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Danielle Aramouni und Pfarrer Richard Abi Saleh

Gelebte Solidarität 

Pfarrer Richard Abi Saleh hatte gerade die Abendmesse begonnen, als eine Explosion das Kirchengebäude erschütterte. Alle Fenster zerbarsten. Eine Druckwelle katapultierte die Portaltüren vor den Altar. „Im ersten Moment dachte ich, eine Autobombe sei explodiert“, erzählt der Priester. „Ein Wunder, dass es keine Toten in der Kirche gab.“ 

Die Explosion im Beiruter Hafen am 4. August 2020 zerstört große Teile der Innenstadt. Mehr als 200 Menschen sterben. Tausende werden verletzt. Das Unglück trifft eine Bevölkerung, die bereits unter wirtschaftlichen Turbulenzen leidet. Die libanesische Währung befindet sich im freien Fall. Lebensmittel, Medikamente, Strom oder die Schulgebühren für Kinder können sich die wenigsten leisten.

Am besten ist es, die Menschen zu besuchen, sich mit ihnen hinzusetzen und ihre Ängste und ihre Befürchtungen anzuhören.

Pfarrer Richard Abi Saleh

„Die Explosion war wie ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“, sagt Pfarrer Richard, 58. „Die Armut, die zuvor hinter den Mauern verborgen war, ist jetzt für jedermann sichtbar.“ Der Priester ist seit 13 Jahren Pfarrer der Gemeinde St. Maron im Beiruter Stadtteil Gemmayzé. Gemeinsam mit seinen Gemeindemitgliedern gründet er die Initiative „Drames et Miracles“, Dramen und Wunder. Durch seine motivierende Art hat der 58-Jährige die Gemeinde schnell für diese Idee gewinnen können. Fast 40 Frauen aus der Gemeinde besuchen regelmäßig Menschen in ihrem Zuhause. Sie organisieren Essen und Medikamente. Mit 180 Familien und Alleinstehenden hat die Pfarrei so Kontakt. 

Eine der ehrenamtlichen Helferinnen ist Danielle Aramouni. Sie ist gleichzeitig auch eine der Koordinatorinnen der Initiative. Gerade erst hat sie damit begonnen, eine Kochwerkstatt zu organisieren. Dadurch möchte „Dramen und Wunder“ für Familien Arbeit schaffen und gleichzeitig kann damit etwas Geld für die Initiative erwirtschaftet werden. 

Danielles Ehemann, ein Kinderarzt, musste sich Arbeit in Frankreich suchen. Sein Gehalt im Libanon reicht nicht mehr, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Inflation ist zu hoch. Auch die erwachsenen Kinder des Ehepaars leben im Ausland. Danielle ist im Libanon geblieben. „Wir müssen uns gegenseitig helfen”, sagt die 63-Jährige. „Denn wir haben unseren Glauben. Für mich ist meine Arbeit kein Dienst, es ist eine Mission. Wenn du Menschen siehst, die Hilfe brauchen, gehst du zu ihnen und hilfst.“ 

Bettina Tiburzy

 

 

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