1757. Ein Zeugnis aus der Geschichte der Herrnhuter in der Schweiz, hrsg. v. Holger Finze-Michaelsen, Zürich 1996.
(9) Noller: Kirchliche Historiographie, S. 48f.
(10) Vgl. beispielsweise Egede, Hans: Beschreibung der Natur-Geschichte von Grönland, Berlin 1763.
(11) Allgemeine deutsche Bibliothek 4 (1767), S. 213.
(12) Vgl. exemplarisch Cranz: Historie von Grönland, S. 1089.
(13) Zur Rezeption siehe Jensz, Felicity: The Publication and Reception of David Crantz´s History of Greenland. In: The Library 13 (2012), S. 457-472.
(14) Die Aussage ist im Tagebuch des Herrnhuters Christian Ignatius LaTrobe (1758-1836) überliefert. Christian Ignatius La Trobe journal, 15.5.1788. John Rylands Library Manchester, MS Eng. 1244, fol. 18r.
(15) Benjamin LaTrobe an die Unitätsältestenkonferenz, 7.3.1774 [Abschrift]. Moravian Archives Bethlehem, Missions & Other Provinces, MissLabr., 007160.
(16) Zu Oldendorps Werk siehe den Beitrag von Markus Alexander Scholz in diesem Band.
(17) Loskiel, Georg Heinrich: Geschichte der Mission der Evangelischen Brüder unter den Indianern in Nordamerika, Barby 1789.
(18) Vgl. Heinz, Daniel: Art. Cranz, David. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 16 (1999), Sp. 334-336.
(19) Cranz, David: Alte und neue Brüder-Historie oder kurz gefaßte Geschichte der Evangelischen Brüder-Unität, hg. v. Gerhard Meyer. Hildesheim/New York 1973.
(20) Zur seelsorgerischen Tätigkeit vgl. den Lexikonartikel von Heinz: Cranz, Sp. 334-336.
Agnes Nanogak (Malerin)
Aachen (missio) 1980
15 Blätter, Ringbindung
Provenienz: mikado
Signatur: 00-24-42/(1981)
Athanasius Kircher SJ
Amsterdam (Jan Jansson van Waesberge & Elizeus Weyerstraet) 1667
[9 ungez. Bl.] + 237 S. + [11 ungez. S., v.a. Index], 82 Kupferstiche, davon 22 ganzseitig und 2 große Karten.
36,7 x 25 cm, Pergamenteinband des 17. Jhs.
Provenienz: Altbestand mikado
Signatur: 28-20-71
Die China illustrata Athanasius Kirchers ist fraglos das prachtvollste Werk, das auf dem europäischen Buchmarkt des 17. Jahrhunderts über China erschien. Es gilt heute als Anfang der westlichen Sinologie. Sein Entstehen wäre ohne die Forschungstätigkeit in und die zahlreichen Berichte aus den Missionen des Jesuitenordens nicht möglich gewesen, denn sein Autor hatte sich zwar 1630 für eine Verwendung in der Chinamission beworben, Europa aber zeitlebens nicht verlassen.
Athanasius Kircher (Geisa 1602 – 1680 Rom) trat der Gesellschaft Jesu 1618 bei und erhielt 1628 die Priesterweihe, bevor es ihn nach kurzer Lehrtätigkeit an verschiedenen Gymnasien in Deutschland in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs nach Avignon und Rom verschlug. 1634–1650 bekleidete er eine Professur für Mathematik, Physik und orientalische Sprachen am Collegio Romano, nach 1650 war er dort von allen Lehrverpflichtungen befreit und arbeitete an seinen wissenschaftlichen Werken, oft umfangreiche Enzyklopädien zu einem bestimmten Fachgebiet. Kircher galt als verlässliche Nachrichtenzentrale zum Sammeln, Bearbeiten und Weiterleiten von neuen Erkenntnissen; Neuigkeiten von Jesuiten aus allen Teilen der Welt liefen in der Ordenszentrale ein und standen ihm zur Verfügung.
Ein Originalwerk im eigentlichen Sinne ist die China illustrata allerdings nicht. Kircher ist über weite Strecken Kompilator, Editor, Kommentator und Interpret von Texten anderer, wobei die grundlegenden Theorien der einzelnen Kapitel jeweils von ihm an das Material herangetragen werden. Der Band enthält Beiträge von Johann Adam Schall von Bell (1591–1666), Martino Martini (1614–1661), Michael Boym (1612–1659), Giovanni Filippo Marini (1608–1682), Johannes Grueber (1623–1680) und Heinrich Roth (1620–1668), Jesuiten, die in China am Kaiserhof missionierten und wissenschaftliche Erfolge in der Astronomie oder Botanik vorzuweisen hatten oder die Weiten Innerasiens bereist und Dinge und Gegenden gesehen hatten, die noch kein Europäer zuvor sah.
