Mit dem Pauline-Jaricot-Preis 2024 hat missio die aus Burkina Faso stammende Rakieta Poyga ausgezeichnet. Sie setzt sich in ihrer Heimat Burkina Faso gegen Genitalverstümmelung ein. Mit dem Ehrenpreis für ihr Lebenswerk ehrte missio zudem die Schweizer Ordensschwester Lorana Jenal, die in Papua-Neuguinea gegen den zunehmenden Hexenwahn kämpft. Die feierliche Preisverleihung fand am 13. Oktober 2024 im Kölner Maternushaus statt. Die Pressemeldung zur Preisverleihung finden Sie hier.
Rakieta Poyga gründet 1998 den Verein „Bangr-Nooma“ – „Es gibt nichts Besseres als Wissen“ und setzt sich mit Nachdruck für die Verbesserung der Rechte und den Schutz von Frauen und Mädchen ein. Ihr Ziel: Kein Mädchen soll mehr beschnitten werden. Die Mitglieder gehen in die Dörfer und klären auf. Die Hauptaufgaben des Vereins sind die Beratung von Gewalt betroffenen Frauen und Mädchen sowie die Suche nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten für Beschneiderinnen.
Rakieta Poyga wird in eine muslimische Familie geboren und besucht christliche Schulen. Sie absolviert ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in der DDR und in West-Berlin und kehrt 1994 nach Burkina Faso zurück, wo sie bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 2020 die Buchhaltung der GIZ geleitet hat. Bei der Geburt ihrer ersten Tochter, die lebensbedrohlich verlief, merkt sie, dass sie selbst als Kind beschnitten wurde. 2008 wendet sie sich dem Christentum zu und schließt sich einer Katechumenatsgruppe an. 2024 tritt sie einer marianische Bewegung bei. Sie pflegt ein großes Netzwerk und inspiriert Menschen sich ebenfalls zu engagieren. Dass zeigt sich auch in Bangr-Nooma, wo jüngere Menschen Verantwortung übernehmen und ihre Mission fortführen.
Künftigen Generationen von Frauen muss dieser verstümmelnde Eingriff erspart bleiben.
Rakieta Poyga
Die gebürtige Schweizerin Lorena Jenal lebt seit mehr als vier Jahrzehnten auf Papua-Neuguinea. Die Baldegger Franziskanerin kennt die Sitten, Gebräuche und zumindest eine der über 800 Sprachen des Landes. Das kommt ihr im täglichen Einsatz für die Menschen im Hochland von Papua-Neuguinea sehr zugute und spiegelt ihre große Liebe für das Land und seine Menschen wider.
Mit diesem Ehrenpreis würdigt missio Sr. Lorena Jenal für ihre langjährige Arbeit im Hochland von Papua-Neuguinea: als Leiterin des Familienapostolats in der Diözese Mendi, in ihrem Einsatz für Frauen in einer Gesellschaft, die sehr stark von häuslicher Gewalt geprägt ist, als Vermittlerin während der blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Clans im Hochland, wo sie Verwundete beider Seiten an den Straßen auflas und zum Arzt brachte und in ihrem Engagement gegen den in Papua-Neuguinea seit Jahren erstarkenden Hexenwahn.
Die Kirche ergreift Position. Sie stellt sich immer auf die Seite der Armen, der Frauen und der Kinder und verkündet die Botschaft Jesu. Ich versuche das in meiner täglichen Arbeit umzusetzen.
Sr. Lorena Jenal
2022 jährte sich zum 200. Mal die Gründung der weltweit ersten Missionsvereinigung in Lyon, der Société de la propagation de la foi (Gesellschaft zur Glaubensverbreitung). Diese Gesellschaft ging wesentlich auf Pauline Jaricot (1799-1862) zurück, visionäre Schöpferin einer Sammelvereinigung in Lyon. Auch die Gründung missios im Jahr 1832 in Aachen durch Heinrich Hahn hat seinen Ursprung in den Ideen von Pauline Jaricot. Doch Pauline Jaricot hat noch mehr bewirkt: Sie war Gründerin des „Lebendigen Rosenkranzes“, dem zeitweise über zwei Millionen Menschen angehörten, und engagierte Unternehmerin.
