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Pauline-Marie Jaricot

missio-Gründerin selig gesprochen

Pauline-Marie Jaricot (1799-1862)

Pauline-Marie Jaricot war eine bemerkenswerte Frau, die ihr Leben in der gehobenen, französischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts aufgab, um es in den Dienst der Armen und Kranken zu stellen.

Mit der Seligsprechung am 22. Mai 2022 wurde eine Frau ausgezeichnet, die aus der Haltung der Nächstenliebe heraus internationale Solidarität und weltkirchliche Verbundenheit vorgelebt hat. 1822 gründete sie ein Werk, das unter den einfachen Menschen um kleine Spenden und Gebete für die Kirche in Afrika und Asien bat.

„Ich habe nur das Streichholz entzündet, das das Feuer entfacht hat.“

- Pauline-Marie Jaricot

Aus dieser Bewegung gingen die heutigen rund 100 Päpstlichen Missionswerke hervor, zu denen in Deutschland missio gehört. Mit ihrer Arbeit bezeugte sie die grenzenlose Liebe Gottes, die allen gilt und hinterließ der Kirche ein großes Werk der Solidarität. Bis heute inspiriert ihr Engagement, ihr Lebens- und Glaubenszeugnis die Arbeit von missio.

missio unterstützt Partnerinnen und Partner in Afrika, Asien und Ozeanien, die sich, wie Pauline, aus tiefstem Herzen und Überzeugung für ihre Mitmenschen einsetzen.

Aktionsidee: Ein Abend mit Pauline

Für Gemeinden oder Frauengruppen

Mit ihrer Idee, dass kleine Beträge von jedem Einzelnen eine große Wirkung entfalten können, legte Pauline Jaricot den Grundstein für die heutigen Missionswerke. Sie veränderte die Geschichte des Fundraisings in der Kirche. Durch Gruppen von zehn, hundert oder gar tausend Menschen flocht sie ein Netzwerk, in dem gemeinsam gebetet und eben auch für „die Mission“ gesammelt wurde.

Gemeinsam mit allen Gläubigen lebt dieser Gedanke der weltweiten Solidaritätsgemeinschaft in missio bis heute weiter. Grund genug, diese Frau einmal genauer in den Blick zu nehmen. Gestalten Sie in der Gemeinde oder in Frauengruppen einen „Abend mit Pauline“, beispielsweise im Monat der Weltmission, dem Oktober.

Teelicht mit dem Motiv Pauline Jaricot aus der missio@home-Tüte 2022
Teelicht mit dem Motiv Pauline Jaricot aus der missio@home-Tüte 2022

Wir bieten Ihnen dazu vielfältige Materialien wie:

Der Blick von oben – Kurzfilm über Pauline Jaricot

Der fiktive Kurzfilm erzählt die Geschichte von Pauline Jaricot (1799-1862) mit den Augen einer jungen Frau von heute. Claire stößt in ihrem Alltag wiederholt auf das Leben und Wirken der beeindruckenden Französin, die im frühen 19. Jahrhundert den Grundstein für die heutigen Missionswerke legte. Claire folgt den Spuren Jaricots. Dabei trifft sie Menschen, die ihrem Leben eine neue, unerwartete Richtung geben.

Unterstützen Sie Paulines Nachfolgerinnen und Nachfolger

1799

Pauline Jaricot wird am 22. Juli als Tochter reicher Seidenfabrikanten in Lyon geboren und findet Gefallen an der gehobenen Gesellschaft. Nach einer Predigt über die Eitelkeit, die sie in der Kirche Saint-Nizier in Lyon gehört hatte, vollzieht sich ein innerer Wandel, und sie verändert ihr Leben radikal: sie gibt ihren Schmuck weg, beschließt, sich einfach wie die Arbeiterinnen zu kleiden und beginnt die Armen zu besuchen und ihnen zu helfen. Ihr Wandel führte so weit, dass sie am Weihnachtstag 1816 in der Kapelle Notre Dame de Fourvière ein persönliches Keuschheitsgelübde ablegte.