Das Buch ist in sechs Abschnitte unterteilt. Es beginnt mit einem Bericht über die Stele von Ch'ang-an (Sian), eine 1625 entdeckte Steininschrift in syrischer und chinesischer Sprache, die darüber Zeugnis ablegte, dass das Christentum bereits im 8. Jahrhundert in China Einzug gehalten hatte. Der zweite Abschnitt berichtet über Reisewege nach China mit Übernahmen aus Trigaults De Christiana expeditione apud Sinas, der dritte über die „Abgötterei“, wobei Kircher hier auch Heinrich Roths Ausführungen über das Sanskrit bringt. Der vierte Abschnitt behandelt die Wunder der Natur und der Kunst, der fünfte ist der Architektur Chinas gewidmet, während Kircher im letzten Abschnitt nochmals auf Sprache und Schrift der Chinesen zurückkommt und die Thesen vertritt, dass die chinesischen Schriftzeichen von den Hieroglyphen abzuleiten seien, wie überhaupt China nach der Sintflut von Ägypten aus besiedelt worden sei.
Erschienen ist die China illustrata 1667 in der lateinischen Erstausgabe bei Jan Jansson van Waesberge und Elizeus Weyerstraet in Amsterdam. Jansson hatte Kircher schon 1661 die Druckrechte an allen seinen noch folgenden Werken abgekauft und sorgte für deren hervorragende Ausstattung. Schon 1668 publizierte Jansson eine niederländische Übersetzung der China illustrata und 1670 die zweite lateinische Auflage. 1669 und 1673 erschien das Werk bei Ogilby in London in englischer, 1670 bei d'Alquiès in französischer Übersetzung. 1667 war ebenfalls eine (seltene) lateinische Ausgabe bei Jacobus van Meurs in Amsterdam erschienen, die in vielen Details von der Janssons abweicht. In ihr wird zudem eine (nicht nachgewiesene) römische Ausgabe erwähnt.
Unter den vielen Abbildungen des Bandes ist das Frontispiz von besonderem Interesse. Auf Wolken schweben, von Engeln begleitet, Ignatius von Loyola (1491–1556) als Gründer des Jesuitenordens und Franz Xaver (1502–1552) als erster Jesuitenmissionar in Asien. Als Heilige sind sie der irdischen Sphäre entrückt und genießen bereits das Licht der göttlichen Sonne, die, von Engelscharen umgeben, in der Mitte des oberen Randes aus den Wolken hervorbricht. Der Sonne einbeschrieben ist das Christussignet "IHS" in der Form, wie es in der Gesellschaft Jesu benutzt worden ist. Eine Ebene darunter steht die "zweite Generation" der Missionare, rechts Matteo Ricci (1552–1610), der Gründer der neuen Chinamission, und links, in der Tracht eines chinesischen Mandarins, Johann Adam Schall von Bell (1592–1666). Auch sie trifft noch ein Strahl des göttlichen Lichtes. Hinter der Karte Chinas, die sie gemeinsam hochhalten, öffnet sich der Blick in eine exotische Landschaft. Beide Figuren sind auf eine Terrasse gestellt, an deren Fuß rechts einige astronomische und mathematische Gerätschaften versammelt sind; hinter ihnen ragen die Säulen einer antik anmutenden Tempelarchitektur auf.
Bei Erscheinen des Bandes tobte in Europa bereits der "Ritenstreit", begonnen 1645, nach dem Tod Schall von Bells im Vorjahr sich verschärfend und ein gutes Jahrhundert andauernd. In diesem Streit ging es wesentlich um die jesuitische Missionsmethode der Akkomodation: Ist es statthaft, Glaubenswahrheiten in fremde Sprachen zu übersetzen und diese sogar als Liturgiesprachen einzusetzen? Durften konfuzianische Riten im Rahmen des Gottesdienstes geduldet werden? Durften Priester die Kleidung von ausländischen Würdenträgern tragen? Das Frontispiz betont gegen die Kritiker den völligen Einklang der jesuitischen Missionspraxis mit der Glaubenswahrheit: Schall von Bell und Ricci erhalten gleichsam von höherer Stelle Dispens für ihr Vorgehen.
Frank Pohle
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China Illustrata (3.2.2020).
Beinlich, Horst u.a. (Hg.): Magie des Wissens. Athanasius Kircher 1602-1680. Universalgelehrter – Sammler – Visionär, Dettelbach 2002.
Diccionario histórico de la Compañia de Jésus, Madrid 2001, Bd. III, S. 2196-2198 (Kircher).
Fletcher, John (Hg.): Athanasius Kircher und seine Beziehungen zum gelehrten Europa seiner Zeit (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 17), Wiesbaden 1988.
Godwin, Joscelyn: Athanasius Kircher. A Renaissance Man and the Quest for Lost Knowledge, London 1979.
Gómez de Liaño, Ignacio: Athanasius Kircher. Itinerario del éxtasis o Las imágenes de un saber universal, Madrid 1986.
Hauschild, Rudolf: Die erste Publikation der indischen Nagari-Schriftzeichen in Europa durch Athanasius Kircher und Heinrich Roth. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, geschichtliche und sprachwissenschaftliche Reihe 5 (1955/56), S. 499-520.
Die Jesuiten in Passau. Schule und Bibliothek 1612–1773. 375 Jahre Gymnasium Leopoldinum und Staatliche Bibliothek Passau, Passau 1987, S. 404f., Nr. 137.
Koch, Ludwig: Jesuiten-Lexikon. Die Gesellschaft Jesu einst und jetzt, Paderborn 1934, Sp. 983f. (Kircher).
Krafft, Fritz: Art. Kircher. In: NDB 11 (1977), Sp. 641-645.
