missio - glauben.leben.geben

missio setzt sich ein für Religionsfreiheit im Sinne des Artikels 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948, des Artikels 18 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (IPbpR) vom 16. Dezember 1966 und der Erklärung Dignitatis humanae des Zweiten Vatikanum über die Religionsfreiheit vom 7. Dezember 1965. Diese hält fest:

„Das Vatikanische Konzil erklärt, dass die menschliche Person das Recht auf religiöse Freiheit hat. Diese Freiheit besteht darin, dass alle Menschen frei sein müssen von jedem Zwang sowohl von Seiten Einzelner wie gesellschaftlicher Gruppen, wie jeglicher menschlichen Gewalt, so dass in religiösen Dingen niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, als einzelner oder in Verbindung mit anderen – innerhalb der gebührenden Grenzen – nach seinem Gewissen zu handeln. Ferner erklärt das Konzil, das Recht auf religiöse Freiheit sei in Wahrheit auf die Würde der menschlichen Person selbst gegründet, so wie sie durch das geoffenbarte Wort Gottes und durch die Vernunft selbst erkannt wird. Dieses Recht der menschlichen Person auf religiöse Freiheit muss in der rechtlichen Ordnung der Gesellschaft so anerkannt werden, dass es zum bürgerlichen Recht wird.“

Dignitatis humanae, 2

In den Länderberichten Religionsfreiheit beantworten Expertinnen und Experten die Frage, wie es in einzelnen Ländern um die Religionsfreiheit bestellt ist. Die Berichte liefern länderspezifische Informationen zur Lage eines bedrohten Menschenrechts – nicht nur für politische Entscheider und zivilgesellschaftliche Organisationen.

Wie stark schränken Regierungen in ihren Ländern die Religionsfreiheit ein?

 
Quelle: Pew Research Center: A Closer Look on How Religious Restrictions Have Risen Around the World, 21. Juni 2019, PDF-Datei (10. November 2020)    .
Für Nordkorea reicht die Datenlage zur Berücksichtigung im Pew-Report nicht aus.

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Aktuell

Länderbericht Religionsfreiheit (60): Burkina Faso

Burkina Faso, im Herzen Westafrikas gelegen, hat eine turbulente politische Geschichte, die durch neun Staatsstreiche seit der formalen Unabhängigkeit im Jahr 1960 geprägt ist. Die Religionsfreiheit sowie der soziale Frieden innerhalb des Landes sind durch die unsichere politische Situation und den Terrorismus bedroht.

Die Terroranschläge seit 2015 haben zu schweren Menschenrechtsverletzungen geführt und viele Todesopfer gefordert. Mittlerweile gibt es mehr als zwei Millionen Binnenvertriebene. Die Aktivitäten der terroristischen Gruppen, die mit Mord, Verschleppungen und Einschränkungen der Freiheitsrechte einhergehen, betreffen zwar vielfach auch Christinnen und Christen, richten sich aber nicht gegen eine bestimmte Religionsgemeinschaft im Land. Sie zielen vielmehr auf die Zerstörung des friedvollen Miteinanders der verschiedenen religiösen Gruppierungen ab.

Burkina Faso hat eine lange Tradition religiöser Vielfalt. Neben dem Islam, der die Mehrheitsreligion stellt, sind das katholische und evangelische Christentum sowie die dortige traditionelle afrikanische Religion im Land vertreten. Letztere besitzt bislang noch keine rechtliche Anerkennung, wird aber als wichtiger Faktor für den Erhalt des Friedens und des sozialen Zusammenhalts angesehen.

Ein friedliches Miteinander der verschiedenen Religionsgemeinschaften ist für die burkinische Bevölkerung ein hoher Wert, der weiterhin geschützt werden soll. In der Verfassung Burkina Fasos ist festgeschrieben, dass sich das Land als laizistischer Staat versteht. Allerdings findet dieses Selbstverständnis kaum Niederschlag in konkreten Gesetzen. Radikale Gruppierungen agieren vermeintlich im Namen der islamischen Religion. Sie versuchen, die Menschen über Propaganda zu mobilisieren, was zu großen Spannungen führt. Dennoch bemüht sich der Staat – gemeinsam mit den Dachverbänden der im Land vertretenen Religionsgemeinschaften – um die Förderung des interreligiösen Dialogs, um weitere Gewalteskalationen zu verhindern.

