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Krankenhaus und neugotische Kapelle

Seit 1985 gehören die ehemaligen Verwaltungsgebäude des Elisabeth-Krankenhauses sowie die neugotische Kapelle zur missio-Zentrale in Aachen.

Für missio ist es von besonderer Bedeutung, dass gerade unsere Kapelle der Heiligen Elisabeth geweiht ist, der großen Frauengestalt des Teilens und der Nächstenliebe. Elisabeth, die ihr Leben in den Dienst der Armen und Notleidenden stellte, erinnert uns daran, dass die Botschaft Jesu eine Botschaft der Befreiung besonders für die Menschen ist, die unter Armut und Diskriminierung leiden und damit für all jene, deren Menschenwürde mit Füßen getreten wird und deren Rechte missachtet werden.

Geschichte des Krankenhauses

Die Alexianer-Brüder kauften im Jahr 1865 in der Nähe der Goethestraße ein Landhaus mit dem Namen Villa Flatt. Hier errichteten sie eine „Irrenanstalt für Männer“ und eine kleine Hauskapelle. Wegen akuten Platzmangels begannen die Brüder bereits zwei Jahre später mit dem Bau eines neuen Hauses mit angrenzender Kapelle. Bereits 1868 waren der Hauptflügel und die Kapelle erstellt. Die Brüder gaben der neuen Anstalt den Namen Mariabrunn, nach einer Quelle, die auf dem Grundstück freigelegt wurde. Die Quelle wurde als Brunnen gefasst und mit einer Muttergottesstatue gekrönt. Durch die späteren Bauarbeiten zum neuen Krankenhaus (1903-1905) ist die Quelle allerdings nicht mehr zugänglich. 1875 verkauften die Alexianer-Brüder dann die Anstalt „Mariabrunn“ an die Stadt Aachen. 1888 wurde die Kapelle vergrößert, wobei die ursprüngliche Kapelle räumlich in den Bau der neuen Kapelle einbezogen wurde.

Im Jahr 1889 beschloss die Stadtverordneten-Versammlung im Süden Aachens - auf dem erweiterten Gelände der Anstalt „Mariabrunn“ - ein neues Krankenhaus zu errichten. Das Geld hierfür stammte zum Teil aus dem Elisatbethfonds, einem Vermögen, das seit dem 13. Jahrhundert den Kranken und Armen in Aachen zur Verfügung stand. 1902 wurde mit dem Bau des Elisabeth-Krankenhauses begonnen. Bereits drei Jahre später, am 21. Juni 1905, wurden das Krankenhaus, das sich auf dem neusten Stand der Technik und Wissenschaft befand sowie die neugotische Kapelle der heiligen Elisabeth in einem feierlichen Gottesdienst geweiht. Vor den Spitzen der geistlichen und weltlichen Behörden schloss der Chefarzt des Krankenhauses, Prof. Dr. Wesener, die Feierlichkeiten mit dem Wunsch: „Unter dem Schutze des Allerhöchsten möge das der heiligen Elisabeth geweihte Krankenhaus der Stadt zur Ehre und den leidenden Mitbürgern zur Linderung und Genesung dienen“ (H. Ross, früherer Verwalter der städtischen Krankenanstalten, 1949).

Historisches Foto Krankenhaus
Totalansicht des Elisabeth-Krankenhauses in der Goethestraße

Unsere Hauskapelle

Die einschiffige, dreijochige Kapelle erscheint in ihrem Äußeren zweieinhalbjochig*. Ihr wurde ein niedrigerer polygonaler Chor vorgesetzt. Die Joche und Chorseiten sind durch Stützpfeiler geteilt. Den Chor belichten spitzbogige Fenster. Das Schiff verfügt über spitzbogige Nischen, in denen sich zwei rundbogige Fenster und darüber ein Kreisbogenfenster wie in einem auf das Äußerste reduzierten Maßwerk befinden. Alle Bögen sind durch Keilsteine geteilt.

Eine braune Teppichmalerei mit stilisierten Vögeln und floralen Ornamenten schmückte den Sockelbereich des Chorraumes, ein schlichterer Teppich den Sockel des Schiffs. Beide Teppiche erhielten durch Ornamentbandeinfassungen den Charakter eines Läufers. Die Wände mit beigem Fond im Raum unterhalb der Empore und oberhalb des Teppichs zierte eine Quaderung. Die Kreuzrippengewölbe waren durch farbkräftige rot-grüne beziehungsweise blaue Bänder mit Blattdekor hervorgehoben. Die Gurtbögen und das umlaufende Gesims in Höhe der Kapitelle der Pfeilervorlagen trugen braune Bänder mit Blattornamenten. Die Mauervorlagen selbst waren mit hellbrauner Quaderung aus der Wandfläche herausgehoben. Die Gewölbekappen des Chorraums zierten mit breitem blauem Rand gefasste Medaillons mit figürlicher Darstellung des Lammes Gottes und der vier Apostel mit ihren Symbolen. Die ebenfalls mit einer grauen Fassung geschmückte Orgelempore wurde im Innern durch eine Gusseisen-Elementtreppe erschlossen – ein frühes Beispiel vorgefertigter Bauteile. Sowohl die Malerei der Wände als auch die der Decken und die der Empore waren vermutlich in der Armut oder wegen der neuen Geisteshaltung der frühen Nachkriegszeit übertüncht worden. Nach der Geschichte des Hauses konnte eigentlich nicht davon ausgegangen werden, dass die Kirche zu irgendeiner Zeit eine anspruchsvollere Ausstattung erhalten hatte.

missio setzte die Kirche nach einem Antrag auf Förderung beim Land Nordrhein-Westfalen im Jahre 1988 durch Trockenlegung der Wände wieder in Stand. Unter weitgehendem Erhalt des denkmalwerten Bestandes behielt missio die ehemalige Nutzung der alten Krankenhauskirche bei. Beim Abwaschen des geschädigten Anstriches kam 1988 eine qualitätsvolle Fassung aus der Jahrhundertwende zum Vorschein. missio setzte sich dafür ein, die überraschend gefundene farbliche Ausstattung der Kirche zu erhalten. Das Innere der Kapelle wurde daraufhin freigelegt und aus Kostengründen nur provisorisch ohne Ergänzungen nutzbar gemacht. Bei einer weiteren Untersuchung wurde die originale Fassung der eingestellten Orgelempore entdeckt. Die Freilegungsarbeiten fanden dann im Jahre 1992 statt. Im Bereich der Malerei waren nur Korrekturen in stark verschmutzten Teilen nötig.

* Textauszüge sind weitgehend von Dr. Lutz-Henning Meyer, Historiker beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege, Aachen, über das Thema "Ausstattung Aachener Denkmale" übernommen.

Historisches Bild Kapelle
Historisches Bild unserer Hauskapelle

Literatur

  • Osteneck, Königs: Denkmälerverzeichnis des Landeskonservators Rheinland, 1.1 - Aachen-Innenstadt mit Frankenberger Viertel, Köln 1977, S. 78.
  • Lutz-Henning Meyer, Jörg Albrecht: Kliniken und Krankenhäuser in Aachen. In: ZAGV Bd. 102 Aachen 1999/2000, S. 413-443.