Der Weg zu Frieden und Versöhnung in Niger

Mehr als 300 Personen drängen sich in den Pavillon eines Klosters in Tibiri in Niger. Die Ordensschwestern der „Dienerinnen Christi“ haben zu der Versammlung geladen. Gekommen sind Imane, Dorfvorsteher, Christen und Muslime, Männer und Frauen.

Sie alle möchten die Entwicklung in Niger vorantreiben. Der Sahelstaat bildet das Schlusslicht auf dem Index für menschliche Entwicklung. Neun der rund 22 Millionen Einwohner leben in extremer Armut. Mit Sorge beobachten die Menschen die wachsenden Probleme im Land: die unsichere Ernährungssituation, den Ausbruch der Cholera in der vergangenen Regenzeit und die zunehmende Bedrohung durch islamistische Fundamentalisten. Aus Mali und Tschad dringen IS-Kämpfer nach Niger, überfallen Häuser, entführen Kinder und erpressen Lösegeld.

Die fehlende Sicherheit bringe den Niger aus dem Gleichgewicht, fürchtet auch der Sultan von Tibiri, Abdou Balla Marafa. Er befürwortet deshalb die Arbeit der Schwestern. In den Versammlungen thematisieren die Ordensfrauen alle Themen, die ihrer Ansicht nach den Niger davon abhalten, sich zu entwickeln.

Heute stehen die Themen Beschneidung, Zwangsheirat und Polygamie auf der Tagesordnung - heikle Themen in der patriarchalisch-muslimischen Gesellschaft. Ein Mann meldet sich zu Wort und verweist darauf, dass der Islam der Frau die Rolle in Haus und Familie zuweise, weil sie ungebildet sei. Eine Ordensschwester  widerspricht energisch. Dann wagen auch andere Frauen zu widersprechen.

In einigen Dörfern des Nigers haben die Versammlungen bereits kleine Veränderungen bewirkt. Manche konnte sich eine Ziegenzucht aufbauen, die Menschen leiden weniger Hunger und Zwangsheiraten werden nicht mehr praktiziert. Doch in vielen Dörfern ist noch großer Handlungsbedarf. Deshalb planen die Ordensschwestern dreimal jährlich weitere Bildungsveranstaltungen.