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Simbabwe: Stillstand durch die Pandemie

Immer wieder erhebt Papst Franziskus seine Stimme und ruft zu einer Globalisierung der Solidarität und Nächstenliebe auf. In Zeiten von Corona bekommt dieser Appell eine neue Bedeutung. missio steht auch in diesen Zeiten der weltweiten Pandemie in engem Kontakt mit seinen Projektpartnern in Afrika, Asien und Ozeanien, die besonders von der Pandemie betroffen sind. Marita Wagner interviewt Simbarashe Gukurume aus Simbabwe.

Wie hat die Covid-19-Pandemie das Leben der Menschen in Ihrem direkten Umfeld (in Ihrer Nachbarschaft) verändert?

Covid-19 hat das Leben der Menschen auf sehr grundlegende Weise verändert, angefangen bei den menschlichen Interaktionen. Aufgrund von Mobilitätseinschränkungen nach dem Lockdown können sich die Menschen nicht mehr gegenseitig besuchen. Menschen, die Probleme haben, erhalten somit kaum Hilfe von Bekannten. Tatsächlich sind die alltäglichen Routinen gestört und beeinträchtigt, da die Menschen gezwungen sind, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten. Sie haben aufgrund von Covid-19 ihre Arbeit und ihren Lebensunterhalt verloren, und das wirkt sich in vielerlei Hinsicht auf ihre Lebenssituationen aus: es herrschen Nahrungsmittelknappheit, finanzielle Probleme und manchmal auch Brutalität seitens staatlicher Sicherheitskräfte. Ich könnte immer weiter sprechen, inwiefern Covid-19 das Leben der Menschen prägt, denn es gibt viel zu sagen.

 

Welche Auswirkungen wird die Pandemie in den nächsten Monaten auf Ihr Land haben?

In Simbabwe sind die Fälle seit März, als der Lockdown erfolgte, stabil geblieben, aber die Zahl der Fälle ist gestiegen, so dass wir möglicherweise mehr Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 sehen und die Krankenhäuser mit Patienten überfüllt werden könnten. Noch schlimmer ist, dass die im Zusammenhang mit dem Lockdown verhängten Restriktionen die Wirtschaft beeinträchtigt haben und weiterhin beeinträchtigen. Dies hat Krankenschwestern und Ärzte dazu gezwungen, wegen schlechter Löhne und fehlender Schutzkleidung die Arbeit niederzulegen und aufzugeben. Dies wiederum wird die Fähigkeit des Landes zur Bewältigung der Covid-19-Krise verschlechtern. Da die Grenzen weiterhin geschlossen sind, sind viele Menschen, die allein durch den grenzüberschreitenden Handel überleben, betroffen. Schulen und Universitäten wurden nicht geöffnet. Während einige Studenten online weiterlernen, fallen die ärmeren Studierenden, die keinen Internetzugang haben, zurück. Dies hat den Zugang zu Bildung für viele beeinträchtigt, und dies wird sich wahrscheinlich fortsetzen, wenn die Fälle zunehmen.

 

Welche Bedeutung hat der Glaube für die Menschen in den Zeiten der Pandemie?

Der christliche Glaube ist in diesen schwierigen Zeiten sehr wichtig, da er den Menschen sowohl geistige als auch materielle Unterstützung bietet. Leider sind die Kirchen in Simbabwe seit langer Zeit geschlossen, und obwohl ihre Aktivitäten wie Gottesdienste jetzt wieder erlaubt sind, dürfen nur maximal 50 Personen an diesen teilnehmen. Dies bedeutet, dass die Kirche möglicherweise nicht alle Menschen erreicht, die ihre Hilfe geistlich und sogar materiell bräuchten. Einige Kirchen haben Nahrungsmittelhilfen für Familien in Not im Land gespendet, andere haben auch durch ihre Gebete geholfen und so den Menschen Hoffnung für die Zukunft gespendet. Ich bin dennoch der Meinung, dass die Kirche noch mehr tun könnte und weiterhin sehr wichtig ist, um dem menschlichen Leben einen Sinn zu geben.

Foto: missio

Simbarashe Gukurume lebt in Harare, Simbabwe. Er ist Dozent an der Great Zimbabwe University von Harare. Er promovierte an der University of Cape Town in Südafrika. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Religionssoziologie sowie die Lebenswirklichkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Aktuell beschäftigt er sich unter anderem mit den Studierendenprotestbewegungen in Simbabwe, die eine Dekolonialisierung des universitären Bildungssystems fordern. 


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