Die Ursachen des Terrorismus im Land sind komplex. Unwissenheit, Armut und radikale religiöse Diskurse haben einen weitreichenden Einfluss. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen Protest an den sozialen Umständen üben und dies in öffentlichen Reden und Predigten kundtun. Das kann ein fruchtbarer Boden für Radikalisierung und beginnenden Terrorismus sein.

Der vorliegende Bericht stellt die Lage der Religionsfreiheit im Land dar, indem er die Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften untereinander sowie die Rolle der Regierung kritisch analysiert. Der Schwerpunkt liegt auf Aspekten, die den Religionsgemeinschaften soziopolitischen Einfluss verleihen. Wir werden in den kommenden Monaten in unserer Kampagnen- und Informationsarbeit die Situation in Burkina Faso weiter in den Fokus rücken und freuen uns über Ihr Interesse und Engagement.
 

Bibliographische Angaben
Sawadogo, Augustin, Religionsfreiheit: Burkina Faso,
hrsg. vom Internationalen Katholischen Missionswerk missio e.V.
(Länderberichte Religionsfreiheit 60), Aachen 2024
ISSN 2193-4339
missio-Bestell-Nr. 600568    

Länderbericht Religionsfreiheit (59): Ukraine

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat zu massiven Verwerfungen, großem menschlichen Leid und erheblichen Zerstörungen im Land geführt. Ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung befindet sich nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats derzeit auf der Flucht. Zehntausende Tote sind zu beklagen. Es gibt schier endlose Berichte über Massentötungen, sexuelle Gewalt, Folterkammern, Kindesentführungen und Zwangsdeportationen in den besetzten Gebieten. Die Zahl der Kriegsverbrechen und der durch Krieg und Gewalt traumatisierten Menschen in der Ukraine nimmt von Tag zu Tag zu. Angesichts der anhaltenden militärischen Bedrohungslage steht das gesamte Land bis auf Weiteres unter Kriegsrecht.

Ist es angesichts dieser rechtlich schwierigen und äußerst instabilen Situation im Land aktuell überhaupt sinnvoll, einen Länderbericht zur Situation der Religionsfreiheit in der Ukraine herauszugeben? Wir haben uns entschieden, einen solchen Bericht zu veröffentlichen, da Russland das Thema Religionsfreiheit in der Ukraine gezielt für Kriegspropaganda benutzt. Zuvor bestehende Probleme wie die Konkurrenz zwischen den orthodoxen Kirchen wurden durch den Krieg massiv verschärft. In Deutschland gibt es sowohl im politischen als auch im kirchlichen Umfeld hierzu einen großen Informationsbedarf. Auch in unseren Medien werden immer häufiger Fragen zur aktuellen Situation der Presse- und Meinungsfreiheit, aber auch zur Glaubens- und Gewissensfreiheit in der Ukraine gestellt.

Für besondere Aufmerksamkeit sorgt der Umgang der ukrainischen Regierung mit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK), die seit 2022 versucht, sich immer mehr von der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) zu lösen. Die ukrainische Gesellschaft verdächtigt sie allerdings wegen ihrer unklaren rechtlichen Zugehörigkeit zum Moskauer Patriarchat, weiterhin mit der ROK zu kollaborieren und wirft ihr vor, sich nicht wirklich vom russischen Aggressor zu distanzieren. Die Regierung verstärkt daher seit einiger Zeit den Druck auf die UOK: So hat sie ihr die Nutzung des traditionsreichen Kiewer Höhlenklosters entzogen, sogar ein Verbot der UOK ist im Gespräch. In der russischen Kriegspropaganda spielt dieser politische Druck eine wichtige Rolle beim Versuch, den eigenen Angriffskrieg zu legitimieren.