Anlässlich der Seligsprechung Pauline Jaricots am 22. Mai 2022 in Lyon lobte missio erstmals den gleichnamigen Preis aus. Mit dem Preis werden Frauen in Afrika, Asien oder Ozeanien ausgezeichnet, die aus der Haltung der Nächstenliebe neue Wege gehen, um andere zu unterstützen und zu fördern. Frauen, die so visionär und innovativ handeln wie Pauline Jaricot. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
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Silke Schlösser ist gerne für Sie da.
Tel.: +49 (0)241 / 75 07 - 215
E-Mail: paulines.schwestern@missio-hilft.de
Die Jury hat 2022 drei gleichberechtigte Preisträgerinnen ausgewählt, da jede Frau auf ihrem Gebiet der sozial-pastoralen Arbeit, der Wissenschaft und des politisch-gesellschaftlichen Einsatzes Außergewöhnliches leistet. Die Sozialarbeiterin Nathalie Dakuo (Burkina Faso), die Theologin Dr. Nontando Hadebe (Südafrika) und die Ordensfrau Schwester Mary John Mananzan OSB (Philippinen) erhielten den mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preis in einer Feierstunde am 23. Oktober in Mönchengladbach.
Nathalie Dakuo aus Burkina Faso leitet das „Haus Yorosin“ (Haus der Hoffnung). Sie wollte es nicht länger hinnehmen, dass alleinerziehende und unverheiratete Mütter in ihrer Gesellschaft diskriminiert und angefeindet werden. Sie war überzeugt, dass diese Frauen Hilfe brauchen und sich gegenseitig besser unterstützen können. So baute sie das „Haus Yorosin“ auf.
Die Jury überzeugt ihr Einsatz als Laie im Sinne Pauline Jaricots, die konkrete Hilfe vor Ort leistet. Die Pfarrei Maria Himmelfahrt aus Königstein hat Nathalie Dakuo für den Preis vorgeschlagen.
Schwester Mary John Mananzan, Benediktinerin (OSB), ist Kämpferin für Menschenrechte: Seit über 60 Jahren setzt sie sich auf den Philippinen gegen soziale Ungerechtigkeit und für Demokratie, Geschlechtergerechtigkeit und Menschenrechte ein. Beispielsweise mit einer eigenen Fernsehshow erreicht sie Millionen von Menschen. Der Kampf gegen sexuelle Gewalt an Frauen ist ihr ein besonderes Anliegen. Ihr politischer Einsatz hat die missio-Partnerin auch schon oft in persönliche Gefahr gebracht.
Wie Pauline Jaricot zu ihrer Zeit nutzt Schwester Mary John Mananzan OSB neue Methoden der Mobilisierung einer Bewegung und der Kommunikation, wie die Jury hervorhebt. Vorgeschlagen für den Preis wurde sie vom Deutschen Komitee des Weltgebetstags der Frauen (Stein).
Dr. Nontando Hadebe koordiniert interreligiöse Bewegung für Geschlechtergerechtigkeit. Sie ist Theologin und Aktivistin im südlichen Afrika. Die gebürtige Simbabwerin arbeitet als internationale Koordinatorin der interreligiösen Bewegung für Geschlechtergerechtigkeit „Side by Side: Faith Movement for gender justice“ und begleitet in der Diözese Johannesburg den Vorbereitungsprozess für die Weltsynode der katholischen Kirche 2023. Während der Corona-Pandemie hat die Preisträgerin mit wöchentlichen Radiosendungen Menschen Mut zugesprochen und sie aus ihrer Einsamkeit geholt.
Die Jury beeindruckt, dass Dr. Nontando Hadebe ein ständig wachsendes Netz an Theologinnen aufgebaut hat, um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche zu etablieren und dabei zwischen verschieden Positionen und Glaubenstraditionen klug vermittelt. Vorgeschlagen wurde die Preisträgerin durch Dr. Regina Heyder (KDFB) und Dr. Margit Eckholt (Universität Osnabrück).