Reilly, Conor: Athanasius Kircher SJ, Master of a Hundred Arts (1602–1680) (Studia Kircheriana 1), Wiesbaden/Rom 1974.
Szczesniak, Baleslaw: Athanasius Kircher's China Illustrata. In: Osiris 10 (1952), S. 385-411.
Stadt Rastatt (Hg.): Universale Bildung im Barock. Der Gelehrte Athanasius Kircher. Eine Ausstellung der Stadt Rastatt in Zusammenarbeit mit der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, Rastatt; Karlsruhe 1981.
Walravens, Hartmut: China illustrata. Das europäische Chinaverständnis im Spiegel des 16.–18. Jahrhunderts. Ausst.-Kat. Wolfenbüttel 1987 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek 55), Weinheim 1987, S. 94-97, Nrn. 18/19.
Álvaro de Benavente
o.O. o.J. [ca. 1707-1710]
[16 ungez. S.]
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-85-(4)
in quibus sinensis regni mores, leges, atque instituta, & novae illius Ecclesiae difficillissima primordia accurate & summa fide describuntur. Editio recens ab eodem Auctore multis in locis aucta & recognita. Permissu Superiorum & Consensu Authoris.
Nicolas Trigault SJ
Köln (Bernhard Gualterus) 1617
[16 ungez. S.] + 712 S. + [22 ungez. Indexseiten] 176 S., IHS-Vignette auf dem Titelblatt, sonst keine Abbildungen; Kupfertitel fehlt.
Ledereinband des 17. Jhs., IHS-Signet in ovalem Strahlenkranz, hinten Maria auf der Mondsichel, beide in ovalem Strahlenkranz, aufwendiger Goldschnitt
Provenienz: Jesuitenkolleg Münster >Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-84-(7)
Domingo Fernández de Navarrete
Madrid (Imprenta Real) 1676
[22 ungez. S.], 518 S., [26 ungez. S.]
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-85-(43)
[Philippe Couplet SJ]
Paris (Étienne Michallet) 1688
153 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-84-(84)
o. Verf.
o.O. o.J. [1937 oder 1938]
11 S., zahlr. Abb., Karte
Provenienz: Altbestand mikado
Signatur: X 434
o. Verf.
2. Aufl. St. Ottilien 1974
129 S., Abb.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-77-(39)b
Münster (Michael Dalius) 1627
[2 ungez. Bl.] + 177 S. + [2 ungez. S.]
Karl Stengel OSB
[Augsburg] 1658
[4 ungez. Bl.] + 153 S. + [10 ungez. S.], zwölf ganzseitige Kupferstiche und ein Holzschnitt
20,3 x 15,7 cm, Ledereinband
Provenienz: Conrad Thinen, Schüler des Gymnasiums der Benediktiner in (Mönchen-)Gladbach; Fr. Bruno Lanis OSB, Lehrer der Syntaxklasse am Gymnasium der Benediktiner in (Mönchen-)Gladbach; J. A. Hornungs (1817) > Bibliotheca Missionum SJ > mikado. – Bemerkung auf der Innenseite des Deckels: „Zwei Werke, beide sehr selten“.
Signatur: M-75-(154)
Ortus, progressus, incrementa & maxime quae a PP. Soc. Iesu ibidem in dictae fidei plantatione ac propagatione ad annum usque M.D.C. gesta atque exantlata sunt non minus vere quam eleganter recensentur. Additae sunt paßim earundem regionum et eorum quae ad eas pertinent tam chronographicae quam historicae descriptiones. Opus nunc primum a M. Martino Martinez e gallico in latinum sermonem translatum.
Pierre du Jarric SJ
4 Bde. Köln (Peter Henning) 1615
[3 ungez. Bl.] + 794 S. + [21 ungez. Bl.]; 808 S. + 12 ungez. Bl.]; [9 ungez. Bl.] + 653 S. + [2 ungez. Bl.]; 611 S. + [8 ungez. Bl.], Titelkupfer.
17 x 11,2 cm, Ledereinband
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M 46 (2)1-4
den Christlichen Glauben in denselben bißher unbekantden Landen zuverkünden einen anfang zu machen mit unglaublicher Mühe und Arbeit im 1624. Jahre verrichtet. Den guthertzigen Gottes Ehr und Christlichen Glaubens außbraitung eyferig liebenden Teutschen zugefallen. Auß Spanischer Sprach in die Teutsche ubergesetzt
[António Freire de Andrade SJ]
Augsburg (Aperger) 1627
[28 ungez. S.]
