Gelockt werden sie mit der Hoffnung auf ein besseres Leben: Das reiche Land Katar bietet arbeitssuchenden Frauen aus den Philippinen Arbeit als Haushaltshilfe oder Kindermädchen. So wie der 22-jährigen Jeannie Dizon. Über 7000 Kilometer von Katar entfernt wuchs sie im Norden der Philippinen in einer Wellblechhütte auf. Mit 17 Jahren arbeitete sie als Köchin. Der karge Lohn reichte kaum zum Überleben.
Dann tauchte in dem entlegenen Dorf, in dem sie lebte, der Agent einer privaten Arbeitsvermittlung aus der Hauptstadt Manila auf. Für jeden Migranten, den sie vermitteln, kassieren die Agenturen hohe Summen. „Ich unterschrieb einen Arbeitsvertrag für Katar, wo ich als Babysitterin das zweijährige Kind in einer Familie betreuen sollte“, erinnert sich Jeannie.
In Katar angekommen, musste sie sich um sechs Kinder kümmern. „Sogar die älteren Töchter und Söhne gaben mir Befehle.“ Dizon musste waschen, kochen und putzen. Ihre Nächte in einer fensterlosen Abstellkammer waren kurz, weil ihr Arbeitstag oft um vier Uhr morgens begann. Sie arbeitete an sieben Tagen pro Woche jeweils 15 Stunden - für einen Euro pro Arbeitsstunde.
Neben dem Hungerlohn litt die philippinische Hausangestelle auch darunter, wie hilflos und gefangen in dem Anwesen der Reichen sie war. An einem Samstagmorgen war sie gerade im Bad und wusch sich, als die Tür aufging. Der Hausherr stand vor ihr und starrte sie an. Dann griff er ihr fest in den Nacken. „Ich bin in der Falle. Alle sind aus dem Haus“, schoss es der Filipina durch den Kopf. Sie schrie, „wie ich noch nie in meinem Leben geschrien hatte“, stieß ihn zur Seite und stürmte aus dem Bad. „Nur weg von hier. Ich will nur noch nach Hause“, sagte sie, als sie im Büro der philippinischen Arbeitsvermittlung in der katarischen Hauptstadt Doha ankam. Dizon musste auf einem Blatt ihre Ausreise schriftlich begründen. Dann wurde sie gebeten, die folgenden Zeilen zu ergänzen: „Hiermit verpflichte ich mich, niemanden von den Vorfällen zu berichten und keine juristischen Forderungen zu stellen.“ Erst als sie diese Erklärung unterschrieben hatte, durfe sie Katar verlassen.
Hilfe erhalten Frauen wie Jeannie Dizon vom St. John Neumann Migranten-Zentrum in Manila. Der erste Kontakt kommt zumeist über das Internet zustande, wenn bei dem katholischen Mitarbeiter Toby Marvic über Facebook und andere Kanäle Notrufe von Migrantinnen eingehen. Er hat Dizon, die in ihre Wellblechhütte in den Philippinen zurückgekehrt ist, als erster getroffen. Marvic berichtet seiner Kollegin, Schwester Sophia Cinches: „Sie ist schwer traumatisiert, geht kaum aus dem Haus, weint oft und hat Albträume“. Schwester Sophia ist hier als Seelsorgerin gefragt. Die 72-jährige Steyler Missionarin ist eine gute Zuhörerin, vermittelt Gottvertrauen und Zuversicht. „Teilweise sind es mehr als 400 Frauen, die wir pro Jahr betreuen“, berichtet sie.
Einer der Treffpunkte ist der Gottesdienst für die Migrantinnen in Manila. Dann leisten Schwester Sophia und ihr Team Lebenshilfe bei den kleinen und großen Problemen des Alltags, damit die traumatisierten Frauen wieder einen Weg in ihr Leben finden.
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