1822

Das Werk der Glaubensverbreitung wird gegründet. Die Französin hatte bereits drei Jahre zuvor die zündende Idee: Pauline organisierte eine Sammlung  bei den Arbeiterinnen ihres Vaters und erfand das erste missionarische soziale Netzwerk: einen Sou für die Mission. Durch Zehnergruppen, Hundertergruppen und in Sektionen treffen sich die Spender, um ihren «Sou» beizutragen und Neuigkeiten aus den Missionen auszutauschen. Diese versuchten ihrerseits weitere Zehnergruppen entstehen zu lassen.

1862

Pauline Jaricot stirbt am 9. Januar 1862 in völliger Armut. Während den Unruhen in Lyon anfangs der 1830er Jahre wird Pauline sehr sensibel für das Elend, betet und hilft den Verwundeten. Da sie dabei verstanden hatte, dass die Verbesserung der Arbeitsbedingungen eine notwendige Voraussetzung für die Evangelisierung ist, setzt sie ihr ganzes Vermögen ein und sammelte Geld für den Aufbau einer Modellfabrik. Sie kauft ein Industriegelände  Sie vertraut die Leitung der Fabrik Geschäftsleuten an, die sie allerdings hinters Licht führen und das Unternehmen in den Bankrott treiben.

2022

1922, ein Jahrhundert nach seiner Gründung, wurde das von Pauline inspirierte Werk der Glaubensverkündigung von Pius XI. in den Rang eines päpstlichen Werkes erhoben und sein Sitz nach Rom verlegt.  Im Jahr 1926 lobt derselbe Papst Paulines missionarische Gabe und stellte sein Anliegen für die Seligsprechung vor.

Am 22. Mai 2022 wurde Pauline-Marie Jaricot in Lyon seliggesprochen.

Wer erhält den Pauline-Jaricot-Preis 2024?

Sie kennen Frauen in Afrika, Asien oder Ozeanien, die couragiert tagtäglich ihren Glauben bezeugen und mit ihrem Engagement in Kirche, Politik oder Gesellschaft Grenzen überschreiten? Dann schlagen Sie diese Frau oder auch Frauengruppe für den Pauline-Jaricot-Preis vor. 

 

Mehr lesen

Gemeinsam mit Pauline Jaricot die Welt verändern

„Forum Weltkirche” zu Pauline Jaricot

In Ausgabe 3/22 von Forum Weltkirche wird Leben und Wirken Pauline-Marie Jaricots vorgestellt. Im Interview erklärt missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener die bleibende Strahlkraft und Bedeutung Pauline Jaricots. Das Leben und Wirken der Laienmissionarin wird in dem Artikel „Ein Streichholz entzünden” beschrieben. JETZT BESTELLEN    

Seligsprechung von Pauline Jaricot im Mai 2022

Kardinal Tagle bei der Seligsprechung von Pauline Jaricot. Foto: Friedrich Stark / missio
Kardinal Tagle im Gottesdienst zur Seligsprechung von Pauline Jaricot in Lyon.

Wohin das Auge reichte, Bilder von Pauline – die Messehalle der EurExpo in Lyon war für den feierlichen Gottesdienst geschmückt. Mit über 8.000 Besuchern, 600 Priestern und einem großen Chor entstand eine Atmosphäre für etwas ganz Besonderes: die Seligsprechung von Pauline Jaricot.

Die Seligsprechung am 22. Mai 2022 wurde von Kardinal Luis Tagle von den Philippinen geleitet. Als Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ist er auch für die missio-Werke rund um die Welt zuständig. Bei der Seligsprechung war auch die 13-Jährige Mayline Tran, deren Heilung als Wunder anerkennt wurde, anwesend. Wir haben einige Eindrücke und Bilder von der Seligsprechung zusammengestellt.