Provenienz: Jesuitenkonvent Blyenbeck > Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-46-(12)
Charles Dellon
o.O. 1688
[8 ungez. S.], 182 S., einige Illustrationen
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-100-(19)
Das Buch „Inquisition von Goa. Auß dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzt und mit schönen Kupfern gezieret“ des französischen Arztes Charles Dellon (um 1648-1709), das auf den ersten Blick etwas unscheinbar wirkt, ist ein wahrer Schatz für die Untersuchung der portugiesischen Inquisition in Indien. Das Buch ist ein 182 Seiten umfassender Reisebericht, der 1687 in Leiden durch Daniel Gaasbeek mit dem Originaltitel Relation de L’Inquisition de Goa zum ersten Mal veröffentlicht wurde.(1) Bereits ein Jahr später erschien er in deutscher, englischer und niederländischer Übersetzung und wurde das gesamte 18. Jahrhundert hindurch immer wieder in neuer Bearbeitung herausgegeben.(2) Die deutsche Ausgabe von 1688, die in der Ausstellung gezeigt wird, enthält keinen Hinweis auf den Herausgeber, Übersetzer oder Ort des Erscheinens, eine französische Ausgabe war jedoch im selben Jahr durch Christoph Salfelden, den Buchdrucker des Kurfürsten von Brandenburg, im Reich in Umlauf gebracht worden.(3)
Das Buch hatte durchschlagenden Erfolg und faszinierte Leserinnen und Leser derart, dass es zu Neuauflagen Anlass gab. Selbst im 19. und 20. Jahrhundert fand das Buch immer wieder Interesse und erschien in Neuauflagen, mit wissenschaftlicher Kommentierung, wie zuletzt durch Charles Amiel und Anne Lima 1997.(4)
Der Grund für den anhaltenden Erfolg des Buches ist zweifellos sein Inhalt. Neben Beschreibungen seiner Reise und verschiedener, vor allem indischer Regionen, die Charles Dellon besuchte, beschreibt er den Inquisitionsprozess, den die portugiesische Inquisition gegen ihn durchführte. Dieser Bericht ist von großer Relevanz, da er explizit die Ungerechtigkeit, Willkür und Brutalität der portugiesischen Inquisition hervorhebt. Detailliert schildert Dellon seine Verhaftung und Anklage 1674 durch Manuel Furtado de Mendonça, den Gouverneur von Daman, und beschreibt in Kapitel X wie persönliche Motive bei seiner Verhaftung eine wichtige Rolle spielten.(5) Die Verbrechen, die ihm zur Last gelegt wurden, waren das Leugnen der Wirksamkeit der Taufe, Blasphemie und Kritik an der Inquisition. Er wurde exkommuniziert, sein Besitz konfisziert und er zu fünf Jahren Haft, teilweise auf Galeeren, verurteilt.(6) Nach seiner Befreiung konnte Dellon seine Studien in Frankreich beenden und trat bald in den Dienst des Prinzen von Conti ein.)7)
Der Bericht Dellons ist packend geschrieben, mit sehr genauen Beschreibungen der Orte, an denen er sich aufhielt, und der Mitgefangenen, denen er oft mit Empathie begegnete. Durchgehend ist die Kritik an der Inquisition zu vernehmen, beispielsweise, wenn er darauf verweist, dass viele, die auf Galeeren schuften mussten, durch die Inquisition verurteilt waren.(8) Die Schilderungen Dellons sind nicht unumstritten, so wurde der Verdacht geäußert, dass sein Bericht zumindest teilweise erfunden sei, was jedoch den Erfolg des Werkes nicht schmälerte.(9)
Das hier ausgestellte Exemplar verfügt über sechs Abbildungen, jedoch scheinen ursprünglich mehr vorhanden gewesen zu sein, so wurde zwischen den Seiten 118 und 119 eine Abbildung herausgeschnitten. Ein besonders beeindruckendes Bild ist zwischen den Seiten 122 und 123 platziert. Darauf sind die verurteilten Häretiker abgebildet, die der weltlichen Gerichtsbarkeit überantwortet und verbrannt werden. Die Bebilderung lässt Dellons Schilderungen plastischer erscheinen und unterstützt seinen Inhalt und seine Kritik an der Inquisition.
Die Ungerechtigkeit der Inquisition, die ein System von Denunziationen und falschen Beschuldigungen begünstigte, ist das dominierende Thema des Berichtes. Kein Wunder, dass er vor allem in den protestantischen Ländern und Regionen eine rege Nachfrage erfuhr. Die rasche Übersetzung des Berichtes ins Englische, Deutsche und Niederländische muss sicherlich im Kontext einer publizistischen Propaganda gegen die katholische Kirche und die Inquisition gesehen werden. Im Gegenzug landete der Bericht 1690 auf dem Index des Vatikans für verbotene Bücher, was zeigt, dass er als gefährlich eingestuft wurde.(10) Das verhinderte jedoch nicht seine Ausbreitung. So diente der Bericht später wohl als Inspiration für die 1759 erschienene Satire Voltaires Candide.(11)
Julia Exarchos
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(1) Vgl. Amiel, Charles/Lima, Anne: L’Inquisition de Goa. La relation de Charles Dellon (1687). Étude, édition & notes, Paris 1997, S. 13-14; Charles Dellon hatte bereits 1685 einen Bericht über seine Reise veröffentlicht: Dellon, Charles: Relation d'un voyage des Indes orientales et Traité des maladies particulières aux pays orientaux, Paris 1685.
(2) Siehe dazu als Überblick: Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa, S. 11-23.
(3) Vgl. Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa, S. 19-21.
(4) Vgl. Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa.
(5) Vgl. Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa, S. 39-43.
(6) Siehe dazu: Vangipurapu, Ira: Charles Dellon’s Relation de l’Inquisition de Goa as a Site of Conflict between a Theocentric and an Anthropocentric World, in: Arellano, Ignacio/ Mata, Carlos (Hgg.): St Francis Xavier and the Jesuit Missionary Enterprise. Assimilations between Cultures / San Francisco Javier y la empresa misionera jesuita. Asimilaciones entre culturas, Pamplona 2012, S. 295-303, hier S. 299-301.