Ziel des Länderberichts ist es, einen umfassenden Einblick in die Situation der Religionsfreiheit in der Ukraine zu geben und dabei sowohl auf die Zeit vor Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 einzugehen als auch jüngste Entwicklungen darzustellen. Dabei geht es uns auch darum, Vorwürfe der russischen Propaganda kritisch zu durchleuchten und insbesondere auf die Situation der Religionen in den von Russland besetzten Gebieten im Osten der Ukraine einzugehen. missio und Renovabis möchten mit dem vorliegenden Länderbericht zu einer Versachlichung der öffentlichen Diskussion beitragen.

Bibliographische Angaben
Elsner, Regina / Fenno, Iryna
Religionsfreiheit: Ukraine, hrsg. vom Internationalen
Katholischen Missionswerk missio e.V. und vom Renovabis e.V.
(Länderberichte Religionsfreiheit 59), Aachen 2023.
ISSN 2193-4339
missio-Bestell-Nr. 600567    

Länderbericht Religionsfreiheit (58): Usbekistan

Usbekistan ist mit rund 35 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Zentralasiens. Im Jahr 2018 sorgte nicht zuletzt die Vereinfachung des Visasystems für einen starken Anstieg der Touristenzahlen. Mit seinem reichen kulturellen und historischen Erbe ist Usbekistan ein attraktives Ziel für Kulturreisende.

Der Anstieg des Tourismus ist Teil einer generellen Öffnung des Landes. Nach dem Tod des Diktators Islom Karimov im Jahr 2016 ordnete der neue Präsident Shavkat Mirziyoyev einen umfassenden Modernisierungs- und Reformkurs an. Seither kommen verstärkt internationale Investoren ins Land und der Kampf gegen Korruption wurde intensiviert. Für die Bürgerinnen und Bürger bedeuten diese Entwicklungen mehr individuelle Freiheiten und weniger Willkür von Seiten des Staates. Nach seiner Wiederwahl im Herbst 2021 versprach Mirziyoyev die Förderung einer freien Zivilgesellschaft.

Angesichts des erklärten Freiheits- und Reformwillens von Präsident Mirziyoyev hat seine Regierung gute Chancen, die menschenrechtliche Situation im Land weiter zu verbessern. Nach wie vor endet die freie Meinung in vielen Fällen da, wo die politische Kritik beginnt. Menschenrechtsorganisationen beklagen immer wieder, dass in Usbekistan trotz Reformen weiter grundlegende Freiheitsrechte verletzt werden.

Auch die Situation der Religions- und Weltanschauungsfreiheit hat sich seit dem Jahr 2016 verbessert, entspricht jedoch nicht internationalen Standards. Die Ursache dafür ist eng mit dem Nation-building-Projekt der politischen Elite des Landes verknüpft, die die Einheit der ethnischen und religiösen Identitäten anstrebt. Zur Umsetzung des Projekts und zur Verbannung „unerwünschter Religionsgemeinschaften“ aus dem öffentlichen Raum hat die Regierung ein komplexes System von Einschränkungen und Kontrollmechanismen ausgearbeitet. Insbesondere Angehörige nicht registrierter und verbotener Religionsgemeinschaften stehen massiv unter Druck. Sie können ihre Religion nicht öffentlich und gemeinschaftlich ausüben. Werden solche Aktivitäten bekannt, drohen Geldstrafen, Schikanen, willkürliche Verhaftungen, Misshandlungen, Folter und Gefängnisstrafen.

Der Länderbericht stellt die Situation der Religionsfreiheit in Usbekistan ausführlich dar. Mit dieser Studie komplettieren missio und Renovabis die gemeinsame Reihe zu den fünf zentralasiatischen Ländern. Es wird auch weiterhin unser Anliegen sein, die Lage der Religionsfreiheit in der Region zu beobachten und über die Entwicklungen zu informieren.

Bibliographische Angaben
Avdar-Kolodzinskaia, Galina
Religionsfreiheit: Usbekistan, hrsg. vom Internationalen
Katholischen Missionswerk missio e.V. und vom Renovabis e.V.
(Länderberichte Religionsfreiheit 58), Aachen 2023.
ISSN 2193-4339
missio-Bestell-Nr. 600566    

Ihre Ansprechpartnerin

Dr. Katja Voges

Leiterin des Teams „Menschenrechte & Religionsfreiheit”
+49 (0)241 / 75 07 - 366