Bilder von dem Ereignis aus Lyon

Pauline-Marie Jaricot, Gründerin des französischen Missionswerkes Foto: missio-Archiv
Pauline-Marie Jaricot

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand in Europa eine neue Religiosität, die vor allem von der einfachen Bevölkerung getragen wurde. Diese Bewegung weckte ein neues Interesse am Übernatürlichen, Fremden und Geheimnisvollen. Immer mehr junge Menschen zog es in die Kolonien, und oftmals war der Weg über die Orden und Missionsbewegungen vorgezeichnet.

Seit der Jahrhundertwende entstanden vor allem in Frankreich neue katholische Missionskongregationen und Missionsgesellschaften. 1805 wurde die Kongregation des Heiligsten Herzen Jesu und Mariä gegründet, deren Mitglieder gemeinhin „Picpusväter“ genannt wurden. Diese Missionare wurden in erster Linie mit der Evangelisierung Ozeaniens betraut. Die Organisationsform dieser und weiterer neuer Missionsgesellschaften war charakteristisch für diese Zeit der im Wesentlichen von Laien getragenen religiösen Erneuerung. Denn während sich die Professen der alten Orden durch feierliche Gelübde („vota solemnia“) ewig banden, legten die Mitglieder der Kongregationen und Gesellschaften („societates“) nur einfache Gelübde („vota simplicia“) bzw. Versprechen ab, die kirchenrechtlich eine wesentlich schwächere Bindung besaßen und der Mobilisierung des katholischen Laientums entgegenkamen. Zwischen 1800 und 1914 wurden allein in Europa, zumeist in Frankreich, 29 dieser Kongregationen sowie zwischen 1818 und 1921 246 Missionsvereine und Hilfswerke gegründet.

Die wiederauflebende Missionsarbeit der katholischen Kirche zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in erster Linie von der einfachen Bevölkerung gefördert und getragen. In vielen europäischen Ländern bildeten sich zu dieser Zeit Laienbewegungen, so genannte Missionsvereine oder Missionszirkel, die der finanziellen Unterstützung der Missionare und Missionsgebiete dienten.

Der erste offizielle Missionsverein wurde am 3. Mai 1822 in Frankreich ins Leben gerufen. Die Gründung des Œuvre de la Propagation de la Foi in Lyon ging auf die Aktivitäten von Pauline Jaricot zurück, die als Begründerin dieser Missionsbewegung angesehen wird. Sie sammelte in Arbeiterinnen- und Dienstbotenkreisen für das Séminaire des Missions Etrangères in Paris und die Orientmission.

Das Werk der Glaubensverbreitung in Lyon verdankte Pauline Jaricot seine Struktur, welche Modellcharakter für nahezu alle folgenden Werke in ganz Europa hatte. Pauline Jaricot beschreibt dies in einem Brief.

Der organisatorische Aufbau, den Pauline Jaricot in ihrem Brief beschreibt, wurde in den Statuten des neu gegründeten Werkes der Glaubensverbreitung am 25. Mai 1822 beschlossen und festgeschrieben. Die in den Diözesen gesammelten Gelder und Almosen wurden einem Zentralrat in Lyon übergeben, dessen Aufgabe es war, diese an die Missionen zu verteilen.

Darüber hinaus oblag der Zentrale in Lyon die Pflicht, durch regelmäßige Veröffentlichungen das Interesse an den Missionen unter den Mitgliedern des Œuvre wach zu halten. Letzteres geschah mit den Annales de la Propagation de la Foi, deren erstes Heft noch im Jahre 1822 erschien.

Diese Berichte fanden auch in Deutschland schnell Beachtung, und so gründeten sich zahlreiche Missionskreise, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Gelder nach dem Lyoner Vorbild für die Missionen zu sammeln.

So entstand in Aachen der niederrheinische Missionskreis, an dessen Spitze der Arzt Dr. Heinrich Hahn stand, und in München wurde durch den König Ludwig I. ein Missionskreis ins Leben gerufen. In der Folge entstanden aus diesen Missionskreisen der Franz-Xaverius-Verein in Aachen » und der Ludwig-Missionsverein in München. Aus diesen beiden Gründungen setzt sich das heutige missio in Deutschland » zusammen.