(7) Zum Leben Charles Dellons siehe Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa, S. 41-60.
(8) Vgl. Dellon, Charles: Inquisition von Goa. Auß dem Frantzösischen in das Teutsche übersetzt und mit schönen Kupfern gezieret, 1688, S. 166.
(9) Siehe dazu: Amiel/Lima: L’Inquisition de Goa, S. 75-92.
(10) Vgl. Vangipurapu, Charles Dellon’s Relation de l’Inquisition, S. 299.
(11) Vgl. Voltaire, Candide and Related Texts, hg. v. David Wotton, Indianapolis/Cambridge 2000, S. 13.
la religion, le gouvernement, les coûtumes & le commerce de chaque païs, avec les figures, les poids, & la valeur des monnoyes qui y ont cours. Premiere Partie, où il n’est parlé que de la Turquie & de la Perse.
Jean Baptiste Tavernier
Paris 1679
782 S., zahlreiche Illustrationen, Karte
Provenienz: Johann Adolph Sinsteden (1729-1820) > Bibliotheca Missionum SJ > Mikado
Signatur: M-60-(12a)
Charles de Foucauld
Rabat (Imprimerie Foch) 1938
150 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-110-(28)
Hubert Gundolf
St. Ottilien (EOS) 1984
210 S., Ill.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-116-(115)
Maurus Hartmann OSB
St. Ottilien 1894
24 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-116-(11)
Johannes Antonius Cavazzi OFMCap
München (Johann Jäcklin) 1694
1030 S., 11 ungez. Bll.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-120-(2)
Für einige Länder Afrikas war die mit der Kolonisierung des 19. Jahrhunderts einhergehende Missionierung nicht die erste Begegnung mit dem Christentum. So gab es bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein großes christliches Königreich im Herzen Afrikas, dessen Herrscher, der Mwani (= König) Kongo als Christ den Namen Afonso trug und ebenbürtigen Kontakt mit dem Päpstlichen Stuhl und der portugiesischen Krone suchte. Der erste Kontakt entstand durch den portugiesischen Seefahrer Diogo Cão, der 1482 von Portugal zur Umrundung des afrikanischen Kontinents aufbrach, die Kongomündung und nach einem weiteren Abstecher ins Landesinnere den prächtigen Königshof des Mwani Kongo „entdeckte“ und nach der Rückkehr von seiner Reise voll Staunen darüber in der Heimat berichtete. Auf seiner zweiten Reise 1491 nahm er katholische Missionare mit – und in der Folge wurde aus der Stadt des Mwani Kongo, im heutigen nördlichen Angola gelegen, „São Salvador“.
Dieses Buch beschreibt im Jahr 1694, also knapp zweihundert Jahre später, aus der Sicht eines italienischen Kapuzinermissionars die zuvor zum Einflussgebiet des Mwani Kongo gehörenden, nunmehr eigenständigen Königreiche Congo, Matamba und Angola, und zwar in allen Details – im ersten Kapitel mit genauer geographischer Verortung sowie Beschreibung der klimatischen, botanischen, zoologischen und kulturell-religiösen Gegebenheiten. Im zweiten Kapitel erfolgt ein historischer Rückblick auf das Königreich des Mwani Kongo, das in den davor liegenden zwei Jahrhunderten (16. und 17. Jahrhundert) immer schwächer geworden und schließlich in verschiedene Königreiche zerfallen war. Hier werden die Königsgenealogien, das Leben am Hof und die verschiedenen militärischen Auseinandersetzungen beschrieben. Eines dieser Königreiche war Matamba, das von einer Reihe von Königinnen (die berühmteste war Königin Nzinga) beherrscht und erst Ende des 19. Jahrhunderts in die portugiesische Kolonie – dem heutigen Angola – einverleibt wurde. Im dritten Kapitel berichtet der Autor über die Ankunft der ersten Kapuziner in Sogno (in Congo) und Loanda (in Angola). Die Zeit ist geprägt von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Seefahrergroßmächten Portugal und Holland, welches letztlich unterliegt. Die weiteren Kapitel vier bis sieben des Buches sind den verschiedenen Missionsaktivitäten der Kapuziner im zentralen Afrika, ihren Erfolgen und ihrem Scheitern gewidmet. In der Tat verschwinden die christlichen Missionen bis zum beginnenden 19. Jahrhundert aus der Region, so dass sich die Europäer am Ende des 19. Jahrhunderts für die ersten „Entdecker“ und die ersten Missionare des Kongogebiets hielten.
Neben den ausführlichen Beschreibungen und Berichten enthält das Buch circa 50 kunstvolle Kupferstiche, etwa von Pflanzen und seltsamen Tieren, von Landschaften, aber auch von Bestattungszeremonien und Opferriten, Szenen vom Königshof und Alltagsszenen, Bilder von Missionsaktivitäten wie Predigt und Taufen. Weiterhin finden sich in dem Buch ein „Register deren denckwürdigen Sachen“ – ein Sach- und Personenverzeichnis – sowie ein Register „etlicher sonderbahren Geschichten“ wie Berichte über Wunder, Heilungen, wunderbare Missionserfolge und Siege, aber auch über Krankheiten, Scheitern und das Martyrium von Missionaren. Vorangestellt ist eine Landkarte der beschriebenen Königreiche, bei der die eingezeichneten Flüsse erkennen lassen, das zu Ende des 17. Jahrhunderts das Rätsel über die Quellen des Nils noch nicht gelöst war.
