missio - glauben.leben.geben

Menschenrechte sind ein zentrales Thema für die Kirche und gehören ins Herz eines katholischen Hilfswerks wie missio. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren,” besagt die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. In vielen Ländern aber werden diese Rechte mit Füßen getreten. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt den Entrechteten, den Armen und Schwachen dieser Welt. Zur Durchsetzung und Wahrung der Menschenrechte für alle setzt sich missio für die Gleichbehandlung aller Menschen, von Frauen und Männern, und für den gleichen Zugang zu Bildung und Erziehung ein.

Um über die Lage der Menschenrechte in unseren Partnerländern zu informieren, publizieren wir in der Reihe „Menschenrechte” Länderstudien, thematische Studien sowie die Ergebnisse von Fachtagungen. Das Anliegen der „Fachstelle Menschenrechte” ist es, die Kenntnis über die Menschenrechtssituation in den Ländern Afrikas, Asiens und Ozeaniens zu fördern.

Gespräch mit Bürgerkriegsflüchtlingen auf den Philippinen. Foto: Hartmut Schwarzbach / missio

Aktuell | Studie Nr. 80: „Zur Situation von Frauen in Pakistan: Zwangsehen und Zwangskonversionen im Fokus”

Titelblatt der Menschenrechtsstudie 80: „Zur Situation von Frauen in Pakistan. Zwangsehen und Zwangskonversionen im Fokus”

Vor ein paar Monaten erreichten uns erschütternde Nachrichten aus dem Distrikt Faisalabad in Pakistan: Die angebliche Verunglimpfung des Koran durch zwei christliche Brüder, den 28-jährigen Rocky Masih und den 26-jährigen Raja Masih, hatte in den frühen Morgenstunden des 16. August 2023 gewalttätige Übergriffe auf die christliche Gemeinschaft in Jaranwala ausgelöst. Zahlreiche Häuser und Kirchen wurden von einem marodierenden Mob geplündert und niedergebrannt. In einer Eilaktion formulierten wir einen Aufruf an den pakistanischen Innenminister » mit der Forderung, dass die Regierung christliche Gemeinden schützt, die Täter der Angriffe zur Rechenschaft zieht und den beiden aufgrund der Blasphemievorwürfe in Haft sitzenden Brüdern ein faires Gerichtsverfahren sichert.

In einer weiteren missio-Kampagne haben wir uns ein gutes Jahr lang intensiv dem Thema Zwangskonversion und Zwangsehe in Pakistan gewidmet. Mädchen und junge Frauen religiöser Minderheiten – darunter viele Christinnen – geraten in die Hände skrupelloser Verbrecher. Sie werden aus ihren Familien entführt, vergewaltigt, unter Zwang konvertiert und an meist deutlich ältere muslimische Männer verheiratet. Angesichts dieser Situation unterstützt missio ein Weiterbildungsprogramm der Caritas Pakistan in der Diözese Faisalabad, das sich explizit an Mädchen und junge Frauen aus dem ländlichen Raum richtet. Denn unsere pakistanischen Partnerinnen und Partner betonen die zentrale Rolle von Bildung: Wenn Mädchen und Frauen ihre Rechte nicht kennen und unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen leben, laufen sie in besonderer Weise Gefahr, sexuelle Gewalt zu erleiden.

Die Lage der Religionsfreiheit in Pakistan, so zeigen diese beiden Themen, ist weiterhin sehr angespannt. Frauen religiöser Minderheiten sind einer doppelten Diskriminierung ausgesetzt. Sie werden nicht nur wegen ihrer Religionszugehörigkeit, sondern auch wegen ihres Geschlechts in der Gesellschaft massiv benachteiligt und erleben vielfach Gewalt.

Mit der vorliegenden Studie der pakistanischen Sozialanthropologin Madiha Shah legt missio zum Abschluss der Kampagne „Stoppt Zwangsehe!” den Fokus auf die Situation von Frauen in Pakistan. Gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern werden wir auch in Zukunft die Lage der Menschenrechte im Land aufmerksam beobachten und nach Wegen suchen, um Dialog und Frieden zu fördern und insbesondere Frauen und Mädchen zu stärken.

Bibliographische Angaben

Sha, Madiha, Zur Situation von Frauen in Pakistan: Zwangsehen und Zwangskonversionen im Fokus,
hrsg. vom Internationalen Katholischen Missionswerk missio e.V., Menschenrechte 80, Aachen 2023.
ISSN 1618-6222

Studie Nr. 79: „Religion und Gewalt: Fallstudie Demokratische Republik Kongo”

Gemessen an Bodenschätzen wie Gold, Diamanten, Kupfer, Zinn, Kobalt und Coltan gehört die Demokratische Republik Kongo zu den reichsten Ländern Afrikas. Dennoch leben weite Teile der gut 90 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Das riesige Land leidet seit Jahrzehnten unter politischen und wirtschaftlichen Kriegen und Konflikten, bei denen die Interessen der Nachbarländer wie Ruanda und Uganda, aber auch geostrategische Interessen internationaler Akteure wie China, den USA und Russland eine verhängnisvolle Rolle spielen.

Im an wertvollen Mineralien besonders reichen Osten des Landes toben von westlichen Medien nur selten wahrgenommene Kriege. Mehr als 40 verschiedene kriminelle Gruppen – sogenannte Rebellengruppen – kämpfen um Zugriff auf die Bodenschätze, mit denen sie ihren Einfluss erweitern und ihre Gewalttaten auf Kosten der Zivilbevölkerung finanzieren. Insbesondere Frauen sind häufig unvorstellbaren Gräueltaten ausgesetzt.

Welche Rolle spielt die Religion in diesen Szenarien? Die vorliegende Studie, die im Rahmen des von missio aufgelegten Forschungsprojekts zu „Religion und Gewalt“ » in Afrika durchgeführt wurde, geht anhand von mehr als 3.000 Interviews mit engagierten Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen der Frage nach, wie sie das Verhältnis von Religion und Gewalt bewerten. Dabei geht es um ihr Verständnis von Religion, aber auch um die Frage, wie sie bestimmte biblische Texte interpretieren, die in einem direkten Zusammenhang mit Gewaltausübung stehen.

Die Studie ist im Rahmen des missio-Forschungsprojekts „Religion und Gewalt“ entstanden und wurde vom „Observatoire sur les violences et intégrismes religieux en RD Congo“ (OVIRCO) unter der Leitung von Frau Professorin Dr. Josée Ngalula durchgeführt. OVIRCO ist eine an die katholische Universität des Kongo in Kinshasa angegliederte Forschungseinrichtung der Kongolesischen Bischofskonferenz.

Bibliographische Angaben

Ngalula, Josée: Religion und Gewalt: Fallstudie Demokratische Republik Kongo
hrsg. vom Internationalen Katholischen Missionswerk missio e.V., Menschenrechte 79, Aachen 2022.
ISSN 1618-6222
Aus dem Französischen übersetzt von Denise Hänle.

Ihre Ansprechpartnerin

Dr. Katja Voges

Leiterin des Teams „Menschenrechte & Religionsfreiheit”
+49 (0)241 / 75 07 - 366