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November 2021

Libanon: Hoffnung für Flüchtlinge

„Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“ (Gal 6,9)

In der libanesischen Hauptstadt Beirut gelten die Bewohner des Flüchtlingslagers Dbayeh als Menschen zweiter Klasse. Neben christlichen Palästinenser leben dort auch viele Libanesen und eine wachsende Zahl syrischer Flüchtlingsfamilien. Ihr Leben ist von Armut und Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet. In den heruntergekommenen Häusern läuft oft tagelang kein Wasser, Strom gibt es nur stundenweise. Die Bewohner leiden unter Perspektivlosigkeit: Die Arbeitslosigkeit ist immens hoch, die Gesundheitsversorgung schlecht und die vorhandenen Wohnungen sind für die großen Familien viel zu klein. Drei Ordensschwestern der Gemeinschaft Petites Soeurs de Nazareth leben seit 1987 dort und teilen das einfache Leben der Flüchtlinge. Die Ordensschwestern haben schon viel erreicht: Sie haben ein Zentrum gegründet, in dem sie Vorschulkindern Lesen und Schreiben beibringen, und eine Gesundheitsstation eingerichtet. Zwei Tage pro Woche arbeitet dort eine Ärztin kostenlos.

Autor: Dr. Michael Becker / missio

Wir beten für sie:

Barmherziger Gott,
du bist der Gott der Schwachen
und der Anwalt der Ohnmächtigen.
Wir danken dir für das Zeugnis der
Petites Soeurs de Nazareth.
Sie zeigen uns, den Weg
zur Nachfolge deines Sohnes.
Denn sie teilen das Leben,
wie das tägliche Brot.
Denn dort, wo Kranke gepflegt werden,
Armen eine Perspektive gegeben wird
und Geflüchteten eine neue Heimat,
da ist der Anfang
von deinem Reich gemacht.
Weise uns den Weg dahin.

Amen.

Reflexion:

Der Libanon wurde früher „die Schweiz des Nahen Ostens“ genannt, berühmt für seine offene und tolerante Gesellschaft. Das hat sich grundlegend geändert. Heute ist das Land geprägt durch religiöse und soziale Konflikte und eine Elite, die die Verbindung zur Bevölkerung verloren hat. Hinzu kommt eine Flüchtlingskrise, die in eine humanitäre Katastrophe abzugleiten droht. Das kleine Land hat den weltweit höchsten Anteil von Geflüchteten an der Gesamtbevölkerung. Die gleichen Zahlen auf Deutschland bezogen würde bedeuten, dass Deutschland 21 Millionen Geflüchtete aufnehmen müsste. Kein Wunder, dass das Bildungs- und Gesundheitssystem an seine Grenzen kommen.

In dieser tristen Situation ist es ein Segen, dass es die drei Schwestern der Gemeinschaft Petites Soeurs de Nazareth gibt. Seit über dreißig Jahren teilen sie den Alltag der Menschen und kümmern sich darum, dass das Leben der Menschen, besonders der Geflüchteten lebenswerter wird. Der wichtigste Schatz, den sie reichlich verschenken, ist Hoffnung, eine Perspektive, Zuversicht, Anteilnahme. Sie bringen den Kindern das Lesen und Schreiben bei, kümmern sich um die Gesundheitsversorgung und Krankentransporte und sind einfach da, wenn sie gebraucht werden. Sie sind die wahren Heldinnen!

Autor: Dr. Michael Becker

 

 

Foto: Bettina Flitner / missio
Libanon: Hoffnung für Flüchtlinge