Das Buch ist ein bemerkenswertes historisches Dokument, das aus Sicht eines europäischen Missionars sowohl Aufschluss gibt über das zentrale Afrika des 16. und 17. Jahrhunderts als auch über das damalige Selbstverständnis und die Sichtweise der Kapuziner auf ihre Mission und ihre afrikanischen Adressaten.
Marco Moerschbacher
Nicolão Godinho SJ
Köln (Johannes Kinckius) 1616
176 S., IHS-Vignette auf dem Titelblatt, sonst keine Abbildungen
15,4 x 10,6 cm, Pappeinband des 19. Jhs.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M 118 (1)
Stephen Nweke Ezeanya
Port Harcourt 1967
48 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-122-(71)
Jean-Baptiste-Léonard Durand
Paris (Henri Agasse), Jahr 10 [1802]
VIII, 67 S., Illustrationen, Karten
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-121-(1)
o. Verf.
Idaho (De Smet) 1891
10 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-125B-(2)
P. Pacifique OFMCap
Nouvelle Edition, Ste. Anne de Ristigouche 1912
665 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-125B-(10)
[P. Kauder]
New Edition, Ristigouche (The Micmac Messenger) 1921
456 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-125B-(12)
o. Verf.
Montréal (Beauchemin) 1907
110 S.
Provenienz: wohl eine Bibliothek der OMI > Missio Wien > mikado
Signatur: A-2019-0170
Wer an Mission denkt, denkt in der Regel an Afrika, Indien, weit entfernte Inseln in Südostasien und im Pazifik, vielleicht auch an Südamerika. Im kulturellen Gedächtnis des deutschsprachigen Raumes spielt die (katholische) Missionstätigkeit bei den indigenen Völkern Nordamerikas – den „Indianern“ – jedoch kaum eine Rolle. Ob dies an der Dominanz des American Dream, der Wildwestromane und –filme liegt, oder gar an der Konstruktion von Karl Mays Winnetou als Christ(1), sei dahingestellt. Jedenfalls gilt es in der Forschung, zukünftig die Missionsarbeit der katholischen Orden unter den indigenen Volksgruppen in den heutigen Vereinigten Staaten und unter den First Nations Kanadas wieder verstärkt in den Blick zu nehmen. Beispielhaft wurden hier für die Ausstellung die Stämme der Crow, Mi‘kmaq und Cree herausgegriffen.
Die Crow lebten vornehmlich in den heutigen US-Bundesstaaten North Dakota, Montana, Idaho und Wyoming, ihr heutiges Reservat liegt in Montana. Bei Karl May werden sie, ihrer englischen und französischen Fremdbezeichnung folgend, als Krähenindianer bezeichnet, ihre Eigenbezeichnung ist Absarokee oder Absáalooke. Der Stamm wurde 1804 von der Lewis-and-Clark-Expedition ‚entdeckt‘. Um 1900 betrug die Zahl der Stammesmitglieder jedoch nur noch etwa 2000 Personen. Die Absarokee sprechen die ebenfalls als Crow bezeichnete Sprache, die zur Familie der Dakota- oder Sioux-Sprachen gehört. Christianisiert wurden sie erst im 19. Jahrhundert.(2)
Zu den Mi‘kmaq kamen die Missionare hingegen bereits im 17. Jahrhundert. Sie leben in den östlichen Landesteilen Kanadas (Nova Scotia, New Brunswick, Prince Edward Island, nordöstlichstes Québec) zwischen dem Atlantik und dem St.-Lorenz-Golf. Die frühere Bezeichnung Micmac wird heute als kolonialistisch angesehen. Ihre Sprache – früher ebenfalls Micmac, heute Mikmaw – gehört zur großen Familie der Algonkin-Sprachen. Im Gegensatz zu vielen Völkern Nordamerikas, die die lateinische Schrift von den Weißen übernahmen, verwenden die Mi’kmaq auch eine Hieroglyphenschrift, die aber – genau wie die lateinischen Buchstaben – von weißen Missionaren in die eigentlich schriftlose Kultur eingeführt wurde, dies jedoch bereits im 17. Jahrhundert. Diese Schrift verwendete P. Pacifique auch für die Übersetzung von Bibel, Gebeten und Gesängen.(3)
Das Siedlungsgebiet der Cree (Kri, Cris, Ayisiniwok), die zu den größten indigenen Volksgruppen Nordamerikas gehören, erstreckt sich südlich der Hudson Bay von Labrador bis Alberta, zu einem kleinen Teil auch in den heutigen USA. Der großen Verbreitung entsprechend, weist ihre ebenfalls als Cree bezeichnete Sprache, die wie das Mikmaw zu den Algonkin-Sprachen zählt, ein breites Dialektkontinuum auf. Die Cree-Sprache mit etwa 100.000 Sprechern wird zumeist in der Cree-Silbenschrift geschrieben. Bei den Cree missionierten vornehmlich die Oblaten der Unbefleckten Jungfrau (OMI), die auch deren Sprache und Schrift lernten und Gebetbücher, Katechismen und Bibeln in Cree-Schrift publizierten.(4)
Neben Wörterbüchern finden sich in den Beständen von Mikado aufschlussreiche Dokumente der Missionsarbeit der Orden in Nordamerika im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Hier stehen die christlichen Basistexte im Vordergrund: Katechismen, Volksbibeln, Messbücher (‚Schott‘), Gebetbücher und Liederbücher. Die Missionare übersetzten sie in die Sprachen der jeweiligen Volksstämme und machten die Texte auf diese Weise zugänglich. Die Mission folgte hier also, den Büchern zufolge, dem klassischen Schema.
