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Erzbischof Jean-Abdo Arbach

Neubeginn in Homs

Fast hätte ihn die Bombe das Leben gekostet. Der Sprengsatz war in der Kanzel seiner Kathedrale versteckt. Wenige Minuten zuvor hatte Jean-Abdo Arbach die Kirche verlassen. Nach Jahren der Besetzung durch islamistische Milizen war der melkitische Erzbischof von Homs zum ersten Mal wieder in die geplünderte und schwer beschädigte Kirche zurückgekehrt. Homs war im syrischen Bürgerkrieg ein schwer umkämpfter Kriegsschauplatz. Große Teile der Stadt sind zerstört. Erzbischof Arbach musste seinen Bischofssitz zeitweise verlassen und an einen anderen Ort verlegen. Die Islamisten nutzen das Gelände der Kathedrale als Hauptquartier. 

Die Auswanderung junger Menschen und christlicher Familien ins Ausland ist nach zwölf Jahren Krieg die größte Herausforderung.

- Erzbischof Jean-Abdo Arbach

Heute gibt es in Homs wieder kirchliches Leben. 5250 melkitische Familien sind Teil der Gemeinschaft. Doch für sie ist der Alltag alles andere als leicht. Lebensmittel, Medikamente, Transport: Alles ist teuer. Hinzu kommt, dass die Menschen sehr unter den internationalen Wirtschaftssanktionen gegen Syrien leiden. 80 Prozent der Familien leben in Armut. Viele tragen sich mit dem Gedanken, die Heimat zu verlassen. „Die Auswanderung junger Menschen und christlicher Familien ist nach zwölf Jahren Krieg die größte Herausforderung“, erklärt der 71-Jährige. Auch seine Priester machten sich darüber Gedanken. Denn die meisten seien verheiratet und hätten Kinder, um deren Zukunft sie sich sorgten. In der melkitisch griechisch-katholischen Kirche ist eine Priesterweihe für verheiratete Männer möglich. 

Die schwierige Lage in Homs betrifft alle Religionsgemeinschaften dort. Regelmäßig trifft sich Arbach mit muslimischen und christlichen Geistlichen. Sie tauschen sich über Probleme des Lebens aus, religiöse wie soziale. „Wir arbeiten hart miteinander in einer vertrauten Atmosphäre der Koexistenz und der Sicherheit, trotz der Herausforderungen“, erzählt er. Mittlerweile konnten viele Häuser seiner Gemeinde wieder in Stand gesetzt werden. Auch die Kathedrale von Homs ist nach umfänglicher Restaurierung wieder geweiht worden. „Ich war immer optimistisch und habe die Menschen ermutigt, in ihrem Haus, Land und ihrer Heimat zu bleiben“, sagt der Erzbischof. „Und ich habe ihnen gesagt, dass sie keine Angst haben sollen!“ 

Bettina Tiburzy

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