Die hier ausgestellten Bücher zeigen aber auch zwei grundsätzliche Richtungen bei der Verbreitung von Büchern auf. Einerseits erfolgte die Übersetzung in ‚normaler‘ lateinischer Schrift (Prayers in Crow Indian Language, Prayer Book in Micmac). Andererseits fand aber auch eine Transkription der Gebets- und Liedtexte in die Schriften der jeweiligen Völker statt (Manual in Micmac Ideograms, Receuil in Cree-Schrift). Für Texte in Mikmaw konnten sowohl Hierglyphen als auch lateinische Buchstaben verwendet werden. Die Bücher bieten also Einblicke in Sprach- und Schriftkultur der First Nations Nordamerikas zur Zeit ihrer Missionierung – wenngleich die gedruckten Bücher noch keine Auskunft über den Alphabetisierungsgrad geben. Mit dem Erlernen der teils komplexen Schriftsysteme waren die Missionare jedenfalls noch näher an der Lebenswelt der Menschen und konnten die Botschaft des Evangeliums auf diese Weise noch weiter verbreiten. Die Cree-Schrift findet im Übrigen auch heute noch Verwendung. Die Zahl derer, die sie lesen können, ist in Europa freilich verschwindend gering.(5)
Thomas Richter
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(1) „…und mit der letzten Anstrengung der schwindenden Kräfte flüsterte er: ‚Scharlih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Leb wohl!‘“, May, Karl: Winnetou, Dritter Band, hg. v. Schmid, Euchar Albrecht (Karl May’s Gesammelte Werke 9). Bamberg 1951. Die Frage nach der Rolle der Religion in Mays Werken war vielfach Gegenstand der Forschung, so bereits bei dem in Hohenstein-Ernstthal wirkenden Rietzsch, Kurt: Die christliche Gedankenwelt bei Karl May. In: Sächsisches Kirchenblatt 85 (1935), Nr. 31, Sp. 478-482; vgl. auch Ehrhardt, Heiko: „Winnetou ist ein Christ“. Überlegungen zum Christlichen im Werk Karl Mays. In: Ehrhardt, Heiko; Eißler, Friedmann (Hgg.): „Winnetou ist ein Christ“ – Karl May und die Religion (EZW-Texte 220). Berlin 2012, S. 22-41; Lorenz, Christoph F. (Hg.): Zwischen Himmel und Hölle – Karl May und die Religion. 2. Aufl. Bamberg 2013.
(2) Vgl. u.a. Hoxie, Frederick E.: Parading through history. The making of the Crow nation in America, 1805-1935 (Cambridge Studies in North American Indian History). Cambridge/Mass. 1995, dort zur Missionsgeschichte S. 195-225.
(3) Vgl. u.a. Prins, Harald E.L.: The Mi’kmaq. Resistance, Accomodation, and Cultural Survival (Case Studies in Cultural Anthropology). Fort Worth (u.a.) 1996, dort zur christlichen Mission S. 71-87 und 170-174, eine Fotografie von Pater Pacifique mit Mi’kmaq S. 173. Das Vaterunser ist dort auf S. 171 sowohl in Mikmaw-Hieroglyphen als auch in lateinischer Umschrift sowie englischer Interlinearübersetzung abgedruckt.
(4) Für die Cree-Sprache gibt es als Sprachlernbuch z.B. Wolfart, H. Christoph; Carroll, Janet F.: Meet Cree. A guide to the Cree language. 2. Aufl. Edmonton 1981, jedoch wird hier nur die lateinische Umschrift verwendet. Zur Mission rund um die Hudson-Bucht vgl. u.a. Choque, Charles: 75 anniversary of the first Catholic mission to the Hudson Bay Inuit, Chesterfield Inlet 1912-1987 Igluligaarjuk. o.O. 1987, im Übrigen gestaltet als Wendebuch in lateinischer und Cree-Schrift.
(5) Zu dem hier ausgestellten Gebetbuch in Cree vgl. auch Richter, Thomas et al.: Der Bestand von missio Wien in der Missionsbibliothek und katholischen Dokumentationsstelle von missio Aachen (Aachener Bibliothekskataloge 1), Aachen 2019, S. 27-29, zu zwei weiteren Cree-Büchern vgl. S. 47-49.
C.G.A. Oldendorp / Johann Jakob Bossart (Hg.)
Barby 1777
1068 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-142-(27)
Arturo Oyarzun
Rom (Macioce & Pisani) 1935
X, 35 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-135-(86)
Und Kurtzer Bericht der denckwürdigsten Sachen selbiger Landschafft, Völckern und Arbeitung der sich alldort befindenden PP. Missionariorum, gezogen Aus denen durch R. P. Sepp, Soc. Jesu mit eigener Hand geschriebenen Briefen, zu mehrern Nutzen Von Gabriel Sepp, von und zu Rechegg, leiblichen Brudern, in Druck gegeben. Mit Erlaubnuß der Obern.
Anton Sepp von Reinegg SJ
Nürnberg (Johann Hoffmann) 1698
333 S., keine Abbildungen
13 x 7,5 cm, schadhafter Halbledereinband des frühen 18. Jhs.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-153-(5)
Leporello, undatiert [spätes 19. Jh.]
7 Bilder, Inhaltstafel
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > Mikado
Signatur: M-151-(46)
Amadeus Reisinger OCist
Wilhering 1933
64 S., 16 ungez. Bildtafeln
Provenienz: Altbestand mikado
Signatur: XIV 167
Arthur J. Burks
Graz (Styria) 1955
207 S., Abbildungen, Karte
Provenienz: Mikado
Signatur: A-2013-0483
Hugo Mense OFM
Bahia (S. Francisco) 1924
56 S., Abbildungen
Provenienz: mikado
Signatur: A-2013-0897
Burks beschreibt in seinem Buch das Wirken von Hugo Mense. Der deutsche Franziskanerpater war über Jahrzehnte in einer Missionsstation tätig, die am Rio Cururu (einem Nebenfluss des Rio Tapajós, der in den Amazonasstrom mündet) im Bundesstaat Pará in Nord-Brasilien liegt. Die Bezeichnung Kururu ist heute auch im Deutschen nicht mehr gebräuchlich.
Das englischsprachige Original „Bells above the Amazon“ erschien 1951 in New York, die deutsche Übersetzung besorgte Gregor Gebken OFM. Dem eigentlichen Text vorgeschaltet ist ein kleines Glossar mit Namen von Gewässern, Siedlungen, Stämmen, Tieren, Pflanzen, Gegenständen und dem Namen der obersten Gottheit des Stammes, um den es hier geht. Der Text selbst ist erzählend, teils mit eingeschobener wörtlicher Rede geschrieben.
Johannes Mense (1878-1944) trat 1896 in den Franziskanerorden ein und erhielt den Ordensnamen Hugo. Bereits als 16-jähriger reiste er, noch Schüler, nach Brasilien, deshalb vollzog er den Ordenseintritt 1896 in Bahia, nicht in Europa. Fünf Jahre später empfing er in Petrópolis bei Rio de Janeiro die Priesterweihe. 1911 begann er die Mission bei den Munduruku im Amazonasgebiet. Mense studierte die Sprache der Ethnie und machte sich daher auch als Übersetzer und Autor einen Namen. 1928 erschien erstmals ein Wörterbuch „Portugiesisch – Mundurucú“, danach auch eines in „Deutsch – Mundurucú“. Mense übersetzte den Katechismus, die ‚Biblische Geschichte‘ Eckers sowie Gebet- und Gesangbücher. Für portugiesischsprachige Kreise übersetzte er religiöse Literatur von Bernhard Bartmann und Paul Wilhelm von Keppler sowie ein Buch über die Geologie des Amazonasgebiets. Nach der Überlieferung Franz Baeumkers konnte Mense problemlos auf Italienisch, Portugiesisch und Munduruku predigen.(1)
Aus Menses Feder erschien 1924 das erste in Munduruku-Sprache gedruckte Buch: Cabi-ä. Pequeno Catecismo no idioma mundurucú. Dabei handelt es sich um den ‚Kleinen Katechismus‘, der bis auf das portugiesische Vorwort durchweg einsprachig gehalten ist. Das Exemplar im Bestand von mikado stammt direkt aus der Franziskanermission am Rio Cururu, der sog. „Missão de São Francisco do Cururú”.
Hugo Mense muss ein sehr enges und von großem Vertrauen geprägtes Verhältnis zu den Munduruku gehabt haben. Nur so lässt sich ein Bericht deuten, dass Mense durch die bereits 100 Jahre alte Munduruku-Führungspersönlichkeit, dem sog. Cacique Cudjäu, als Fremder in das indigene Volk aufgenommen wurde. Der Cacique gab Mense dabei den Namen „Hacaibiuräbö“.(2)
Regina Reinart
Thomas Richter
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(1) Zu Mense vgl. Flaskamp, Franz: Art. Mense, Hugo. In: LThK 7 (1962), Sp. 301-302 [in der dritten Auflage nicht mehr enthalten]. Umfassende Bibliographie von und über Mense auf der Karteikarte Baeumkers zu Mense.
(2) Vgl. Cleven, Stanislaus: Brasilien, Prälatur Santarem: Ehrung zweier Indianermissionare. In: Die katholischen Missionen 59 (1931), S. 86.
o. Verf.
o.O. (Tem Taketi, Teg Kopaua, Teg Kimaua) 1909
76 S.
Provenienz: Bibliotheca Missionum SJ > mikado
Signatur: M-163B-(1)
o. Verf.
Apia o.J.
90, 88 S.
Provenienz: mikado
Signatur: 32-60-20